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dieselbe, und den der sie eingeführt und in's Leben gerufen. Wer seinen Meister kränkt, geht des Segens der Wissenschaft verloren, die ihm nur wenig nützen wird. Zu der dem Lehrer schuldigen Ehre gehört, dass man nicht an dessen Hausthür klopfe, sondern warte bis er herausgeht, wie's in der Schrift heisst: wenn sie warteten bis du sie herausführest, so würde es ihnen besser sein'). Der Lehrling widerstrebe dem Meister nicht in Allem was er ihm befiehlt, das nicht der Religion widerstrebt, und suche ihm Freude zu machen. Der Prophet wiederholte häufig die Ermahnungen an seine Gefährten, wenn sie auch nicht aufgelegt waren dieselben zu vernehmen; die häufige Wiederholung im Lehren ist beliebter und die im Lernen vorzüglicher. Es ziemt sich die Pflichten gegen den Lehrer den Pflichten gegen die Ältern und die übrigen Moslimen vorzusetzen. Man erzählt vom Scheich Imam, der Sonne der Imame von Holwan, dass er eines Tages von Bochara auszog und von seinen Schülern besucht ward, ausgenommen vom Scheich Ebubekr Serendscheri. Er fragte ihn: Warum er ihn nicht besucht habe? Dieser antwortete, dass ihn der seiner Mutter schuldige Dienst daran verhindert habe; die Sonne der Imame antwortete: Du wirst das Leben fristen, aber den Glanz des Unterrichts missen; und so war es auch, denn er brachte seine meiste Zeit in Dörfern zu. Ein Dichter hat gesagt:

Ein Anderer hat gesagt:

Die Väter unsers Leibs sie gingen wie sie kamen,
Sie setzten uns im Ort des Untergangs hintan,
Die besten Väter sind die lehren den Koran,
Die Väter sie des Geists, die Väter nicht von Stamm.

Der Pflichten erste ist den Lehrer hoch zu achten,
Und jeder Moslim soll sie zu erfüllen trachten.

Die Pflicht des Schülers heischt, dass er denselben ehrt,
Denn jeder Buchstab ist Ducaten tausend werth.

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Der Schüler verfolge nicht die Gebrechen seines Lehrers, und lege das was er von demselben hört auf die schönste Art aus. Ein Scheich hat über die dem Lehrer zu erweisende Achtung gesagt: Gehe nicht vor ihm und sitze nicht auf seinem Platze, eröffne vor ihm nicht das Wort als mit seiner Erlaubniss, rede nicht zu viel und frage ihn nicht um Etwas wenn du ihn traurig findest, beachte die Zeit, und gehorche seinen Befehlen in Allem was nicht Sünde wider Gott, denn Gehorsam gegen das Geschöpf ist kein Verdienst wenn derselbe Ungehorsam gegen den Schöpfer. Zu der Hochachtung des Lehrers gehört auch die seiner Kinder und Angehörigen. Vormals gehörten zu der dem Lehrer schuldigen Hochachtung Dinge, welche heute zu Tage keinem Menschen in den Sinn kommen. Man erzählt, dass der Scheich Ebu Ishak esch-Schirasi el-Firusabadi, der Verfasser des Mohesib und Ten bih, zum Chalifen Moktedir biemrillah reiste um der Vermählung von dessen Tochter mit dem König Dschelaleddewlet beizuwohnen. Er reiste nach Nischabur um dort den Imamol-Haremein zu besuchen. Als er zurückkehren wollte, ging der Imam heraus um vom Scheich Abschied zu nehmen und dessen Segen zu empfangen, und weilte bis er sein Maulthier bestiegen. In Chorasan ward sein Ansehen vor Allen offenbar, die Leute, nicht nur seine Schüler, sondern auch Andere hoben die Erde der Fussstapfen seines Maulthieres auf: und hielten sich dadurch für gesegnet. Er (Gott wolle sich seiner erbarmen!) war ein gelehrter, frommer Imam, dessen Tod im Jahre 476 (1083) stattfand. So wird auch erzählt, dass, als der Imam Imamol-Haremein, d. i. der Vorsteher der beiden Heiligthümer (Mekka's und Medina's) starb, die Gassen am Tage seines Todes gesperrt waren, dass seine Kanzel in der Moschee zerbrochen ward, dass seine Schüler, deren Zahl sich auf vierhundert belief, ihre Schreibtafeln und Federn brachen, und so ein ganzes Jahr lang trauerten; er starb im Jahre 478 (1085). So wird erzählt, dass der Imam Ebu Hanife in der Nähe eines Schusters wohnte, welcher während des Tages seinem Handwerke oblag, des Nachts aber Wein trank, und wenn ihm dieser zu Kopfe stieg sang: 1) XLIX S., 5 V.

