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Friedrich August II.

Der fromme Kardinal von Sachsen ließ sich, wie wir oben bemerkten, nichts so sehr angelegen seyn, als die noch übrigen Mitglieder seines erlauchten Hauses von den heiligen und unfehlbaren Glaubenslehren der katholischen Kirche zu überzeugen, und sie in den Schooß derselben zurückzuführen. Dazu forderte ihn auch der Fürst Santa - Croce, Erzbischof von Seleuzien und apostolischer Nunzius in Wien, bei einer vertrauten Unterredung, im Juli 1696 auf,1) und bemerkte dabei: „da ihn der Herr zunächst „zur katholischen Kirche, dann zum Priesterthum und endlich zur „bischöflichen Würde berufen, so sei dieß unstreitig ein Zeichen, daß „er etwas Großes von ihm verlange, und daß er somit verbunden „sei, diesem göttlichen Rufe, der nicht bestimmter seyn könne, nach „Kräften zu entsprechen.“ Der Herr erfüllte die Wünsche dieses

4) S'inoltro poi il detto Principe nel discorso del suo nuovo Stato e posso assicurare l'E. V. d'aver ravisato in Lui sentimenti non solo di perfetto Cattolico, mà d'ottimo Ecclesiastico, essendo disceso a molti particolari, et individuato molti buoni ordini, che pensa di dare nella sua nuova Chiesa, e molte riforme, che và meditando utilissime per far rifiorire in quelle parti la disciplina Ecelesiastica; onde, dopo averlo commendato quanto conveniva, promisi di significare il tutto distintamente a S. Beatitudine et aggiunsi, che sicome il Signore Iddio l'aveva prima chiamato alla Religione Cattolica, poi al Sacerdozio, e per ultimo al Vescovado, era segno evidente, che qualche cosa di grande voleva da Lui, e che Egli era in obligo tale di corrispondere alle divine chiamate, che non può darsi maggiore. Bericht des apostolischen Nunzius zu Wien an den Kardinal - Staatssekretär. Wien 14. Juli 1696.

würdigen Kirchenfürsten, und krönte seine Bemühungen. Seinem Gebete und Feuereifer verdanken wir die glorreiche Vereinigung der churfürstlichen Linie von Sachsen mit der Kirche.

Seit längerer Zeit hatte sich in der churfürstlichen Familie von Sachsen, durch ihre vertraute Verbindung mit der frommen Kaiserfamilie von Desterreich, ein milderer und duldsamerer Sinn für die katholische Religion entwickelt. Der große Churfürft Johann Georg III. (20. Juni 1647 † 12. September 1791), der unzertrennliche Waffengefährte des Kaisers Leopold I., dem er die schönsten Siegespalmen in den Schlachten gegen die Franzosen im deutschen Reiche und gegen die Türken in Ungarn erfochten hatte, und einer der drei unsterblichen Heroen von Wien (September 1683) hatte viele Neigung zur katholischen Kirche, und eröffnete ein Jahr vor seinem Tode, der ihn im Feldlager vor Tübingen am 12. September 1691 erreichte, in einem schönen. und rührenden Briefe dem Kaiser den Entschluß, nicht allein die katholische Religion anzunehmen, sondern auch seinen katholischen Unterthanen die freie Ausübung derselben zu gestatten. 2) Doch das plögliche Hinscheiden verhinderte diesen ausgezeichneten Fürsten an der Ausführung dieses heiligen Werkes. Das Glück, das dem Vater nicht zu Theil wurde, war seinem großen Sohne und würdigen Erben seiner Tugenden und Waffenthaten vorbehalten.

2) Dopo essersi qui trattenuto, da che fece ritorno dalla campagna, più per divertimento, che per negozio, il Signore Elettore di Sassonia, partito finalmente in questa settimana per Dresda. Prima di partire è da osservarsi l'aver egli mostrato precisa curiosità di veder una lettera, con cui l'Elettore suo Padre scrisse all' Imperatore, un anno prima di morire, che aveva ottima disposizione d'abbracciare la Fede Cattolica, e di permettere ai suoi sudditi il libro esercizio di essa, e tanto nell' uno, quanto nell' altro particolare, prendera quasi impegno con S. M. per l'esecuzione; onde conservandosi questa lettera dall' Imperatore con ogni riguardo, ordinò subito che dal Sig. Camerier Maggiore, colla presenza del Sig. Co. d'Harrach Li fosse mostrata, come segui con gran sodisfazione di S. A. E. che subito riconobbe il carattere paterno, et il sigillo; Lasciando questo successo quei Signori in speranza che la medesima lettera avesse fatto dell' impressione nell' animo dell' Elettore, e che potesse riflettere meglior in appresso alle buone risoluzioni meditate dal Padre, e forse prevenute dalla morte. Desselben Bericht an den erwähnten Kardinal. Wien 24. November 1696.

