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und lange Unterredungen über die Unterscheidungslehren der Katholiken und Protestanten. Der Herzog, der mit so heiligem Ernste in dieser Angelegenheit zu Werke ging, konnte nicht verfehlen, zum Besiß der göttlichen Wahrheit zu gelangen, und die Feffeln des Irrthums, die ihn bisher noch gefangen hielten, siegreich zu sprengen, Wie nahe er schon früher der Erkenntniß der Wahrheit gekommen, mag schon der Umstand bekunden, daß er es vorzüglich war, der seine Nichte, die Prinzessin Elisabeth Christina, Tochter seines jüngern Bruders, des Herzogs Ludwig Rudolph, als Kaiser Joseph I. um ihre Hand für seinen Bruder, den Erzherzog Karl von Oestreich und König von Spanien warb, die katholische Religion anzunehmen bewog. Diese erlauchte, durch Tugend und Regierungsweisheit ausgezeichnete Fürstin, berühmt geworden durch ihre große Tochter, die Kaiferin Maria Theresia, legte den 1. Mai 1707 zu Bamberg in die Hände des Kurfürsten und Erzbischofs von Mainz Lothar Franz Freiherrn von Schönborn,®) der zugleich

®) Der Churfürst und Erzbischof von Mainz drückt sich in folgender Weise über die rührende Bekehrung dieser Prinzessin aus in seinem hierüber eingesandten Schreiben an den hl. Vater, datirt Bamberg den 5. Mai 1707: Alla Santità Vostra sarà prima anche dell' arrivo di queste humilissime righe, pienamente volo qualmente la Principessa Elisabetta Christina Duchessa di Brunsvig et Lüneburg-Wolfenbüttel, stimofata da celesti inspirationi, ad abbracciare la nostra Fede, habbià da buon tempo in qua nudriti costantemente questi santi pensieri, accetato anche da fedeli ed assidue instruttioni nella religione cattolica Romana. Essa Signora Principessa bramosa di effettuare questo buon proposito prese la risoluzione ne suo passaggio per Bamberga verso la Corte di Vienna, ove dall' un' e l'altra Maestà Cesarea come Parente viene desiderata, di far avanti a me in questa Catedralę nella passata domenica in Albis publicamente solennissima professione di Fede cattolica, e di ricevere dalle mie mani la Santissima Communione, con esemplarità, edificatione e lagrime di tenerezze si mei come di tutto il popolo numerosamente concorsovi, e questa mattina nel suo partire, per debito di profondissima veneratione verso la Beatitudine vostra ha voluto confidarmi la qui congionta, a fine d'indrizzarla ai piedi santissimi di Vostra Santità, in contestatione della sua filiale sua ubedienza e sommissione. Di tutto il seguito in quest' occorrenza sarà cura della Maestà Cesarea di farne giongere in breve l'istromento publico ed autentico alla Santita Vostra, con la quale øssequiosissimamente mi rallegro che nel suo Regimine pastorale

Bischof von Bamberg war, öffentlich ihr Glaubensbekenntniß ab,7) schloß alsdann zu Wien den 23. April 1708 durch Vertretung Kaiser Joseph I. die Ehe mit König Karl III. von Spanien, und begab sich von hier sogleich nach Barcelona, wo sie am 1. August dieses Jahres mit ihrem Gemahl, dem nachherigen

habbia questa consolatione, di veder entrata nell' ovile Catolico una pecorella si riguardevole di nascita ed altre virtuose prerogative, degne dell' amore e cura di cosi santo e provido Pastore.

7) Vergleiche hierüber das Glückwünschschreiben des Papstes Klemens XI. an diese erlauchte Prinzessin vom 2. Juli 1707, und desselben Dankz schreiben von dem Erzbischof von Mainz: Clementis XI. P. M. Episæstolet Brevia selectiora. Romæ 1724. T. I. pag. 380. Das Schreiben an die Prinzessin ist folgendes:

Dilecte in Christo filiæ, nobili virgini, Elisabethw
Ducisse Brunswicensi, et Luneburgensi,

CLEMENS PP. XI.

