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kirchliche Feste, also steht 'hochzeit in dem tempel' ganz treffend für das Tempelweihfest; aber mit Recht tadelt W. die unzutreffende Erklärung von architriclinus; auch die von scenopegia ist unrichtig und die in J. 12,3 ungenau. Sollten nun die angeführten Erläuterungen mit den erwähnten Unrichtigkeiten nicht dem Autor der von uns angenommenen älteren Übersetzung zuzuschreiben sein, so fehlt es doch nicht ganz an Versehen, die bestimmt von ihm verschuldet sind. Walther hat bereits einige derselben hervorgehoben, z. B. M. 27,37 et imposuerunt super caput eius causam ipsius und legten auf sein haubt sein sach; J. 7,15 quomodo hic litteras scit? wie kan der die puchstaben? J. 7,35 numquid in dispersionem gentium iturus est? nu wil er in die storung der diet gen? Als unrichtig oder mangelhaft müssen namentlich noch folgende Übersetzungen bezeichnet werden: M. 12,42 regina austri die kunigin1) von osten2); M. 14,1 Herodes tetrarcha herodes von dethracha3); M. 22,16 et mittunt ei discipulos suos cum Herodianis und santen zu im1) sein junger mit herodianis; M. 12,33 aut facite arborem bonam et fructum eius bonum, aut facite aborem malam et fructum eius malum oder machet ainen gutten pam und sein gut3) frucht oder ainen posen paum und sein posew frucht; J. 12,38 quis credidit auditui nostro? wer hat gelaubt unserm ") gehor? J. 20,10 abierunt ergo iterum discipuli ad semetipsos und aber gingen zusamen die junger; J. 12,6 dixit autem hoc, non quia de egenis pertinebat ad eum, sed quia fur erat et loculos habens ea, quae mittebantur, portabat Daz sprach er auch, wann von den armen nicht zu im gehort, wann er ein diub) waz und verpargen statel het, und was gesant waz, daz trug er; J. 13,29 quia loculos habebat Judas wan Judas stet het, an die er stal. Außerdem erinnere man sich hier der bereits auf S. 109 erwähnten mangelhaften Übersetzungen des abl. compar.

Auch Anakoluthien kommen vor, allerdings z. T. veranlaßt durch die lat. Vorlage, z. B. M. 13,19 omnis qui audit verbum regni et non intelligit, venit malus Ein iegeleicher, der das wort des reiches horet und nicht verstet, da chumt der pös; M. 26,34 amen dico tibi, quia in hac nocte, antequam gallus cantet, ter me negabis Amen sag ich dir, das du in der3) nacht, ee daz der

1) Hs: kunig. 2) Vgl. Anm. 5 auf S. 71. 3) Das 'von' könnte freilich auch ein Schreiber eingeschoben haben. 4) Hs: in. 5) 'gut' fehlt durch Schreiberversehen. 6) Hs: unser. 7) Hs: diu. 8) 'der' fehlt in der Hs.

durch Schreiberversehen.

han chrat, wirstu mein verlaugnen dreystunt; J. 6,39 ut omne, quod dedit mihi, non perdam ex eo Daz alles daz, das mir er gegeben hat, daz ich nicht aus dem verlies; J. 17,24 pater, quos dedisti mihi, volo ut ubi sum ego et illi sint mecum vater, die du mir geben hast, wil ich, daz wo ich sey, daz auch die sint mit mir.

So hat sich also, wie wir sahen, der Autor im Gegensatz zu seiner sonstigen Übersetzungsweise und zum Nachteil der Übersetzung manchmal zu eng an den Wortlaut der lat. Vorlage gehalten; doch stehen den verhältnismäßig seltenen Mängeln so. viele Vorzüge gegenüber, daß man weit mehr Grund hat, den Übersetzer zu loben als ihn zu tadeln.

