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das materielle Element, woraus das Fleisch Christi gebildet wurde, schon vor seiner Gestaltung, weil zu dem nächst Christus heiligsten Wesen gehörig, eine Heiligs keit, wie sie sonst nirgends sich thatsächlich findet, als nur einigermaßen in der Bildung Evas aus dem Gebeine Adams. A fortiori wird schon allein durch die übernatürliche Erzeugung des Fleisches Christi die Verunreinigung desselben durch die Erbsünde ausgeschlossen. Dagegen ist es eine höchst oberflächliche Auffassung, wenn Scot. von der materia corporis Christi an sich ebenso, wie von der Erde, woraus der erste Adam gebildet worden, deßhalb sowohl jede Heiligkeit wie jede Unheiligkeit ausschließen will, weil dieselbe bloß im Blute der Mutter bestanden habe, und deßhalb nach seiner phyfiologischen Theorie niemals von der Seele Marias informirt gewesen sei.

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§ 231. Der übernatürliche äußere Ursprung Christi oder die wunderbare Geburt Christi vom hl. Geiste aus Maria der Jungfrau.

Literatur: Thom. 3. p. q. 28. a. 2; dazu Greg. Val. und Suarez; Petar. 1. 14. c. 5-6; Franzelin thes. 15; Oswald § 12.

I. Während in der ewigen Zeugung die Geburt des Sohnes Gottes aus dem Vater mit der Zeugung zusammenfällt und es mithin nur eine nativitas in utero Patris gibt: ist in der menschlichen Zeugung Christi aus der Mutter zwar auch eine nativitas in utero gegeben, diese aber naturgemäß nur die Grundlegung der nativitas ex utero, welche auch schlechtbin Geburt genannt wird.

Die übernatürliche Einwirkung auf die Geburt Christi nun, welde die ältere Form des Apostolicum durch das natus est ex Spiritu S. et Maria Virgine ausspricht, bezieht sich allerdings an erster Stelle auf die Grundlegung der Geburt Christi in der Empfängniß oder die nativitas in utero. Nach der konstanten kirchlichen Erklärung ist sie aber auch unmittelbar auf die Geburt ex utero zu beziehen, in dem Sinne, daß diese durch übernatürliche Einwirkung des hl. Geistes so erfolgt sei, daß dabei die körper: liche Integrität der Mutter in keiner Weise verlegt wurde, und daß mithin Maria ebenso jungfräulich geboren, wie jungfräulich empfangen habe.

Gewöhnlich wird diese Eigenthümlichkeit der Geburt Christi nur in Hinsicht auf den der Mutter zu wahrenden Vorzug der Jungfräulichkeit und als das naturgemäße Complement der in der Empfängniß be wahrten Jungfräulichkeit der Mutter bestimmt. Im Sinne des Symbolums aber muß sie zugleich als ein den Ursprung Christi selbst als solchen auszeichnender Vorzug und als naturgemäßes Complement der bei dem ersten Ursprunge Christi betheiligten übernatürlichen Wirksamkeit des hl. Geistes, der Kraft des Allerhöchsten und des durch beide und in beiden wirkenden ewigen Vaters angesehen werden, insofern nämlich, als der ewige Vater selbst, wie er Christus im Schooße der Jungfrau gebildet und belebt und ihn aus sich gezeugt, so auch unmittelbar durch seine Macht dazu mus wirkte, daß Christus in einer seiner Würde und seinem ersten Ursprunge ents sprechenden Weise aus dem Schooße der Jungfrau nach Außen hervortra Die hieraus sich ergebende übernatürliche Form des äußeren Ursprunges Christi besteht darin, daß er aus dem Mutterschooße hervortrat in Gemäßbett seiner ewigen Zeugung als Lumen de Lumine in der Weise eines aus den Schooße der Jungfrau in die Welt ausgegossenen Lichtes; in Gemäßheit seiner

Eigenschaft als Virtus altissimi in der Weise, wie Gott durch eigene Macht die Schranken der Natur ohne Verletzung derselben durchdringt, und in Gemäßheit der Bildung seines Leibes durch den hl. Geist und der Erhebung desselben zum corpus Verbi in der Weise, wie überhaupt die Geister ohne Widerstand durch die Körper hindurchgehen. In diesem Sinne nennen daher die VV. die Geburt Christi ebenso, wie seine Empfängniß, eine wunderbare und übernatürliche, eine himmlische, göttliche und geistliche Geburt.

Das erste und wesentlichste Moment in der übernatürlichen Geburt 576 Christi liegt darin, daß er aus dem Schooße der Mutter utero clauso vel obsignato hervorging, wie er später bei seiner Auferstehung, die gleichsam seine zweite leibliche Geburt darstellt, ex sepulchro clauso et obsignato hervorging. Daran schließt sich von selbst als zweites Moment, daß die Geburt Christi, wie ohne Verletzung der körperlichen Integrität der Mutter durch effractio oder violatio claustri virginalis, so auch ohne allen Schmerz der Mutter stattfand; und weiterhin als drittes Moment, daß diese Geburt weder für die Mutter noch für das Kind von den sogen. sordes nativitatis naturalis begleitet war. Diese beiden Momente ergeben sich von selbst aus dem ersten, haben aber auch noch ihre spe= ziellen aus der Würde der Mutter und des Kindes entnommenen Gründe. Dagegen schließt die Uebernatürlichkeit der Geburt nicht aus, daß dieselbe insoferne auf natürliche Weise erfolgte, als sowohl die Mutter naturali nisu edendi prolem dabei mitwirkte oder vielmehr unter übernatürlichem Beistande die editio prolis selbst vollzog, wie auch in Folge dessen der exitus prolis ex matre in der naturgemäßen Nichtung erfolgte.