Dilecta in Christo Filia, Nobilis Virgo, salutem etc. Bonum est Nobilitati Tuæ, quod cor suum tradidit ad vigilandum diluculo : quod memor Creatoris sui in diebus juventutis suæ certam, et unicam, qua ad eum tenditur, viam inter offusas tenebras invenire, et ingredi meruit: quod rejectis erroribus, in quibus educata fuerat, catholicam veritatem Dei ope est complexa. Lætare itaque in Domino, lectissima Virgo, et exulta, quod gratum ipsis Angelis spectaculum exhibuisti, cujus aspectu, ne paternam nostram charitatem diu fraudares, literas optatissimi hujus eventus nuncias, easdemque filialis tuæ erga Nos, et Apostolicam Šedem devotionis testes, ad Nos dedisti. Quibus quidem literis perlectis repletum est gaudio cor nostrum, et lingua nostra exultatione, tum sane quia ad tua decora, quorum Nos præstantiam non ignoramus, Romanæ Ecclesiæ non vulgare ornamentum, Te in ejus sinum recepta, accessisse existimamus, tum vero in primis inspecto spirituali tui ipsius bono, cui aliter consuli non posse intelligebamus, nisi Tu cœlesti lumini obsecuta properasses ad amantissimæ Matris ubera, unde lac immaculatum exugeres, ac nisi ultro appetiisses fontes Salvatoris, unde haurires cum gaudio salutem, quæ a cisternis dissipatis, quæ non continent aquas, frustra semper expetitur. Dum vero Deo misericordiarum Patri gratias in humilitate cordis agimus, qui Te tanto suæ gratiæ munere, Nos vero tam præcipuo lætitiæ argumento, donare voluit, eundem inde sinenter rogare proponimus, ut sua in Te dona cumulet atque perficiat, confisi Te vicissim ad ea promerenda omnia pietatis studia præclare posituṛam; cujus boni auspicium esse ¡cupimus Apostolicam Benedictionem, quam Nobilitati Tuæ peramanter impertimur. Datum Romæ etc. die 2 Julii 1707. Pontificatus Nostri Anno Septimo.

Kaiser Karl VI., ihre Vermählung mit außerordentlichem Pompe feierte.

Es ist zu bewundern, mit welcher Umsicht und Weisheit der Herzog beim Uebertritt seiner Nichte zu Werke ging. Um sich nämlich in dieser Angelegenheit gegen jeden Vorwurf seiner protestantischen Unterthanen, als beeinträchtige er die LandesReligion und handle gegen seine Ueberzeugung, zu verwahren, forderte er zunächst die Theologen seiner Staaten auf und namentlich die Profefforen der berühmten Universität zu Helmstädt, die in der Bewahrung und Aufrechthaltung des Lutherthums mit den Universitäten von Wittenberg und Halle wetteiferte, ihm die Frage zu beantworten, ob man auch in der katholischen Kirche selig werden könne. 8) Der größere Theil dieser Theologen entschied sich zu Gunsten dieser sie so tief beschämenden Frage, und thaten dem Herzog in ausführlichen und gelehrten Gutachten dar, daß man allerdings in der katholischen Kirche zum ewigen Seelenheile gelangen könne. Der Herzog ließ sofort das Gutachten des berühmten, sanften und durch seine Gelehrsamkeit wie Hinneigung zur katholischen Kirche bekannten Theologen Johannes Fabricius im Jahre 1706 zu Braunschweig drucken. Diese Schrift führt den Titel: Erörterte Frage Herrn Fabricii, Theologiä Doktor und Professor zu Helmstädt, daß zwischen der Augsburgischen Konfession und Römisch-Katholischen Religion kein sonderlicher Unterschied sei, und daß man bei dieser sowohl, als jener selig werden könne." Noch deutlicher drücken sich die sämmtlichen Theologen von Helmstädt in einem andern Gutachten aus, welches derselbe Fabricius verfaßte und das noch in diesem Jahre unter folgendem Titel gleichfalls zu Braunschweig erschien:,,Declaratio Helmstadiensium Theologorum de discrimine exili Lutheranam inter et Romanam Ecclesiam, transituque ad Romanos ritus non illicito." Hier thun sie nicht allein ausführlich dar, daß man in der katholischen Kirche selig werden könne, sondern erklären auch offen, daß die Protestanten ohne alle Ge

8) Vergleiche Johann Mathias Schröckh, der jedoch über dieses Faktum viele Unrichtigkeiten und mitunter Entstellungen liefert: Christ liche Kirchengeschichte seit der Reformation. Th. 7. S. 80 bis 88. Leipzig 1807.