Verderbt mich, o Jungen, verderbt mich nicht faul,

Am hässlichen Tage wer stopft mir das Maul?

Der Imam der ihn alle Nacht hörte, betete nichts desto weniger die ganze Nacht. Eine Nacht, da er ihn nicht hörte, fragte er nach ihm, und vernahm, dass ihn der Vogt die verflossene Nacht ergriffen habe. Sobald der Imam sein Morgengebet verrichtet, bestieg er sein Maulthier und kam vor die Thür des Emirs um Erlaubniss des Eintritts bittend. Der Emir befahl ihm entgegen zu gehen, und ihn nicht vom Maulthiere absteigen zu lassen bis der Huf desselben nicht den Teppich betreten. So geschah's. Der Emir ging ihm entgegen und liess ihn neben sich sitzen. Er fragte ihn ob er Etwas wünsche. Der Imam bejahte es und bat für seinen Nachbar für. Der Emir befahl denselben und Alle die in derselben Nacht eingebracht wurden, frei zu geben, dann bestieg der Imam sein Maulthier, und der Schuster ging hinter demselben her. Der Imam fragte ihn: hab ich dich verderbt? Der Schuster antwortete: Du hast mich vielmehr erhalten und gerettet, Gott lohn' dir diese Achtung für die Nachbarschaft. Dann wandte sich der Schuster reuig zu Gott, und that nicht mehr wie vorher, und ward einer der Gefährten des Imam's Ebu Hanife in der Rechtsgelehrsamkeit. Wenn du aus diesen Erzählungen erkannt, wie gross vormals das Ansehen der Wissenschaft und Gelehrten gewesen, so urtheile billig, o Bruder! bei dir selbst, ob denn noch Etwas von diesem Ansehen der Wissenschaft und der Gelehrten übrig sei? und wenn du denen entgegnest, dass es heute auch keine solche grosse Gelehrten mehr gebe, und die unserer Zeit desshalb nicht so hoch zu achten seien, so sagen wir: Zugestanden die erste Hälfte deiner Rede, dass es heute keine so grosse Gelehrten mehr gebe, aber geleugnet die zweite Hälfte, dass denselben keine Hochachtung zu erweisen sei; denn die Achtung die du ihnen erweisest, erweisest du der Wissenschaft, und du vergibst dir Nichts durch die ihnen erwiesene Hochschätzung, wenn du die Wissenschaft liebst; dass sie nicht sind wie die vorigen ihres Gleichen, fällt nicht dir, sondern ihnen zur Last. Die Liebe zur Wissenschaft erfordert alle die welche derselben angehören, hochzuachten, thust du es nicht, so bist du keiner von denen, so die Wissenschaft lieben. Zur Hochschätzung der Wissenschaft gehört auch die der Bücher, dass man kein Buch berühre ohne vorhergegangene Reinigung (durch die gesetzliche Abwaschung), dass man Nichts darauf lege, und dies gilt vorzüglich von den Büchern der Commentare. Bedenke was Ibn Scherih in dem Compendium Moseni's sagt:

So auch:

An Antar den Sohn Hadsche's hält mein Herz,
Er glättet meinen Sinn von Gram und Schmerz,
Ein Würd'ger meines gleichen sei geehrt,
Weil sich in ihm die Wissenschaft bewährt,
Ich nütze meinen Ärmel ab, eh' dass

Ich von dem Buch der Wissenschaften lass.

