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sprechen oder andeuten. Wendungen also etwa, wie: Zahn der Zeit; samt und sonders; vor den Rifs treten; Haare lassen müssen; sich aus dem Staube machen; kalt wie Eis; mit Sack und Pack; extremis digitis attingere; Soov Toditizóν; ?; juste milieu; food for powder; Dolce far niente sind keine Sprichwörter; dafs bei dieser Ausscheidung Grenzstreitigkeiten möglich sind, ist zuzugeben, wie z. B. bei: receptui canere; premere pollicem; ad amussim; z diapέroov; wie Schuppen von den Augen fallen; die Worte auf die Goldwage legen; den Krebsgang gehn; die Zähne weisen; ; la grande nation; u. d. m., und die Beurteilung wird davon abhangen, ob die Wendung noch etwa wie eine Redefigur empfunden wird (worüber unten), oder ob sie nur noch einfach als Glied der Rede wirkt.

Die Bedeutung des Sprichworts ist sehr hoch anzuschlagen seine Einwirkung auf Gestaltung und Wahrung der Denkweise; auf die Kultur der Völker ist ungemein weitgreifend, und es bestimmt in stiller Leitung ebenso kräftig und vielfach die öffentliche Meinung, wie die Beurteilung privater Lebensverhältnisse, *) ja selbst die Erwägungen Hochgebildeter. Den Grund für diese Macht findet Quintilian teils in der erprobten Wahrheit des Sprichworts, teils darin, dafs es als Gemeingut jedem einzelnen anzugehören scheint, der es geltend macht. Er sagt (V, 11, 41), wo er von dessen auctoritas" spricht, ea quoque, quae vulgo recepta sunt, hoc ipso, quod incertum auctorem habent, velut omnium fiunt, quale est: ubi amici, ibi opes", et conscientia mille testes", et apud Ciceronem (Cato m. 3, 7): pares autem, ut est in vetere proverbio, cum paribus maxime congregantur: neque enim durassent haec in aeternum, nisi vera omnibus viderentur." Nach Demetrius (de eloc. Sp. Vol. III, p. 297) sind Sprichwörter an sich anmutig, und selbst ihre Häufung gefällt: grou qάgiev лoãɣμά ἐστι παροιμία, ὡς ὁ Σώφρων μέν, Ἐπιάλης, ἔφη, ὁ τὸν πατέρα πνίγων, καὶ ἀλλαχόθι πού φησιν, ἐκ τοῦ ὄνυχος γὰρ τὸν λέοντα ἔγραψεν· τούναν ἔξεσεν· κύμινον ἔσπειρε. καὶ γὰρ δυσὶ παροιμίας καὶ τρισὶν ἐπαλλήλοις χρῆται, ὡς ἐπιπληθύωνται αὐτῷ ai zάoutes. Da bei uns die Verwendung des Sprichworts mehr als bei den Alten den Gegensatz zwischen den litterarisch Gebildeten

*) Quintilian (IV, 5, 16 sq.) untersucht, ob eine doppelte Art der Verteidigung vor Gericht anzuwenden sei. Sichtlich leitet ihn bei seiner Ansicht das Sprichwort: iniquum petendum, ut aequum feras in Verbindung mit dem anderen: non tentanda, quae effici omnino non possint.

und dem Volke erkennen läfst, da eben deswegen auch Natürlichkeit und volkstümlicher Ausdruck bei uns dem Sprichworte vorzugsweise eigen ist, so hat man besonders gegen fremdes Wort und fremde Weisheit dessen nationale Kraft und Eigentümlichkeit betont. So liest man schon bei Schottel (Von der Teutsch. Haubt-Spr. p. 1111): „In den Sprichwörtern oder in den Sprichwörtlichen Redearten stekket der rechte schmak, rechte Kuhr und das eigene der Sprache; Dan ein Sprichwort nimmt seine Ankunft als ein eigenes angebornes Landkind im Lande, wechset und wird gebohren den Landsleuten im Munde, und ist also ein natürlich Klang der Sprache und ein Ausspruch und Schlufs dessen, was als eine Teutsche Landlehre bekant worden. Und kan man bald vernehmen, was ein rechtschaffenes Teutsch Sprichwort, oder ein Teutschgemachtes Sprichwort sey: Dann die Griechischen, Lateinischen oder Frantzösischen Sprichwörter, wan sie verteutschet, werden es keine Teutsche Sprichwörter, ihre Uhrankunft und Geburt ist Ausländisch, wiewol die Meynung als gut zu behalten und im Teutschen nützlich anzuwenden." Mau mufs in dieser patriotischen Auffassung nicht zu weit gehen. Wie schon die Römer viele Sprichwörter den Griechen entlehnten, so zeigt bei uns ,,Fridankes Bescheidenheit", dafs wir sehr früh Sprüche aus dem Alten und Neuen Testament, Sentenzen der Griechen und Römer als Sprichwörter aufgenommen haben. Natürlich sind viele Sprichwörter charakteristisch für die Nationen, welche sie gern gebrauchen; so pafst vornehmlich dem Griechen das undèr ayar, dem Römer: Romanus sedendo vincit, dem Engländer: Thoughts are free, dem Deutschen: Ein Mann, ein Wort; Es ist Hopfen und Malz verloren; Was lange währt, wird gut u. d. m.; aber die gemeinschaftliche Quelle der modernen Kultur, das griechische und römische Altertum, und die entnationalisierende Kraft des Christentums haben, auch abgesehen von dem Verkehr der Völker unter sich, dem Sprichwort statt des ursprünglich lokalen Charakters in hohem Grade einen weltbürgerlichen gegeben. Wie sollten z. B. jene Sprichwörter nicht auch echt deutsch zu nennen sein, wie: Gehorsam ist besser, denn Opfer (1. Sam. 15, 22); Geben ist seliger, denn Nehmen (Ap. G. 20, 35): Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb (2. Kor. 9, 7); Wer Pech angreift, besudelt sich (Sirach 13, 1); Nichts Neues unter der Sonne (Pred. Sal. 1, 9); Des Guten soll man nicht zu viel thun (ib. nach 7, 17); Das Licht unter den Scheffel stellen (Matth. 5, 15); u. d. m.?

