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Barbaren bewohnten Kreis Yü-lin in der heutigen Provinz Schen-si. Das Gebiet von Schi-tscheu im Süden, welches es in der letzten Zeit von Han erwarb, ging in Folge des Unglücksfalles von Tschang-ping alsbald verloren. Bei der Ausarbeitung dieser Geschichte hat der Verfasser den in dem Sse-ki enthaltenen Abschnitt Tschao-schi-kia zu Grunde gelegt, ausserdem noch die Geschichte der übrigen Reiche, mit welchen Tschao in Verbindung stand, zu Rathe gezogen. Die längeren in dem Sse-ki vorkommenden Reden historischer Personen wurden um des Lichtes willen, welches sie auf Charaktere und Verhältnisse werfen, unverändert wiedergegeben.

Wie bei der Geschichte des Reiches U wurden von dem Verfasser auch hier mehrere Fehler in der Zeitrechnung des Sse-ki entdeckt, welche er in den Anmerkungen verzeichnet und möglichst genau berichtigt hat. Überhaupt steht in dem Zeitraume der kämpfenden Reiche die Chronologie nicht so fest, wie in der vorhergehenden, in dieser Hinsicht sehr sorgfältig beleuchteten Periode des Tschün-thsieu, und namentlich zeigen sich vielfache Abweichungen des Textes des Sse-ki von den in diesem Werke enthaltenen chronologischen Tafeln. Der Verfasser ist, was Hauptsachen betrifft, gewöhnlich den letzteren gefolgt. Da indessen diese Abweichungen nicht zu verwechseln mit den oben erwähnten Fehlern

nicht sehr bedeutend sind und in der Regel nur ein einziges Jahr betragen, so mögen dieselben daraus zu erklären sein, dass sowohl unter der Dynastie Tscheu, als unter den nachfolgenden Thsin verschiedene Jahresanfänge üblich waren.

Das Geschlecht Tschao war von gleicher Abstammung mit den Fürsten des Reiches Thsin und führte seinen Ursprung zurück bis auf Tschhuen-hio, den zweiten der der Dynastie Hia vorangehenden fünf Kaiser (ungefähr 2300 vor Chr.). Niü-sieu, eine Enkelinn des genannten Kaisers, gebar★ Thai-nie, den eigentlichen Stammvater des Hauses. Thai-fei, der Sohn Thai

nie's, war der Genosse Yü's und erhielt von dem Kaiser Schün den in späterer Zeit zu grossem Glanze bestimmten Familiennamen Ying. Unter den übrigen Ahnen dieses Hauses sind die bekanntesten Tschung-han, der Wagenführer Thai-meu's, des neunten Königs der Dynastie Yin, ferner der durch seine Schnellfüssigkeit berühmte Fei-lien, der gegen das Ende der genannten Dynastie lebte und später als Gott des Windes verehrt wurde. Fei-lien hatte zwei Söhne Namens Ngo-lai und Ki-sching, von denen der erstere dem Könige Tschheu diente und bei dem Angriffe des Königs Wu von Tscheu auf die Dynastie Yin zugleich mit dem Könige Tschheu getödtet ward. Seine Nachkommen waren die Fürsten von Thsin. Von dem jüngeren Sohne Ki-sching stammt das Geschlecht Tschao. Die nächsten Ahnherren des Hauses Tschao sind Meng-tseng, der Günstling des Königs Sching von Tscheu, Heng-fu und Tsao-fu. Der letztere ist der 19J berühmte Wagenlenker des Königs Mŏ von Tscheu, der diesen König auf dessen Wanderung nach dem Westen begleitete (ungefähr 950 vor Chr.). Um diese Zeit fällt auch der Kriegszug gegen den barbarischen König Yen von Siü1). König Mo schenkte Tsao-fu zum Lohne für dessen Dienste in diesem Feldzuge die feste Stadt Tschao ), von der das Geschlecht seinen Namen erhielt. Yen-fu, genannt 14 Kung-tschung, der sechste Herrscher von Tschao nach Tsao-fu, begleitete den König Siuen von Tscheu als Wagenlenker in dem Feldzug gegen die westlichen Barbaren und rettete dem Könige in der unglücklichen Schlacht von Thsien-meu (802 vor Chr.) das

