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und Ausstattung der Tafeln ist gänzlich tadellos und auf grösste Dauer gerichtet. Das Werk redet wahrlich von Opfern, welche auch der Verleger gebracht hat. Der dritte Theil des Werkes (Tafel 125-145) ist den Siegeldarstellungen gewidmet. Hier ist das Quartformat angenommen zur Vermeidung eines auf Imperial weniger schön sich darbietenden Bildes. Auch waren die Objekte solchem handlicheren Formate nicht entgegen. Ein einziger Blick, den wir uns hier auf diese Tafeln nur gestatten dürfen, lässt erkennen, dass die Daten der Siegel weiter zurückreichen, als die vorhandenen Urkunden, dass aus der Zeit vor dem Jahre 1000 72 Stücke und von einem Papste späterer Zeit allein (1) mehrere Stempel mitgetheilt sind. So führte Innozenz II. in 13 Jahren 12, Cölestin in einem Jahre 4, Eugen III. in 8 Jahren 10 Stempel.

Die Ergebnisse der Pflugk-Harttung'schen Vergleichungsmethode kennzeichnen nicht nur die Unzulänglichkeit der Mittel, mit denen man bisher an die Bestimmung von Urkunden herangetreten ist, sondern sie sind in mancher Beziehung auch geeignet, ein neues Schulwesen in der Diplomenkunde zu begründen. Ohne Frage sind seine Pausirungen das derart vollendetste Werk paläographischer Facsimiles, das seit Mabillon zu Stande gekommen. Nd.

7. Est- und Livländische Brieflade. Vierter Theil. Siegel und Münzen der weltlichen und geistlichen Gebietiger über Liv- Est- und Curland bis 1561 nebst Siegeln einheimischer Geschlechter. Aus dem Nachlasse des Baron Robert v. Toll mit Hinzufügung eines Textes für die Siegel, herausgegeben von Dr. Johs. Sachssendahl. Mit 87 Tafeln. Reval 1887, in Kommission bei Kluge & Ströhm. Das eifrige und liebevolle Streben, das in den jetzt russischen Ostseeprovinzen Männer des Adels und der Wissenschaft vereinigt, um die Geschichte ihres Landes sorgfältig den Thatsachen gemäss auszuprägen, ist wahrlich ein schönes Zeichen von hochherziger Gesinnung, aber auch von der Dauerhaftigkeit dieses deutschen Stammes. Der vor eilf Jahren verstorbene Robert Freiherr v. Toll, Erbherr auf Kuckers in Estland, hatte auf diesem seinem Schlosse ein berühmtes Archiv herangebildet. Keine Mühe und Arbeit, keine Kosten und Reisen liess er sich verdriessen, wenn es galt, werthvoller Schriftstücke habhaft zu werden: so wurde sein Geschlechtsarchiv zuletzt eine Art Landesarchiv. Als er glücklich dieses Ziel erreicht hatte, arbeitete er aus seinem Familienarchiv, dem estländischen Ritterschafts-, dem Revaler Stadtarchiv und andern Sammlungen heraus ein Urkundenbuch der est- und livländischen Landesgeschichte, das er als ersten und zweiten Band einer „est- und livländischen Brieflade" herausgab, ein unschätzbares Werk namentlich für Herkunft, Verzweigung und Leistungen der dort von Alters her ansässigen Adelsfamilien. Damit nicht zufrieden, beschloss er, eine vollständige und zweifellose Chronologie für das Walten der Ordensmeister über Livland, der Erzbischöfe von Riga und der Bischöfe von Reval, Dorpat, Oesel-Wieck und Leal auszuarbeiten, und da ihm diese Aufgabe durch zahllose Betrachtungen und Vergleichungen der Siegel und Münzen wesentlich erleichtert wurde, so war er sofort mit sich darüber im Klaren, sein grosses Geschichts- und Urkundenwerk