Wenn ein Gebildeter Sammlungen unserer Sprichwörter durchliest, wird er finden, dafs ihm über Erwarten viele völlig unbekannt sind, und dafs der Ausdruck der ihm bekannten wenig befestigt ist (gerade bei den deutschen Sprichwörtern sind Varianten sehr häufig), aber auch der Ungebildete hat nur eine beschränkte Zahl von Sprüchen, die, welche in seiner Gegend gewachsen sind, zur Verfügung.

Die ursprünglich hochdeutsch ausgedrückten Sprichwörter werden in der Mehrzahl als der allgemeinen Kultur angehörig zu bezeichnen sein, und eben diese werden sich auch am meisten im Gebrauche der Gebildeten befinden. Wir geben hier einige dieser Art mit Parallelen: ήλιξ ἥλικα τέρπει; pares eum paribus facillime congregantur; Gleich und Gleich gesellt sich gern; Qui se ressemblent, s'assemblent; Every like loves his like. лíxιητоι ἐπίκτητοι quouis τà non; consuetudo altera natura; Gewohnheit ist die andere Natur; l'habitude est une seconde nature; Custom is second nature. -yhavn' siç 49vas; ululas Athenas portare; Eulen nach Athen tragen; porter de l'eau à la rivière, carry coals to Newcastle. ὰ δὲ χεῖρ τὴν χεῖρα νίζει; δός τι, καὶ λάβε τι; manus manum lavat; Eine Hand wäscht die andere; une main lave l'autre; at court one hand washes (will wash) the other. – εἰ καὶ λύκου ἐμνήσθης; lupus in fabula; Wenn man den Wolf nennt, kommt er gerennt; quand on parle du loup, on en voit la queue; to mention the wolf's name, is to see the same. Μελέτη τὸ πᾶν; exercitatio potest omnia; Übung macht den Meister; l'exercice fait le maître: use makes perfectness. SnEvde Boadéos; festina lente: Eile mit Weile; hâte-toi lentement; the more haste, the less speed. Es ist nicht alles Gold, was glänzt; tout ce qui brille n'est pas or; all is not gold that glitters. Ende gut, alles gut; la fin couronne l'oeuvre; all is well that ends well; finis coronat opus. Ein Unglück kommt selten allein; un malheur amène son frère; an evil chance seldom comes alone. So arm als eine Kirchmaus; gueux comme un rat d'église; as poor as a church-mouse. Hunde, die viel bellen, beifsen nicht; chien qui aboie ne mord pas; barkings dogs never bite; canes timidi vehementius latrant. Besser spät als gar nicht; vaut mieux tard que jamais; better late than never. Jeder ist seines Glückes Schmied; chacun est l'artisan de sa fortune; every man is the architect of his own fortune; sui cuique mores fingunt fortunam. Kinder und Narren sagen die Wahrheit; les fous et les enfants disent la vérité; chil

