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fittlichen Handeln. Nun ist es freilich wahr, daß eine ewige Vergeltung, eine ewige Belohnung oder Bestrafung der Seele allein schon ein sehr kräftiges Motiv abgeben würde. Es ist aber auch wahr, daß dieses Motiv an Kraft sehr viel gewinnen muß durch die Erwägung, daß der Leib im Lohne oder in der Strafe ewig der Genoffe der Seele sein wird, daß er je nach seiner Mitwirkung speciellen ewigen Lohn oder specielle ewige Strafe empfangen wird. Und gerade der Gedanke an eine ewige Vergeltung, die zugleich sinnlicher Art, dürfte ganz besonders geeignet sein, auf den sinnlichen Menschen hier spornend und dort schreckend tief und nachhaltig einzuwirken.

3. Bringen wir dieselben Gedanken zu Gott und zu seinen Attributen in Beziehung, so ergeben sich unter diesem neuen Gesichtspuncte neue Argumente.

Gottes Weisheit verherrlicht sich dadurch, daß sie die Dinge für ein Ziel bestimmt und durch entsprechende Mittel diesem Ziele zuführt. Nun würde freilich die göttliche Weisheit sich schon dann verherrlichen, wenn sie die unsterbliche Seele allein dem Ziele zuführte; denn der Leib ist seiner Natur nach sterblich. Dennoch ist und bleibt die Seele auf ihren Leib innerlich und wesentlich angewiesen, und der Leib bleibt in alle Ewigkeit das natürliche Complement der Seele. Noch viel mehr also würde es der göttlichen Weisheit entsprechen und sie würde sich noch mehr verherrlichen, wenn sie Mittel fände, mit der unsterblichen Seele auch den sterblichen Leib einer ewigen Bestimmung zuzuführen. Nicht minder entspricht es der Weisheit Gottes, für den Menschen Mittel zu ordnen, welche ihn möglichst wirksam an= treiben, zur Erreichung seines Zieles selbst thatkräftig mitzuwirken. Ein solches Mittel aber ist die Auferstehung des Leibes und die Antheilnahme desselben an der ewigen Vergeltung.

Der Güte Gottes aber entspricht es, den Geschöpfen nach ihrer Empfänglichkeit an seiner eigenen Vollkommenheit und Glückseligkeit möglichst reichen Antheil zu gewähren. Es entspricht folglich der götten Güte, nicht bloß die Seele, sondern Seele und Leib, den ganMenschen allseitig zu vollenden und zu beglücken.

Weiterhin entspricht es der göttlichen Gerechtigkeit, in der en Vergeltung möglichst vollkommen das Subject zu treffen, wel= ich des Lohnes oder auch der Strafe würdig machte. Nun ist das Subject des verdienstlichen oder mißverdienstlichen Handelns die Seele allein, sondern der ganze Mensch.

Endlich sei auch auf die Allmacht und die Allwissenheit Gottes hingewiesen. Die erstere verherrlicht sich, indem sie durch ihr einfaches Machtwort neues und herrliches Leben aus Tod und Grab erblühen läßt; die lettere, indem sie zeigt, wie sie von so vielen Millionen Leibern jedes Theilchen kennt, um es am großen Auferstehungsmorgen seinem ursprünglichen Inhaber wieder zuzutheilen./

4. Uebrigens brauchen wir kaum eigens zu betonen, daß die Vernunft allein vom rein natürlichen Standpuncte aus einen stricten Beweis für die Realität der Auferstehung nicht liefern kann. Die Gründe, welche sie beibringt, sind lediglich Congruenzgründe, welche die Auferstehung als angemessen und insofern auch als mehr oder weniger wahrscheinlich erscheinen lassen. Nun kann Gott zwar niemals etwas Unangemessenes thun. Daraus folgt aber nicht, daß er alles das thun müsse, was der menschlichen Natur, oder auch seinem eigenen Wesen und seinen Attributen angemessen ist. Das gilt von der Allmacht und Allwissenheit; es gilt insbesondere auch von den erwähnten moralischen Attributen. Es ist richtig, daß Gott den Menschen als Menschen erschaffen hat, d. h. als ein Compositum aus Leib und Seele. Gleichwohl kann die Vernunft wegen dieses Umstandes die Wiederherstellung des Menschen nach seinem Tode von der göttlichen Weisheit keineswegs mit Sicherheit erwarten. Denn da fie erkennt, daß Tod und Auflösung dem Menschen natürlich sind, so muß sie einräumen, daß die göttliche Weisheit ihr Werk erfüllt hat, wenn sie, die unsterbliche Seele allein der ewigen Bestimmung zuführend, dem Menschen jene Vollendung gibt, die seiner sterblichen Natur entspricht. Hiermit ist aber auch der Forderung genügt, welche man an die göttliche Güte stellen kann, und dieses um so mehr, als die Seele auch in der Trennung von ihrem Leibe ausreichend befähigt ist, einer entsprechenden Vollendung theilhaftig zu werden und die volle Glückseligkeit zu genießen, die ihrer Substanz nach in der vollkommenen Erkenntniß und Liebe des höchsten Gutes besteht. Nicht minder hat hiermit auch die göttliche Gerechtigkeit den berechtigten Forderungen des Menschen gegenüber ihre Schuldigkeit gethan. Denn so wahr es ist, daß die verdienstliche und mißverdienstliche_Thätigkeit nicht der Seele allein angehört, sondern dem Compositum, so ist doch auch anderseits richtig, daß im legten Grunde die Seele das Princip jenes Wirkens ist, und daß folglich den Forderungen der strengen Gerechtig=

