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angeführten Schriftworten sollen alle Völker den Herrn anbeten. Wie aber können sie anbeten, ohne zu glauben, und wie glauben ohne vorausgegangene Predigt? Es muß folglich bei allen die Kirche sein. Weiterhin heißt es bei Matth. 24, 31, daß die Engel von den vier Winden her, d. H. von der gesammten Erde, die Auserwählten sammeln werden. Es muß folglich in allen Theilen der Erde Auserwählte und somit christliche Kirchen geben. Dazu kommt das Wort des Herrn bei Matth. 24, 9: „Ihr werdet gehaßt sein von allen Völkern um meines Namens willen." Wie es also bei allen Völkern solche geben wird, die hassen, so muß es auch bei allen solche geben, die um des Namens Jesu willen gehaßt werden, d. h. Christen. Der H. Hieronymus spricht sich in derselben Weise aus. Das Evangelium, bemerkt er zu Matth. 24, 14, wird gegen Ende der Welt in dem Maße allgemein verkündigt werden, daß niemand sich mit Unwissenheit entschuldigen kann 1). Der h. Thomas aber eignet sich in der catena aurea zu Matth. a. a. D. einfach diese Anschauungen an, denn er citirt die Worte der beiden großen Kirchenlehrer ohne irgend eine Einschränkung. Dieselbe Lehre findet sich bei den späteren Theologen. Suarez z. B. schreibt: Die Verkündigung des Evange= liums muß gegen Ende der Welt dergestalt allgemein sein, daß es in allen Gegenden und in allen wichtigeren Provinzen christliche Kirchen und Christen gibt, auf daß Christus in Wahrheit allerorts Gläubige und Verehrer habe. So lehrt es der h. Augustin, so lehren es die genannten Väter (Prosper, Origenes, Damascenus, Cyrill, Theodoret, Gregor der Große, Beda und Bernard), so schon die alten Propheten 2). Aus dem Umstande freilich, fügt Suarez mit Recht hinzu, daß das Evangelium in der angedeuteten Weise überall gepredigt wird, folgt nun aber feineswegs, daß dasselbe auch überall und von allen wirklich angenommen wird. Denn bis zum Ende der Welt wird es neben den Guten Böse, neben den Gläubigen Ungläubige und neben dem Weizen auch Unkraut geben. Ja, es ist selbst möglich, daß in den Staaten und Provinzen, in denen das Christenthum gepredigt wird,

1) Signum etiam dominici adventus est, in toto orbe evangelium praedicari, ut nullus sit excusabilis.

2) Ita esse evangelium per universum orbem praedicandum, ut ubique, i. e. in omnibus regionibus et praecipuis provinciis templa fundentur et christiana religio recipiatur et exerceatur et hoc modo Christus ubique agnoscatur et colatur. In 3. Disp. 56, sect. 1. n. 9. Vgl. n. 3 u, 10,

gleichzeitig noch Heiden und Gößendiener wohnen. Wenn Chriftus sagt: Et fiet unum ovile et unus pastor 1), so ist das nur ein prophetischer Hinweis darauf, daß die damals bestehende Scheidewand zwischen Juden und Heiden demnächst fallen, daß das Evangelium sich zuerst an die Juden, dann an die Heiden wenden und so beide einen wird. So lehren es auch die Theologen in unseren Tagen: Am Ende der Welt wird das Evangelium auf der ganzen Erde, in allen Ländern und bei allen Völkern so verkündigt und verbreitet sein, daß kein Ungläubiger mit Unwissenheit sich wird entschuldigen können 2)./

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Wir sehen, daß noch sehr vieles fehlt, bis die Weissagung Christi von der Predigt des Evangeliums im Sinne der Schrift und der Väter allseitig erfüllt ist. „Noch in unserer Zeit," schreibt Bisping zu Matth. a. a. O., „ist mehr als der dritte Theil des menschlichen Geschlechtes im innern Afrika und im öftlichen und mittlern Asien für das Evangelium fast ganz verschlossen, und wir warten, daß auch diese Welt sich uns aufthun soll.“ Es dürfte noch viel Zeit dazu gehören, bis in diesen unermeßlichen Länderstrecken das Christenthum die entsprechende allgemeine Verbreitung gefunden hat. — Dabei ist noch etwas zu beachten. Aus der Weiffagung Christi nämlich, bemerkt der h. Augustin, folgt allerdings mit Sicherheit, daß das Ende der Welt nicht eintreten wird, bevor das Evangelium in allen Ländern und bei allen Völkern verbreitet ist; es folgt aber nicht, daß das Ende sofort kommen werde, nachdem diese Verbreitung eine allgemeine geworden 3). Und in derselben Weise urtheilt Maldonat 4). Man wird dieses einräumen, dabei aber auch der Bemerkung des Suarez beipflichten müssen, daß, wenn dann das Ende auch nicht gerade un

1) Joh. 10, 16.