Die Wortstellung verdient, wie man aus den gebotenen Textproben ersehen kann, meist volle Anerkennung. Ist die lat. Wortstellung beibehalten, so waren ohne Zweifel rhetorische Gründe dafür maßgebend. Was die Konstruktion betrifft, so kann man Walther nur zustimmen, wenn er sagt: „Vor allem die Satzbildung ist oft tadellos. Der Autor handhabte seine Muttersprache jedenfalls höchst gewandt." Dies erkennt man schon aus den Textproben, noch mehr aber aus der Geschicklichkeit, mit der, wie wir bereits sahen, schwierige, spezifisch lateinische Konstruktionen übertragen sind. Um den Ausdruck lebhafter zu gestalten, werden die Sätze oft mit 'da' eingeleitet; vgl. u. a. J. 1,23; M. 14,18 in den Textproben. Dieses 'da' oder 'do' vertritt auch nicht selten ein et oder andere sehr häufig vorkommende Partikeln; vgl. z. B. J. 1,21, 22, 38; M. 3,17, 7. Endlich verstärkt es manchmal das Relativpronomen, vgl. J. 19,17, 24; M. 27,54. Soll das Substantiv besonders betont werden, so geschieht dies durch ein nachgestelltes Demonstrativ- oder ein vorangehendes Personalpronomen, vgl. J. 1,32; M. 3,14 in den Textproben oder M. 22,7 et perdidit homicidas illos und verderbt sy, die morder1). Dann und wann tritt asyndetische Parataxe ein, z. B. J. 6,56 caro enim mea vere est cibus, et sanguis meus vere est potus wann mein fleisch warleich ist ze essen, mein plut warleich ist ain trinken; M. 1,21 pariet autem filium, et vocabis nomen eius Jesum sy gepirt ainen sun, dez namen solt du haissen jhesum. Andrerseits wird bisweilen die im Lat. vorhandene asyndetische Parataxe im

1) Hs: morgen.

Deutschen nicht beibehalten, z. B. M. 28,10 ite, renuntiate get und chundet; J. 17,9 ego pro eis rogo; non pro mundo rogo ich pitt fur sy, und nicht fur die welt pit ich. Die relativische Anknüpfung der Sätze wird als undeutsch vermieden, z. B. M. 2,14 qui consurgens accepit puerum. Er stund auf und nam das kind; J. 8,11 quae dixit: nemo, domine Da sprach sy: niemant, herre.

Die direkten Fragesätze des Lateinischen werden z. T. im Deutschen beibehalten, z. T. - - jedoch nur bei Joh. — in indirekte Fragesätze verwandelt, z. T. als rhetorische Fragen aufgefaßt und ⚫ durch Behauptungssätze wiedergegeben: z. B.:

M. 7,16 numquid colligunt de wie mag man geklauben aus spinis uvas? den doren weinper?

M. 12,23 et dicebant: numquid

hic est filius David? M. 26,22 coeperunt singuli dicere: numquid ego sum? M. 13,55 nonne hic est fabri filius?

und sprachen: ist hie nicht dauides sun?

und sprachen iegeleicher psunder: Nu pin ich der?

Ist nicht hie des smides sun?

M. 5,46 nonne et publicani hoc daz tund auch1) die offnen

faciunt?

M. 20,13 nonne ex denario con

venisti mecum?

sünder.

du hast mit mir umb ainen pfenning gedingt.

J. 7,51 numquid lex nostra iu- Nu wie mag unser e den men

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Daß direkte Rede in indirekte verwandelt wird, finden wir außer in den schon erwähnten Fragesätzen auch sonst manchmal, z. B.:

1) Hs: euch.

M. 8,9 et dico huic: vade.

M. 16,7 at illi cogitabant intra se dicentes: quia panes non accepimus.

J. 3,28 quod dixerim: non sum

ego Christus.

J. 4,17 bene dixisti: quia non habeo virum.

J. 9,8,9 alii dicebant: quia hic est, alii autem: nequaquam, sed similis est ei.

und schaff mit dem, das er hin gee.

da bedachten sy, daz si nicht prot heten genomen.

daz ich gesprochen han, daz
ich nicht sey christus.
du hast wol gesprochen, daz du
sprichst, du hast kainen man.
Da sprachen die andern: er ist
ez; etlich sprachen, er wer sein
nicht, es ist ain ander, der dem
geleich ist.

