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des östlichen Tscheu," ein Vorgang der später die vollständige Theilung des Reiches in zwei Hälften zur Folge hatte. Als ein bedeutungsvolles Ereigniss wird berichtet, dass in demselben Jahre, in welchem die drei Häuser von Tsin sich selbstständig erklärten, die als Unterpfand der Weltherrschaft betrachteten neun Dreifüsse von Tscheu durch ein Erdbeben erschüttert wurden.

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Aus dem Leben des Fürsten Lie von Tschao liegt eine Erzählung vor, welche gewissermassen ein Beitrag zur Beleuchtung damaliger Verhältnisse und Charaktere. Dieser Fürst der ein grosser Freund der Musik war, sprach eines Tages zu seinem ersten Minister Kung-tschung: „Ich habe eine Vorliebe für gewisse Personen; darf ich sie wohl auszeichnen?" - Der Minister antwortete: „Bereichern magst du sie, auszeichnen aber nicht." — Der Fürst sprach: „Gut. Thsang und Schĩ, den zwei Sängern aus Tsching '), ich schenke ihnen Felder sammt den Menschen dazu, zehntausend Acker." Kung-tschung dem es oblag, die Übergabe der Ländereien zu bewerkstelligen, willigte zum Scheine ein, verabfolgte jedoch nichts. Nach einem Monate kam Fürst Lie von einer nach Tai unternommenen Reise zurück und fragte nach den Ländereien für die Sänger. Kung-tschung antwortete: „Ich habe gesucht, aber sie fanden sich noch nicht vor. Ich kann nur verfügen über hundert Acker." Der Fürst fragte ein anderes Mal, aber der Minister gab durchaus nichts heraus. Zuletzt meldete er sich krank und vermied den Hof. Zur Zahl der Lehensträger von Tschao gehörte der Landesherr von Puan-ngu). Derselbe war ebenfalls von Tai angekommen und sprach zu dem Minister mit Bezug auf diese Angelegenheit: „Euer Landesherr ist in der That zum Guten geneigt, aber er weiss noch nicht, woran er festzuhalten hat. Jetzt stehst du, o Kung-tschung, als Minister zur Seite dem Hause Tschao bis auf den heutigen Tag vier Jahre: hast du auch schon Staatsdiener vorgestellt?" Als der Minister dieses verneinte, fuhr der Landesherr von Puan-ngu fort: „Nieutschhŭ, Siün-hin und Siü-yue sind Männer, welche dessen würdig." Kung-tschung beförderte hierauf diese drei Männer, um sie dem Fürsten vorzustellen. Als der Minister an dem Hofe erschien, fragte ihn der Fürst sogleich: „Wie steht es mit den Feldern für die Sänger?" Kung-tschung antwortete: „Ich lasse eben die besten auswählen." - Hierauf machte Nieu-tschhŭ dem Fürsten Lie seine Aufwartung. Derselbe sprach von Menschlichkeit und Gerechtigkeit und bestimmte die Begriffe gemäss den Vorschriften der alten Könige. Der Fürst war hoch erfreut. Den nächsten Tag machte Siün-hin seine Aufwartung. Derselbe erklärte in seiner Rede, wie die Veredlung zu erstreben, die Weisen zu bevorzugen, die Obrigkeiten zu betrauen, die Fähigkeiten zu verwenden. Den dritten Tag machte Siü-yue seine Aufwartung. Derselbe sprach von dem Ausmasse der Güter, von der Sparsamkeit in den Ausgaben, von Nachforschungen und Berechnungen, von Verdiensten und Tugenden. Alle seine Mittheilungen erregten das höchste Wohlgefallen. Fürst Hien liess jetzt seinem Minister durch einen Boten sagen: „Mit den Feldern für die Sänger hat es sein Abkommen." — Nieu-tschhu erhielt hierauf das Amt eines Vorstehers und Lehrers 3), Siün-hin dasjenige eines Richters *), Siü-yue wurde Hofgeschichtschreiber. Der erste Minister Kung-tschung erhielt als Ehrengeschenk bei dieser Gelegenheit ein Paar einfache und doppelte Kleider.

