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wohl am besten ist, den Antichrist selbst 1). Alle diese Differenzen sind nicht erheblich; denn die genannten Theologen verstehen doch übereinstimmend unter Gog und Magog die Gesammtmacht des Antichrist 2). Noch sei bemerkt, daß die Chiliasten die Verfolgung durch den Antichristen dem tausendjährigen Reiche vorausgehen, die Verfolgung durch Gog und Magog aber nachfolgen lassen 3). Diese Ansicht steht und fällt mit der chiliastischen Idee überhaupt; die antichristliche Verfolgung ist jedenfalls die lezte, nach ihr steht das Ende unmittelbar bevor. Auch Döllinger läßt Gog und Magog, d. H. entfernte, heidnische Völker, erst später, nachdem der Antichrist längst unschädlich gemacht ist, gegen die Kirche durch Satan gehezt werden 4); so anscheinend auch Kaulen 5).

Gemäß der Schilderung des h. Johannes sollen die Wasser des Euphrat austrocknen, damit bereit werde der Weg für die Könige aus dem Morgenland 6). Diese Stelle, die wohl ohne Zweifel zu Gog und Magog in Beziehung steht, wird ebenfalls verschiedentlich gedeutet. Manche Erklärer nehmen ein eigentliches Wunder an, zu dem Ende gewirkt, um speciell den oftasiatischen Völkern den Weg zu ebnen. So Malvenda im Anschluß an Andreas und Arethas, Ribera und Viegas 7). Am besten aber verstehen wir wohl, den Sinn erweiternd, das Austrocknen des genannten Flusses sinnbildlich. Wie Gott auf kurze Zeit den Satan losgebunden werden läßt, so legt er auch den verführten Völkern kein Hinderniß in den Weg, sondern läßt ihrer Verfolgungswuth gegen die Kirche eine Zeit lang freien und ungestörten Verlauf./

1) z. B. Lhranus; dahin neigen auch Bellarmin und Cornelius a Lapide; in unsern Tagen Rohling (Daniel S. 336) und Exspectans S. 119. Komisch ist, daß einige Schriftsteller auch die Teufel im antichristlichen Heere satteln und reiten laffen. Rohling (Antichrist S. 67) schreibt: „Gelehrte Erklärer erinnern, daß der Antichrist nach Daniels Andeutung der lette Nachfolger Muhammeds sein werde, von dem es Offb. 6, 8 heißt, daß die Hölle ihm folgte. Dies deute an, daß buchstäblich Dämonen als Reiterschaaren für den Menschen der Sünde streiten dürften. Diese Erklärung scheint richtig zu sein.“.

2) Vgl. zum Ganzen Bellarmin c. 17 und Malvenda a. a. D.

3) z. B. Lactantius, in neuerer Zeit Bisping und Waller.

4) Christenthum und Kirche. S. 278.

5) Kirchenlexicon. I. S. 1019.

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Der Zug Gog's und Magog's gegen die Kirche besagt also dem Gesagten zufolge keinen eigentlichen militärischen Feldzug antichristlicher Heeresmassen gegen ein christliches Heer. Denn weil die ganze Welt, wie oben gezeigt wurde, politisch durch den Antichrist getnechtet ist, so würde die Concentration einer größern christlichen Truppenmacht nicht einmal möglich sein. Wie in den ersten christlichen Jahrhunderten das christliche Volk gegen seine Tyrannen und Henker nicht zu den Waffen griff, sondern dadurch kämpfte und siegte, daß es, so lange es Gott gefiel, starkmüthig litt und duldete, so wird es auch am Ende sein1). Nur bei ganz vereinzelten Schriftstellern, 3. B. in neuerer Zeit bei dem französischen Abbé Moglia, einem Chiliasten, findet sich die wunderliche Vorstellung, daß Christus an der Spize der Seinigen gegen Gog und Magog blutige Schlachten schlagen werde 2). /

Schluß.

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§. 6.

Dauer der antichristlichen Herrschaft und
Sturz des Gottesfeindes.

1. Wann der Antichrist erscheinen wird, sagt uns die Offenbarung nicht; wie lange er aber, einmal an die Spitze seines gottlosen Reiches getreten, Herrschaft und Scepter führen wird, wird uns ganz deutlich und genau gesagt. Daß diese Zeit eine verhältnißmäßig kurze sein wird, gibt der h. Johannes zu verstehen: „Und nach diesem (den tausend Jahren) muß er (der Drache) losgelaffen werden auf geringe Zeit3)." Daffelbe deutet der Erlöser mit den Worten an, daß die Tage der Trübsal um der Auserwählten willen werden abgekürzt werden 4). Die Angaben der h. Schrift lauten aber noch

1) Der h. Augustin bemerkt zu Offb. 20, 7: Non utique ad unum locum venisse vel venturi esse significati sunt (Gog et Magog), quasi aliquo uno loco futura sint castra sanctorum et dilecta civitas, cum haec non sit nisi Christi ecclesia toto terrarum orbe diffusa; ac per hoc ubicumque tunc erit, quae in omnibus gentibus erit, quod significatum est nomine latitudinis terrae, ibi erunt castra sanctorum, ibi erit dilecta Deo civitas eius, ibi ab omnibus inimicis suis, quia et ipsi in omnibus gentibus cum illa erunt, persecutionis illius immanitate cingetur, hoc est, in angustias tribulationis arctabitur, urgebitur, concludetur, nec militiam suam deseret, quae vocabulo est appellata castrorum. de civ. 1. 20. c. 11.