Die Überlieferung langweilet nicht,
Wie Luft zu schöpfen dich langweilet nicht.

Und wieder:

Dies Buch gekauft nach dem Gewicht ist Gold,
Wenn auch vielleicht der Käufer Narrenbold 1),
Dein Schaden ist's wenn du das Gold verkaufst,
Und der Juwele dann verlustig laufst.

Das siebente unumgängliche Erforderniss. Der Lernende masse sich keine Wissenschaft an ohne zuvor den Zweck, den Vorsatz, die Methode wohl zu betrachten, hernach erst, wenn ihm das Leben günstig, und die Mittel zur Hand, versenke er sich in das Studium der Wissenschaften die sich gegenseitig unterstützen, indem die einen an die andern gebunden.

So hat man gesagt:

1) Maghibun imbecilles.

Mit allen Wissenschaften wag' den Strauss
Und stirb, nicht träg mit Einer nur allein,
Von allen Blumen sammeln Bienen ein,

Um Wachs und Honig zu bereiten draus.

Durch Wachs wird in der Nacht das Licht ertheilt,

Indess als Arzenei der Honig heilt.

Es ist an dir wohl Acht zu haben, dass du nicht das Letzte begehrst ehe du im Ersten fest, damit du nicht des Ganzen verlustig gehst. Sei nicht von denen welche nur einen Theil ergreifen, und das Übrige beiseite lassen, denn dieses ist grosse Unwissenheit, darauf man gesagt: und wenn sie nicht geleitet werden, so werden sie sagen, dies ist alte Lüge'). Ein Dichter hat gesagt:

Und wieder:

Dem Kranken dem von Krankheit Mund ist bitter,
Erscheinet selbst das süsse Wasser bitter.

Was hindert wohl die Sonne aufzugeh'n,

Wenn auch die Blinden ihren Glanz nicht seh'n.