Fürst Lie starb im neunten Jahre seiner Regierung (400 vor Chr.) und hatte zum Nachfolger seinen jüngeren Bruder, den Fürsten Wu. Derselbe starb im dreizehnten Jahre seiner Regierung (387 vor Chr.), in welchem Jahre auch die Fürsten Wen von Wei, Lie von Han und Hoei von 女姚 Thsin mit Tode abgingen. Die Grossen des Reiches erhoben übrigens den Prinzen Tschang, den

1) Sänger des Reiches Tsching, Thsang und Schi, sonst Familiennamen, scheinen dieses auch hier zu sein.

*) Der ehemalige gleichnamige District Puan-ngu in dem heutigen Kreise Tschin-ting, Provinz Pe-tschí-li.

3) ÉSse, ein Lehrer und Vorsteher, deren es mehrere Classen gab. Hier wohl ein Lehrer und Rathgeber des Fürsten.

Tschung-wei, der mittlere Beruhiger, hier wohl ein untergeordneter Strafrichter. Die Namen der Ämter werden

oft nicht erklärt und wechselten nach den Ländern und Zeiten.

schon in früherer Zeit zum Nachfolger erklärten Sohn des vorletzten Fürsten Lie auf den Thron von Tschao. Derselbe war Fürst

King.

Gleich nach dem Regierungsantritte des neuen Fürsten (386 vor Chr.) empörte sich Prinz Tschao, der zurückgesetzte Sohn des vorhergehenden Fürsten Wu, unterlag jedoch und floh in das Reich Wei. Der Einfall den er, von der Macht dieses Reiches unterstützt, in das Gebiet von Han-tan wagte, misslang ebenfalls, indem das Heer von Wei geschlagen wurde und den Rückzug antreten musste. In demselben Jahre, wo dieses geschah, wurde die Stadt Han-tan zur Hauptstadt des Reiches Tschao erklärt.

Dieser Einfall von Seite des Reiches Wei gab Veranlassung zu dem ersten Kampfe, den Tschao seit seiner Selbstständigkeit für sich allein mit einem fremden Reiche zu bestehen hatte. Früher hatte es (400 vor Chr.) in Gemeinschaft mit den beiden andern Häusern von Tsin das Reich Thsu angegriffen, während Wei und Han jedes zu einer verschiedenen Zeit von Thsin, das erstere ausserdem einmal von Thsi angegriffen worden war.

Bis zu dem gegenwärtigen Zeitpuncte waren in der Lage der chinesischen Welt überall grosse Veränderungen eingetreten. Das einst so mächtige Reich Tsin besass jetzt nur noch die seinem Herrscherhause angestammten Städte Kiang') und Khio-wo) sammt deren Gebieten. Das weit ausgedehnte Thsu, durch einen Theil des früheren Reiches U vergrössert, beherrschte fast ausschliesslich (das Übergewicht des Reiches Yue war nicht mehr vorhanden) alle Länderstrecken des grossen Südens. In Tschi hatte Tien-ho, der Abkömmling des regierenden Hauses von BTschin sich (386 vor Chr.) nach dem Vorgange der drei Häuser von Tsin zum unabhängigen Reichsfürsten erklärt und den rechtmässigen Fürsten an das Ufer des Meeres versetzt, woselbst er ihm eine Stadt zum Unterhalte anwies. Thsi war auf diese Weise eines der mächtigsten Reiche geworden, dessen Einfluss sich später noch um ein Bedeutendes vermehren sollte.