durch eine sphragistische und numismatische Abtheilung abzuschliessen. Welche Freude, als er auf einer Reise, die er mit dem ausgezeichneten Geschichtsforscher Professor Schirren im Jahre 1860 nach Stockholm unternahm, im dortigen Reichsarchive das bitter vermisste und viel gesuchte Wenden'sche Ordensarchiv entdeckte! Die Fülle noch unbenützter Urkunden, die sich hier vorfand, wurde nun auf einer Reise nach Berlin, um die Wagner'sche Reliefmaschine für bildliche Siegeldarstellung zu erwerben und das Verfahren mit derselben kennen zu lernen, noch vermehrt im grossen Ordensarchiv zu Königsberg, auf der Threse (thesauraria) in Lübeck und in andern deutschen Archiven. Unausgesetzt mit fast jugendlicher Hast arbeitete nun der Schlossherr zu Kuckers an der wissenschaftlichen Einreihung und Beschreibung seiner Siegel und Münzen, da traf ihn 1866 ein furchtbarer Schlag: er wurde blind. Fast zehn Jahre hoffte der Arme auf Wiederkehr des Sehvermögens, bis der Tod auch die sich stets fortspinnenden Gedanken zur Fortsetzung und Verbesserung des Werkes abschnitt. Geplant in weiten Umrissen, stückweise fertig, stückweise erst in Anfängen, lagen nun seine Schriften und Münz- und Siegeltafeln, die Errungenschaft so vieler Jahre, so unsäglicher Mühen, beisammen. Da entschlossen sich die Söhne, das Werk vollenden und herausgeben zu lassen. Dr. Philipp Schwartz übernahm die Bearbeitung der chronologischen, Dr. Johs. Sachssendahl der sphragistischen und numismatischen Abtheilung; förderlichst wurden sie dabei unterstützt durch den Stadtarchivar Dr. Schiemann in Reval, den estländischen Ritterschaftssekretär Baron Harald v. Toll, den Stadtrath v. Notbeck und andere patriotische Männer. Am meisten Arbeit machten die Siegel. Wachs ist ja kein Pergament: während dieses die Schriftzüge festhält, werden sie in Siegelwachs leicht verwischt und bröcklicht. Für einzelne Siegeltafeln fehlten alle Nachweise. Mehr als zweitausend Siegel mussten in den Originalen an den Urkunden, auch an Gedenksteinen und Fahnen wieder aufgesucht und mit den Abbildungen verglichen, ein jedes heraldisch und nach seiner Angehörigkeit bestimmt, das Ganze mit genauem Personen- Familien- Standes- und Ortsregister ausgestattet werden. Dr. Sachssendahl hat mit persönlicher Aufopferung dies ausgeführt und ein grundlegendes sphragistisches Werk für die Ostseeprovinzen geschaffen, aus welchem auch deutsche Adels- und Fürstenfamilien zu schöpfen haben. Für Archivare insbesondere ist werthvoll seine Hindeutung in der Vorrede, wie die Siegel zu verwenden für die Erkenntniss, ob eine Urkunde gefälscht, oder welches ihr wahres Datum ist. Hat man nämlich durch eine Folgereihe unzweifelhaft ächter Urkunden festgestellt, binnen welcher Zeit ein bestimmter Siegelstempel in einer Kanzlei oder bei einem Herrn im Gebrauche war, so lässt sich, wenn nicht genau dasselbe Siegel an der Urkunde hängt, auf Fälschung, oder wenn die Urkunde nicht datirt ist, auf die Entstehungszeit schliessen.

L.

