I. Beschreibung der Handschrift. Der in der Königlich bayrischen Hof- und Staatsbibliothek zu München aufbewahrte Cod. Germ. 746 ist eine etwa aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammende Papierhandschrift in Quartformat von 2112 cm Höhe, 152 cm Breite und ca. 72 cm Stärke. Die Deckel der Handschrift bestehen aus Holzplatten von 3/4 cm Dicke, die mit rötlichem Leder überzogen sind. Am äußeren Längsrande des Hinterdeckels bemerkt man eine 212 cm lange, 2 cm breite Vertiefung. Von hier aus zog sich wohl eine Schließe nach der Mitte des Vorderdeckels. Auf der Außenseite des Hinterdeckels befand sich früher in jeder Ecke ein runder Knopf von 212 cm Durchmesser, während der Vorderdeckel kreisausschnittförmige Beschläge in den vier Ecken aufwies. Auf den Rücken des Quartbandes ist ein weißer Papierstreifen geklebt, der die folgende, nicht mehr vollständige, aus späterer Zeit stammende Aufschrift trägt: (Ev)angelium Iohann. u. Matthæu(s) (H)eiltum zu Andechs. Regel S. Bened. Sibyllenweissagung Der meister in der swarzen Kunst etc. Auf der Außenseite des vorderen Einbanddeckels befindet sich ein Streifen aus weißem Papier mit der z. T. undeutlichen alten Inschrift: Dye czwai Evangelia Iohans und Mathei das Horologium Ewi- ding Auf der Innenseite des Vorderdeckels finden wir folgendes aus der Entstehungszeit des Codex stammende Verzeichnis: Contenta huius libri Die Zwai Ewangelia Sant Iohannis und Mathei Ain Tractat wie das hochwirdig Sacrament Item von etlichen crefft der Selen Item von der aigenschaft der munch Die Regel des heyligen Sand Bendicten Ain Epistel und ermanung des heiligen Ain gute undterweysung und lere von ver- Ain gepet von uunser frawen Ain ermanung das sich der mensch huetten sol vor sunden und guete werck verspringen Ain Cisioianus Ain weysagung von Sibilla kunftiger ding pis an den Iungsten tag etc. Ain dialogus seltzamer frag zwischen ainem teufel und ainem maister der Swartzen kunst Ain Ebenpild gottes das er vor hat getragen und wir sollen im nachvolgen Es folgt ein Pergamentblatt mit lateinischen Gebeten, darunter das Vaterunser. Ein weiteres Pergamentblatt befindet sich am Schlusse des Buches. Auch dieses Blatt enthält lateinische Gebete, welche sich an Maria und zahlreiche Heilige wenden. Darauf folgen zwei Abschnitte aus der Vulgata, nämlich Jacobus 5,16-20 und Luc. 11,5-12, also Ermahnungen zum Gebet. Von den beiden erwähnten Pergamentblättern werden 317/2 Papierblätter eingeschlossen, welche in 26 Lagen, meist Sexternionen, angeordnet sind. Zeichen für die Reihenfolge der Lagen finden sich nur nach dem 14.-20. Sexternio1). 311 Blätter 1) Manche Kustoden mögen beim Beschneiden weggefallen sein, vgl. S. 9, Z. 3 ff. sind von späterer Hand foliiert, doch sind Blatt 310 und 311 unbeschrieben. Außerdem sind 51/2 leere und nicht foliierte Blätter vorhanden, während die Blattzahl 284 zweimal hintereinander gesetzt worden ist1). Die Hs. enthält folgende, von verschiedenen Schreibern eingetragene Schriften: Bl. 1-36a: Dasz ewangely sand johannesz ewangelist. Bl. 37-76: Das Matthäus-Evangelium (ohne Überschrift). Es folgen 12 leere und nicht foliierte Blätter. Bl. 83 enthält nur die Aufschrift: Von dem hochwirdigen sacrament zw Andex auf dem heiligen perg ain hubschär Tractatt. Bl. 84-93: Hye nach ist vermerckt in geschrifft von aim hochwirdigen und wunderleichen sacrament in drein hosti und anderm grossem heyltumb dasz zw den zeytten säliger gedächtnusz herczogen steffan fridreichs und johannsen gepruderen in Bayren gefunden ist auf dem perg zu Andezz In sand Niclas capellen. Bl. 94a ist leer. Bl. 94 enthält nur das kurze Gebet: In ainem waren Cristenlichen glauben In stetter hoffnung und In ain volkomen lieb wehalt uns der parmherzig got Amen. B1. 95-103 steht eine geistliche Betrachtung, die von späterer Hand die mit Bleistift geschriebene Überschrift erhielt: Die geistliche Braut (von dem Schmuck der Seele). Bl. 104-126: hie vächt sich an die vorred in die regel sant Benedict des hailigen abtes. Es folgt ein leeres, nicht foliiertes Blatt. Bl. 127-234: horologium etc. Unter dem gewöhnlichen Schriftfelde steht auf Bl. 234: fardrus pallus kanserus zu degerse2). Bl. 235 trägt am Kopf den Namen: Jorg von Schaub. Mit anderer Tinte ist dann dahinter geschrieben: Zorg Jorg von schaub. Dabei steht die von späterer Hand mit Bleistift geschriebene Zahl 1452. Diese Zahl bezieht sich auf den darunter folgen 1) W. Walther, Die deutsche Bibelübersetzung des Mittelalters, Spalte 516, zählt nur 309 Blätter, da er die 71/2 unbeschriebenen Bl. nicht berücksichtigt und das doppelte Vorkommen der Blattzahl 284 nicht bemerkt hat. 2) Der Cod. kam aus dein Kloster Tegernsee nach München. |