2) So Reischl, Bisping, Schanz zu Matth. a. a. D.; Oswald, Esch. S. 249 f. 4. Aufl. Paderborn 1879; Jungmann, de noviss. S. 191 ff. 2. Aufl. Regensburg 1874.

3) Unde si jam nobis certissime nuntiatum fuisset, in omnibus gentibus evangelium praedicari, nec sic possemus dicere, quantum temporis remaneret usque ad finem. ep. I ad Hesych. (Mauriner ep. 197).

4) Non videtur sensus esse, evangelii per totum terrarum orbem praedicationem certum esse signum instantis mundi consummationis; sed sensus, ut opinor, est, consummationem mundi non ante futuram, quam evangelium per omnes orbis oras praedicatum est.

mittelbar bevorzustehen braucht, es doch jedenfalls nicht sehr lange mehr auf sich wird warten laffen 1). /

12. In der vorstehenden Ausführung sind die Väter und Theologen schon zum Theil zum Wort gekommen. Um noch einiges nachzutragen, verweisen wir noch einmal auf die beiden Briefe an Hesychius, in denen der h. Augustin, von Hesychius darum gebeten, die Frage nach der Zeit des Weltendes ex professo behandelt. Wir theilen aus dem ersten dieser Briefe noch einige Säße mit, die unsere volle Beachtung wohl verdienen. Ich wage es nicht, bemerkt der h. Lehrer, die Zeiten zu berechnen, in denen unser Herr erscheinen wird; auch glaube ich nicht, daß irgend einer der Propheten über die Zahl der Jahre eine Angabe macht; vielmehr muß in allererster Linie beachtet werden, was der Erlöser selbst gesprochen: „Niemand fann die Zeiten wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat." Nun heißt es freilich an einer andern Stelle: Von jenem Tage aber und von jener Stunde weiß niemand;" und es gibt einige, welche diese Stelle dahin auffaffen, daß sie sagen, Tag und Stunde könne freilich niemand wissen, wohl aber lasse sich die Zeit berechnen. Indessen es ist ja ganz gewöhnlich in der h. Schrift, daß sie mit den Worten Tag und Stunde" ganz allgemein die Zeit bezeichnet. Und auch hiervon abgesehen, wird nicht an der zuerst genannten Stelle mit den klarsten Worten ausgesprochen, daß niemand die Zeiten wissen könne? Darum ziehe ich bei weitem vor, so schließt der h. Lehrer seinen Brief, in dieser Frage in weiser Zurückhaltung meine Unwissenheit zu gestehen, als ein falsches Wissen zu bekennen 2).

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1) Nam verbum illud: Et tunc veniet, in sua proprietate et rigore proximam consecutionem unius post aliud significat. Et quamquam necesse non sit, quod saeculi consummatio post universalem praedicationem immediate futura sit, tamen ut minimum significatur illo modo loquendi, inter unam rem et aliam non interpositum iri magnam temporis moram. 1. c. n. 3.

2) De salvatoris adventų, qui exspectatur in fine, tempora dinumerare non audeo, nec aliquem prophetam de hac re numerum annorum existimo praefiniisse, sed illud potius praevalere, quod ipse Dominus ait: Nemo potest cognoscere tempora, quae pater posuit in sua potestate. Quod enim in alio loco ait: De die autem illa et hora nemo scit, sunt qui sic accipiunt, ut putent se posse computare tempora, diem vero tantummodo ipsum et horam neminem scire. Ubi omitto dicere, quemadmodum soleant scripturae diem vel horam etiam pro tempore

Und in seinem Werke vom Staate Gottes entwickelt der Heilige ganz dieselben Anschauungen 1). Daffelbe maßvolle, zurückhaltende Urtheil finden wir bei zahlreichen anderen Vätern, bei Cyrill von Jerusalem, Chrysostomus u. a. 2). Und ein Gleiches gilt von den späteren großen Theologen. Die Stunde des Gerichtstages, bemerkt der h. Bonaventura, ist dem dreieinigen Gotte bekannt und ebenso der Seele Chrifti; allen denjenigen aber, die hier auf Erden pilgern, ist fie unbekannt 3). Es ist deßwegen, fügt Suarez noch hinzu, reiner Vorwig und ein eitles Unterfangen, diese Stunde herausrechnen zu wollen. Der Eintritt dieser Stunde erfolgt durch Gottes freien Rathschluß, der über der Vernunft nicht bloß des Menschen, sondern auch des Engels schlechthin erhaben ist, und die Offenbarung Gottes schweigt. Allerdings weist man auf gewisse angebliche Vorzeichen des legten Endes hin, auf die Verbreitung des Evangeliums, auf Krieg und Revolution, auf die Verkommenheit der Menschen und Aehnliches. Aber hat man nicht vor tausend Jahren schon und öfters dieselben Erscheinungen wahrgenommen? und dennoch ist das Ende nicht erschienen 4). Dieselbe entschiedene Sprache führt auch der h. Thomas. „Vom Zeitpunct des jüngsten Tages, bemerkt er, kann niemand etwas wissen, weder durch seine Vernunft, noch auch durch die Offenbarung. Denn Christus hat in dieser Hinsicht seinen Aposteln gegenüber jedwede Belehrung ausdrücklich abgelehnt; und was er den Aposteln nicht mit