Man erzählt von einem der trefflichsten Dichter, dass derselbe in seinem hohen Alter die geometrischen Figuren zu erlernen angefangen, und darüber verlacht, gesagt habe: ich fand, das diess eine nützliche Wissenschaft sei, und wollte daher nicht länger in derselben unwissend bleiben. Nimm dich wohl in Acht, dass du nicht die Wissenschaften gering achtest blos aus Nachahmungstrieb, weil du gehört, dass Einige deiner Vorfahren darüber gespottet, du musst vielmehr jeder derselben ihren gehörigen Platz anweisen, und denen danken, die dich zum Verständniss derselben anleiten, denn nur auf diese Art wirst du zur Wissenschaft gelangen. Man erzählt von einem Trefflichen, dass er gesagt: Wir müssen den Vätern der Wissenschaften danken, welche die Zweifel gezeuget, indem sie hiedurch die Ursache geworden, welche unser Gemüth zur Betrachtung der Wissenschaften geleitet, ausserdem dass wir Dank schuldig sind jedem der uns einen neuen Theil der Wissenschaft lehrt; wenn man nicht bedächte was die Vorfahren geleistet, so würden die Neuern in der Erkenntniss ihrer weltlichen Geschäfte verkürzt werden, ausser denen des anderen Lebens. Wer die Weisheit Gottes nur in der mindesten Sache bedenkt, der wird sich derselben bedienen, wie einer Scheere welche aus zwei Messern besteht, welche zugleich auf Eine Weise schneidend zusammenfallen, um zugleich durch die Wissenschaft Gott zu preisen, und ihm dafür zu danken, er wird sagen: Preis sei Gott der uns dieses unterworfen, und uns gebunden geliefert 2). Sei nicht von denen welche von den Wissenschaften verachten was sie nicht wissen; so schätzen Einige die Logik gering, welche doch die Wurzel jeder Wissenschaft, und die Regulirung jedes Talents. Ebu Hajan sagt in seinem das Meer betitelten Werke: Die Logik nahm ihren Ursprung in Andalus, wo man lange insgeheim Logik lehrte aus Furcht vor den Rechtsgelehrten, so dass wirklich einer der Weisen welcher seinem Sohne die Logik beibringen wollte, ein Lehrbuch derselben heimlich kaufte aus Furcht vor den Rechtsgelehrten. Eben so schimpfen Einige auf die philosophischen Wissenschaften insgemein, ohne dass sie nur den Werth des Geschmähten und Gelobten kennen. So schmähen Einige die astronomischen Wissenschaften überhaupt, wiewohl einige derselben (zur Bestimmung der Geburtszeit und Feste) unerlässliche Pflicht, einige gleichgiltig, und nur einige derselben verboten. So schmähen einige die Worte der Ssofi (Einheitsbekenner) insgesammt, weil sie dieselben als Worte von Ruchlosen bezweifeln; du wirst das Detail von allen diesen kennen lernen. Leugne nicht den Werth der Wissenschaften aus blosser Nachahmungssucht der Väter und Ahnen, sondern strebe vielmehr nach genauer Erforschung der Wahrheit, und du wirst zum Zwecke gelangen. Ali (mit welchem Gott der Herr zufrieden sein wolle!) hat gesagt: Du sollst die Wahrheit nicht aus den Männern

1) XXXVIII S. 38-40 V.

2) II S. 122 V.

erkennen, sondern erkenne zuerst die Wahrheit dann wirst du die Männer erkennen. Selbst der Erwerb einer Wissenschaft welche in ihrem Wesen tadelns werth, hat seinen Nutzen, deren mindester darin besteht, dass dieselbe Mittel zu ihrer Widerlegung gewährt. Die Wissenschaften haben verschiedene Grade, je nachdem sie den Diener zu seinem Herrn leiten oder ihm auf dem Wege des beschaulichen Lebens beistehen. Sie haben Nationen welche geordnet sind nach der Annäherung zum Zwecke oder der Entfernung vom selben, jede hat einen ihr nothwendig angewiesenen Rang welcher so wie Ordnung in ihrem Erwerbe beobachtet werden muss. Mit der wichtigsten ist zu beginnen; die wichtigste ist: welche den Weg zu andern bahnt, durch die Beobachtung dieser Stufenfolge und Anordnung wird das Begehrte erreicht, wie Gott der Höchste in der heiligen Schrift gesagt: die denen wir die Schrift gegeben, dass sie dieselbe lesen sollen mit wahrer Lesung1), das heisst, dass sie an keiner Wissenschaft vorbeigehen sollen, bis sie derselben nicht theoretisch und praktisch Meister, denn Zweck bei jeder Wissenschaft sei, dadurch höhere Stufe zu erlangen. Hüte dich wohl dieses Wort so zu verstehen, dass du Allem dem was Wissenschaft genannt wird, unbedingten Glauben schenkest, wie z. B. der falschen Weisheit welche Farabi, Ibn Sina und Nassired din von Tus ausgehecket haben. Beileibe! Beileibe! Alles was dem Gesetze widerstreitet, ist tadelnswerth. So haben sich Einige selbst die Weisen des Islam genannt, haben sich zur Lehrung nichtiger Dinge der Irrthumsbekenner herbeigelassen, dieses Weisheit genannt, und die damit nicht Vertrauten als Unwissende verschrieen; diese sind Feinde Gottes und Feinde seiner Propheten und Gesandten, welche die Worte des Gesetzes aus ihren Stellen rücken, du wirst nicht Einen finden unter ihnen, welcher den Koran auswendig wusste und die Überlieferung, sie halten sich nur ein wenig an die Formen des Gesetzes aus Vorsicht, damit die Moslimen nicht über sie herfallen; denn sie glauben Nichts von den Geboten des Gesetzes, sie wollen vielmehr die Regeln desselben zerstören, und den Henkel desselben zerbrechen. Von ihnen wird gesagt:

