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Hartig 1), weil sie seit zehn Jahren die einschlägigen Fragen in Fluss gebracht haben. Sie haben die Prinzipien festgestellt, nach welchen Normen für die Qualitäten der verschiedenen zu verwendenden Papiere vorgeschrieben werden können. Auf Grund dieser Untersuchungen hat man in Preussen Verfügungen über die im Staatsdienste zum Gebrauch kommenden Papiersorten erlassen, und Dänemark ist dem Beispiele gefolgt. Die hier vorliegenden Fragen müssen wegen ihrer Wichtigkeit, um den Nachkommen Urkunden und Akten unserer Zeit unbeschädigt überliefern zu können, das Interesse der Leser dieser Zeitschrift erregen, und ich bin um so lieber dem Wunsche der Redaktion 2), über den Standpunkt der Fragen zu berichten, nachgekommen, als ich vor kurzer Zeit als Sekretär einer vom kgl. dänischen Kultusministerium (vgl. S. 303) ernannten Kommission Gelegenheit. gehabt habe, mich, soweit es einem Nichttechniker möglich ist, eingehend mit der einschlägigen Literatur zu beschäftigen.

I. Preussen.

In Folge des Gutachtens. einer Kommission, die auf Veranlassung des Generaldirektors der preussischen Staatsarchive ernannt wurde, ist für Untersuchung von Papier und Tinte seit 1. Mai 1884 eine Abtheilung an der mechanisch-technischen Versuchsanstalt zu Charlottenburg unter Leitung des Ingenieurs A. Martens errichtet worden.3) Die Geschäfte dieser Papierprüfungsanstalt wurden durch ein Reglement vom 1. September 18844) geregelt, und Martens

hinter sich lassen". Prof. Hartig erwähnt in der „Papierzeitung“ 1880 S. 205: Die wunderliche und viel verbreitete Ansicht, dass den Mängeln der Akten und Dokumentenpapiere durch Rückkehr zur Handschöpferei abzuhelfen wäre“. Vgl. auch O. Winckler a. a. O. S. 85, Herzberg a. a. O. S. 4-5.

1) Vgl. Hoyer's oben genanntes Buch S. 297. Hartig hat sich begnügt, die Resultate seiner Untersuchungen in der „Papierzeitung" 1879-82 mitzutheilen. Seine Abhandlungen sind in meiner oben genannten Schrift S. 9-10 verzeichnet. Er soll sich auch im „Civilingenieur" über die Fragen geäussert haben; diese Zeitschrift war mir jedoch nicht zugänglich.

2) Anm. d. Herausgebers. Als ich jüngst zu Kopenhagen auf der Kunst- und Gewerbeausstellung eine vom Herrn Kollegen Dr. Secher hergestellte grosse und sehr lehrreiche Sammlung von alten und neuen Papiersorten durchging, ersuchte ich ihn um diese Erläuterung.

3) Vgl. „Vort Papir" S. 9-11, wo die Vorgeschichte dieses Unternehmens ausführlich dargestellt ist.

4) Gedruckt in,,Mittheilungen" 1884 S. 91-92, im „Reichsanzeiger" 1884 und bei Herzberg a. a. O. S. 84-85.

publizirte selbigen Jahres den Aufsatz,,Ueber Einrichtung und die Arbeiten der Abtheilung für Papierprüfung".1) Endlich erschienen Seitens der kgl. Kommission zur Beaufsichtigung der technischen Versuchsanstalten am 5. Juli 1886 die,,Grundsätze für amtliche Papierprüfungen" 2), enthaltend Qualitätsbestimmungen für die Urkunden-, Schreib-, und Konzeptpapiere, welche im amtlichen Gebrauch von den preussischen Behörden zu verwenden sind. Die Papiere werden in doppelter Weise klassifizirt: einmal nach ihrer Festigkeit, zweitens nach ihrer Stoffzusammensetzung.

Nach ihrer Festigkeit werden die Papiersorten in sechs Klassen gestellt. Zur Einreihung in eine Klasse gehört ein Minimum von Eigenschaften in drei Richtungen: Reisslänge, Dehnung, und Widerstand gegen Zerknittern und Reiben. Die Minimumsvorschriften für jede Festigkeitsklasse sind aus folgender Tabelle zu ersehen.

