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Hadu, Sieg, Magan, Ellan, Nand, Ara und viele andere. Die Stammestreue tritt hervor in den Namen mit Hari, Thiod, Liud, Volk, Land, Mark. Den Frauen eigen ist das Bergende, Gesellige und Geschmeidige, daher ihre Namen so häufig mit burg, gard, drud, sind, schwan, lind zusammengesetzt wurden, aber auch mit run, was geheimes Wissen bedeutet. Einfache Namen, wie Karl, Ernst, Perahta, Ida, Ava, Traganta, Wahsanta, gab es sehr wenige: gewöhnlich bestanden die Namen aus zwei Wörtern, das eine war gleichsam das Hauptwort, das andere das erklärende oder verstärkende Beiwort.

Namen, die einmal in einer Familie waren, erbten sich fort, oder man suchte wenigstens durch Ablaut, Lautsteigerung, Stabreim etwas von der Eltern oder Verwandten Namen auf die Kinder zu übertragen und machte z. B. aus Ada eine Uota und Adalhild, aus Wolfhart einen Wolfbrant. Wenn das Kind feierlich im Beisein der Verwandten mit Wasser besprengt wurde, so legte ihm der Grossvater oder älteste Muttersbruder oder der Vater selbst den Namen bei. Das war die feierliche Namensfestigung, nordisch Nafnfesti, mit welcher eine Art Taufgeschenk verbunden war. Dieser Brauch ging aus der Germanenzeit auf die christliche Taufe über. So heisst es in Gottfrieds von Strassburg Tristan":

"

,,Nu daz sin toufaere

Alles Dinges war bereit,
Nach touflicher Gewonheit

Er vrâgete umb daz kindelîn,

Wie sin name solde sîn.

Diu höfsche marschalkin gie dan

Und sprach vil tougendliche ir Man

Und vrâget in, wie er wolde,

Daz man ez nennen solde."

Ein einziger Name genügte dem Germanen, aber er sollte seine Persönlichkeit ausdrücken oder sittlich anregen, gerade wie bei den alten Griechen, deren Namen sich öfter gar leicht in's Altdeutsche übersetzen lassen. Was sind z. B. Diogenes und Deodoulos anderes, als Gottleip und Gottschalk? Der Nikophanes ist ein Sigibert, Nikostratos ein Sigiher, Thrasyboulos ein Kuonrat und Damokles ein Volkmar. Die Römer führten zwei oder drei Namen in's Feld. Gegenüber aber den klang- und gehaltvollen deutschen Personennamen muss es Jedem auffallen, wie jenes Volk, das in Staats- und Geldsachen so fürchterlich gescheidt, in religiösen Dingen so voll Zeremonien, in Kunst und Wissenschaft aber von Hause aus so arm

Archivalische Zeitschrift. XII.

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selig war, das römische nämlich, wie dieses Volk für seine Männer und Geschlechter die Benennungen hernahm von ganz alltäglichen, um nicht zu sagen gemeinen, Dingen, von Erbsen und Bohnen, von Dick und Dünn, von rothem und gelbem Haar. Selbst die Zunamen bei uns wie Schuster und Schneider, oder Meier und Huber, oder Tiefenmoser, Thurmbichler und Thürriegel, oder Pflaum, Pfliegel und Pflummerer haben nicht ganz den Heu- und Rübenduft wie die meisten Römernamen. Wie aber steht es jetzt mit unseren Vornamen? Wunderlich genug. Die Einen führen hebräische, die

Anderen spanische oder italienische oder byzantinische Vornamen. Ausser den vornehmen Geschlechtern haben Wenige am Herkommen der Ahnen festgehalten. Die geringen Reste der kernigen altdeutschen Namen gleichen moosüberwachsenen Denksteinen aus germanischem Alterthum, nur der Kundige entziffert noch ihre Schriftzüge. Unser Volk hat darin einen Schatz verloren, gleich wie Jemand, der für gediegenes Gold und Silber glänzende Schlacken eingetauscht hat. Denn wie wenig denken sich noch die Leute bei Namen wie Max und Therese, Anton und Ursula, Viktor und Stasi! Wer aber weiss noch davon, dass in Beinamen wie Huhn und Hering, Sander und Rettich, Herder und Goethe, Muth und Kraft, Sieg und Friede, Hunger und Kummer verhunzte altdeutsche Namen stecken!

Wie ist das so gekommen? Wann und weshalb geschah es? Eben die wiederholten Aenderungen in den Personennamen zeugen davon, wann und wie uralte häusliche und gesellschaftliche Gewöhnung sich verlor, wie weit und in welchen Formen und Wechseln christliche Lehre in's Volk eindrang, inwiefern Deutschland sich mehr und mehr mit fremden Sitten und Trachten befreundete. Aber die Umlautungen der Personennamen geben wenigstens eine Ahnung, wie Vieles von uralter Sitte und Denkungsart im Namen unverwüstlich fortgedauert hat bis auf den heutigen Tag.