Sie halten sich nur an die äussere Gebärde

Nur in so weit, dass nicht ihr Blut vergossen werde,
Wo es Verbot'nes gibt, sind froh sie auf dem Wege,
Allein bei dem Gebet erscheinen sie als Träge.

Hüte dich! Hüte dich vor ihnen! sich mit ihrer Weisheit zu beschäftigen, ist verboten in unserem Gesetz; diese falschen Weisen sind schädlicher für die Moslimen als Juden und Christen, denn sie verstecken sich unter die Hülle des Islams. Ja! der, in dessen Herz die Regeln des Gesetzes fest wurzeln, dessen Herz voll von der Grösse des Propheten und seines Gesetzes, der seinen Glauben durch Auswendiglernen des Korans und der Überlieferung befestiget, und sich in seiner Secte durch das Studium der Zweige der Rechtswissenschaft gestärket hat, diesem ist die Betrachtung philosophischer Wissenschaften gestattet, aber unter zwei Bedingnissen, die erste: dass er ihre Streitfrage nicht bis zum Gegensatze des Gesetzes verfolge, oder wenn er dieselben bis dahin verfolgt, dass es nur in der Absicht sie zu widerlegen geschehe; die zweite: dass er ihre Worte nicht mit denen der Schriftgelehrten des Islams vermische, sonst entsteht hieraus grosser Schaden für die Moslimen, weil sie nicht im Stande das Gute vom Schlechten zu unterscheiden, und manchmal ihre Worte als Beweise anführen in den dogmatischen Büchern. Diese Vermischung hat sich erst seit der Zeit Nassireddin's von Tus und seiner Schüler eingeschlichen (Gott möge sie nicht wieder ins Leben rufen!). Ihre Vorfahren, wie der Iman Ghasali und der Iman Rasi, haben zwar in dogmatischen Werken auch Philosophie eingemischt, aber nur um dieselben zu widerlegen, wie du dieses aus ihren Werken sehen kannst. Dieses hat Nichts auf sich, sondern ist vielmehr eine Hilfe für die Moslimen zur Bewahrung ihres Glaubens. Gott befestige uns und Euch auf dem geraden Pfade! denn er ist der im Überflusse Gewährende, der Allgnädige! Für den der Wissenschaft Beflissenen ist es nothwendig,

1) S. II, 122 V.

Denkschriften der philos.-histor. Cl. IX. Bd.