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teit genügt wird, wenn die Seele allein den Lohn oder die Strafe empfängt1). /

§. 12.

Fortsetzung. Die Gleichzeitigkeit der Auferstehung und der Chiliasmus.

1. Die Auferstehung aller Menschen, der Guten wie der Bösen, wird mindestens an demselben Tage und zu derselben Stunde sich vollziehen, sie wird also insofern eine gleichzeitige sein. Bekanntlich bestreiten unter Mißdeutung von Offb. 20, 1 ff. die ältern und neuern sog. Chiliasten oder Millenarier diesen Sah und nehmen eine doppelte Auferstehung zunächst der Gerechten, dann der Gottlosen und ein zwischenliegendes tausendjähriges Reich Christi hier auf Erden. an. Während dieser Zwischenzeit ist Satan gebunden; die frommen Bürger des tausendjährigen Reiches, mit denen Chriftus, wie nach der Auferstehung mit den Aposteln und Jüngern, sichtbar verkehrt, ge= nießen süßen Frieden und ergößen sich an den mannigfachsten, nicht bloß geistigen, sondern auch sinnlichen, aber ehrbaren Genüssen. Nach den tausend Jahren entbrennt noch ein kurzer Kampf mit dem Satan, dann erfolgt die zweite, allgemeine Auferstehung, das Gericht, die Umwandlung, Verklärung und Himmelfahrt der Gerechten. Das sind in ihren Grundzügen die Anschauungen jener Chiliasten, die sonst auf kirchlichem Boden standen oder stehen. /

Zu ihnen gehören in älterer Zeit Papias, Justinus, Frenäus, Hippolyt, Tertullian, Victorin, Methodius, Lactantius, Melito, Nepos, Koration und Commodian. Aus späterer Zeit sind nur wenige katholische Chiliasten zu nennen, aus dem Ende des vorigen Jahrhundert der spanische Erjesuit Lacunza, deffen Schrift: Avénement de Messie von der Indercongregation verurtheilt wurde 2). Dazu kommen in unserm Jahrhundert einige franzöfifche Schriftsteller zweiten oder dritten Ranges: Abbé Rougeyron, M. de Félicité und Abbé Moglia, die sich übrigens in Maßlosigkeiten und Albernheiten gegenseitig überbieten. Krankheiten und Schmerzen hören auf und der Tod ist füß; Gütergemeinschaft wird eingeführt und die Sünde findet sich kaum noch hier auf Erden; die Menschheit ist auf's reichste erleuchtet und begnadet; die Geschlechter, die geboren werden, sind 1) Vgl. Auferstehungsleib. S. 79–95.

2) Vgl. Études religieuses. 1868. II. S. 561.

glücklich, heilig, gottgeliebt und verkehren mit den Engeln in einer wahrhaft paradiesischen Natur; die Geseze der Schwere find modificirt und die Leiber schon theilweise umgestaltet, so daß die Menschen den Vögeln gleich mit rapider Geschwindigkeit die größten Entfernungen überwinden. So der erste der genannten Schriftsteller 1). Der zweite läßt außerdem die Erbsünde total verschwinden und läßt nur drei Sacramente zu, das heilige Meßopfer, die Priesterweihe und Ehe. Der Tod hat aufgehört; nach einem längeren Aufenthalte hier auf Erden, der mehrere Jahrhunderte dauern mag, werden die Menschen ohne Tod hinweggerafft; es ist selbst möglich, daß die Gerechten bis zum Ende des tausendjährigen Reiches hier auf Erden bleiben. Alle Völker bilden einen großen Liebesbund, in welchem die bekehrten Juden die erste Stelle einnehmen. Das Centrum ist Jerusalem, wo Christus herrscht 2). Abbé Moglia fügt noch einige specielle Wunderlichkeiten hinzu. Er läßt Christus an der Spiße der Seinigen gegen Gog und Magog blutige Schlachten schlagen; der Antichrist ist buchstäblich ein incarnirter Teufel und Sohn einer Jüdin. Die bei= den Stämme Juda und Benjamin werden zuerst bekehrt; die zehn Stämme Israels aber, von Gott im Laufe der Jahrhunderte wunderbar beschügt und irgendwo im geheimnißvollen Centrum Afrika's wohnend, werden unter Wundern und Zeichen zurückgeführt, welche die Wunder beim Auszuge aus Aegypten und beim Wüstenzuge tief in Schatten stellen 3). Als Vertreter chiliastischer Anschauungen in allerneuester Zeit sind dann endlich Bisping und Waller in ihren Commentaren zur geheimen Offenbarung zu nennen. Von dem sog. traffen, grobsinnlichen, judaisirenden und häretischen Chiliasmus außerhalb der Kirche sprechen wir hier gar nicht4). /

