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Zweiter Abschnitt.

Die entferntern Vorzeichen des Weltendes.

§. 3.

Uebersichtliche Darstellung dieser Vorzeichen.

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1. Bei der Darstellung der Vorzeichen des jüngsten Tages find wir in erster Linie auf die eschatologische Rede unseres Heilandes bei Matthäus angewiesen. Da aber unser Herr im prophetischen Bilde mit der Schilderung des Weltendes und der vorgängigen Ereignisse die Schilderung vom Falle Jerusalems verbindet, so ist es hier und da nicht leicht, die richtige Reihenfolge der Ereignisse zu erkennen, und dasjenige, was sich auf das Ende der Welt bezieht, überall von dem= jenigen abzusondern, was den Fall Jerusalems zum Gegenstande hat. Im allgemeinen haben wir mit den Eregeten daran festzuhalten, daß in der Darstellung Matth. 24, 4-14 Vorzeichen aufgeführt werden, welche gleichzeitig den Fall Jerusalems und das Ende der Welt be= treffen. Die betreffende Schilderung lautet: Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Sehet zu, daß niemand euch irreführe. Viele werden nämlich kommen unter meinem Namen, die da sagen: Ich bin Christus; und viele werden sie irreführen. Ihr werdet aber hören von Kriegen und Kriegsgerüchten. Sehet zu, daß ihr nicht irre werdet; denn es muß dieses geschehen; aber noch nicht ist es zu Ende. Denn aufstehen wird Volk wider Volk und Reich wider Reich; und Pestseuchen werden sein und Hungersnöthen und Erdbeben Ort für Ort. Alles dieses aber ist der Wehen Anfang. Dann werden sie euch überantworten in Bedrängniß und werden euch tödten, und ihr werdet gehaßt sein von allen Völkern um meines Namens willen. Und alsdann werden viele Aergerniß nehmen und werden einander überantworten und einander hassen. Und viele falsche Propheten werden aufstehen und werden viele irreführen. Und weil überhand

genommen hat die Ruchlosigkeit, wird die Liebe der meisten erkalten. Wer aber ausgeharrt haben wird bis an's Ende, der wird gerettet sein. Und es wird dieses Evangelium des Reiches gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreise zum Zeugniß allen Völkern und dann wird das Ende kommen."/

Die folgenden sechs Verse beziehen sich speciell auf Jerusalem. Mit V. 21 werden dann die entfernteren Vorzeichen des Weltendes wieder aufgenommen und bis zu den näheren Vorzeichen (V. 29) fortgeführt, mit der Maßgabe freilich, daß die beiden ersten Verse, welche von der großen Trübsal handeln, auch noch eine Beziehung auf den Untergang Jerusalems mit einschließen: Denn es wird dann eine große Bedrängniß sein, dergleichen von Anfang der Welt bis jezt nicht gewesen ist, noch auch mehr sein wird. Und wenn nicht abgekürzt worden wären jene Tage, würde nicht gerettet werden, was je Fleisch ist; aber um der Auserwählten willen werden abgekürzt werden jene Tage. Dann wenn jemand auch sagt: Sieh, hier ist Christus oder dort, glaubet es nicht. Es werden nämlich falsche Christus und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder thun, so daß, wenn es geschehen könnte, auch die Auserwählten irregeführt würden. Sieh, ich habe es euch vorausgesagt. Wenn sie demnach zu euch sprechen: Sieh, in der Wüste ist er, gehet nicht hinaus! sieh, in den Gemächern, glaubet es nicht. Denn wie der Blizz ausgeht vom Aufgange und hinleuchtet bis zum Niedergange, so wird auch die Wiederkunft des Menschensohnes sein. Wo immer das Aas ist, da versammeln sich die Adler." —

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2. Laut dieser Schilderung werden also einzelne Vorzeichen in Form physischer Katastrophen auf dem Gebiete der äußeren Natur in die Erscheinung treten. Speciell werden Erdbeben namhaft gemacht; die angedeuteten Hungersnöthen aber weisen auf abnorme atmosphärische Erscheinungen hin, auf Gluthize, Dürre und verheerendes Unwetter. Gewaltige Gewaltige Erderschütterungen und andere physische Katastrophen werden uns weiterhin unten in der Geschichte des Antichrist begegnen 1); unmittelbar vor der Ankunft des Richters aber sollen auch das Meer und die Himmelskörper in Mitleidenschaft gezogen werden 2). Die physischen Katastrophen, wohl

1) Vgl. Offb. 11, 13; 16, 1 ff. 2) Matth. 24, 29. Luc. 21, 25. Baut, Weltgericht und Weltende.