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Leben. Der Sohn Yen-fu's war
König

Scho-tai. Dieser verliess den damals regierenden lasterhaften Yeu von Tscheu und begab sich nach Tsin, woselbst er Wen, dem Fürsten dieses Reiches, diente 1). Das Geschlecht Tschao ward auf diese Weise in Tsin bleibend eingesetzt, in dessen Geschichte es bald nachher sehr häufig genannt wird.

Der fünfte Nachfolger in dem Hause Tschao nach Scho-tai war

Tschao-su. Als Fürst 霍 釉 Hien von Tsin (661 vor Chr.) zwei Kriegsheere bildete und die Reiche H, Uei und Keng) vernichtete, befehligte Tschao-sŭ das zum Angriffe gegen Ho bestimmte Heer. Der Fürst dieses Reiches floh nach Tsi. Gleich darauf entstand in Tsin grosse Dürre. Als man desswegen zu dem Brennen der Schildkrötenschale seine Zuflucht nahm, erhielt man das Ergebniss: „Berg Thai-schan in Hŏ sucht uns heim.“ In dem Reiche Ho lag der Berg Thai-schan, dessen Gott, wie man glaubte, ✯ die Trockenheit veranlasste, weil ihm nach der Vernichtung des Reiches von dessen Landesherrn nicht mehr geopfert wurde. Tschao-su erhielt jetzt den Auftrag, sich nach Tsi zu begeben und den Fürsten von Hŏ wieder einzusetzen, damit der Berg sein Opfer erhalte. Seit dieser Zeit hatte Tsin wieder fruchtbare Jahre. Der Fürst von Tsin schenkte übrigens Tschao-su das Reich Keng.

'Tschao-su's Sohn war

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Kung-meng, der im ersten Jahre des Fürsten Min von Lu (661 vor Chr.) geboren ward. Der Sohn Kung-meng's ist Tschao-schuei mit dem Jünglingsnamen Tse-yü. Um diese Zeit hatte Fürst Hien auf Anstiften seiner Gemahlinn Li-yi sämmtliche Prinzen mit Ausnahme der zwei Söhne Li-yi's von seinem Hofe entfernt. Tschao-schuei suchte durch das Brennen der Schildkrötenschale zu erfahren, ob er dem Fürsten Hien und den vom Hofe entfernten Prinzen dienen solle. Da das Ergebniss ungünstig war, versuchte er dasselbe hinsichtlich des Prinzen Tschung-ni

und erhielt ein günstiges Ergebniss. In Folge dessen widmete er seine Dienste dem in der Stadt Pu wohnenden Prinzen Tschung-ni. Als dieser, von Li-yi nochmals verleumdet, nach Thi, einem Reiche der nördlichen Barbaren, floh, war Tschao-tschuei unter der Zahl derjenigen welche den Prinzen in die Verbannung begleiteten. In einem Kriegszuge welchen der Fürst von Thi gegen die Tsiang厦 kiai-ju, einen andern Stamm nördlicher Barbaren, unternahm, wurden zwei Töchter des feindlichen Barbarenfürsten gefangen, von denen die jüngere an Tschung-ni, die ältere an Tschao-tschuei vermählt wurde. Der Sohn den dieser von Scho-Ui (so hiess die Tochter des Barbarenfürsten) erhielt,

