Obrazy na stronie
PDF
ePub

Auferweckung selbst, d. h. die substantielle Vereinigung der Seele mit dem Stoffe und die vorgängige substantielle Veränderung und Or= ganisation des Stoffes zum Gegenstande haben kann, dann erübrigt als Object der englischen Mitwirkung nur die Sammlung der zerstreuten Leibesstoffe und ihre Herbeischaffung an den Ort der Auferstehung. Die natürliche Erkenntniß des Engels ist groß genug, um diese Stoffe aufzufinden, und nach Umständen wird Gott mit höherem Lichte concurriren; auch die physische Macht des Engels ist mehr als ausreichend, um durch einfache locale Bewegung und mechanische Kraft die gefundenen Stoffe dem Orte ihrer Bestimmung zuzuführen. Beim Rufe der Posaune also eilen die h. Engel, in erster Linie die h. Schußengel, hin, um die Bestandtheile der Leiber ihrer früheren Pflegebefohlenen, der Guten wie der Bösen, aufzusuchen, wo immer sie sich finden mögen, sei es auf dem festen Lande, sei es im Schooße der Gewässer oder im Bereich der Lüfte. Sie sammeln sie und tragen sie zu jener Stätte hin, wo ihnen in wenigen Augenblicken neues, ewiges Leben durch Gottes Macht gegeben wird, ewig seliges, oder ewig unglückseliges 1). /

2. Wenn schon die Auferstehung aller sich laut I Cor. 15, 52 im Nu (èv átóμœ), in einem untheilbaren Augenblicke vollzieht, dann erst recht die Auferstehung jedes einzelnen Menschen. Die Theologen erklären übrigens diese Zeitbestimmung im näheren so, daß sie zwischen dem Thun Gottes und dem der Engel unterscheiden. Die Thätigkeit der Engel, die Ansammlung der zerstreuten Asche, ist ohne vielfache locale Bewegung, ohne eine gewisse Succession nicht möglich und erfordert folglich Zeit, wenn auch nur verschwindend kleine; das göttliche Thun aber, welches die Thätigkeit der Engel abschließt, vollzieht sich in einem eigentlichen Momente, in einem untheilbaren Instanz 2). In einem 1) Thomas, Dist. 53. q. 1. a. 2. Sol. 3. nr. 10 sqq.

Suarez, Disp. 50. sect. 4.

2) Organisatio et vivificatio corporum in instanti fiet; collectio autem cinerum angelica velocitate, atque adeo eximia temporis brevitate perficietur. Suarez, sect. 10. n. 1. Illud, quod angelico ministerio fiet, non erit in instanti, si instans dicatur indivisibile temporis; erit tamen in instanti, si instans accipiatur pro tempore imperceptibili. Illud autem quod fiet virtute divina immediate, fiet subito, sc. in termino temporis, quo angelorum opus complebitur. Congregatio cinerum, quae sine motu locali esse non potest, fiet ministerio angelorum; et ideo erit in tempore, sed imperceptibili propter facilitatem operandi, quae competit angelis. Thomas, Dist. 43. q. 1. a. 3. Sol. 3. et ad 4.

einzigen, untheilbaren Momente vollzieht sich somit beides, sowohl die Organisation des Stoffes, als auch die Einführung der Seele in den Stoff, und die erstere geht der lezteren nicht der Zeit, wohl aber der Natur nach voraus, da die Vereinigung einer Wesensform nur mit einem bereits hinlänglich disponirten Stoffe möglich ist 1). An`und für sich freilich würde die Organisation des Stoffes durch allmähliche Umgestaltung desselben auch einen successiven, zeitlichen Verlauf nehmen können, und einen zeitlichen, freilich verschwindend kleinen Verlauf nehmen thatsächlich einige Theologen an. Auch selbst die Vereinigung der Seele mit den einzelnen Theilen des Leibes würde an sich successiv verlaufen können. Indessen das Instantane des Vorganges entspricht viel mehr der hohen Majestät des allmächtigen göttlichen Thuns und wird auch durch das Wort des h. Paulus hinlänglich angezeigt2).