2) Vgl. Etudes religieuses. 1868. II. S. 573 ff.
3) Dffb. 20, 3. 4) Matth. 24, 22./

genauer, denn sie bestimmt die Dauer der Alleinherrschaft des Antichrist genau auf 311⁄2 Jahre. Laut dem Propheten Daniel nämlich wird das kleine Horn „eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit" die Herrschaft führen 1). Zu dieser Stelle bemerkt Rohling: „Der Plural Zeiten steht im Chaldäischen oft zur Bezeichnung des Gepaarten und kann hier zwischen einer ganzen und einer halben Zeit nur als einfache Mehrheit gleich zwei gemeint sein 2).“ Daß unter diesen Zeiten aber gerade Jahre verstanden werden müssen, folgt, abgesehen von der constanten traditionellen Deutung, aus den fernern Angaben unseres Propheten, sowie der Apocalypse 3). Der erstere bemerkt nämlich: Und von der Zeit, daß das beständige Opfer abgeschafft wird, um aufzustellen den Verwüstungsfrevel, sind 1290 Tage. Heil dem, der da harret und erreicht 1335 Tage 4)!" Daß aber die ganze Darstellung von c. 11, 21 bis c. 12, 13 nicht bloß auf die Drangsale sich beziehen, welche Antiochus Epiphanes über das Volk Gottes brachte, sondern gleichzeitig wenigstens eine Mitbeziehung auf die antichriftliche Verfolgung einschließe, wird wohl von allen katholischen Theologen und Exegeten zugegeben 5). Und so erhalten wir auch hier, nur in etwas anderer Form, dieselbe Zeitbestimmung: das Ende der Verwüstung in Gottes Heiligthum soll nach 1290 Tagen, also nach reichlich 31/2 Jahren eintreten. Diese Zahl wird dann (V. 12) noch

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3) Rohling a. a. D. macht noch den Zusak: „Die eigenthümliche Zerlegung der 311⁄2 Zeiten in 1 + 2 + 11⁄2 scheint darin zu gründen, daß die Macht des Hornes sich rasch entfalten, dann ungestört zwei Zeiten auf seiner Höhe erhalten und endlich schnell abwärts sinken wird." Wir wollen die Möglichkeit dieser Deutung nicht bestreiten, ziehen indessen vor, wie wir im Texte oben und auch schon S. 94 angedeutet haben, die 3 1/2 Jahre für die Zeit der wirklichen Alleinherrschaft des Antichrist ausschließlich in Anspruch zu nehmen. Die allmähliche Entwickelung der antichristlichen Macht geht dann den 3 1/2 Jahren voraus, und ihre Dauer lassen wir unbestimmt. Ein einziges Jahr von den ersten Anfängen bis zum Höhepuncte dürfte etwas wenig sein. Einzelne Protestanten, auch Bisping (Apocalypse. S. 16) und einzelne ältere Exegeten geben eine abweichende Erklärung von Dan. 9, 24 ff., und lassen die 70 Jahreswochen über die gesammte Geschichte des Reiches Gottes bis zum Ende der Welt sich erstrecken, so zwar, daß die lehten 7 Jahre dem antichristlichen Reiche zugewiesen werden. Es genügt, diese Erklärung bloß zu erwähnen; es war von ihr schon S. 17 in der Note Rede.

4) Dan. 12, 11 f.

5) Vgl. Rohling, Loch und Reischl zu Dan. a. a. D. /

etwas erweitert, indem diejenigen selig gepriesen werden, die ausharren und es bis zu den 1335 Tagen bringen. Mit der Daniel'schen Darstellung stimmt aber die apocalyptische vollkommen überein.