2. Alte Manns- und Frauennamen.

Einen Beitrag zur Klärung der Sache entnehmen wir zunächst der Landschaft, in welcher auf der einen Seite aus Lothringen her die Mosel und auf der anderen Seite aus früher slawischen Gegenden her der Main zum Rheine strömt. Dort fanden romanische und christliche Ansiedelungen und Einflüsse am frühesten gedeihlichen Boden. Etwa drei Stunden nördlich von Wiesbaden liegt das Kloster Bleidenstadt, eines der ältesten in Deutschland: aus diesem

besitzt das Reichsarchiv zu München ein mindestens siebenhundert Jahre altes Pergamentbuch, einen sogenannten Codex catenatus, weil er durch eine Kette am Chorpult befestigt war. Die beiden dicken Holzdeckel des Einbandes waren mit gepresstem Leder überzogen und der vordere ganz, der hintere an den Ecken mit Goldblech berändert, auch das am hinteren Deckel befindliche Schloss der Kette ist vergoldet. Auf dem vorderen befand sich ohne Zweifel ein Bildwerk in Elfenbein geschnitzt und rings umgeben von emaillirter Kupferplatte mit dem bekannten Bilde Christi in der Mandorla und den Brustbildern der Apostel, von denen noch mehrere erhalten sind. Die Pergamentblätter sind durch vielfarbige dünne Säulchen, deren Kopf und Fuss von allerlei Blattwerk und Thierund Menschengestalten gebildet werden, und durch Bogenmalerei oben darüber in drei Spalten eingetheilt, in welchen die Kalendertage, sowie die Namen des Bruderschaftsbuches und des Todtenbuches des Klosters eingetragen sind.1) Viel später sind Urkunden und Notizen über Güter, Reliquien und Begebenheiten in leere Stellen hineingeschrieben. Das Todtenbuch weiset die Mönche und die um das Kloster besonders verdienten Geschenkgeber auf, für welche am Todestage ein Seelenamt statthatte. Das andere Verzeichniss führt dagegen alle Diejenigen an, für deren Seelenheil gleichsam in Bausch und Bogen gebetet wurde. Gewöhnlich auf Grund irgend einer Leistung kaufte man sich schon bei Lebzeiten in eine solche Gebetsbruderschaft ein

Ihr Namensverzeichniss stammt nun im Bleidenstädter Kodex zum grösseren Theil aus der zweiten Hälfte des eilften und aus dem zwölften, zum kleineren Theil aus dem dreizehnten, zum geringsten aus dem vierzehnten Jahrhundert. Es führt gegen 850 Namen auf, ist also so reichhaltig wie selten ein anderes aus jener frühen Zeit. Was ihm aber für unsere Untersuchung besonderen Werth verleiht, sind nicht bloss Namen von Mönchen und Nonnen, sondern in der grössten Mehrzahl von Bauern und Bäuerinnen, wie sie damals in des Klosters Nachbarschaft lebten und mit einem Zins oder Geschenke an dasselbe in die Bruderschaft des Betens für Lebende und Abgestorbene eintraten. Wahrscheinlich sind auch viele darunter, die zu der „Familie des Klosters", d. h. zu seinen Leibeigenen gehörten und irgend eines Verdienstes wegen Aufnahme erhielten. Urkunden,

1) Vergl. Monumenta Blidenstadensia von Corn. Will, Innsbruck 1874.

in welchen Bauern auftreten, sind ja vor dem vierzehnten Jahrhundert verhältnissmässig selten, auch in der folgenden Zeit noch nicht häufig. Erst wo die Saal- und Lagerbücher, die Volks- und Gränzbeschreibungen, und wie die Amtsbücher alle heissen, mehr in Gebrauch kamen, erfahren wir Bauernnamen in Menge. Aber auch dann bilden Mannsnamen die grosse Masse, die Frauen hatten in Rechtsgeschäften wenig zu thun.

