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M. 9,32 egressis autem illis, ecce,
obtulerunt ei hominem mutum,
daemonium habentem.
M. 20,9 cum venissent ergo qui
circa undecimam horam vene-
rant, acceperunt singulos de-
narios.

M. 24,40,41 tunc duo erunt in
agro, unus assumetur, et unus
relinquetur; duae molentes in
mola, una assumetur, et una
relinquetur.

J. 12,2 fecerunt autem ei coenam
ibi, et Martha ministrabat.
J. 12,5 quare hoc unguentum
non veniit trecentis denariis
et datum est egenis?

J. 16,24 petite, et accipietis, ut gaudium vestrum sit plenum.

Da die hin komen, ward im fur pracht ain stumber mensch, der waz pehaft.

da chomen die, die ze der ainleften1) weil chomen waren. da wart geben ain pfenning.

so werden zwen funden auf dem
aker, ainer wurt eingenomen,
ainer wurd auslassen; so werden
zwo funden in der mül, ainiu
wurt aingenomen, ainiu wurt
auslassen.

und im ward da beraittet ain
mal, und martha dint.
warumb hat sy die salben nit
verkauft umb drewhundert
pfenning und hat es nicht den
armen geben?

pittet, so wert ihr gewert, das
eur frod voll sey.

Der Imperativ ist stets richtig übersetzt und nicht selten mit 'suln' umschrieben, vgl. M. 6,7 nolite loqui ir sult nicht reden; J. 7,8 ascendite ir sult gen. Daß die den Imperativ vertretenden Zeitformen in ihrer Bedeutung erkannt und entsprechend wiedergegeben wurden, beweisen u. a. mehrere auf S. 154 ff. angeführte Beispiele.

Die bisherigen Darlegungen lassen zur Genüge erkennen, daß Walthers Vorwurf, die Übersetzung zeuge von unzureichender Kenntnis der lat. Sprache, ungerechtfertigt ist. W. hat übersehen, daß manche scheinbar unrichtige Übersetzung auf einer schon in der lat. Vorlage eingetretenen Textentstellung beruhen konnte. Wenn ein Übersetzer so viele selten vorkommende Vokabeln, wie der aufgestellte Wortschatz beweist, richtig wiedergab, so würde er sicher auch ein Wort wie tibicines (M. 9,23) 2) verstanden haben; da er aber aus seiner Vorlage nur ein cives herauslesen konnte, so übersetzte er eben 'purgär'. Ähnlich erklären sich

1) Hs: ainlasten. 2) Vgl. zu dieser Stelle S. 42.

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Übersetzungen wie 'im ward fur pracht' für offerebant ei (M. 9,2) 1); 'du wurst sechen wunder' für gloriam dei videbis (J. 11,40)2). W. bedenkt ferner nicht, wie sehr sich das Mittelhochdeutsche vom Neuhochdeutschen unterscheidet, sonst würde er Übersetzungen wie 'er verstellet sich' für transfiguratus est (M. 17,2); 'sundersiech' für leprosus (M. 8,2); 'da umbgie jhesus die ganzeu3) galileam' für et circuibat Jesus totam Galilaeam (M. 4,23); 'den tod versuchen' für mortem gustare (J. 8,52); ,Martha was im widervaren’ für occurrerat ei Martha (J. 11,30) nicht gerügt haben; denn mhd. 'sich verstellen' ist u. a. neuhochdeutsch 'sich verwandeln', mhd. 'sundersiech' nhd. ‘aussätzig', mhd. 'umbgen' u. a. = nhd. 'durchwandern', mhd. 'versuchen' = nhd. 'kosten, schmecken', mhd. ‘iemant widervaren' = jemand begegnen. Ebensowenig kann man W. zustimmen, wenn er meint, daß auffallende Versehen nur deshalb nicht sehr häufig vorkämen, weil alle Schwierigkeiten mit größter Freiheit übersprungen würden und man den Sinn bei diesen Evangelien fast stets leicht habe erraten können, wenn man auch des Lateinischen nicht ganz mächtig gewesen wäre. Hätte der Autor sich wirklich auf das Raten verlegen müssen, und hätte ihn tatsächlich, wie W. meint, das Bewußtsein, die lat. Bibel nicht wohl verstehen zu können, bewogen, sich diese ins Deutsche zu übertragen, so wäre das Ergebnis wohl recht kläglich gewesen. Daß er die lat. Vorlage mit ziemlicher Freiheit behandelt und sich meist nicht ängstlich an die Worte derselben anklammert, sondern vor allem den Sinn des Bibelwortes in gutem Deutsch wiederzugeben sucht, ist nicht zu tadeln. Es wird z. B. übersetzt cum iam ramus eius (scil. arboris) tener fuerit et folia nata, scitis quia prope est aestas (M. 24,32): so sein ast junk ist und seineu pleter, so wisset ir, daz der sumer nachen ist. W. meint nun, der Übersetzer habe folia nata nicht begriffen und deshalb nata weggelassen. Er hatte aber doch schon richtig übertragen nunquam ex te fructus nascatur (M. 21,19): nimmer wachs1) frucht auf dir; er verstand also auch obige Stelle recht wohl, vereinfachte aber die Konstruktion absichtlich, indem er das Prädikat des zweiten Satzes stillschweigends aus dem des ersten Satzes ergänzen läßt; das gibt zwar keine wörtliche, aber doch eine dem Sinn entsprechende Übersetzung. Wenn ferner