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Der Widerstand eines Papierstreifens gegen Zerreissen ist von seiner Dicke und Breite abhängig; die verschiedenen Papiere können desshalb nicht direkt nach der Kraft (Gewicht), welche zum Zerreissen der respektiven Streifen erforderlich ist, mit einander verglichen werden. Um einen Vergleichungswerth auszufinden,

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2) Der Text findet sich vollständig in Mittheilungen" 1886 S. 89-92, bei Winckler a. a. O. S. 110-114, Abel a. a. O. S. 6-9, Herzberg a. a. O. S. 87-91 etc.

berechnet man darum nach Vorschlag des Professors Hartig die sogenannte Reisslänge 1) des Papiers. Man versteht hierunter „diejenige Länge eines Papierstreifens von beliebiger Breite und Dicke, bei welcher derselbe, an einem Ende aufgehängt gedacht, in Folge seines eigenen Gewichtes am Aufhängepunkt zerreissen würde." 2) Es leuchtet ein, dass Dicke und Breite des Streifens diesen Werth nicht beeinflussen kann. Die Reisslänge wird nun in folgender Weise ausfindig gemacht. Ein genau abgeschnittener Streifen des Papiers (z. B. 180 mm lang und 15 mm breit) wird in einer Maschine ein- und bis zum Zerreissen ausgespannt. Die Maschine gibt die hiezu erforderlich gewesene Kraft (Gewicht) an. Man kennt also das Reissgewicht (B), die ursprüngliche Länge des zerrissenen Streifens (L) und das Gewicht desselben (G), und es fragt sich demnächst: Wie lang (X) ist ein Streifen desselben Papiers von gleicher Breite wie der zerrissene, aber mit dem Gewichte B? Das Verhältniss L/G ist für gleich breite Streifen desselben Papiers ein constantes (die sog. Feinheitsnummer), und wir haben somit die Proportion (,,die Hartig'sche Formel"): X/B Ist B 500 Gramm,

=

L

L/G oder X

B.

=

G

=

=

G = 0,2 Gramm und L 180 mm, wird die Reisslänge X = 4500 m.3) Der in der obigen Tabelle angegebene Werth für Reisslänge ist der Durchschnitt der Werthe für zehn Probestreifen ausgeschnitten je fünf und fünf aus den beiden Richtungen des Papiers.

Die Dehnung oder Bruchdehnung des Papiers wird in gleicher Weise mit dem Durchschnitt aus Versuchen mit zehn Probestreifen angegeben, und ist zu berechnen aus derjenigen Länge, die der zerrissene Streifen im Augenblick des Zerreissens erreicht hatte.

Um den Widerstand des Papiers gegen Zerknittern und Reiben zu untersuchen, muss man sich noch einer Probe aus freier Hand bedienen. Ein halber Bogen wird fest zusammengeballt, dann wieder aufgewickelt, und dieser Prozess einige Male wiederholt, bis das Stück voll kurzer Kniffe ist. Papiere von sehr geringer

1) Diese Benennung ist v. Prof. Reuleaux erdacht, Hoyer a. a. O. S. 25. 2) Herzberg a. a. O. S. 15. Hoyer a. a. S. 25.

3) Herzberg a. a. O. S. 4—16, Hoyer a. a. O. S. 41-52, Winckler a. a. O. S. 117-122, wo alle Einzelheiten und die zu benutzenden Maschinen ausführlich beschrieben sind; vgl. auch Abhandlungen von A. Martens und Herzberg in „Mittheilungen".

Festigkeit erhalten schon während dieses Verfahrens Löcher, und bei solchen Papieren ist der Widerstand als „ausserordentlich gering" zu bezeichnen. Das gekniffte Papier wird dann mit beiden Händen gefasst und tüchtig zwischen den Handballen gerieben, ungefähr so wie die Waschfrauen die Wäsche beim Reinigen behandeln".1) Bei den japanischen Papieren oder solchen, die aus ungekochtem Leinen oder Hanf fabrizirt sind, wird es nur nach sehr langem Reiben gelingen, Löcher hineinzubringen, und bei diesen Papieren kann nunmehr der Widerstand als „ausserordentlich gross" bezeichnet werden. Bei einiger Uebung wird es nicht schwer sein, die dazwischen liegenden Werthe der oben aufgeführten Skala gelegentlich anzubringen. Selbstverständlich kann die in genannter Weise ausgeführte Probe nur einen relativen Werth beanspruchen, ich muss aber durchaus der Meinung von A. Martens 2) und W. Herzberg 3) beipflichten 1), dass diese Probe sehr geeignet ist, sich schnell über die Festigkeitseigenschaften eines Papiers zu orientiren, und dass sie besonders von Werth ist, um die Schwäche der mit Holzschliff oder grosser Menge von Füllstoffen dargestellten Papiere nachzuweisen.