Thsin hatte seit dem Tode des Fürsten Thsao (442 vor Chr.) bis zu dem Regierungs味 antritte des Fürsten Hien (384 vor Chr.) zu verschiedenen Malen seine Herrscher gewechselt. In Folge der dadurch entstandenen Unordnungen war dieses Reich nach aussen schwach und in seinen Unternehmungen meistens unglücklich, so dass die drei Häuser von Tsin es wagen konnten, ihm das im Westen des gelben Flusses gelegene, früher noch zu Tsin gehörige Gebiet mit Waffengewalt zu entreissen. Nichts liess damals noch die Gefährlichkeit dieses Reiches und das böse Beispiel ahnen, welches von ihm bald für alle folgenden Zeiten gegeben werden sollte. An der Nordwestgrenze China's gelegen und damit beschäftigt, seine Herrschaft über die westlichen Barbaren zu befestigen, hatte sich Thsin von jeher den übrigen Staaten China's gegenüber in einer gewissen politischen Abgeschlossenheit befunden, aus der es nur selten heraustrat und in Folge dessen es an den so häufig stattfindenden Versammlungen und Verträgen der Reichsfürsten nicht theilnahm. In seinen Angriffskriegen welche es gegen chinesische Staaten führte, fast ohne Ausnahme unglücklich, wusste es selbst alle oft mit sehr bedeutenden Kräften gegen das eigene Gebiet unternommenen Angriffe erfolglos zu machen. Dass ein solches von Umfang nicht allzu beträchtliches, scheinbar auch nicht sehr mächtiges Reich über die chinesische Welt eine bisher unbekannte Schmach und Unterdrückung bringen konnte, hat im ersten Augenblicke etwas ganz Unbegreifliches, das jedoch bei genauerer Erwägung der Verhältnisse schwindet. Thsin, durch den kriegerischen Geist seiner Bewohner schon an sich ausgezeichnet, hatte überdies sehr vortheilhafte natürliche Grenzen, nämlich im Süden das hohe Gebirge Thsung-ling, im Westen ebenfalls Gebirge und den gelben Fluss, während es im Norden und Westen nur verhältnissmässig schwachen Barbarenstämmen gegenüber stand. Auf diese Weise in seinem Inneren beinahe unangreifbar,

1) Das heutige 城翼 Yi-tsching. Kreis陽平 Ping-yang.

2) Heute der gleichnamige District des Kreises Ping-yang.

konnte es seine Macht durch Einverleibung der angrenzenden Barbaren unbemerkt vermehren. Hierzu kam noch die bekannte treulose Politik seiner Fürsten und die bei seinen Bewohnern vorherrschende in mancher Hinsicht selbst bis zur Unmenschlichkeit gesteigerte Härte des Gemüthes. Da somit die Grundbedingungen zu einem erfolgreichen aggresiven Vorgehen vorhanden waren, so bedurfte es zur Einlenkung in eine solche Bahn nur noch eines Anstosses, der hier vorzugsweise von den Herrschern des Landes erwartet werden konnte. In der That hatte schon vor dritthalbhundert Jahren Fürst Mŏ mit Aufbietung aller fr Kräfte die Reichsfürsten im Osten seinem Willen dienstbar zu machen gesucht, die Schlacht von Hiao HX jedoch, in der (627 vor Chr.) das Heer von Thsin in weiter Entfernung von den heimathlichen Grenzen gänzlich aufgerieben wurde und nicht ein einziger Mann entkam, durchkreuzte seine Pläne, worauf er, unfähig an Tsin, seinem Gegner, Rache zu nehmen, gegen das Ende seines Lebens sich damit begnügte, die westlichen Barbaren zur Anerkennung seiner Oberherrschaft bewogen zu haben.

Damals und in noch späteren Zeiten war es das Reich Tsin, welches dem Ehrgeize Thsin's Schranken setzte. Jetzt, da Tsin dem Erlöschen nahe, nur noch zwei Städte besass, das übrige Gebiet des einst grossen Staates aber in drei, wenn auch mächtige und seitdem namhaft vergrösserte Reiche zersplittert war, hatte Thsin, wenn es übrigens eine kluge Politik befolgte, von dieser Seite nichts mehr zu fürchten. An der dauernden Eintracht der drei Reiche von Tsin wären wahrscheinlich, so wie früher, alle Anstrengungen Thsin's gescheitert, zum Unglücke aber hatte sich die zu den Zeiten Tschao-so's zwischen den Vorfahren der Häuser Tschao und Wei entstandene Feindschaft auch auf die nachfolgenden Geschlechter vererbt, so dass zwischen beiden häufig Kriege ausbrachen, während Han, dessen Vorfahr einst zur Rettung des Hauses Tschao beigetragen, den mit diesem geschlossenen Freundschaftsbund niemals verletzte und erst in den spätesten Zeiten, von Tschao in Folge einer veränderten Politik angegriffen, demselben einige Male feindlich gegenüber stand.