1) Vgl. zu dieser Stelle S. 42. 2) Vgl. hierzu S. 37. 4) Hs: waschs.

3) Hs: gangen,

seductor (M. 27,63) mit 'umbfurar' wiedergegeben wird, so deutet das nicht auf ein Erratenwollen des Sinnes, denn in J. 7,12,47 und M. 24,11 hatte der Autor seducere richtig durch 'wetriugen', bezw. 'vertriegen' übersetzt; jetzt wählt er der Abwechslung wegen eine freiere Übertragung und bezeichnet den seductor als ,,Schadenbringer", wie er in M. 24,4,5 seducere ebenfalls durch umbfuren = „in Schaden bringen“ übersetzt hatte. Oder wenn er übersetzt donec transeat coelum et terra (M. 5,18) 'dieweil stet himel und erd', so heißt das doch dasselbe, als wenn er ganz wörtlich übersetzt hätte 'pis daz (wie M. 1,21) verget (wie M. 24,35) himel und erd'. Auch die übrigen von W. erwähnten Übersetzungen bedeuten meist verzeihliche Freiheiten, nur in M. 20,22 ist der Autor beim Übergang vom Bilde zur Sache auf halbem Wege stehen geblieben, indem er übersetzt potestis bibere calicem ? 'mugt ir getrinken die marter'?

Wie W. zu der Behauptung kommt, daß solche Kleinigkeiten wie die Partikeln eigentlich garnicht für den Übersetzer vorhanden“ seien, ist nicht recht einzusehen. Autem wird keineswegs übersehen, sondern in beiden Evangelien oft genug, bei Joh. z. B. allein fast hundertmal, mit 'aber' übersetzt. Außerdem findet sich nicht selten die Übersetzung 'auch', wobei zu bemerken ist, daß 'auch' im Mhd. oft adversativ gebraucht wird, also einem nhd. 'aber auch, dagegen, anderseits' entspricht, mithin ein lat. autem sehr wohl vertreten kann. Die seltener vorkommende Übersetzung durch 'und' ist auch nicht übel, besonders dann nicht, wenn autem lediglich weiterführend oder anreihend steht; außerdem aber gilt von 'und' im Mhd. gleichfalls das bei ‘auch' schon Bemerkte. Daß autem garnicht übersetzt oder nur durch ein 'da' vertreten wird, kommt bei Joh. nicht allzuoft, bei Matth. aber schon häufiger vor; der Matthäusbearbeiter ist nämlich zu der richtigen Erkenntnis gekommen, daß er in vielen Fällen nichts Besseres tun konnte, als autem unübersetzt zu lassen. Luther hat nicht anders gehandelt. Wie unangenehm würde es z. B. wirken, wenn beim Geschlechtsregister Christi (M. 1) das fortwährende autem gewissenhaft ins Deutsche übertragen worden wäre! Daß ergo übergangen oder durch 'aber' ersetzt würde, trifft ebenfalls nicht zu. Bei Matth. kommt ergo z. B. 48 mal vor und ist 17 mal richtig mit 'darumb' oder 'davon' und nur einmal (M. 21,40) mit 'aber' übersetzt. Man vergleiche hierzu J. 4,6, wo die Vulgata ein ergo aufweist, während

nach Wordsworth mehrere Hss. ein autem dafür haben; ohne Zweifel stand auch in der Vorlage unseres Übersetzers an dieser Stelle wie auch in M. 21,40 ein autem, daher das 'aber'. Auf dieselbe Weise wird es zu erklären sein, wenn der Autor an andern Stellen Partikeln scheinbar unrichtig wiedergibt.