Ein Papier, welches nicht gleichzeitig die in einer Vertikalspalte unter 1 und 2 der Tabelle I aufgeführten Festigkeitszahlen besitzt, gehört in eine tiefere Klasse. Der Regel nach soll auch die Nummer des Widerstandes gegen Zerknittern der unter der entsprechenden Klasse angegebenen Ziffer genügen, jedoch soll dieselbe nicht in allen Fällen unbedingt als ausschlaggebend angesehen werden. Nach der Stoffzusammensetzung können ferner die Papiere in vier Stoffklassen eingetheilt werden:

Tabelle II.

Stoffklassen I bis IV.

Klasse I: Papiere, nur aus Hadern, mit nicht mehr als 2% Asche. (Man ist bei der Festsetzung dieses Aschenmaximums davon ausgegangen, dass Lumpenpapiere ohne Beimengung von Füllstoffen höchstens 2 0% Asche.enthalten würden. In letzterer Zeit ist es jedoch vorgekommen, dass solche Papiere mehr als 2% Asche enthalten haben, vgl. die Berichte in

1) Herzberg a. a. O. S. 24.

2) Mittheilungen“ 1887 S. 5.
3) A. a. O. S. 24.

4) Vort Papir" S. 14, vgl. dagegen Winckler a. a. O. S. 124.

„Papierzeitung" 1888 Nr. 17, 27, 31, mit Herzberg a. a. O. S. 30-31. Es scheint doch zweifelhaft, ob sofort wegen solcher selten, bis jetzt nur ganz lokal (Düren), vorkommenden Fälle Aenderungen in den Papiernormalien vorzunehmen seien, geschweige denn dass diese ,,dringend nothwendig sind. Vgl. auch Martens in ,,Mittheilungen" 1888 S. 105.)

Klasse II: Papiere aus Hadern, mit Zusatz von Holz-, Stroh- oder Esparto-Cellulose, aber frei von Holzschliff, mit nicht mehr

als 5% Asche.

Klasse III: Papiere von beliebiger Zusammensetzung, jedoch ohne Holzschliff, mit weniger als 15% Asche.

Klasse IV: Papiere von beliebiger Stoffzusammensetzung und mit beliebigem Aschengehalt.

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Jedes Papier muss ausserdem leimfest und ohne freie Säure sein. Eine Resolut. vom 18. Maj 18871) hat festgestellt, dass der Zusatz von Surrogaten in Stoff klasse II nicht 25 % übertreffen darf; wohl hat man noch keine zuverlässige Methode, den Surrogatengehalt quantitativ zu bestimmen; in Zweifelsfällen muss darum ein Gutachten Sachverständiger den Ausschlag geben. Der Aschengehalt des Papiers wird in Prozenten seines Gewichtes angegeben; er ist natürlich um so viel grösser, je mehr mineralische Stoffe (Füllstoffe) bei der Fabrikation verwendet werden. Die Zusammensetzung des Papiers wird durch mikroskopische Untersuchung festgestellt.2) Das Vorhandensein von Holzschliff lässt sich sehr leicht durch Betupfen des Papiers mit einer salzsauren Phloroglucinlösung 3) konstatiren; holzschliffhaltige Papiere werden dadurch fast sofort in überraschender Weise roth gefärbt, je kräftiger, je mehr Holzschliff vorhanden ist.

Wie man bemerkt haben will, ist in den beiden Tabellen keine besondere Fabrikationsweise ausbedungen. Es ist den

1) Gedruckt in „Mittheilungen" 1887 S. 61.

2) Anleitung geben die genannten Werke von Herzberg, Hoyer und Winckler; vgl. auch J. Wiesner: „Die mikroskopische Untersuchung des Papiers, mit besonderer Berücksichtigung der ältesten orientalischen und europäischen Papiere." 1888.

3) Genügend ist z. B.: 1 gr Phloroglucin, 69 gr Alkohol und 30 gr Salzsäure. Eine Portion dieses Reagenzes müsste in jedem Archiv und jedem Geschäftsbureau vorräthig sein.

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