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schweben ihm die sämmtlichen Gerechten auf Wolken thronend in die Lüfte entgegen. Aber auch dem andern Schriftworte trägt diese An= sicht Rechnung, daß vor dem Angesichte des Richters Feuer einhergehen werde, um Gottes Widersacher ringsum zu umlodern. Wie nämlich die Leiber der Gerechten sofort den Lohn empfangen, die Gaben der Verklärung, so verfallen die Leiber der Verdammten gleichzeitig ihrer Strafe, der poena sensus, dem Höllenfeuer. Im Momente, wo die Gerechten zum Himmel schweben, stürzt sich das Höllenfeuer an die Oberfläche und ergreift die Bösen und von ihm umlodert vernehmen diese dann ihr Urtheil. Sodann versinkt die Hölle, und die ganze Erde geht in Flammen auf. Auf Himmelshöhen thronend, umgeben von den triumphirenden Schaaren der Seinigen, spricht Christus dann das Schöpferwort: Es werde! und Engel und Heilige sehen mit entzücktem Auge und unter Jubelhymnen die neue Welt erstehen./

Was die äußern Auctoritäten angeht, so tritt z. B. der H. Augustinus für diese zweite Ansicht ein, indem er die Reihenfolge der letzten Ereignisse in folgender Weise ordnet: Ankunft des Elias, Bekehrung der Juden, Verfolgung des Antichrist, Christi Ankunft, Auferstehung und Gericht, der Weltbrand, die Welterneuerung. Allerdings nimmt auch der h. Augustin, wie durchweg die Väter und Theologen, keine volle Gewißheit für diese Annahme in Anspruch, aber sein Urtheil geht doch dahin, daß der Hergang sich in der von ihm bezeichneten Weise gestalten werde; und dieses sein Urtheil wiederholt er mehr als einmal1). In ähnlicher Weise denkt auch der Verfaffer des Elucidariums sich den Hergang. Er bespricht und schildert zunächst der Reihe nach die Schlußereignisse: die Auferstehung, das Gericht, die Himmelfahrt der Seligen, die Höllenfahrt der Verworfenen, und wirst dann die Frage auf: Was aber wird sodann mit dieser

1) In illo itaque iudicio vel circa illud iudicium has res didicimus esse venturas: Eliam Thesbiten, fidem Judaeorum, Antichristum persecuturum, Christum iudicaturum, mortuorum resurrectionem, bonorum malorumque diremptionem, mundi conflagrationem eiusdemque renovationem. Quae omnia quidem ventura esse credendum est, sed quibus modis et quo ordine veniant, magis tunc docebit rerum experientia, quam nunc valet consequi ad perfectum hominum intelligentia. Existimo tamen eo quo a me commemorata sunt ordine esse ventura, de civ. 1. 20. c. 30. I cf. c. 16. 18.

Welt geschehen? Die Antwort lautet: Sie geht in Flammen auf, und wie zur Zeit der Sündfluth die Gewässer, so werden jezt die Flammen mehr als zwölf Ellen hoch sich über alle Berge wälzen 1). Auch der h. Bonaventura vertritt dieselbe Anschauung, freilich mit der Abweichung, daß er ein doppeltes Feuer annimmt. Das eine geht der Ankunft des Richters voraus und reinigt, soweit nothwendig, die Auserwählten; das andere aber, das Feuer des Weltbrandes, folgt dem Gerichte nach 2). Dazu kommt, mit eingehender Begründung, Suarez) und von den neuern Theologen z. B. Jungmann 4). /

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Wir haben früher erwähnt, daß auch die ohne Taufe gestorbenen Kinder dem Gerichte beiwohnen werden. Nun lehren manche Theologen weiter, daß diesen Kindern nach dem Gerichte muthmaßlich die neue Erde zur Wohnung dienen werde 5). Dann läßt sich freilich die Frage aufwerfen: Wenn der Weltbrand dem Gerichte folgen wird, wo werden dann diese Kinder zur Zeit des Brandes sein? können nur antworten, daß Gott dem Herrn in seiner Macht Mittel genug gegeben sind, um jene Kinder vor allem zu bewahren, was ihrem natürlichen Wohlbefinden widerspricht. Wie bei den Jünglingen im Feuerofen, so kann Gott auch hier ein ähnliches Wunder wirken. Es ist auch möglich, daß jene Kinder nach dem Gerichte vorläufig wieder in der Tiefe der Erde Wohnung nehmen werden,

1) Quid postea de mundo erit? Conflagrabit. Sicut enim olim aqua diluvii mundo praevaluit et super montes omnes cubitis quindecim increvit, ita nunc ignis praevalens super omnes montes duodecim cubitis altius ardebit.