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2. Es ist nicht unsere Absicht, uns hier auf eine umständliche Würdigung und Widerlegung des Chiliasmus einzulassen, da wir

1) Études. S. 569. 2) Études. S. 570 ff. 3) Études. S. 573 ff. 4) Derselbe fand sich bei den Cerinthianern, Montanisten, Marcioniten und anderen gnostischen Secten. Uebrigens findet sich die chiliastische Idee in verschiedenen Formen bei den außerkirchlichen Secten sehr häufig, z. B. bei den schwärmerischen Secten und Sectenstiftern des Mittelalters: Joachim von Floris, Petrus von Oliva, den Fraticellen und Apostelbrüdern, dann bei zahlreichen ältern, neuern und neuesten protestantischen Richtungen, z. B. bei den Frwingianern und Mormonen, sowie bei den meisten modernen protestantischen Exegeten.

Bauk, Weltgericht und Weltende.

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dieses an andern Orten bereits weitläufiger gethan haben 1). Die ge= wonnenen Resultate zusammenfassend, beschränken wir uns kurz auf Folgendes.

Auch der sog. feinere Chiliasmus kirchlicher Schriftsteller hat die h. Schrift gegen sich, denn nach den Andeutungen derselben wird die Auferstehung aller, der Guten wie der Bösen, eine gleichzeitige sein. Es wird die Stunde kommen, versichert uns der Herr, in welcher alle, die in den Gräbern sind, die Stimme des Sohnes Gottes hören werden. Die einen aber werden hervorgehen zur Auferstehung des Lebens, die andern aber zur Auferstehung des Gerichtes 2). Eine ähnliche Versicherung findet sich schon beim Propheten Daniel 3), und auch der H. Paulus spricht nur von einer Auferstehung 4). Auch lehrt die h. Schrift, daß gleich bei der Auferstehung den Leibern der Gerechten die Unverweslichkeit und Geistigkeit zu Theil werden wird, um sie dadurch für das himmlische Leben zu disponiren 5); daß gleich nach der Auferstehung für die Gerechten dieses himmlische Leben seinen Anfang nehmen wird 6), und daß dieselben ebendeßwegen sofort Christo entgegen von der Erde werden hinweggerafft werden, um ewig bei ihm im Himmel zu sein 7). Durch alles dieses ist aber ein tausendjähriges irdisches Reich Christi und der Gerechten vollständig ausgeschlossen. Die chiliastische Deutung der Apocalypse hat, woran einige wenige dissentirende Stimmen gar nichts ändern, den unanimis consensus patrum et theologorum gegen sich./

Der feinere Chiliasmus hat auch die gesammte Tradition von den ersten Anfängen der Kirche an gegen sich. Im zweiten Jahrhundert wird er zuerst von Papias vertreten, den uns Eusebius als einen Mann von sehr beschränktem Geiste darstellt. Doch war das Ansehen dieses h. Bischofs in Verbindung mit der gedrückten Lage der Kirche groß genug, um für die chiliastische Idee hauptsächlich in Kleinasien,

1) Vgl. Auferstehungsleib. S. 219 ff. und Mainzer Katholik. G. 38 ff. Vgl. außerdem Augustinus de civ. 1. 20. c. 6 sqq. in 3. Disp. 50. sect. 8 u. 9. Études religieuses 11. cc. Jungmann de noviss. ed. II.

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1885. I. Suarez Franzelin

p. 295 sqq.

de div. trad. thes. 16. Schwane, Dogmengeschichte I. S. 338 ff., und neues Kirchenlericon. III.

S. 142 ff.

3) Dan. 12, 2.

4) I Cor. 15, 52.

2) Joh. 5, 28 f.
5) I Cor. 15, 42 ff.

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6) Dan. 12, 2; Matth. 25, 46; Joh. 5, 29. 7) I Theff. 4, 16; II. Cor. 5, 1; Eph. 2, 5 f.

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