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dass er die Anordnung der Reihenfolge in Erlernung der Wissenschaften einem rathenden Meister übertrage, denn der Wiederholende ist trefflicher als der Fremdling, er weiss besser als du was deiner Natur zusagt, und er hält seinen Rath nicht zurück. Der Meister hat Erfahrungen und kennt die Art und Weise der Leitung zu dem vorgesteckten und gewünschten Zwecke. Man erzählt vom Scheich, dem erhabenen Imame Burhaneddin, dass er gesagt: Vormals übertrugen die der Wissenschaft Beflissenen ihr ganzes Geschäft dem Unterrichte des Meisters, und erreichten so ihren Zweck und Wunsch, nun folgen dieselben ihrer Willkür und erreichen ihr Ziel nicht. Dieses erwähnen wir für den welchen die Zeit, das Alter, das Talent begünstigen, und welchen die Welt gelind behandelt und ihn über Mangel und Versäumniss hinaussetzt; denn wenn dieses nicht wäre, würde er sonst das Wichtigste vernachlässigen. Wer nicht das Ganze kann erfassen, soll desshalb das Ganze nicht verlassen. Das Wichtigste für den Menschen ist was ihm in der Gegenwart nöthig, was ihm nöthig zur Vervollkommnung seiner Seele und ihrer Trefflichkeit, was ihn Gott dem Höchsten im andern Leben nähert, was ihn zur Aufrechthaltung seiner Religion und zum aufrichtigen Dienste Gottes führt, zum guten Umgange mit Gottes Dienern, zur Beobachtung des edlen Gesetzes, zur Eingezogenheit, zur Tugend. Der Rückkehrort jeder Wissenschaft ist die Erkenntniss Gottes aus seinen augenscheinlicheu Zeichen und redenden Beweisen, die Erkenntniss dessen was dem Menschen obliegt bei Tag und Nacht, was in die Gebote des Gesetzes einschlägt von Gutem und Bösem, von Erlaubtem und Verbotenem, von Verabscheuungswürdigem und Lobenswerthem, die Erkenntniss der Sitten und Gebräuche des Propheten (welchem Gott gnädig sein und Heil verleihen wolle!) in der Aufrechthaltung der von Gott dem Höchsten vorgeschriebenen Pflichten auf dem billigsten und geradesten Wege; denn Alles dieses wird am Besten erkannt durch die Erklärung seiner Sitte und Abrichtung. Hieher gehört dann gleichfalls die Wissenschaft der Sitten der Propheten, der Gottgesandten, hinsichtlich des aufrichtigen Gottesdienstes, des einsamen Lebens, der Demuth, des Rathes, die Wissenschaft der Selbsterziehung durch Reinigkeit, Milde, Schamhaftigkeit. Die gute Anordnung und Aufsicht der Geschäfte, die Vorsicht in der Religion, die linde Behandlung der Feinde, die Vermeidung aller Belästigung der Leute, die Pflichten gegen die Verwandtschaft, die Wohlthätigkeit gegen die Dürftigen, das Übergehen des Drängers, die Enthaltsamkeit von aller Kränkung durch Hand und Zunge; du wirst das Detail aller dieser Wissenschaften schon kennen lernen. Das Princip der Principien und das Äusserste des Begehrten ist die Erkenntniss Gottes, welche der Zweck der Zwecke, die Ursache des Erfolgs und der Rettung, und das Haupt aller Glückseligkeiten. Diese Wissenschaft ist eine freie, welche keiner anderen dient auf keine Weise, und der vielmehr alle anderen dienen. Sie ist die wichtigste, und desshalb hat Gott der Höchste gesagt: dann lass sie in ihren Untiefen spielen '). Es ist offenbar, dass hier nicht die Rede von der Bewegung der Muskeln der Zunge zur Aussprechung des Wortes Gottes, denn die Bewegung der Saiten führt zu Nichts, wenn dieselbe nicht ins Herz eindringt durch den Glauben (Iman), dessen unterster Grad die Bestätigung (Tassdik), und der verschiedene Stufen durchläuft bis dass derselbe zu einer gelangt, auf welcher derselbe den Glauben der Welten übertrifft, und dies ist der Glauben Ebubekr's von dem der Prophet gesagt: Ebubekr übertrifft euch nicht durch vieles Fasten und Beten, aber durch das Geheimniss seiner Brust.

Wenn die Wissenschaft in dem bestände, was der Nachahmer glaubt, oder in dem was der Redner, der Lernende erwirkt, so wäre dieselbe keinem der Gefährten des Propheten fremd geblieben ausser dem Omar, Osman und Ali (denen Gott gnädig sein wolle!) und Ebubekr, welcher der Trefflichste von Allen. Hieraus erhellet, dass der Hintergrund der Wissenschaft durch Beweise feststeht, welchen die Ssofi Wunder und Anschauungen substituiren, von denen du durch den Adel und die Trefflichkeit derselben abgehalten

1) VI. S. 92 V.

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