Es waren jetzt im Ganzen sieben grosse Reiche welche auf die Geschicke China's entscheidenden Einfluss üben konnten: Thsin, Wei, Han, Tschao, Thsi, Thsu und Yen 1). Unter diesen war die Politik von Thsin treulos und herausfordernd, von Wei selbstsüchtig, von Han haltlos, von Tschao kurzsichtig, von Thsi sinnlos, von Thsu unthätig, von Yen theilnahmslos. Das Schicksal dieser Staaten war daher leicht im Voraus zu bestimmen. Zu ihrem Unglück erkannten die von Thsin bedrohten Reiche die volle Wahrheit erst dann, als es beinahe schon zu spät war, und selbst jetzt wurde der einzige zur Rettung führende Weg den sie in der That einschlugen, bald wieder von ihnen verlassen.

Schon unter der Regierung des Fürsten Hien zeigte sich in dem Auftreten des Reiches Thsin eine grosse Veränderung. Es begann damit, dass es Li-yang3), seine neue Hauptstadt (383 vor Chr.)

befestigte und im Geheimen rüstete.

Die drei Reiche von Tsin hatten indessen verschiedene in ihren Folgen unwichtige Kriegszüge unternommen, deren Beweggründe nicht angegeben werden, wohl auch der näheren Erforschung nicht werth sind, und wobei nur die Thatsache feststeht, dass das neuorganisirte Reich Thsi auf unsinnige Weise und um jeden Preis die Grenzen seiner Herrschaft zu erweitern bemüht war. Zuerst schlug Tschao (385 vor Chr.) das Heer von Thsi in Ling-khieu3). Hierauf kam es, die eben erlittenen Unbilden ver

gessend, dem Reiche Wei in

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Lin-khieu) zu Hilfe und schlug (384 vor Chr.) das Heer von Thsi ent

scheidend. Gleich nachher (383 vor Chr.) schlug jedoch Wei, wieder als Feind auftretend, das Heer

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von Tschao in Thu-tai'). Zu derselben Zeit baute Tschao die Stadt

Kang-ping) und

machte einen Einfall in das Reich Wei. Aus Anlass dieses Einfalles vereinigten sich (382 vor Chr.) die Reiche Thsi und Wei zu einem gemeinschaftlichen Angriffe gegen Tschao und entrissen diesem 女 die Stadt Kang-ping. Tschao seinerseits erbat sich ein Heer von dem Reiche Thsu, mit dessen Hilfe es dem Reiche Wei (381 vor Chr.) das Gebiet Ki-pu3) entriss. Zuletzt bestürmte es (379 vor 釉 Chr.)Hoang-tsching1), eine Stadt von Wei. Die folgenden Ereignisse sind der Kriegszug Tschao's gegen Thsi und die dem Reiche Yen ebenfalls gegen Thsi geleistete Hilfe (378 vor Chr.), ferner (377 vor Chr.) der Kampf Tschao's mit dem Lehenreiche Tschung-schan in Fang-tse 3).

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Ein Jahr nach dem letztgenannten Ereignisse (376 vor Chr.) vernichteten die Fürsten Wu von Wei, Ngai von Han und King von Tschao das bereits zu einem unbedeutenden Umfange zusammengeschrumpfte Reich Tsin gänzlich und theilten sich in dessen Gebiet). Fürst Tsing von Tsin, in dessen zweitem Regierungsjahre dieses geschah, wurde zur Übersiedlung bewogen und erhielt den Charakter eines Untergebenen der drei fürstlichen Häuser. Dieses Ende nahm das einst übermächtige Haus Tsin, in dessen Ahnentempeln jetzt nicht mehr geopfert wurde. In demselben Jahre erfolgte noch ein Angriff auf Tschung-schan und der Kampf in Tschung-jin').

