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= 3 weite Abteilung a

Anton Ulrich

Herzogs zu Braunschweig und Füneburg

Beweisgründe

aus der

Vernunft

und den

Grundsätzen des Glaubens,

daß die

römisch-katholische Religion allen übrigen Religionen vorzuziehen sei.

Vorwort.

Mehrere Jahre hindurch habe ich nur aus reiner Liebe zur Wahrheit, und angetrieben von der Sorge für mein eigenes Seelenheil, mit allem Fleiße und durch eifriges Forschen gesucht, den wahren und alleinseligmachenden Glauben zu finden, und zwar im vollen Bewußtseyn, daß nur Eine Religion auf Erden die wahre seyn könne. Aus eben diesem Grunde habe ich mit ganz besonderer Aufmerksamkeit abgewogen, welche von den so vielen Religionen ich annehmen sollte.

Zu diesem Ende besuchte ich verschiedene Akademien, durchmusterte ganze Bibliotheken, verglich die neuesten und genauesten Kontrovers-Schriftsteller, berieth mich mit verschiedenen Gelehrten von allerlei Religionen, wohnte ihren öffentlichen Disputationen bei, und legte endlich in häuslichen Unterredungen meine Zweifel sowohl Katholiken als Akatholiken vor, ohne jedoch zum Ziele meiner innigsten Wünsche gekommen zu seyn. Endlich entschloß ich mich, eine bequeme Zeit und einen Ort zu wählen, wo ich fern und frei von Geschäften mit größerem Nußen dem so wichtigen Werke meines ewigen Seelenheiles abwarten könnte; und damit dieses Unternehmen einen glücklichern Ausgang nähme, hielt ich im Voraus für nöthig, folgenden Punkten nachzukommen.

Erstens habe ich aus ganzem Herzen den Beistand des heil. Geistes angerufen, und Gott als den ewigen Vater alles wahren Lichtes gebeten, mich mit dem wahren Glauben zu erleuchten, indem er derjenige ist, der jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kömmt Joh. 1, 9.; zumal der Glaube eine besondere Gabe Gottes ist, wodurch er die Seele erleuchtet, alles das zu glauben, was er uns geoffenbart hat.

Zweitens habe ich mir vorgenommen und mich fest entschlossen, mit Hilfe der göttlichen Gnade jede Sünde zu fliehen, indem ich mich erinnerte, daß in eine gottlose Seele die Weisheit nicht eingeht, und in einem Leib, der Sünden und Lastern dient, nicht wohnet; Weisheit 1, 4. ferner auch, weil ich überzeugt war, daß die meisten Menschen das wahre Licht darum nicht erkennen, weil sie von der Sinnlichkeit abgeführt und geblendet sind. Der thierische Mensch aber sieht nicht ein, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Thorheit, und kann es nicht ver stehen, weil es nur geistiger Weise unterschieden wird. 1 Cor. 1, 14.

Drittens habe ich mich von jeder Parteilichkeit, die von der Abneigung herkam, welche ich gegen die eine oder die andere Religion hatte, ferngehalten. Ich stellte mich mit offenem Gemüthe vor Gott hin, um diese oder jene anzunehmen, welche er mir eingeben würde, ohne häusliches Interesse oder die Furcht irgend eines zeitlichen Verlustes zu berücksichtigen.

Viertens habe ich mich bemühet, alle diese Untersuchungen mit jener Genauigkeit anzustellen, die ich bei meinem Hinscheiden und am Tage des Weltgerichtes beobachtet zu haben wünschte, um über den Vorzug der einen oder der andern Religion Rechens schaft ablegen zu können. Deßhalb beschloß ich, jene ohne weiters zu verlassen, in der ich den geringsten Irrthum entdecken

würde: denn die Kirche ist eine Säule und Grundfeste der Wahr heit. 1 Timoth. 8, 15. Nun kann eine Säule und Grundfeste der Wahrheit nicht auf Irrthümern beruhen, und von solchen unterftüßt seyn, und dem gemäß kann die wahre Kirche nie einen Irrthum in ihrem Glauben dulden. Nebst Erfüllung vorgeseßter Punkte habe ich mir zu größerer Sicherheit noch zwei andere vorgeseßt, nämlich einen allgemeinen Stüßpunkt zu finden, in welchem alle Religionen, weffen Namens sie auch seien, mit Ausnahme jedoch der Atheisten und jener, die Gott nicht kennen, mit einander übereinstimmen, und nachher einige vernünftige und allgemein anerkannte Regeln festzusehen.

Die Glaubensgrundsäge, worin alle chriftlichen Religionen übereinstimmen, find nun folgende:

I. Es gibt nur Einen wahren Gott.

II. Dieser Gott ist das vollkommenste Wesen, das alle Vollkommenheiten in sich vereiniget.

III. Dieser Gott ist in seiner Wesenheit so wahrhaftig, daß er auf keine Weise betrogen werden, noch betrügen, noch falsche Dinge offenbaren, noch sie anders darstellen kann, als sie in der Natur find, indem er sie alle so kennt, wie sie sind, und deßhalb eben so wahrhaft in seiner Erkenntniß, als in seiner Offenbarung ist.

IV. Gott ist allmächtig, denn bei Gott ist alles möglich, Matth. 19. 26., und bei Luk. 1, 37.: denn bei Gott ist kein Ding unmöglich, obschon dieß jede menschliche und englische Vernunft übersteigt.

V. Gott ist treu. Gott ist treu ohne Bosheit, ge recht und billig. Deuter. 37. 4.

VI. Gott ist unwandelbar. Gott ist nicht gleichsam wie ein Mensch, daß er lüge, noch wie eines Menschen

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