Die in der Geburt Christi fortdauernde Virginität Marias, speziell der uterus clausus, 577 ist, was einige neuere TT. nicht genug beachten, strenges Dogma und von jeher als solches im Apostolicum, wie in der Jsaianischen Weissagung (Is. 7, 11) ecce virgo concipiet et parlet filium, ausgesprochen und durch die porta clausa bei Ezech. 44 vorgebildet gefunden worden. Dieß zeigt sich deutlich darin, daß die Läugnung des Sazes von Seiten Jovinian's mit der größten Entschiedenheit kirchlicherseits bekämpft, und der eigentliche Grund dieser Läugnung nicht in Unklarheit der kirchlichen Lehre, sondern gegenüber der höchsten Evidenz derselben nur in dem rationalistischen Widerstreben gegen das in dem Dogma behauptete Wunder gefunden wurde. So schreibt Ambros. (ep. 42. n. 4-5) im Namen des Conc. Mediol. an Papst Siricius: De via perversitatis produntur dicere: virgo concepit, sed non virgo generavit. Potuit ergo virgo concipere, non potuit Virgo generare, cum semper conceptus praecedat, partus sequatur? Sed si doctrinis non creditur sacerdotum, credatur oraculis Christi, credatur monitis Angelorum dicentium, quia non erit impossibile apud Deum omne verbum; credatur symbolo Apostolorum, quod ecclesia Romana semper intemeratum custodit et servat.... Non enim concepturam tantummodo Virginem, sed et parituram Virginem dixit [Isaias]. Quae est autem illa porta sanctuarii, porta illa exterior ad orientem, quae manet clausa et nemo, inquit, pertransibit per eam, nisi solus Deus Israel? Nonne haec porta Maria est, per quam in hunc mundum Redemptor intravit ?.... August. Enchir. c. 34: .... ut crederemus in Dei Patris omnipotentis unicum Filium natum ex Spiritu Sancto et Maria Virgine.... quo si vel nascente corrumperetur ejus integritas, non jam ille de Virgine nasceretur, eumque falso, quod absit, natum de Virgine Maria tota confiteretur Ecclesia, quae, imitans ejus Matrem, quotidie parit ejus membra et virgo est. Und in der That kann sowohl das nasci de Virgine des Apostolicums, wie das Virgo pariet des Propheten nur in sensu composito, wie man zu sagen pflegt, verstanden werden, weil sonst die Combination des Gebärens und

der Jungfräulichkeit ganz sinnlos würde. In der Jsaianischen Stelle ist das um so nethe wendiger, weil der Prophet das Empfangen und Gebären der Jungfrau eben als ein großes Zeichen oder Wunder ankündigt und zugleich im Urtert sich der Participial: construction Ecce virgo pragnans et pariens bedient; der erstere Umstand macht es auch überflüssig, die philologische Frage zu entscheiden, ob der hebr. Ausdruð Haalma nur Jungfrau bedeuten könne. Man kann daher nicht mit Oswald, der diese Schriftitelle ebenso wie die patristische Erklärung des Apostolicum und den energischen Proteût der alten Kirche gegen Jovinian unbeachtet gelassen, sagen, daß die hl. Schrift die Frage unentschieden lasse“.

578 Wenn dagegen Luk. 2, 23 die Darstellung Jesu im Tempel als Erfüllung der II. Mos. 13, 1 gegebenen Vorschrift über omne primogenitum aperiens vulram bezeichnet wird dann ist dieser Wortlaut ebenso wenig zu urgiren, als auf Christus das betm mosaische Gesez strenge Anwendung fand; sonst müßte man auch im vorhergehenden Ferie bei Lukas, wo von der „Erfüllung der Tage der Reinigung Maria's nach dem Geseze Moyses“ die Rede ist, aus dem Wortlaute dieses Gesetzes (III. Mos. 12, 2 mulier suscepto semine) schließen, daß Maria nicht jungfräulich empfangen habe. Im Anschluß an den Wortlaut der von Lukas citirten Gesezesstelle reden zuweilen auch manche VB. von der apertio vulvae bei der Geburt Christi, um die Wahrheit der Geburt und speziell die Erstgeburt zu betonen, in welchem Sinne in der hl. Schrift das aperire vulvam bem claudere vulvam entgegengesezt wird, niemals aber (mit Ausnahme von Tertull. in det berufenen Stelle de carne Christi c. 23), um die effractio vulvae zu bezeichnen; denn dieselben VV., welche jenen Ausdruck gebrauchen, erklären theils beim Gebrauche selbk, theils anderwärts in der nachdrücklichsten Weise, daß bei Maria nicht im gewöhnlichen Sinne von der apertio vulvae die Rede sein könne. Ueberdieß ist dieser leztere Sap so feierlich und reichlich bezeugt, wie wenige (f. Greg. Val. u. Petav. 1. c.); so inébes, in der ep. dogm. Leon. I. ad Flavianum: Conceptus est de Spiritu S. intra uterum matris Virginis, quae ita eum salva virginitate edidit, quemadmodum salva virgine tate concepit, was das Conc. Chalc., welches diesen Brief annahm, in der oratio prosphonetica dahin erklärte: Quomodo Deipara? propter eum, qui ipsi virginitatem etiam post conceptionem largitus est et deidecenter vulvam obsignavit. In can. 3. des Conc. Later. sub Mart. I. wird ausdrücklich definirt: Si quis non confitetur proprie et sec. veritatem Dei Genitricem sanctam semperque virginem immaculatam Mariam, utpote ipsum Deum Verbum . . . . absque semine concepisse ex Spiritu S. et incorruptibiliter genuisse, indissolubili manente etiam post partum ejus virginitate a. s.