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schon vor der Ankunft des Antichrist beginnend, seßen sich mit größern oder geringern Unterbrechungen und unter mancherlei Wechsel fort und steigern sich. Der Richter naht, der Tag des Zornes naht, und je näher er rückt, desto heftiger schaudert und zittert die Natur: Im Zusammenhang mit diesen physischen Katastrophen stehen jedenfalls die V. 7. und Offb. 16, 2 erwähnten pest artigen Krankheiten und Seuchen. Daß wir aber hier nicht ausschließlich anJerusalems Untergang, sondern vor allem an Calamitäten zu denken haben, welche dem Ende der Welt vorausgehen werden, ergibt sich aus dem Umstande, daß die gedachten Plagen allerorts (natà tómous) hervortreten werden. Vor der Zerstörung Jerusalems nämlich, bemerkt Schanz, wurden freilich unter dem Kaiser Claudius die meisten Provinzen des römischen Reiches von Hungersnöth heimgesucht; aber Pest und Erdbeben traten doch nur vereinzelt auf, z. B. das Erdbeben, durch welches Kolofsä und Pompeji zerstört wurden. /

3. Die übrigen Vorzeichen des jüngsten Tages werden im Bereich der Menschenwelt in die Erscheinung treten, und als erstes Merkzeichen dieser Art dürfte die Predigt des Evangeliums auf der ganzen Erde anzusehen sein. Zwar hat das bezügliche Wort des Herrn schon zur Zeit der Zerstörung Jerusalems seine theilweise Erfüllung gefunden; denn schon damals hatten die christlichen Glaubensboten so ziemlich alle Theile der bis dahin bekannten Welt durchzogen. Daß aber das prophetische Wort des Erlösers erst in der Schlußzeit seine volle Erfüllung finden werde, ist einmüthige Lehre der Väter und der späteren Theologen. Wir brauchen über dieses Vorzeichen nicht eingehender zu handeln, denn wir haben oben (S. 37 ff.) bereits gesehen, was Väter und Theologen im Anschluß an die Aussprüche des alten und des neuen Bundes über die allgemeine Verkündigung des Evangeliums in der Schlußzeit lehren. Das Evangelium, sagen sie, wird in der Endzeit in allen Theilen der Erde, in allen Ländern und bei allen Völkern in einer Weise verkündigt sein und wird allerorts in einem Maße Anhänger zählen, daß niemand sich mit Unwissenheit wird entschuldigen können. Daß buchstäblich alle Menschen thatsächlich bekehrt sein werden, sagen Väter und Theologen keineswegs; das sagt auch unser Heiland nicht, der zwar von einer allgemeinen Predigt, nicht aber von einer allge= meinen Annahme des Evangeliums redet./

Indessen werden nicht bloß manche Menschen sich der Predigt des

Evangeliums verschließen, sondern, was viel schlimmer ist, sehr viele, die gut und gläubig waren, werden abfallen. Großartiger Abfall vom christlichen Glauben und von christlicher Sitte wird ein neues Zeichen des herannahenden Endes sein. Die Gottlosigkeit wird laut der Versicherung Christi überhand nehmen und die Liebe der meisten (tāv πoll☎v) wird erkalten. Auch der H. Paulus bezeichnet allgemeine Apostasie als ein Merk- und Mahnzeichen des zur Neige gehenden Weltalters 1).