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dren and fools tell truth. Irren ist menschlich; tout mortel est sujet à faillir; to err is human; errare humanum. Aller Anfang ist schwer; il n'y a que le premier pas qui coûte; the beginnings are always hard; omne initium est difficile. Wie der Herr, so der Knecht; tel maître, tel valet; like master, like man: qualis rex, talis grex. -Ein Sperling in der Hand ist besser als zwei auf dem Dache; un tiens vaut mieux que deux tu l'auras (ein dürrer Hab ich ist besser als ein fetter Hätt ich); one bird in the hand is worth two in the bush. Aus den Augen, aus dem Sinn; loin des yeux, loin du coeur; out of sight, out of mind. Eine Schwalbe macht keinen Sommer; une hirondelle ne fait pas le printemps; one swallow makes no summer. Aus der Not eine Tugend machen; il faut faire de nécessité vertu; make a virtue of necessity. Viel Köpfe, viel Sinne; tant de gens, tant de sens (vingt têtes, vingt avis); so many men, so many minds. Gelegenheit macht Diebe; l'occasion fait le larron; opportunity makes a thief. Stille Wasser sind tief; il n'y a pire eau que celle qui dort; still waters have deep bottoms. Rom ist nicht in Einem Tage gebaut; Paris ne s'est pas fait en jour; Rome was not built in one day. Hilf dir selbst, so wird Gott dir helfen; aide-toi, le ciel t'aidera; help thyself, and God will help thee. - Mülsiggang ist aller Laster Anfang; l'oisiveté est mère de tous les vices; Idleness is the root of all evil; otia dant vitia. Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben; il faut attendre au soir pour dire le jour beau; praise a fair day at night; (ohhà μɛražv néket zóλικος καὶ χείλεος ἄκρου; multa cadunt inter calicem supremaque labra). Der Mensch denkt, Gott lenkt; l'homme propose, Dien dispose; man proposes and God disposes. - Die Augen sind gröfser als der Magen; il y a plus grands yeux, que grand-panse; your eyes are bigger than your belly. Bei Nacht sind alle Katzen grau; la nuit tous les chats sont gris; when candles are out, all cats are gray; sublata lucerna nihil interest inter mulieres. Einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins Maul; un cheval donné on ne regarde pas à la bride; you most not look a gift horse in the mouth. Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren: où il n'y a pas de quoi le roi perd son droit; where nothing is to be had, the king must lose his right. Flink zur Arbeit, flink zum Essen; qui mange vite travaille vite; quick at meat, quick at work. Sage mir, mit wem du umgehst, und ich will dir sagen, wer du bist; dis-moi qui tu hantes, et je te dirai qui tu es; tell me whith whom thou goest, and I'll tell thee what thou doest.

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Frisch gewagt ist halb gewonnen; heureux commencement est la moitié de l'oeuvre; well begun is half done; dimidium facti, qui bene coepit, habet. Der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht; tant va la cruche à l'eau, qu'à la fin elle se brise; the pitcher goes so often to the well, that it comes home broken at last. Auf Regen folgt Sonnenschein; après la pluie le beau temps; after rain comes sunshine; post nubila Phoebus. Unkraut verdirbt nicht: mauvaise herbe croit toujours; ill weeds grow apace. Gute Miene zum bösen Spiel machen; faire bonne mine à mauvais jeu; to set a good face on a bad game.

Was die Form der Sprichwörter betrifft, so verweisen wir auf das oben (p. 395 fg.) über die Kunstform der Sinnsprüche Gesagte, speziell in Bezug auf die rhythmische Form des griechischen Sprichworts auf das in der Anmerkung zu p. 400 Angeführte. Es kommen für diese Gattung der Sprachbilder bei den Griechen vorzüglich die Dorier in Betracht. *) Bernhardy (Grundr. d. griech. Litterat. T. I, p. 32) sagt hierüber: „Gewissermafsen die kürzeste Summe des Satzes ist das Sprichwort: die griechischen Parömieen sind prosaisch oder im anapästischen Paroemiacus fleilsig vom Spruchwitz der Dorier geübt und in Umlauf gesetzt worden, worauf schon Epicharmus, einer der sentenziösesten Dichter, Sophron (Demetr. de eloc. 157) und der emsige Leser des Sizilischen Mimographen Platon weisen.“ Natürlich ist bei dem naiven und volkstümlichen Sinnspruch noch weniger von einer festen Form der Darstellung die Rede, als z. B. bei dem kunstmäfsig ausgebildeten Epigramm, aber neben Wahrung der ästhetischen Einheit pflegt das Sprichwort auch durch besonderen, formellen Reiz zu erfreuen und zu fesseln. Erasmus in den „Prolegomen. in suas proverb. chil." bespricht auch: „,quibus ex rebus accedat novitas paroemiae." Abgesehen, dafs der Inhalt an sich durch seiue Neuheit Reiz haben könne, wie z. B. zoozodεíhov

*) Bernhardy (Grundr. d. gr. L. T. I, p. 127: „Kurze gebieterische Sätze taugen vorzugsweise für die Maximen der Dorier („die in abgewogenen rhythmischen Takten den Tonfall eines Verses täuschend hören liefsen“); sie liebten treffenden Spruchwitz und bildlichen Ausdruck, der an rätselhaften Tiefsinn streift, und sie haben mit Glück und naivem Geist vorzugsweise, was in den Kreis des Genrebildes fiel. behandelt, in der plastischen Kunst die Glyptik und das Relief, in der Dichtung das Epigramm mit monumentalem oder thatsächlichem Gehalt." Reiz und Umfang der Erfindung und damit also die eigentliche Poesie stand diesem Stamme ferner.

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