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zu verstehen seien, wird dahingestellt bleiben müssen. Noch unsicherer ist die weitere Annahme 1), daß die 144,000 Auserwählten aus dem Judenthum mit den später erwähnten 2) 144,000 jungfräulichen Martyrern identisch seien, und daß somit Israel in der antichriftlichen Verfolgung der Kirche 144,000 jungfräuliche Martyrer schenken werde. Denn diese angenommene Identität ist wohl mehr als zweifelhaft. /

1) Malvenda a. a. D. möchte gerade diese Annahme noch lieber ac= ceptiren.

2) Offb. 14, 1 ff.

Dritter Abschnitt.

Die nähern und nächsten Vorzeichen des Endes.

§. 9.

Die Zeit nach dem Sturze des Antichrift. Phyfische Katastrophen.

1. Der Antichrist ist gefallen, und die antichristliche Weltmacht ist gebrochen. Die erschütternden Ereignisse der lezten Zeiten haben die Guten noch mehr befestigt, haben so manche Abgefallene und Ungläubige, insbesondere aus dem Judenthum, auf den rechten Weg geführt. Die übrigen Menschenkinder fahren leider fort, den gewaltigen Impulsen der innern und der äußern Gnade grenzenlose fitt= liche Gleichgültigkeit, totale Verblendung, hartnäckige Verstockung entgegenzusehen.

Die Kirche Gottes, so schildert Malvenda ganz fachgemäß 1), erfreut fich jest nach schwerem Kampfe des tiefsten und heitersten Friedens. Die Gläubigen, während der Verfolgung geflohen und in der Verborgenheit lebend, kehren heim. Unter Freudengejauchze und unter unbeschreiblichem Jubel singt und sagt man Christo, dem glorreichen Sieger, Lob und Dank. In feierlicher Prozession pilgert man zu den Gotteshäusern und in althergebrachter Weise, in heiliger Wonne und Begeisterung singt man das Te Deum. Denn nie zuvor gab es für die Kirche Gottes so viel Grund zur Freude, als gerade jezt, wo die lezte und schwerste Prüfung glorreich überwunden. Die vielfach entweihten christlichen Kirchen und Altäre werden gereinigt und neu geweiht und mit ihrem allerschönsten Schmuck gezieret. Priester und Volk kleiden sich in ihre Festgewänder, und das h. Opfer, so lange Zeit verborgen, wird wieder öffentlich und feierlich dem Allerhöchsten dargebracht.

1) 1. 13. c. 9.

An den Altären, auf den Kanzeln preist man die Wunderthaten Gottes und seine väterliche Vorsehung, die über der Kirche so liebevoll gewacht; man feiert das Gedächtniß Henoch's und Elias und so vieler glorreicher Martyrer, die in der legten Verfolgung für Christus freudig starben, man gedenkt ihres Glaubens, ihrer Stärke, ihrer Siege und ihres ewigen Triumphes.

2. Nach den bereits erwähnten Andeutungen der Apocalypse und des Propheten Daniel scheint es, daß die Zwischenzeit vom Tode des Gottesfeindes bis zum Eintritte des Weltgerichtes eine Dauer von 45 Tagen haben wird. Bezüglich der antichristlichen Verfolgung heißt es nämlich bei Daniel: „Und von der Zeit, daß das beständige Opfer abgeschafft wird, um aufzustellen den Verwüstungsfrevel, find 1290 Tage. Heil dem, der da ausharret und erreicht 1335 Tage 1)." Also nach 1290 Tagen, so scheint es, wird der Greuel, wird die Verfolgung mit dem Tode des Antichrist ein Ende nehmen. Wer dann noch 45 Tage ausharrt in der Gnade, Heil ihm! Der dann erscheinende Richter findet ihn vorbereitet, er ist ewig gerettet. Für diese Erklärung, die den Tert ganz ungezwungen deutet, treten mit größerer oder geringerer Entschiedenheit Hieronymus, Theodoret, Beda, Strabo, Bellarmin, Lessius, Suarez, Valentia, Henriquez, Malvenda u. a. ein 2). Indessen Gewißheit nehmen die genannten Auctori= täten, insbesondere die zulegt genannten Theologen keineswegs in Anspruch. Lessius begnügt sich mit einer einfachen, Malvenda mit der größeren Wahrscheinlichkeit; Suarez betrachtet diese Deutung als die gewöhnliche (sententia communis), erklärt sie aber gleichwohl für zweifelhaft und ungewiß. /

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Wenig zusagend erscheint freilich die Erklärung des Lyranus, daß unter den 45 Tagen möglicherweise auch Wochen, Monate oder Jahre verstanden werden könnten. Denn diese Auffassung widerspricht, wie Suarez mit Recht betont, dem Wortlaute und dem Zusammenhang der Daniel'schen Stelle, sowie auch der gewöhnlichen Ansicht der Interpreten. Haben wir unter den 1260 und 1290 Tagen Tage im eigentlichen Sinne zu verstehen, so wird von den 1335 bez. von den 45 Tagen ohne Zweifel ein Gleiches gelten müssen. Andere

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1) Dan. 12, 1 f.

2) Vgl. Bellarmin 1. 3. c. 9. Malvenda 1. 13. c. 10. Lessius c. 13. Suarez Disp. 54, sect. 2. n. 4.