W. sagt ferner: „Wieviel Mühe aber er an seine Arbeit gewandt hat, und daß sein Wissen nicht allzugroß war, zeigen auch die Erklärungen 1), welche er zu den von ihm beibehaltenen Fremdwörtern hinzufügt". Es wird zunächst angebracht sein, einmal alle diese Erklärungen zusammenzustellen:

M. 8,5 accessit ad eum centurio, rogans eum.

da cham zu im Centurio, daz was ain herre, der hundert ritter het, und pat in.

M. 13,3 et locutus est eis multa da ret er vil hincz in in2) pain parabolis, dicens.

M. 23,15 ut faciatis unum proselytum; et cum fuerit factus.

M. 26,30 et hymno dicto exierunt in montem oliveti.

M. 27,6 non licet eos mittere in corbonam, quia pretium sanguinis est.

M. 27,33,34 et venerunt in locum, qui dicitur Golgotha, quod est calvariae locus, et dederunt ei vinum.

rabolis, daz ist in geleichnus, und sprach.

daz ir machet ainen proselitum, daz ist von ainem haiden ainen juden, und wenn er es wurt, so.

und da sy den ymnun, daz ist den segen, pesprochen heten, gingen sy auf den perg der olpom. uns ist nicht erlaubleich3), daz wir sy legen in corbanam, daz ist ain pehaltnus des schaczes, wan es ain lon des plutz ist. und chomen an die stat, die haisset golgota, daz ist Calvarie, daz sprichet der plossen haubt, und gaben im wein.

J. 2,9 ut autem gustavit archi- da aber der archytriclinus1), das triclinus aquam.

was der furst des haus, das wasser versucht.

1) Bezüglich der äusseren Form derselben vgl. auch die Greifswalder Diss. v. A. Hass, Das Stereotype in den altdeutschen Predigten, bes. S. 52ff. 2) 'in' fehlt in d. Hs. durch Schreibversehen. 3) Hs: erlauleich. 4) Hs: archyclinus.

J. 7,2,3 erat autem in proximo dies festus Judaeorum scenopegia. dixerunt autem ad eum fratres eius.

J. 8,20 haec verba locutus est Jesus in gazophylacio, docens in templo.

J. 10,22 facta sunt autem encaenia in Jerosolymis.

J. 12,3 Maria ergo accepit libram unguenti nardi pistici pretiosi, et unxit pedes Jesu.

J. 18,12 cohors ergo et tribunus et ministri Judaeorum.

Es waz auch an dem nachsten der hochzeitlich tag der juden zenopheigia, daz waz des tempels kirchwey.Da sprachen sein pruder zu im.

Die wort hat jhesus geredt1) in Cazophilazio, daz ist auf dem stock dez schaczes, und lernet in dem tempel.

es waren Encenia, Das was die hochzeit in dem tempel ze jerusolimis.

da nam maria ein pfund salben nardi pistici, daz ist von dem pam nardo und tiwer, und salbet die füs jhesu.

die schar auch und Tribunus, daz was der Rittermaister, und die diener der juden. Ob diese Erklärungen von dem Autor jener älteren Übersetzung herrühren, oder ob sie von späterer Hand über den Zeilen oder am Rande nachgetragen und dann von Abschreibern in den Text aufgenommen wurden, etwa wie die auf S. 46 angeführten Verdeutschungen, läßt sich nicht mehr feststellen. Es wäre sehr wohl möglich, das die erläuterten Ausdrücke dem Übersetzer geläufig waren, so daß er sie ohne weitere Erklärung aus der lat. Vorlage übernahm, wie ja noch heute mancherlei Fremdworte beim Gottesdienst gebraucht werden. Sollten die Erläuterungen aber von ihm stammen, so hat wohl der Matthäusbearbeiter bei Idem für ihn in Betracht kommenden Glossen bessernde Hand angelegt; sind doch die bei Matth. gegebenen Erklärungen durchweg zutreffend2), während das von den bei Joh. vorkommenden nicht immer gesagt werden kann. Die in J. 10,22 bei encaenia gegebene Erläuterung führt W. zwar ohne Grund als unrichtig an, denn im Mhd. dient 'hochzeit' ja auch als Bezeichnung für hohe

1) Hs: gredt. 2) Daß der Übersetzer oder der Glossator die hebräischen, bezw. aramäischen Worte Jesu in M. 27,46 für griechische hielt, kann ihm nicht allzusehr verdacht werden, konnte er sie doch nicht nur im griech. Text, sondern auch in griech. Wörterbüchern finden.

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