3. Was die Beschaffenheit der Auferstandenen anbetrifft, so werden sie alle, die Guten wie die Bösen, eine Leiblichkeit empfangen, die in natürlicher Beziehung ganz tadellos und vollkommen ist. Ihre Leiber mit ihren Gliedern, Organen und Kräften werden frei von Defecten, ganz unversehrt und wohlgestaltet, die Sinne vollkommen ausgebildet sein; deßwegen wird auch die sexuelle Differenzirung nicht aufgehoben. Die Leiber aller, auch der früh verstorbenen Kinder, werden auf dem Höhepunct der Entwickelung stehen, wie sie dem blühenden Mannesalter entspricht. Dem Zustande der letzten Vollendung, dem Ziele, entspricht eine Leiblichkeit von vollendeter Entwickelung. Auch ist die Auferstehung Gottes Werk, und ihr Product deßwegen gut und tadellos 3). /

Dazu kommen bei den Gerechten laut den Angaben der h. Schrift und nach der weiteren Ausdeutung der Väter und Theologen die vier übernatürlichen Gaben der leiblichen Verklärung. Für die Gerechten speciell ist ja Christus Urbild und Vorbild aller Auferstehung. Dem Leibe seiner Herrlichkeit entsprechend wird folglich ihre Leiblichkeit ge= staltet sein. Was den paradiesischen Menschen und manchen Heiligen hier auf Erden nur unvollkommen gegeben wurde, erreicht jezt seine legte Vollendung; was ehemals nur vorübergehend sich an frommen

1) Quamvis illae operationes sint consequentes invicem natura, sunt tamen simul tempore, quia vel sunt in eodem instanti, vel una est in instanti, ad quod alia terminatur. Thomas 1. c. ad 2.

2) Suarez Disp. 44. sect. 4.

3) Auferstehungsleib S. 154-280.

Dienern Gottes zeigte, wird jezt ewiges Eigenthum; was ehemals von außen her durch Gott bewirkt wurde, das quillt jezt aus dem Innern des Menschen selbst, ist ein Ausfluß und eine Wirkung jener Glorienfülle, die in der Seele wohnt. Die den Leib informirende Seele empfängt höhere, übernatürliche (präternaturale) Kräfte, die ihr dauernd innewohnen, und mit deren Hülfe sie dem Leibe eine Beschaffenheit mittheilt, die ihrer eigenen Herrlichkeit entspricht. Es sind gewissermaßen Brautgaben (dotes), welche der Braut Chrifti, der Seele, von ihrem himmlischen Vater in dem Augenblicke gegeben werden, wo sie, mit dem Leibe vereint, im Begriffe steht, in die Wohnung des Bräutigams einzuziehen. Der Zweck dieser Gaben geht nämlich dahin, einmal zu bewirken, daß mit der Seele auch der Leib eines so hohen, göttlichen Bräutigams würdig sei, dann, Seele und Leib allseitig fähig zu machen, die hohen und reichen Wonnen jenes geistigen Bundes voll und ganz und ewig zu genießen./

Die Leiber der Gerechten besigen nicht bloß die Unsterblichkeit und Unverweslichkeit, sondern totale Leidensunfähigkeit (impassibilitas) und sind dadurch in höherer Weise in ihrem innern Sein vollendet. In ihrer äußeren Erscheinung sind sie durch die Klarheit (claritas) ausgezeichnet, d. h. sie sind nicht bloß von vollendeter natürlicher Schönheit und Anmuth, sie sind auch von übernatürlicher Glorie und Majestät umfloffen, Sonne, Mond und Sterne durch ihr hellstrahlendes, farbenprächtiges, wonnevolles Licht in Schatten stellend. Die Häupter der Martyrer, Jungfrauen und Kirchenlehrer sind überdies mit einer hellglänzenden Aureole umleuchtet und umkrönt. Die beiden übrigen Gaben vollenden die Leiber in ihrer Thätigkeit, zumal in ihren localen Bewegungen. Es ist einmal die Behendigkeit (agilitas), dann die Durchdringungsfähigfeit (subtilitas), auch speciell Geistigkeit genannt, weil sie den Leib rücksichtlich der innern, körperlich sinnlichen Bewegungen, vor allem aber nach außen hin, in der Durchdringung anderer Körper, dem Geiste völlig dienstbar und ähnlich macht. In Kraft der beiden lezten Gaben also überwinden die Leiber das Gesetz der Schwere, schweben frei in den Lüften, und ohne in entgegenstehenden körperlichen Dingen ein Hinderniß zu finden, erschwingen sie sich mit der Schnelligfeit des Gedankens vom einen Pol der Schöpfung bis zum andern 1)./

=

1) Auferstehungsleib S. 281–440.