Friedrich August folgte seinem Bruder Johann Georg IV. (18. Oktober 1668, seit 1691 Churfürst, † 27. April 1694), der ohne Kinder starb, in der Regierung der sächsischen Erblande, und trat frühzeitig, wie sein Vater, in österreichische Dienste. Sein Muth, seine Kühnheit und sein Unternehmungsgeist, sowie sein strategisches Talent, das er mit den unsterblichen Kriegern, Herzog Franz von Lothringen, Prinz Eugen von Savoyen und Feldmarschall Caprara, die anter seinen Fahnen fochten, in den legten Türkenkriegen auf die glänzendste Weise entwickelte, hatten ihm einen großen Ruhm erworben. Während seinem Aufenthalt am kaiserlichen Hofe, und mehr noch in Ungarn, hatte er öfters Gelegenheit gehabt, mit den ausgezeichnetsten Bischöfen und Prälaten der katholischen Kirche in nähere Berührung zu kommen, und in ihrem Umgange sich von den ungerechten Vorurtheilen gegen den katholischen Glauben, die ihm in seiner Jugend eingeflößt worden waren, zu überzeugen. Einen größern Einfluß übte auf sein religiöses Gemüth sein Verwandter, der fromme Bischof von Raab, Christian August Herzog von SachsenZeiß, der seit seiner Zurüäkehr zur Kirche stets am kaiserlichen Hofe zu Wien verweilte. Im Sommer des Jahres 1696 kehrte er mit Urlaub aus dem Feldlager von Ungarn nach der Kaiserstadt zurück, um sich auf einige Wochen in seine Erbstaaten zu begeben, und hatte da mehrere geheime Unterredungen mit dem erwähnten Prälaten, äußerte auch schon jezt den Wunsch den katholischen Glauben anzunehmen; doch dringende Regierungsangelegenheiten seiner Staaten nöthigten ihn seine Rückkehr nach Sachsen zu beschleunigen, und die Ausführung dieses heiligen Werkes einem ruhigern und glücklichern Zeitpunkte vorzubehalten. Der Kaiser wurde durch den Bischof von Raab von den günstigen Gesinnungen des Churfürsten für die katholische Kirche unterrichtet, lud ihn vor seiner Abreise zu sich, und zeigte ihm in Gegenwart seines Kammerherrn, des Grafen Harrach, den bereits erwähnten Brief, den sein Vater ein Jahr vor seinem Tode an ihn geschrieben, und in welchem er ihm seinen Entschluß, den katholischen Glauben anzunehmen, angezeigt hatte. Der Churfürst erkannte sogleich Siegel und Unterschrift seines Vaters, und war hierüber nicht wenig erfreut. Der fromme Bischof von Raab ließ nun den Churfürsten nicht mehr aus den Augen, und folgte ihm, wenn gleich auf anderm Wege und unter dem Vor

wande seine Familie zu besuchen, auf der Reise nach. Beide trafen in Dresden zusammen,) wo er nicht allein von ihm, sondern auch von der ganzen churfürstlichen Familie mit den Zeichen der größten Liebe und Verehrung empfangen wurde. Auch hier hatte er mehrere Unterredungen mit ihm, und bestärkte ihn immer mehr und mehr in den Wahrheiten der katholischen Religion. Dieselbe günstige Aufnahme erhielt der Bischof im Schooße seiner eigenen Familie und seiner Verwandten. Niemand nahm an seiner Zurückkehr zur alten Mutterkirche Anstoß; alle verehrten in ihm die Heiligkeit seiner hohen Würde, und drückten ihm hierüber ihre Freude aus.