2. Laut der geheimen Offenbarung soll die Kirche Gottes 42 Monate, also 311⁄2 Jahre hindurch, von den antichristlichen Schaaren verfolgt, zertreten werden; und sollen ebensolang, nämlich 1260 Tage, die beiden Zeugen (Henoch und Elias) weissagen und predigen 1). Laut derselben Offenbarung soll das Weib, die Kirche, 1260 Tage, bez. eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit, also wiederum 31/2 Jahre hindurch, in der Wüste, d. h. inmitten der antichristlichen Drangsal wunderbar von Gott behütet und erhalten werden 2). Dieselbe Zeitbestimmung in der Form von 42 Monaten kehrt dann noch einmal, also zum fünften Male wieder 3). /

Man könnte einwenden, die 31/2 Jahre bezeichneten einfach eine unbestimmte Zeit. Indessen für die buchstäbliche Auffassung spricht einmal der Umstand, daß die H. Schrift unbestimmte Zeiten durch runde Zahlen, etwa durch hundert oder tausend, auszudrücken pflegt, nicht aber durch getheilte Zahlen und Brüche. Auf die buchstäbliche Deutung ferner weist die Schrift selbst unverkennbar hin, indem sie in allen angeführten Stellen zwar bald von Jahren, bald von Monaten, bald von Tagen spricht, aber stets so, daß jedesmal diefelbe Dauer (311⁄2 Jahre) zum Vorschein kommt. Dazu kommt endlich, daß die buchstäbliche Deutung die gesammte kirchliche Tradition für sich hat. Bellarmin characterisirt unsere Lehre als communis sententia veterum 4), und Malvenda spricht von einem geradezu mirificus patrum et posteriorum consensus 5). Lessius und Suarez endlich bezeichnen unsere Lehre als sententia certa 6). Uebrigens weisen die angegebenen Zeitbestimmungen kleine Differenzen auf, da bald von 1260, bald von 1290, bald von 1335 Tagen Rede ist. Wir können zur Erklärung annehmen, daß der volle Sturz des Antichrist nach 1335 Tagen erfolgen wird, und daß die beiden kürzeren 1) Offb. 11, 2 f. 2) Offb. 12, 6 u. 14. 5) 1. 13. c. 8. Beide Theologen citiren, durchweg mit den erforder= lichen Belegstellen, ten h. Frenäus, Pseudo-Hippolyt, Lactantius, Chrillus, Ephrem, Hieronymus, Augustinus, Theodoret, Primasius, Arethas, Beda, Anselm, Richard von St. Victor u. a. Von zeitgenössischen Theologen fügen wir Alb. a Bulsano, Rohling, Jungmann, Waller und Houchedé noch hinzu. 6) Lessius c. 13. Suarez, Disp. 54. sect. 2. n. 3./

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3) Offb. 13, 5.

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4) c. 8.

Zahlen auf bedeutsame, vorgängige Ereignisse hinweisen, die wir heute noch nicht bestimmen können 1). Wir können aber auch der Meinung des H. Hieronymus, Theodorets und Lessius beipflichten, daß nach 1260 Tagen das Martyrium des Henoch und Elias, nach 1290 Tagen der Sturz des Antichrist erfolgen wird, so daß dann noch 45 Tage bis zum Erscheinen des Richters übrig bleiben./

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3. Nach den Andeutungen der h. Schrift wird der Antichrist durch ein wunderbares Eingreifen Gottes ein jähes Ende nehmen. Laut dem Propheten Ezechiel sendet der Herr Feuer über Magog und sollen sie erfahren, daß Er der Herr ist 2). Auf ein solches Eingreifen Gottes weist auch der Prophet Daniel hin. In großem Grimme zieht der Gottesfeind aus, um viele zu vernichten; er schlägt sein herrliches Gezelt auf am heiligen Berge, umgeben von seinen Schaaren, und siehe! er fällt, und keine Hand regt sich, ihm beizu= stehen. Und er wird ausziehen in großem Grimme, um viele zu vernichten und mit dem Bann zu schlagen, und er wird aufschlagen sein Palastgezelt zwischen den Meeren am heiligen Berg und wird zu seinem Ende kommen und keinen Helfer haben 3)." Auch die Apoca= Iypse berichtet von dem Untergang der antichristlichen Schaaren: „Und hernieder kam Feuer von Gott aus dem Himmel und verzehrte sie"; und vom Antichristen und seinem Propheten speciell wird etwas früher bemerkt: Lebendig wurden diese beiden geworfen in den Pfuhl des mit Schwefel brennenden Feuers 4),“ d. h. die Erde öffnete sich, sie zu verschlingen; während ihrer schauerlichen Höllenfahrt starben sie jählings, und ihre Seelen fuhren in die Verdammniß. Und der h. Paulus bemerkt endlich vom Tode des Ruchlosen, „daß der Herr Jesus ihn vernichten wird mit dem Hauche seines Mundes und ihn vertilgen wird durch die Erscheinung seiner Gegenwart 5).“ Der jähe Untergang des Antichrist durch ein göttliches Strafgericht dürfte mit Rücksicht auf die klare Lehre der Schrift dogmatisch feststehen. Haec assertio videtur de fide, bemerkt Suarez 6). /

4. Ueber die näheren Umstände der Niederlage des Antichrist bringen Väter und Theologen im Anschluß an die h. Schrift wiederum genauere Bestimmungen, denen wir eine gewisse Wahrscheinlichkeit ein

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