ponere; sed certe illud de ignorantia temporum apertissime dictum est; non enim dixit: diem vel horam, sed tempora. Magis eligo cautam ignorantiam confiteri, quam falsam scientiam profiteri.

1) De civ. 1. 18. c. 53.

2) Vgl. Suarez, Disp. 53. sect. 4. n. 6.

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3) Absque dubio hora diei judicii est nota toti Trinitati et homini assumpto, sed ignota est omnibus in statu viatorum existentibus. In 4. Dist. 48. a. 1. q. 4.

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4) De novissimo judicii die perquirere curiosum et vanum, quia hoc pendet ex voluntate divina, quae nobis non est revelata, et ratione investigari nequit, non solum ab hominibus, sed neque ab angelis. Alii opinati sunt, judicii tempus non longe distare, quoniam multa ex signis illius, quae in evangelio praedicta sunt, partim impleta esse, partim continue impleri videntur, nimirum praedicationem evangelii in universo orbe, seditiones, bella, perditos mores et similia. Ipso igitur longo rerum experimento constat, haec signa insufficientia esse ad judicandum de diei judicii propinquitate. Nam eadem quae nunc sunt, fuerunt ante mille annos. 1. c. n. 7 sqq. I

theilen wollte, darüber wird er auch andern keine Auskunft geben. Mit Recht sagt deßwegen der h. Augustin, daß Chriftus allen, die hier forschen und rechnen wollen, die Hände gebunden und sie zum Schweigen verurtheilt hat. So erklärt es sich, weßhalb bis auf den heutigen Tag alle diejenigen, die dennoch rechnen wollten, als falsche Rechenmeister erfunden wurden. Und ein gleiches Schicksal haben alle zu erwarten, die nicht müde werden, immer von neuem zu rechnen 1). Auch selbst die Vorzeichen, fügt der Heilige etwas später hinzu, von denen das Evangelium redet, reichen nicht hin, um den Monat, das Jahr, das Jahrhundert oder auch selbst das Jahrtausend zu bestimmen, in welchem das Ende eintreten wird. Denn wenn man glaubt, gerade am Schluffe der Zeiten würden die Drangsale einen besonders hohen Grad erreichen, so ist zu beachten, daß wir über das Maß der Uebel, die gerade dem Ende vorausgehen, auch keine genaue Kenntniß haben. Gab es ja schon in den ersten christlichen Zeiten so schwere Drangsale und ein solches Uebermaß von Irrthum und Verderbtheit, daß manche schon damals an die Nähe des Endes glaubten 2). /

13. Auch die Kirche selbst hat zu unserer Frage Stellung genommen und hat wichtige Erklärungen abgegeben. Wie schon so oft in früheren Zeiten, so glaubte man auch im Anfange des

1) Naturali ratione tempus, quod erit usque ad resurrectionem, numerari non potest. Similiter nec per revelationem haberi potest, ut omnes semper sint solliciti et praeparati ad Christo occurrendum. Et propter hoc etiam apostolis de hoc quaerentibus respondit: Non est vestrum nosse tempora in " quo, ut Augustinus dicit, omnium de hac re calculantium digitos resolvit et quiescere iubet. Quod enim apostolis quaerentibus noluit indicare, nec aliis revelabit. Unde illi omnes, qui tempus praedictum numerare voluerunt, hactenus falsiloqui sunt inventi. Quidam enim, ut Augustinus dicit, dixerunt ab ascensione Domini usque ad ultimum eius adventum quadringentos annos posse compleri, alii quingentos, alii mille, quorum falsitas patet. Et similiter patebit eorum, qui adhuc computare non cessant. Dist. 43. q. 1. a. 3. Sol. 2.

2) Non potest determinari tempus quantum sit futurum, nec de mense, nec de anno, nec de centum, nec de mille annis. Et si credatur in fine huiusmodi pericula magis abundare, non tamen potest determinari, quae sit illa quantitas periculorum, quae immediate diem iudicii praecedet, cum et circa tempora primitivae ecclesiae fuerint persecutiones aliquae adeo graves et corruptiones errorum adeo abundarent, quod aliquibus tunc vicinus exspectaretur vel imminens antichristi adventus. Dist. 47. q. 1. a. 1. Sol. 3. ad 2./

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