Im Schooße einer Gesellschaft, die keine Liebe kennt, die in Unglaube und Sittenlosigkeit verkommen ist, gedeiht der Friede nicht. Krieg aller gegen alle ist ein weiteres Vorzeichen des lezten Endes. Man wird von Kriegen hören und von Kriegsgerüchten; Volk wird gegen Volk aufstehen und Reich gegen Reich, bịs schließlich Ein Gewalthaber und Thrann, der Antichrist, die ganze Welt unter seine Botmäßigkeit zwingt./

Der allgemeine Abfall und das mit ihm verbundene sittliche Verder= ben hat zum Theil seinen Grund in dem falschen Prophetenthum der Schlußzeit. Zwar gingen der Zerstörung Jerusalems falsche Propheten voraus; zwar hat es zu allen Zeiten falsche Propheten gegeben; in der Endzeit aber wird das falsche Prophetenthum unter außerordentlicher satanischer Mitwirkung den Höhepunct seiner unseligen, verhängnißvollen Macht erreichen. Die beispiellose Noth der Zeit wird bei manchen die Sehnsucht nach einem Erlöser, bez. nach dem Erlöser wecken und immer höher steigern; und diese Sehnsucht wird von Betrügern und falschen Propheten benugt werden, die mit Hülfe des Teufels sogar große Wunder und Zeichen wirken werden. Christus warnt wiederholt und eindringlich, solchen Betrügern Glauben zu schenken, die bald hier, bald dort von sich reden machen und durch ihre Wunder großes Aufsehen erregen werden. Denn der wahre Messias und Prophet wird bei seiner Wiederkunft nicht hie und da von sich reden machen, sondern allen sichtbar und sofort evident er= kennbar wird er mit überwältigender Macht und Herrlichkeit über der Welt und Menschheit erscheinen. Wie aber alle politische Macht schließlich in einer Hand sich concentrirt, in der Hand des Antichrist, so wird auch das falsche Prophetenthum in demselben Antichrist den Höhepunct erreichen. /

1) II Theff. 2, 3.

Das falsche Prophetenthum in seinem Kampfe gegen die Kirche schrickt auch selbst vor roher, physischer Gewalt nicht zurück. Eine Verfolgung, wie die Welt sie nie zuvor gesehen, wird gegen die Kirche Gottes entbrennen und die Kirche in die tiefste Trübsal stürzen: Sie werden euch tödten und ihr werdet unter allen Völkern gehaßt sein um meines Namens willen; sie werden sich gegenseitig haffen und verrathen." Aber Gott türzt um der Auserwählten willen diese lezte und größte Trübsal gnädig ab.

4. Aber trotz aller dieser Mahnzeichen wird ein großer Theil der Menschheit nicht in sich gehen; der Abfall sezt sich fort und ergreift immer weitere Kreise. Ein Theil der Menschen verharrt vor= säglich im Unglauben, und wohl der größte Theil der Gläubigen läßt sich zur Apostasie verführen. Freilich läßt sich erwarten, daß der Sturz des Antichrist, die Predigt des Elias und Henochs, die fortgesetten Drangsale und Wehen manchem die Augen zur Erkenntniß und das Herz zur Reue öffnen werden. Doch es gilt dieses bei weitem nicht von allen. Die Apocalypse schildert den Eindruck der Plagen, welche über die antichristliche Welt ergehen, mit den Worten: Und sie lästerten den Namen Gottes, welcher die Gewalt hat über diese Plagen, und sie thaten nicht Buße, ihm die Ehre zu geben1).“ Und auch über den Sturz des Antichrist hinaus seht sich die Lästerung fort: Und die Menschen lästerten Gott ob der Plage des Hagels; denn sie war überaus groß 2)."/

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Die menschliche Natur ist eben eines unbegreiflich hohen Grades von Bosheit und Verstockung fähig. Denn das ist der Fluch der Sünde. Sie entfremdet den Menschen Gott und dem Himmel, macht ihn gleichgültig und gefühllos für alles Höhere und Himmlische, auch für die erschütternsten Eindrücke von oben. Oder die Gottlosigkeit nimmt auch wohl einen geradezu satanischen Character an, verhärtet und verstockt sich und troßt in ingrimmig wüthendem Hafse Gott und seinen Gerichten. Was zur Zeit der Sündfluth, was bei Pharao, bei den Juden zur Zeit Christi, was beim heidnischen Rom möglich war,. das fortfuhr, das Blut der Martyrer zu trinken, obgleich der Glorienschein unzählbarer, glänzendster Wunder die Richtstätten, die Begräbnißstätten, die Häupter der Martyrer und das Haupt der Kirche umstrahlte, das wird in den lezten Zeiten ebenfalls möglich sein. Nicht

1) Offb. 16, 9.2) Offb. 16, 21.

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