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et hic

2) Est futurus ignis in iudicio ad electorum purgationem, praecedet faciem iudicis. Est etiam ignis futurus ad purgationem mundi et eius innovationem, et iste sequitur iudicium. Dist. 47. a. 2. q. 4. 3) Dist. 70. sect. 1.

4) de noviss. p. 288 sqq.

5) Disp. 58. sect. 3. n. 10 bemerkt Suarez, daß die Beantwortung der Frage: An post resurrectionem infantes, qui in solo originali peccato decesserunt, habitaturi sint in loco aliquo subterraneo, vel in superficie terrae, in der Lehre von der Erbsünde ihre eigentliche Stelle habe. Dort also bemerkt er, daß das Erstere von Soto und Bonaventura angenommen werde und fügt hinzu: Ceteri vero pie et probabiliter censent, habitationem illorum futuram in hoc mundo, quia revera magna poena sensibilis esset detineri in illo loco (inferni). in 1. 2. tr. 5. Disp. 9. sect. 6. n. 6. Auch Jungmann, mit Beziehung auf Lessius de perf. div. 1. 13. c. 22. neigt zu dieser Annahme hin. de noviss. p. 279. So auch Neteler zu Js. 65, 20.

um dann nach Vollendung der Schöpfung von Gott heraufgeführt zu werden. Ein weiteres Forschen hierüber dürfte müßig sein. /

§. 22.

Das ewige Königthum Chrifti. Der neue Himmel und die neue Erde.

1. Nach Vollendung des Gerichtes geht Christus in den Himmel ein, um dort an der Spige der Seinigen zur Rechten des Vaters ewiglich zu thronen und zu herrschen. Auf diese ewige Herrschaft des Menschensohnes weist schon der Prophet Daniel mit den Worten hin: Und er (der Alte an Tagen) gab demselben (dem Menschensohne) Macht und Herrlichkeit und Königthum, und alle Völker, Stämme und Zungen sollen ihm dienen. Seine Macht ist ewige Macht, die nicht genommen wird, gleichwie sein Königthum, das nie zu Grunde geht 1)." So versichert auch der Engel Gabriel: „Er wird im Hause Jacobs ewig herrschen und seines Reiches wird kein Ende sein 2)." Und wenn laut der geheimen Offenbarung die Diener Gottes und des Lammes ewig herrschen werden, wird dann nicht vom Lamme selbst dasselbe gelten müssen 3)? Deßwegen macht die Kirche auf dem ersten allgemeinen Concil von Constantinopel in ihrem Symbolum gegen Marcellus von Anchra den bedeutungvollen Zusag: Cuius regni non erit finis 4). Das ewige, himmlische Königthum Jesu Christi ist somit ausgesprochene Glaubenslehre. /

2. Mit diesem Dogma stehen einzelne Schriftterte nur scheinbar im Widerspruch. Das Wort des Vaters: „Seße dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege 5)," weist nach bekanntem Sprachgebrauch nicht im entferntesten darauf hin, daß Christi Herrschaft mit dem Siege über seine Feinde endigen werde, sondern will nur betonen, daß Christi Königthum auch selbst im fortgefeßten Kampfe mit mächtigen Feinden niemals wanken, daß sein Herrscherthron trog der Pforten der Hölle unerschütterlich feststehen

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3) Dominus Deus illuminabit illos et regnabunt in saecula saeculorum. Apoc. 22, 5.

4) Hefele, Conciliengeschichte. II. S. 11. 2. Aufl.

5) Ps. 109, 1.

werde bis zur gänzlichen Vernichtung aller widerstrebenden Mächte. Und ein gleiches Bewandniß hat es mit dem Worte des Apostels: „Er muß herrschen, bis er alle seine Feinde unter seine Füße legt 1)."