Ausleger, z. B. Cornelius a Lapide, nehmen mit Bezugnahme auf Ez. 39, 9 und 12 eine Zwischenzeit von 7 Jahren an. Aber diese Auslegung geht in der buchstäblichen Auffassung der Ezechiel'schen Darstellung doch wohl zu weit. Wenn nämlich der Prophet bemerkt, daß das Volk Gottes 7 Jahre gebrauchen wird, um die Waffen des geschlagenen Gog zu verbrennen, und 7 Monate, um das Land zu reinigen, so ist zu bemerken, daß in dem Untergange Gog's nicht bloß das Ende des Antichrist, sondern auch des Antiochus Epiphanes und überhaupt aller Gottesfeinde Untergang prophetisch geschildert wird, und daß folglich nicht gerade jeder einzelne Zug im buchstäblichen Sinne vom Antichrist zu gelten braucht. Auch bedarf es wahrlich keiner 7 Jahre, um Geräth und Waffen eines noch so großen Heeres zu verbrennen. Der Prophet will einfach sagen, die durch Gott herbeigeführte Niederlage Gog's werde so gewaltig sein, daß sehr langè Zeit erforderlich sein wird, um die Gefallenen zu begraben und Wehr und Waffen zu verbrennen 1). /

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Anders verhält es sich mit der Erklärung einiger anderer Theologen. Nach Ribera's Deutung fällt der Antichrist nach 1290 Tagen. Wenn dann nach weitern 45 Tagen die 1335 Tage voll geworden, werden auch die übrigen einflußreichen Häupter der antichristlichen Weltmacht gefallen sein. Wohl denen also, die, aus der Verfolgung gerettet, die jezt anbrechende Aera des Friedens in sorgloser Ruhe genießen können. Die Dauer dieser Friedensaera bleibt uns also bei dieser Deutung unbekannt. Auch die Erklärung des H. Antonin, des Dionysius Carthufianus, Tostatus, Viegas u. a. muß als zulässig bezeichnet werden. Diese Theologen halten ebenfalls dafür, daß der 1335ste Tag nicht gerade den legten Endtermin zu bezeichnen brauche. Nach 1290 Tagen werde der Antichrist fallen und damit die Verfolgung ein Ende nehmen. Ob dann, nachdem die 1335 Tage voll geworden, der Richter sofort erscheinen werde, sage Daniel gar nicht. Er preise denjenigen bloß glücklich, der die Verfolgung einige Zeit, etwa 45 Tage, überdauern werde. Denn so viel Zeit ge= nüge vollauf, damit der Sünder in sich gehe und der Gerechte nach den Stürmen und Erschütterungen der lezten Jahre die volle Ruhe wiederfinde.

Es mag sein, daß diese beiden lezten Erklärungen weniger be

1) So im wesentlichen Loch und Reischl.

friedigen, als die zuerst genannte, die genau nach 45 Tagen den Herrn erscheinen läßt. Aber Triftiges läßt sich gegen dieselben schwerlich einwenden, und eine gewisse Wahrscheinlichkeit wird man ihnen nicht absprechen können. Ebendeßwegen kann auch die zuerst genannte Meinung nicht auf Gewißheit, sondern ebenfalls nur auf ein größeres oder geringeres Maß von Wahrscheinlichkeit Anspruch erheben. Ob also nach den 45 Tagen der Herr sofort erscheinen wird, oder erst einige Zeit nachher, müssen wir dahingestellt sein lassen. Und so bleibt auch, ungeachtet der Daniel'schen Zahlenangaben, das Wort des Herrn unangetastet, daß niemand Tag und Stunde wisse, und daß der Tag des Herrn plöglich, unvermuthet hereinbrechen werde.

Doch kann immerhin bestehen, daß die Gläubigen der allerlezten Tage eine Ausnahme machen werden, daß es gerade ihnen möglich sein wird, auf Grund der evident gewordenen Zeichen der Zeit, vielleicht auch durch Belehrung seitens des Elias und Henochs, den Sinn des Daniel'schen Wortes bestimmter aufzufaffen und den großen Tag jedenfalls annähernd mit Genauigkeit zu bestimmen. In diesem Falle würde das Plögliche und Unerwartete des jüngsten Tages nur für die ungläubige Welt Berechtigung haben. Das Wort unseres Heilandes aber, daß niemand Tag und Stunde wisse, würde sich lediglich auf diejenigen Geschlechter beschränken, die vor dem Eintritt der legten Ereignisse leben werden. Haben die Schlußereignisse ein= mal ihren Anfang genommen, sind sie bereits bis zum Sturz des Gottesfeindes fortgeschritten, dann werden wir ohne Anstand den gleichzeitigen Gläubigen die Möglichkeit einräumen dürfen, eine annähernd genaue Berechnung des allerlegten Tages anzustellen. Wozu hätte auch Christus alle die Zeichen vorausgesagt, wenn es mit ihrer Hülfe auch nicht einmal den zulezt Lebenden möglich sein sollte, einigermaßen zu erkennen, daß jezt das Ende sein werde?

Wie dem auch sei, so viel ist gewiß, daß nach dem Sturze des Antichrist das Ende nicht lange mehr auf sich wird warten lassen. Die allgemeine Predigt des Evangeliums, die Apostasie, der Antichrist, die Predigt Henoch's und Elias werden ja eben von der h. Schrift als die Vorboten des nahen Endes hingestellt. Durch fortgesezte Bußpredigt und Bußübung, durch inbrünstiges Gebet, durch gottseliges Leben und gottselige Werke wird sich die Kirche Gottes auf die Ankunft des großen Tages vorbereiten, dessen unmittelbare Vorzeichen sehr bald erscheinen werden./

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