Nach dem Tode des Fürsten King (375 vor Chr.) folgte dessen Sohn Tschung, genannt Fürst Sching, auf dem Throne von Tschao. Nachdem Prinz Sching den Thron streitig gemacht, die hierdurch entstandenen Unruhen aber gedämpft worden, erhielt Thai-meu-wu die Stelle eines ersten Ministers von Tschao. Bei einem hierauf (372 vor Chr.) gegen Wei unternommenen Angriffe wurden drei und siebenzig Districtsstädte dieses Reiches erobert. Tschao erlitt jedoch eine 釉 Niederlage von Seite des Reiches Wei in Lin). Nach einem Siege über das Heer von Thsin in Kao-ngan (371 vor Chr.) unternahm es (370 vor Chr.) einen Angriff gegen Thsi in Khien) und wurde nochmals von Wei in Hoai ") geschlagen. Dagegen eroberte Tschao noch in diesem Jahre das Reich Tsching, überliess jedoch diese Eroberung dem Reiche Han, welches dafür das Gebiet Tschang-tse") an Tschao abtrat. Das in der alten Geschichte vielgenannte Reich Tsching hatte somit zu bestehen aufgehört.

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Tschao und Han, welche von Wei schon Vieles zu erdulden gehabt, benützten die in diesem 稱 妮 Reiche in Folge von Thronstreitigkeiten entstandenen Unordnungen zu einem gemeinschaftlichen Angriffe, schlugen (369 vor Chr.) das Heer von Wei auf entscheidende Weise in Tschhu-schĭ 12) und belagerten den König Hoei (dieser Fürst hatte so eben den Königstitel angenommen) in seiner Hauptstadt. Wei entkam, wie in der Geschichte dieses Hauses ausführlich erzählt wird, der ihm zugedachten

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亭人中

唐 定保

6) Der (wahrscheinlich endgiltigen) Theilung und der Belehnung des Fürsten von Tsin wird indessen später Erwähnung gethan. Pao

7) Die Gegend des heutigen Lusthauses Tschung-jin-ting in dem Districte Thang, Kreis ting, Provinz Pe-tschĭ-li.

8) Die Lage, so wie diejenige des folgenden Kao-ngan nicht zu bestimmen.

") Ursprünglich ein Gebiet des Reiches Wei.

10) In dem heutigen Kreise

1) Der gleichnamige District in dem heutigen Kreise

Hoai-khing, Provinz Ho-nan.

Lu-ngan, Provinz Schan-si.

12) In dem heutigen Districte Tschang-ko, Kreis

葛長

Hi-tscheu, Provinz Ho-nan.

Vernichtung nur durch eine zwischen Tschao und Han entstandene Meinungsverschiedenheit. In demselben Jahre begann das Reich Tschung-schan den Bau der grossen chinesischen Mauer.

Tschao machte jetzt (368 vor Chr.) einen neuen Einfall in Thsi, wobei es östlich bis zu der alten grossen Mauer') vordrang.

Noch erübrigt zu melden, dass Tschao und Han das Reich der Tscheu eroberten und dasselbe (367 vor Chr.) unter sich theilten. Diese in der Geschichte der Dynastie Tscheu nicht erwähnte Theilung kann jedoch nur vorübergehend gewesen sein, da König Hien, in dessen zweitem Regierungsjahre sie vorgekommen, sich sein langes Leben hindurch (er starb 321 vor Chr.) im ungestörten Besitze seines Reiches befand, sein Ansehen übrigens auf unverantwortliche Weise zur Beschönigung der Gewaltthaten des Reiches Thsin missbrauchte.