Auch die vorhergehende und nachfolgende Bemerkung des H. Paulus, daß Christus am Ende das Reich dem Vater übergeben und sich selbst dem Vater unterwerfen werde, damit Gott alles in allem sei 2), macht keine weitere Schwierigkeit. Einzelne Väter und Ausleger, welche Suarez nennt (Ambrosius, Oecumenius, Theophylact), beziehen den Ausdruck Unterwerfen auf Chriftus als den Gottessohn, dessen Wille dem Willen des Vaters insofern unterworfen sei, als Christus seinen Willen durch Mittheilung vom Vater habe, in Folge dessen der Wille des Sohnes mit dem des Vaters nicht bloß völlig übereinstimme, sondern geradezu identisch sei. Einzelne andere (Cyrill und die beiden Gregor) denken an den mystischen Christus, die Kirche, welche sich am jüngsten Tage dem Vater feierlich unterwerfen und sich ihm als vollendetes Eigenthum ewig schenken werde. Indessen die erste Erklärung ist offenbar gezwungen, und die leztere thut dem Text Gewalt an. Ohne Zweifel haben wir an Christus selbst in eigener Person, und zwar an Christus als den Menschensohn zu denken. Nur diese Erklärung entspricht dem Terte, und auch manche tüchtige Auctoritäten treten Suarez zufolge für dieselbe ein, z. B. Epiphanius und Chryfoftomus, auch der h. Ambrofius, dann Auguftinus, Primafius, Anselm und Thomas von Aquin 3). Aber auch bei dieser Erklärung liegt in den Worten des h. Paulus keine Schwierigkeit./

Was Christus als Mensch von Anfang war, Herr und König seines Reiches, das bleibt er auch in alle Ewigkeit; und wenn er sich am Ende aller Zeiten dem Vater unterwirft, so wird dadurch sein bisheriges Verhältniß zum Vater im wesentlichen nicht geändert. Denn auch bis zum Weltende ist er dem Vater unterworfen und ist dennoch König seines Reiches; er beherrscht sein Reich und dient herrschend seinem Vater. So wird er auch nach der Unterwerfung am jüngsten Tage Herr und König bleiben. Die Uebergabe der Herrschaft an den

1) I Cor. 15, 25.

2) Deinde finis, cum tradiderit regnum Deo et patri; tunc et ipse filius subiectus erit ei, qui subiecit sibi omnia, ut sit Deus omnia in omnibus.

3) Disp. 58. sect. 4. n. 5.

Vater und die Unterwerfung unter ihn bedeuten eben nur eine neue Phase sowohl des Königthums, als auch der Unterwerfung Christi, eine neue Weise, sie beide in alle Ewigkeit zu bethätigen. Bis dahin bethätigt Christus dadurch sein Königthum, daß er an der Spize seiner Kirche kämpfend gegen alle widerstrebende Macht, erlösend und heiligend für die Erhaltung und den Ausbau seines irdischen Reiches thätig ist; er bethätigt dadurch seine Unterwerfung, daß er durch diese seine Thätigkeit nichts anderes, als den Willen und die ewige Ehre seines Vaters sucht. Die bisherige Form der königlichen Thätigkeit stellt Christus am Schlusse der Zeiten ein und übergibt insofern die Herrschaft an den Vater. Gleichwohl bleibt er in alle Ewigkeit der König seines Reiches, indem er das jezt geeinte und vollendete ohne Kampf und innern Hader in süßem Frieden und in seliger Freude einfach besigt, wobei sein Wille der Wille aller seiner Unterthanen ist. Er bleibt zugleich dem Vater unterworfen, indem sein menschlicher Wille und ebenso der Wille aller seiner Unterthanen auch jetzt in alle Ewigkeit nichts anderes, als der Vater, will, des Vaters ewige Herr= lichkeit und Ehre. Jezt, wo das irdische Reich zu Ende, und wo das himmlische beginnt, bezeugt Chriftus diesen seinen Willen von neuem, laut und feierlich, vor der ganzen Welt und Schöpfung, und steht als König seines Reiches, an der Spige aller Seinigen huldigend, lobend, dankend vor des Vaters Thron. Und so ist Gott alles in allem. Vom dreieinigen Gott ergießt sich ewig ein Strom von Seligteit in Christi Reich und tränkt alle mit Wonne, das Haupt und alle Glieder; und von Christi Reich, vom Haupt und allen Gliedern ertönt vor Gottes Thron zum dreieinigen Gott zurück ewige Huldigung, Lob und Dank und Freudejubel./

3. Zu den Füßen Christi und der Seligen liegt die verklärte Welt, als glänzender Vorhof der ewigen Himmelsstadt und als Abglanz ihres geistigen Friedens und ihrer geistigen Herrlichkeit. Was die Beschaffenheit des neuen Himmels und der neuen Erde anbetrifft, so haben wir uns hierüber bereits früher ausführlicher ausgesprochen, zuerst vor nahezu zehn Jahren im Mainzer Katholiken 1), dann einige Jahre später, mit einigen Modificationen in der Beweisführung, in unserm Werkchen über den Himmel 2). Wir beschränken uns

1) Mainzer Katholik. 1877. II. S. 135 ff.
2) Mainz, Kirchheim. 1881. S. 178 ff.

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