Insbesondere eine solche Menge von uralten deutschen Frauennamen jener Zeit aus niederem und mittlerem Stande, wie im Bleidenstädter Kodex, wird sich anderswo selten beisammen finden. Nur aus den beiden ersten von den sechs bis sieben Spalten mögen sie hier und zwar des Beispiels wegen das erste Dutzend mit versuchter Uebersetzung - hergesetzt werden: Huza Sinnige, Dancmut Denkerin, Adelsint Adelsgenossin, Gerhild Speerholde, Hartmut Stolzgesinnte, Demut Volksfreundin, Mehtild Mächtigholde, Kunegunt Muthvolle, Irmindrud Gottvertrauete, Guoda Gute, Kuniza Kühnheitsvolle, Engildrud Engeltraute, - und ferner: Hazecha, Ida, Hadewic, Jutta, Fromut, Libisda, Helica, Irmburc, Bilihild, Mergard, Adelheid, Luozwib, Guda, Hedewig, Berhda, Minna, Otilia, Elwic, Isindrut, Frowicha, Hazecha, Wicmut, Engilwib, Ditleib, Sigeburc, Uodelhilt, Bezecha, Sigela, Reginburc, Hedelint, Froburc, Diutwib, Geba, Gisla, Adeldrut, Hadeburc, Damburc, Diebburc, Sibmund, Edelint, Hildegunt, Sigemut, Walmut, Uota. Wir fügen ferner, nur des Beispiels wegen, eine Reihe Mannsnamen aus Urkunden vom zehnten bis dreizehnten Jahrhundert hinzu, die in unserer Zeit wenig mehr bekannt sind: Albuin (Elbenfreund), Aldeber, Alhart, Amalpert, Bleiker, Botho, Chierno, Contze, Diepold, Ditwin, Eckebrecht, Ego, Egmund, Einerich, Ernfried, Eticho, Gernand, Gerwin, Gert, Gottwalt, Hartfried, Hartmut, Hadolf, Hacilo, Helferich, Henne, Hiltiram, Hunibald, Huniprecht, Hugwalt, Leudolf, Lutz, Mangold, Ortholf, Ortlieb, Oswalt, Pilgram, Richalm, Rotwic, Schweighart, Walrab, Weiprecht, Wigel, Wilbold, Wolfhart.

3. Eindringen und Fallen lassen von Fremdnamen.

Auffällig ist darin der Unterschied zwischen der Merowinger und Karolinger Zeit und der grossen Kaiserepoche. In jener finden sich verhältnissmässig viel mehr Fremdnamen, als in dieser, namentlich bei Personen geistlichen Standes. Vornehmlich im karolingischen Zeitalter gab es ja einen ansehnlichen Theil der vornehmeren Welt,

der sich mit antiker Kultur und Sprachweise gern überschüttet hätte. Damals hörte man gewiss noch viel mehr lateinische und testamentliche Namen, als in den Urkunden und Annalen verzeichnet stehen, deren Gesammtheit ja immer nur eine verhältnissmässig kleine Zahl von schriftlichen Denkmalen aus jener Epoche bildet. Von der sächsischen Kaiserzeit an fangen jene Fremdnamen wieder an seltener zu werden.

Stellt man im Bleidenstädter Kodex eine Auslese der Fremdlinge an, so sind ihrer im Ganzen genommen sehr wenige. Es kommen in der grossen Menge Namen im Verbrüderungsbuch nur 29 und im Todtenbuch der Mönche nur 8 nichtdeutsche vor.

Fragen wir nach der Zeit, wo die letzteren Aufnahme fanden, so bekundet sich durch die Verschiedenheit der Handschriften in unserem Kodex, dass im zwölften Jahrhundert Namen, die nicht ächt deutsch waren, nur erst höchst selten in Deutschland in Brauch gekommen.

Auffallend ist ferner, dass man vor hebräischen Namen Scheu trug, es sei denn, dass sie rühmlich auch im Neuen Testamente standen. An den Namen Maria aber wagte sich noch Keine heran. Namen, die bloss dem Alten Testament angehören, fanden noch nirgends Liebhaber.

Die fremden Namen aber der Männer sind: Johannes, der beliebteste, nach ihm zunächst Nikolaus, beide wurden als Hans und Klaus national, sodann Andreas, Joseph, Philipp, Cyprian, Cristan, Leo. Im Todtenbuch der Mönche sind auch Gobelinus, Jacobus, Tomas, Lamentius, Magonus eingetragen. Die fremden Frauennamen erscheinen zum Theil als klösterliche, nämlich Benedicta, Benigna, Petrissa, Aurelia, Officia, Sapientia, Karissima, - im Volke gebräuchlich dagegen waren Christina, Agnes, Sophia, Justina, Margaretha, Beatrix. Elisabeth kommt schon in der mehr volksgemässen Form als Elsebeth vor.

Entschieden fand das weibliche Geschlecht mehr, als das männliche, Geschmack an den fremden Namen, sie mochten ihm wohl melodischer tönen. Die Frauen sind ja stets erpichter auf ausländische Moden. Bei ihnen fanden, wie das Verbrüderungsbuch des St. Peterstiftes in Salzburg erkennen lässt, die ersten Fremdnamen - und zwar waren es Benedicta, Eufemia, Leona, Laurentia, Beata, Cecilia, Anna, Petarnella, Lilia in Deutschland schon im eilften Jahrhundert Eingang, in jener Zeit, als Abt Sigfrid von Gorze entrüstet

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