fahr ihres Seelenheiles ganz ruhig und unbesorgt zur katholischen Kirche übertreten können. In eben dem Sinne äußerte sich der gefeierte Christian Thomasius, Senior der Juristenfas kultät zu Halle, als er vom Herzog in derselben Angelegenheit zu Rathe gezogen wurde, in seinem nachher so berühmt gewordenen Gutachten. Diese offene Erklärung so hochgestellter Theologen und Gelehrten, welche der Protestantismus als seine vorzüglichsten Stüßen verehrte, konnte nicht ermangeln den Zorn der übrigen Theologen des protestantischen Deutschlands hervorzurufen, zumal solche zugleich die schönste Rechtfertigung der Heiligkeit der Lehre der katholischen Kirche, sowie eine feierliche Anerkennung der Unhaltbarkeit des morschen protestantischen Glaubensbekenntnisses enthielt. Als Thomasius später, vom Herzog aufgefordert, sein Gutachten im Drucke erscheinen ließ, sah er sich deßhalb auch genöthigt, um den Ingrimm der lutheris schen Theologen zu besänftigen, diesem die Bemerkung hinzuzufügen: „Daß wenn er auch der Meinung sei, man könne in der katholischen Kirche gar wohl selig wers den, so möchte er doch keinem Lutheraner rathen ka tholisch zu werden, wie auch, nach seinem wenigen Verstande keinem Katholiken, daß er lutherisch wer: den sollte." Man kann in der That über den gewandten Ausweg, den dieser große Jurist in dieser spinösen Angelegenheit zu nehmen wußte, kaum des Lächelns sich enthalten. Es ist ein großes Eingeständniß seitens der Stellvertreter des Protestantismus, und wird es immer bleiben. Der starre Autoritätsglauben der protestantischen Kirche erhielt hierdurch zum ersten Male durch seine eigenen Bekenner eine große Niederlage.

Herzog Anton Ulrich jubelte vor Freude über dieses Geständniß, und sah in ihm die sicherste Rechtfertigung für seine Hinneigung zur katholischen Kirche, sowie die größte Aufmunterung in den Schooß derselben zurückzukehren. „Kann man nun nach dem Geständniß der Theologen meiner eigenen Konfession, so drückte er sich in einer trauten Unterredung mit seinem Freunde, dem Erzbischof und Churfürsten von Mainz aus, in der katholischen Kirche eben so gut als in der protestantischen das ewige Seelenheil erlangen, so habe ich hierin allein Grund genug, ja heilige Verpflichtung, zur katholischen Kirche, welche meine Vorfahren demnach ohne Ursache verlassen haben, wiederum zurück

zukehren." Von Jezt an suchte der Herzog immer mehr und mehr den Umgang mit würdigen Priestern der katholischen Kirche, und unterhielt namentlich einen ununterbrochenen Briefwechsel mit dem eben erwähnten Kirchenfürsten, dessen weiser Leitung er fich sofort ganz anvertraute. Zwei Männer waren es vorzüglich, die auf sein religiöses Gemüth tiefen Eindruck machten, und ihn in Erkenntniß der Wahrheiten der katholischen Religion, die er durch mühsames Selbststudium sich bereits erworben hatte, vers vollkommneten und befestigten. Der Domherr von Hildesheim, Ludolph Wilhelm May, ehemaliger Zögling des Kollegiums der Propaganda zu Rom, und Pater Amadăus Hamilton, aus dem Orden der Theatiner, Sprößling der altgräflichen engländischen Familie dieses Namens. Dieser ausgezeichnete Ordensmann hatte in jener blutigen Verfolgung, welche die katholische Kirche Englands mit dem Sturze der Stuart'schen Familie traf, sein Vaterland verlassen und sich mit seinem Bruder Karl nach Wien geflüchtet, wo dieser in der Folge die ehrenvolle Würde eines geheimen Geschäftsträgers Jakob II. am kaiserlichen Hofe begleitete. Gebildet in den höchsten Kreisen der Gesellschaft, und mit allen Gaben des Geistes wie der Tugend ausgerüstet, ward Amadäus Hamilton im Jahre 1705 vom Kaiser Joseph I. an die Höfe von Braunschweig und Hannover gesendet, um die erwähnte Ehe von Elisabeth Christina mit König Karl III. von Spanien zu Stande zu bringen. Anton Ulrich gewann diesen Pater so lieb, daß er ihn nicht mehr von seiner Seite ließ und ihn nöthigte, bei ihm zu bleiben. In steten Unterredungen mit diesen zwei eben so frommen wie gelehrten Priestern fand sein religiöses Gefühl reichliche Nahrung, und es schwanden auch die lezten wenigen Ueberreste der Vorurtheile, die sich aus seiner frühern Erziehung seiner Annahme des katholischen Glau bens entgegen sehen wollten. Obgleich vollkommen von der kas tholischen Lehre vom Abendmahle überzeugt, so hegte er gleichwohl eine große Sehnsucht, solches wenigstens für eine gewisse Zeit im Anfange unter beiden Gestalten zu empfangen. Doch es währte nicht lange, daß er auch dieses Vorurtheil besiegte, und bald beruhigte sich sein zartes Gewissen über diesen Punkt, der seit vielen Jahren die alleinige Ursache seiner verzögerten Vereinigung mit der Kirche war.

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