XV. Kleinere Mittheilungen.

1. Archivaufhellung bringt baldige Frucht. Ueber den berühmten Bischof und Humanisten Johann von Dalberg, den Kanzler der Universität Heidelberg und Mitgründer der rheinischen Gesellschaft, haben Zapf und Wundt im vorigen, Erhard Ullmann Horawitz Janssen Geiger in diesem Jahrhundert schon Vieles geschrieben, ihre Quellen aber flossen nur aus gedruckten Werken. Lieutenant Karl Morneweg in Darmstadt hegte den Gedanken, in den Archiven müsse noch viel mehr über den grössten Humanisten vom Mittelrhein und freigebigen Schirmherrn aller Gelehrten" zu finden sein. Unverdrossen zog er Jahre lang von Archiv zu Archiv, allein soviel er auch suchte in den Archiven zu Darmstadt, München, Speyer, Würzburg, Aschaffenburg, orms, Karlsruhe, Stuttgart und Koblenz, sowie in den Bibliotheken dortselbst nd in Heidelberg und Bonn, das Ergebniss war ziemlich Null. Nur das Dalberger Familienarchiv lieferte über die Jugendzeit Ausbeute. Da übernahm es Professor Boos in Basel, das alte reiche Stadtarchiv zu Worms, das in tiefer Unordnung und Vernachlässigung begraben lag, zu ordnen, und „es ging ihm, wie dem Bergmann, welcher einen seit Alters zugeschütteten Schacht mit zagem Muthe und zweifelhafter Empfindung wieder aufgräbt und der anstatt der gefürchteten Nutzlosigkeit des Unternehmens auf die kostbarsten Adern des Gesteines stösst".1) Hier ergaben sich auch reichliche Nachrichten über Dalberg's Thätigkeit als Landesherr, er war ja Bischof von Worms, und ein noch unbekanntes Tagebuch aus seiner Zeit vom Rathsherrn Reinhardt Noltz leistete die besten Dienste. Darauf, sowie auf den Briefwechsel Dalberg's mit Agricola in einem Stuttgarter und mit Celtis in einem Wiener Kodex gestützt, konnte Morneweg jetzt sein Buch (Heidelberg 1887 bei Winter) verfassen, das über Dalberg und seine Zeit so willkommenes Licht verbreitet.

2. Unsern Mitarbeitern wird es nicht unangenehm sein, über die Wirksamkeit der Archivalischen Zeitschrift, die ihnen und insbesondere ihrer Uebereinstimmung mit dem Herausgeber so vieles Treffliche verdankt, zu vernehmen, was Burkhardt im Vorwort zu der neuen Auflage seines Handbuchs der deutschen Archive darüber sagt: „Es musste nunmehr grösseres Gewicht auf die Veranschaulichung des Inhalts der Archive gelegt werden, wenn sich meine Arbeit fruchtbringender gestalten sollte. Unmöglich konnten die hervorragenden Arbeiten für die Kenntniss deutscher, namentlich bayerischer Archive unausgebeutet bleiben, wie sie in unserm trefflichen Hauptorgan, der

1) Archival. Zeitschrift IX. 107.

Archivalischen Zeitschrift von Fr. v. Löher, vorliegen, der unstreitig das hohe Verdienst gebührt, mit der leidigen Geheimnisskrämerei der früheren Zeit gebrochen zu haben, wo es Gnadensache war, in und mit den Archiven verkehren zu dürfen. Welch ein gewaltiger Fortschritt in der Behandlung der bayerischen Archive zu verzeichnen ist, vermag ich nach eigenen Erinnerungen, die sich an den Besuch dieser Archive vor freilich mehr als dreissig Jahren knüpfen, sehr wohl zu beurtheilen. Es ist überhaupt der denkbar grösste und diesmal von Süddeutschland ausgehende Fortschritt, dass man über sonst so geheimnissvolle Anstalten, wie die Archive, schreiben darf, und die Aufforderung dazu in einem von Bayern staatlich unterstützten Unternehmen liegt. Wie in Bayern, so ist auch anderwärts ein glücklicher Fortschritt zu verzeichnen, der keine Gefahren für die allerdings im Auge zu behaltenden Interessen des Staates in sich schliesst."