Die Leiber der Verdammten aber, mögen sie auch in der vollen Integrität ihrer Natur, frei von natürlichen Deformitäten, Krankheiten, Schwächen auferstehen, nehmen gleichwohl in ihrer Auferstehung und Verdammung vier Eigenschaften an, die den vier Verklärungsgaben geradezu entgegengesezt sind. Sie find zwar unsterblich, unverweslich, nicht aber leidensunfähig, sie sind noch leidensfähiger, wie ehemals, eben weil sie unsterblich, unverweslich sind. Sie sind lichtlos und schmucklos, entstellt durch wilde Leidenschaft, durch wilde Schmerzen und durch äußerste Verzweiflung. Anstatt der Seele bei allen ihren Bewegungen dienstbar zu sein, werden die verdammten Leiber bei allen äußeren Bewegungen eine Laft und eine Bürde für die Seele, schwerfällig, unerträglich, bei allen innern aber im höchsten Grade fleischlich sein, sofern sie die Verdammten fortwährend reizen werden, ihr Gelüste nicht auf das zu richten, was des Geistes, sondern nur auf dasjenige, was des sündigen Fleisches ist 1). Daß Glorie und Schmach der Leiber, entsprechend der Hoheit oder Niedrigkeit der Seele, zahlreiche Gradunterschiede aufweisen werden, braucht kaum erwähnt zu werden. /

Schluß.

§. 14.

Ausnahmestellungen hinsichtlich der Auferstehung. Christus und Maria; die Auferstehungen beim Tode Chrifti; die Menschen in der Endzeit.

Die Auferstehung von den Todten ist dem Gesagten zufolge eine gleichzeitige; indessen hat diese allgemeine Regel doch insofern einige Ausnahmen, als einige Auferstehungen bereits mit Sicherheit zu den vollendeteḥ Thatsachen gehören, während andere möglicherweise dahin zu rechnen sind. Auch die andere Grundlehre, daß die Auferstehung eine allgemeine sein wird, könnte nach Umständen insofern eine Ausnahme erleiden, als die Auferstehung einiger Menschen vielleicht nicht so sehr als eine eigentliche Auferstehung, als viel= mehr als eine bloße leibliche Umwandlung sich darstellen wird./

1. Ueber die Thatsache der Auferstehung Christi brauchen wir nicht weiter zu sprechen: Tertia die resurrexit a mortuis. Zuerst das Haupt, dann die Glieder: Primitiae Christus, deinde

1) Vgl. Bautz, Hölle, S. 176 ff.

ii, qui sunt Christi1). Er ist der Sündenloseste und Allerheiligste, der Erlöser und Gottessohn, und die Gottheit blieb auch im Tode mit den Bestandtheilen der menschlichen Natur, auch mit dem Leibe, hypostatisch verbunden: Du wirst deinen Heiligen nicht schauen lassen die Verwesung 2)."

2. Zweifelhaft hingegen bis zum heutigen Tage und getheilter Ansicht sind die Theologen darüber, wie denn die Auferstehung der Gerechten zur Zeit der Auferstehung Christi zu erklären sei. Der Evangelist erzählt ganz einfach: „Und die Gräber öffneten sich, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt, und nachdem sie aus den Gräbern hervorgekommen waren nach seiner Erweckung, gingen fie in die heilige Stadt und erschienen vielen 3)."

[ocr errors]

Wenn wir hier zunächst fragen, welche Heilige denn gemeint seien, so weisen einige Ausleger auf solche hin, die längere oder kürzere Zeit vor Christus lebten (Adam, Abraham, Tavid u. s. w); andere hingegen auf solche, die noch zu Lebzeiten Christi starben, und in Jerusalem, wo sie erschienen, noch bekannt waren. Als Beispiele werden der H. Joseph und der h. Täufer Johannes aufgeführt. Neuere Theologen übergehen diesen Punct einfach, z. B. Schanz, Oswald, Corluy, oder sie enthalten sich der Entscheidung, z. B. Reischl und Bisping. Die h. Schrift gibt eben keine genauere Auskunft./

Fragen wir nun weiter nach der Zeit dieser Auferstehungen, so bemerkt der h. Matthäus ausdrücklich, jene Heiligen hätten erst nach der Auferstehung unseres Herrn ihr Grab verlassen, um in Jerusalem zu erscheinen. Daraus dürfte folgen, daß ihre Auferstehung nicht vor der Auferstehung unseres Herrn erfolgt ist, wie laut Corluy die sententia communis annimmt 4). Denn die Annahme, sie seien bereits am Freitag auferstanden, hätten sich aber bis zum Sonntag in ihren Gräbern oder sonstwo verborgen aufgehalten, klingt doch zu unwahrscheinlich. Ueberdies nennt der h. Paulus Christum den Erstling der Entschlafenen, und eine Auferstehung zuerst der Glieder, dann des Hauptes, wäre nicht geziemend.

Schwieriger ist die Frage, was von der Natur und Beschaffenheit dieser Auferstehungen zu halten sei. Als feststehend 1) I Cor. 15, 23 u. 20; Offb. 1, 5. 2) Pf. 15, 10.

3) Matth. 27, 52 f.

4) Spicilegium dogmatico-biblicum. I. G. 308. Gent 1884.

« PoprzedniaDalej »