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In späterer Zeit hat zwar Ratramnus dem Scheine nach, und wie er damals ren Paschasius Radb. verstanden wurde, im Interesse der Wahrheit der Geburt eine mit der fortdauernden Virginität schwer zu vereinbarende buchstäbliche apertio uteri behauptet. Gr wollte aber nur im Gegensaße zu Anderen, von denen er (wahrscheinlich ebenfalls durch Mijverständniß) glaubte, daß sie einen exitus ex matre non per communem viam annibarea, feststellen, daß der Ausgang Christi, wie unter natürlicher Mitwirkung der Mutter, so auch in der natürlichen Richtung erfolgt sei. Dieß geht namentlich daraus hervor, daý er die Gegner, welche eben, um die violatio uteri zu vermeiden, einen anderen Weg des Audganges annahmen, mit der Bemerkung ad absurdum führt, daß auf jedem anderen Sege ja ebenso eine violatio corporalis integritatis eintreten müsse, wenn eine solche in dem exitus per naturalem viam gefunden werden wolle. (Vgl. Natal. Alex. in saec. IX. diss. 13. § 3.) Wirkliche Gegner hat unsere Lehre auch später nur in den Häretifern gefunden, bes. in den Calvinisten, gegen welche sie von den kath. TT. (z. B. Val. L. c.) als Unterscheidungslehre nachdrücklich vertheidigt wurde.

Nach der Natur der Sache ist die in Nede stehende Form der Geburt Christi ein wahres und zwar sehr erhabenes Wunder, als welches sie denn auch stets geltend gemacht wurde. Als solches wurde dieselbe zur Erleichterung des Glaubens in Parallele gestellt einerseits mit der natürlichen Tur dringung der Körper von Seiten des Lichtes, andererseits mit analogen über: natürlichen Wirkungen, welche die hl. Schrift ausdrücklich berichtet (wa

namentlich der Ausgang des verklärten Christus aus dem Grabe oder sein Durchgang durch die verschlossenen Thüren); beide Gesichtspunkte finden sich vereinigt in der Anwendung des Typus vom brennenden Dornbusche, der im Feuer nicht verbrannte. Zur näheren Bestimmung resp. Erklärung des Wunders hat man zuiveilen angenommen, dasselbe sei bewirkt worden durch eine vorübergehende Anticipation der dem verklärten Leibe eigenen Gabe der Subtilität. Indeß ist diese Gabe an sich (wenigstens nach Thom.), ohne ein spezielles Wunder, zur Compenetration mit anderen Körpern nicht ausreichend und auch nicht nothwendig, eine Anticipation derselben aber in statu humilitatis Christi nur aus den zwingendsten Gründen anzunehmen. Daher muß man sich hier wohl mit dem hl. Thomas darauf beschränken, das Wunder unmittelbar in eine ad hoc vollzogene Wirkung der dem Leibe Christi substanziell einwohnenden göttlichen Macht zu verlegen.

II. Wie die Grundlegung und die Vollendung der leiblichen Geburt 581 Christi unter übernatürlicher Einwirkung des hl. Geistes erfolgte: so muß auch als selbstverständlich angenommen werden, daß in dem Zwischenstadium der gestatio prolis in utero die jungfräuliche Mutter unter einem besonderen Einflusse des hl. Geistes gestanden habe, indem sie in der Hegung und Entwicklung der durch ihn gebildeten proles eben als sein spezielles Organ thätig war, und ihr ganzer mütterlicher Einfluß, wie durch ihn ursprünglich in Bewegung gesezt, so auch durch ihn beständig geleitet und unterstügt wurde. Eine besondere, scharf abgegrenzte wunderbare Wirkung des hl. Geistes in diesem Stadium wird zwar nirgendwo hervorgehoben. Jedenfalls aber wurde durch die Einwirkung des hl. Geistes ebenso vor wie bei dem jungfräulichen puerperium Alles ferne gehalten, was irgendwie zu den dolores oder sordes der natürlichen Mutterschaft gehört.

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