3. Im Stadtarchiv zu Arnstadt haben, wie es scheint, die drei archivfeindlichen M, als da sind Motten, Mäuse, Moder, ziemlich viel Freiheit; nicht einmal gegen Feuers- und andere Gefahr soll hinlänglicher Schutz vorhanden sein. So wird uns von Professor Einert in einem anziehenden Schriftchen mitgetheilt, das gerade aus diesem Archive aktentreue und lehrreiche Kulturbilder über „Arnstadt im dreissigjährigen Kriege" bringt. Könnte denn nicht der dort bestehende wissenschaftliche Verein lebhafter auf die Stadtbehörden einwirken, damit den Uebelständen endlich ein Ende gemacht würde? Freilich bewährt sich hier wieder die alte Erfahrung, dass unter allen Archivbesitzern in Städten von mittlerem oder kleinerem Umfang am meisten Fahrlässigkeit in Bezug auf die alten Urkunden und Schriften zu finden, nicht gerade aus Mangel an Bildung, sondern weil die Geringschätzung einmal so herkömmlich.

4. In einem Pfarrhause zu Utrecht befand sich eine grosse Sammlung von alten Akten und Urkunden, von denen der eine Theil das erzbischöfliche Archiv, der andere allerlei mittelalterliche Urkunden in sich begriff. Jenes ist besonders wichtig für die Geschichte der katholischen Kirche in den Niederlanden nach der Reformation und enthält die Korrespondenz verschiedener Häupter der Katholiken. Bereits haben van Heussen und van Rhyn aus diesem Archive „kirchliche Alterthümer" geschöpft. Da es in den Besitz der altkatholischen Gemeinde gekommen, so hat deren Kapitel mit dem Reichsoder Landesarchive in Utrecht im Sommer dieses Jahres eine Uebereinkunft getroffen, nach welcher die ganze Sammlung an den Staat übergeht, das Reichsarchiv aber verpflichtet ist, alle Stücke archivalisch zu ordnen und zu verzeichnen.

5. Eines Archivars Amtsjubiläum ist wohl niemals zahlreicher, herzlicher und fröhlicher gefeiert worden, als im letzten Frühjahr das des Geheimen Archivraths und Universitätsprofessors Dr. Grünhagen in Breslau. Und zwar mit vollem Recht, so wird Jeder sagen, der des verehrten, stets rüstig arbeitenden Mannes redliches und liebenswürdiges Wesen kennt und das grosse Verdienst zu schätzen weiss, das er sich um Ordnung des Archivs, um Erkämpfung eines neuen Gebäudes für dasselbe, um Heranbildung junger archivalischer Kräfte, und um die Geschichte Schlesiens erworben. Am 1. April überreichten ihm zwölf Archivare, die unter seiner Leitung am Staatsarchiv in Breslau thätig gewesen, eine Adresse, geschmückt mit den Photographien der

alten und neuen archivalischen Gebäude, und am folgenden Tage war ein Festmahl, an welchem siebzig Freunde der schlesischen Geschichtsforschung theilnahmen. Die Speisekarte, übertragen in mittelalterliches Deutsch, zeigte Grünhagen's Bildniss mit der Umschrift „,25 Jahr Schlesiens Archivar", ein Festlied war eigens gedichtet und mit historischen Glossen versehen, und zuletzt trat ein „geharnischter Mann des Raths von Breslau" an die Tafel in Panzer und Helm mit dem St. Johannes-Banner, dessen Pagen eine „Newe Czeitung vor die stat Bresslaw" voll Geist und Witz aus dem Jahre 1387 überreichten. Am 8. November dieses Jahres feierte sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum der fürstlich hohenzollern'sche Archivrath Schnell in Sigmaringen, der das dortige Archiv durch seine Forschungsreisen und Sammlungen weit um den zweifachen Bestand vergrösserte, es in einem neuen Lokal aufstellte, dann erschöpfend regestirte und repertorisirte, und noch immer bemüht ist, die Lücken durch Austausch mit benachbarten Staaten zu ergänzen. Die hohenzollern'sche Haus- und Landesgeschichte ist durch Schnell's Schriften bedeutend bereichert, und dabei entwickelte er eine für Kirchen- und Kulturgeschichte fruchtbare literarische Thätigkeit. Sein bekanntestes Werk ist das St. Nikolausbuch, und eine pragmatische Geschichte des Zisterzienserordens, an welcher Schnell arbeitet, würde aller Orten mit Dank begrüsst werden.

L.

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