Auf den Kampf mit Thsi in O-hia (366 vor Chr.) und den Angriff auf Wei (365 vor Chr.), wobei das Gebiet Khien) erobert wurde, folgten jetzt wichtigere Ereignisse. Thsin, durch eine Reihe von Jahren scheinbar zur Kraftlosigkeit verurtheilt, betrat auf ziemlich beunruhigende Weise wieder den Schauplatz. Mehrere ungewöhnliche Naturerscheinungen welche sich damals ereigneten, wurden von dem Volksglauben als Zeichen bevorstehenden Unglücks gedeutet. In Tschao fiel (373 vor Chr.) im sechsten Monate des Jahres (d. i. im Monat August) Schnee. In Thsin blühten im sechzehnten Jahre des Fürsten Hien (369 vor Chr.) die Pfirsichbäume im Winter. In der Gegend von Li-yang, der neuen Haupstadt des Reiches Thsin fiel (367 vor Chr.) durch vier Monate (vom Juni bis October) ein metallener Regen. Thsin begann (364 vor Chr.) mit einem überwältigenden Angriffe auf Wei, worauf Tschao, obgleich es diesem Reiche kurz vorher feindlich gegenüber gestanden, in Berücksichtigung der allgemeinen Gefahr zu Hilfe eilte. Die Heere von Tschao und Wei erlitten jedoch eine ungeheure Niederlage auf dem Gebiete Schi-men3), woselbst die Sieger nicht weniger als sechzigtausend Köpfe abschlugen. In Thsin herrschte nämlich die Sitte, die Köpfe der gefallenen Feinde von den Rümpfen zu trennen, und die Rangstufe eines Kriegers ward nach der Zahl der solchergestalt von ihm abgeschlagenen Köpfe bestimmt. Der Himmelssohn, König Hien, wünschte Thsin zu diesem Siege Glück und übersandte die bei solchen Gelegenheiten durch die Gebräuche vorgeschriebenen Stickwerke von schwarzweisser und schwarzgrüner Farbe.

Bei dem nächsten Angriffe welchen Thsin (363 vor Chr.) gegen Schao-liang1), eine Stadt des Reiches Wei, unternahm, leistete Tschao abermals Hilfe. Thsin wusste jedoch die zwei anderen Häuser zu einem feindlichen Auftreten gegen Wei zu bestimmen, worauf Thsin bei einem nochmaligen Angriffe auf Schao-liang (362 vor Chr.) das Heer von Wei schlug und dessen Feldherrn, den ThronfolgerThso, gefangen nahm. Dagegen schlug Wei die Heere von Tschao und Han an den Ufern des Flusses Kuei3) und entriss dem Reiche Tschao das Gebiet Pi-lao.

In diesem Jahre starb Fürst Hien von Thsin und hatte zum Nachfolger seinen Sohn, den Fürsten
Hiao, der die Grundsätze des vielgenannten Fürsten Mŏ: Erweiterung der Grenzen nach Osten,

1) Diese erste grosse Mauer welche mit der so eben genannten nichts als den Namen gemein hat, lag in dem heutigen Kreise
Lai-tscheu, Provinz Schan-tung und hat zum Erbauer den König Siuen von Tscheu (um 827 vor Chr.). Beide
Mauern, die nördliche und die südöstliche, führten damals den Namen
Tschang-sching (die lange Stadtmauer).

*) Dasselbe welches oben Khien geschrieben wurde.

3) Im Südosten des heutigen Kiai-tscheu, Kreis Ping-yang, Provinz Schan-si auf dem Wege nach dem an dem rechten Ufer des gelben Flusses gelegenen Schen-tscheu. Der Name bedeutet „das steinerne Thor," weil sehr

hohe Berge sich zu beiden Seiten gleich Mauern erheben und den Weg so verengen, dass daselbst kein Wagen fahren kann. Der Ort wird auch

*) Nächst dem heutigen

Schi-0 genannt.

Han-sching, das in geringer Entfernung von dem rechten Ufer des gelben Flusses gegen

über der Einmündung des Flusses Fen. Diese Gegend war Thsin von den drei Reichen entrissen worden.

5) Ein Nebenfluss des Fen in dem Kreise Ping-yang. An diesem Flusse liegt die Stadt KhiŎ-wŎ.

Denkschriften der philos.-histor. Cl. IX. Bd.

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