Für den Ausruf tritt dann und wann die Behauptung ein, z. B.:

M. 6,23 ipsae tenebrae quantae so sint gros dein vinster.

erunt!

M. 6,30 quanto magis vos mo- vil mer ir minsten an dem ge

dicae fidei!

lauben.

Bisweilen ist die Beziehung der Satzteile in freierer Weise behandelt; auch werden manchmal Haupt- in Nebensätze verwandelt und umgekehrt, z. B.:

M. 1,19 Joseph autem, vir eius, cum esset iustus et nollet eam traducere, voluit occulte dimittere eam.

M. 2,22 et admonitus in somnis

secessit in partes Galilaeae. M. 4,7 ait illi Jesus: rursus scrip

tum est.

M. 5,1 ascendit in montem, et cum sedisset, accesserunt ad eum discipuli eius.

J. 4,9 quomodo tu, Judaeus cum sis, bibere a me poscis, quae sum mulier Samaritana?

joseph wart aber ir wirt, wann
er gerecht was und wolt sy nit
vermarn; Er wolt sy haimleich
lassen.

Da wart er in dem schlaf ge-
mant, Daz er für hincz galilea.
Da sprach jesus zu dem andern
mal: Es ist geschriben.
er gie auf ainen perg und sas.
Da gingen die junger zu im.

wie ist daz, wann du ain jud pist und vorderst von mir1) zu trincken und ich ain samaritana pin?

1) 'mir' fehlt in der Hs. durch Schreiberversehen.

J. 6,17 et cum ascendissent navim, venerunt trans mare in Capharnaum.

und gingen auf ein scheff und chomen huncz Capharnaum.

J. 6,41 ego sum panis vivus, qui ich pin daz prot, und ich pin de coelo descendi.

J. 8,46 quis ex vobis arguet me

de peccato?

von himel komen.

wer ist under ew, der mich mag gestraffen umb die sunt?

J. 13,4 et cum accepisset linteum, und nam ain leines 1) duoch und praecinxit se.

umbgurt sich.

Teils aus stilistischen, teils aus rhetorischen, teils aus logischen Gründen werden oft Erweiterungen des lat. Textes vorgenommen; so werden z. B. elliptische Sätze meist vervollständigt:

M. 3,12 cuius ventilabrum in

manu sua, et permundabit

aream suam.

M. 5,3 beati pauperes spiritu.
M. 13,54 unde huic sapientia

haec?

M. 15,33 unde ergo nobis in deserto panes tantos?

J. 1,29 ecce agnus dei.

der hat die wintschaufel in der hant, der rainiget den tennen.

salig sind die armen des gaistes. wan chumt dem die weishait2)?

wo nem wir hie in der wust so vil prots?

nement war, das ist das lamp gotz.

12,13 benedictus, qui venit in gesegnet sey, der chomen ist in

nomine domini.

J. 19,27 et ex illa hora accepit

eam discipulus in sua.

J. 21,22 quid ad te?

dem namen dez herren.

und von der weil nam sy der junger in sein pfleg.

was wild du des?

Dem substantivierten Adjektiv, Partizip oder Pronomen des Lateinischen wird im Deutschen oft ein ergänzendes Substantiv beigefügt, z. B. alii ander leut J. 4,38; haec die dinck M. 21,23; dextera die rechte hant M. 5,39; J. 21,6; multi vil leut M. 20,16; J. 2,23; omnia alliu ding M. 11,27; J. 13,3; omnis ein iegeleicher man M. 7,26; nutriens die ziechende fraw M. 24,19; praegnans die tragende fraw ib.; pullus der junge esel M. 21,2; tanti als vil leut J. 6,9.

1) Hs: leinex. 2) Hs: weischait.

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