Der Churfürst traf gegen Ende dieses Jahres schon wiederum in Wien ein, und brachte seine Zeit theils im Feldlager in Ungarn, theils in der Kaiserstadt zu. Auch der Bischof von Raab war ihm einige Wochen früher nach Wien vorangeeilt. Der Churfürst benußte seinen Aufenthalt in Wien ausschließlich dazu, sich unter der Leitung seines Vetters, des Bischofs, immer mehr und mehr in den Grundwahrheiten des katholischen Glaubens zu unterrichten, und hatte zu diesem Zwecke, und zwar gewöhnlich zur Nachtszeit, häufige Unterredungen mit ihm, die oft drei und mehrere Stunden dauerten. Alles ging in größter Stille vor sich. Er machte wunderbare Fortschritte in der Erkenntniß der

3) Il zelo, che dimostra questo, non men pio, che prudente Signore è il medesimo, che ben ravviso in Lui S. Beatitudine nel soggiorno fatto costâ ; e potendosi credere, ch' egli sia sempre per crescere nella virtù, spero grandemente che la sua presenza in questa Corte per la vicinanza della sua Chiesa, et per l'urgenza della medesima, che lo costringeranno a dimorarvi ben spesso, non solo servirà di norma agli altri Ecclesiastici, mà potrà essere anco di giovamento agli interessi della Sede Apostolica, per il credito, che gode appresso S. M. C. e molti dei Ministri, che nella di Lui elevata condizione apprezano, quanto si deve, la candidezza dei suoi costumi. Il detto Signore Duca m'hà soggiunto, che nell' essere ora passato dalla Sassonia, per rivedere i suoi Parenti, è stato accolto dai medesimi con particolar tenerezza, senza essersi mostrata da Loro la minima displicenza, ch' Egli non solo sia Cattolico, mà Vescovo frà Cattolici, e che, essendosi incontrato nel viaggio col medesimo Signore Elettore, che se ne ritorna a Dresda, come avvisai, hà ricevuto da Lui ogni dimostrazione più distinta d'amore, e di stima. Deffelben Bericht an den Kardinal - Staatssekretär. Wien 1. Dezember 1696.

Glaubenslehren der katholischen Kirche, und legte muthig und siegreich einen Irrthum nach dem andern ab. Zwei Punkte waren es vorzüglich, die seinen Geist in Anspruch nahmen: der Empfang des Kelches beim heil. Abendmahl und die Verehrung und Anrufung der Heiligen. Doch bald hob der fromme Bischof auch diese Vorurtheile, die im Gemüthe der Protestanten bekanntlich tiefe Wurzeln geschlagen haben, und ihnen nur mit vieler Mühe und Umsicht benommen werden können. Die Sehnsucht des erlauchten Churfürsten, sich mit der katholischen Kirche zu vereinen, wuchs nun von Tag zu Tag, und gern würde er dieses heilige Vorhaben schon früher ausgeführt haben, hätte ihn nicht fein Lehrer, der würdige Prälat, in der weisen Schule der Prüfung zu diesem Glücke führen wollen. Während dieser ihn zu verschiedenen Malen gleichsam mit Ungeduld um den heiligen Augenblick anflehte, wo er in seine Hände den Irrthümern seiner Irrlehre entsagen und das Glaubensbekenntniß der katholischen Kirche ablegen könnte, richtete er an ihn stets wahrhaft ergreifende Worte, theils um die Aufrichtigkeit seiner Gesinnungen zu prüfen, theils auch, um ihn desto mehr von der Heiligkeit und Wichtigkeit dieses Schrittes zu überzeugen. „Wolle Eure Durch„laucht," so redete er ihn öfters an, „die katholische Religion ja ,,in keiner andern Gesinnung annehmen, als um in ihr standhaft „zu leben und zu sterben; es sei demnach Ihre erste und einzige Sorge, die Geseze dieses Glaubens treu und redlich zu beob „achten, und alle Gefahren, das ewige Seelenheil zu verlieren, fleißig zu vermeiden. Möge Sie bei der Annahme der katho„lischen Religion kein irdischer Zweck, sondern allein die Sehn„sucht nach dem Seelenheile leiten!" "Fern," entgegnete jener dem frommen Bischofe, „seien von mir alle menschlichen Absichten; „mich beschäftiget hierbei nur die Erlangung der glückseligen "Ewigkeit; wegen ihr allein will ich den katholischen Glauben „annehmen, und ich bin bereit, diesen Glauben standhaft zu „bekennen; von ihm sollen mich weder Drohungen noch der Ver„luft aller meiner weltlichen Habe abbringen; kein Opfer wird „mir zu theuer seyn, um ihn zu erringen."

Ausgerüstet mit so edeln Gesinnungen, legte nun der Churfürst insgeheim in der schönen Kapelle der heil. Jungfrau von Loreto, auf dem kaiserlichen Luftschloß zu Baden, unweit Wien, den ersten Juni 1697, am Feste der allerheiligsten Dreifaltigkeit,

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