war

Tschao-tün. Aber auch von seiner Gemahlinn Ku - yao hatte Tschao - tschuei

die drei Söhne 同趙 Tschao-tung,括植 Tsehao-kǒ und 齊嬰 Tschao - ying - tsi,

welche noch zur Zeit seines Aufenthaltes in Tsin geboren waren. Tschung-ni brachte neunzehn Jahre (von 655 bis 635 vor Chr.) in der Fremde zu und gelangte zuletzt als FürstWen von Tsin in den Besitz des väterlichen Reiches. Tschao-schuei der durch seine Rathschläge Vieles dazu beigetragen, dass Fürst Wen nicht allein nach Tsin zurückkehren konnte, sondern auch sich zur Stufe der Hegemonie in China emporschwang, erhielt zum Lohne für seine Dienste den Titel eines Grossen der Stadt Yuen 3) und wurde der Vorsteher der Regierung. Ku-yao, die erste Gemahlinn Tschao-schuei's, war gleich bei dessen Rückkehr nach Tsin der zweiten barbarischen Gemahlinn Scho-Ui entgegengezogen und hatte deren

1) Das erste Regierungsjahr des Fürsten Wen von Tsin fällt 780 vor Chr. König Yeu von Tscheu wurde 771 vor Chr. durch die westlichen Barbaren getödtet.

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Sohn Tschao-tün als rechtmässigen Nachfolger in erster Linie anerkannt, in Folge dessen die drei Söhne Ku-yao's sich diesem Sohne unterordneten.

Tschao-schuei starb im sechsten Jahre des Fürsten Siang von Tsin (622 vor Chr.) und erhielt den posthumen Namen Sching-ki. Sein Sohn und Nachfolger Tschao-tün wurde jetzt der Regierungsvorsteher von Tsin. Im zweiten Jahre nach seiner Einsetzung (621 vor Chr.) starb Fürst Siang von Tsin. Auf welche Weise Tschao-tün die Einsetzung des neuen Fürsten Ling bewirkte, wie er, von diesem später am Leben bedroht, der Gefahr entkam, und wie sein Stiefbruder Tschao-tschuen zuletzt den Fürsten tödtete, ist bei Tso-schi im sechsten und siebenten Jahre des Fürsten Wen, so wie im zweiten Jahre des Fürsten Siuen von Lu ausführlich erzählt. Tschao-tün, übrigens von seinen Zeitgnossen der Mitschuld an dem Fürstenmorde geziehen, weil er denselben nicht gestraft, erhielt von dem neuen Fürsten Sching den er ebenfalls eingesetzt, die Begünstigung, dass das Geschlecht Tschao als Seitenlinie der Fürsten von Tsin erklärt wurde. Er starb zur Zeit des Regierungsantrittes des Fürsten King von Tsin (599 vor Chr.) und erhielt den posthumen Namen Siuen-meng.

Tschao-tün's Sohn Tschao-so folgte seinem Vater und erhielt Tschuang-yi, die Schwester des Fürsten Sching von Tsin, zur Gemahlinn. Derselbe befehligte in der unglücklichen Schlacht von Pi (597 vor Chr.) das dritte Heer von Tsin. Das Haus Tschao befand sich jetzt auf der höchsten Stufe der Macht und des Glanzes, als über die Mitglieder desselben plötzlich das Verderben hereinbrach und der Untergang des ganzen Geschlechtes nur durch die seltene Selbstaufopferung zweier Männer mühevoll verhindert ward. Die tiefer liegenden Ursachen dieses Ereignisses werden in den vorhandenen Quellen zwar nicht angegeben, sind jedoch nicht schwer zu erkennen. Das Reich Tsin litt nämlich an dem Gebrechen, dass einzelne Familien in demselben sehr mächtig, die dem Fürsten Wen nachfolgenden Herrscher aber schwach und thatlos waren. Solche Familien waren nebst Tschao die Häuser Fan, 百 荀 桕 Tschi, Siün, Wei und Han, deren Sprösslinge vorzugsweise die Stellen erster Reichsminister bekleideten, ferner Luan und Khie, aus denen, was auch bei den ersteren der Fall war, Feldherren hervorgingen. Dass sich bei diesen Geschlechtern eine Eifersucht gegen Tschao geltend machte, ist eben so begreiflich, als dass Tschao, obwohl beziehungsweise das mächtigste, der vereinten Macht aller oder der Mehrzahl dieser Häuser unterliegen musste. Eine andere für die innere Ruhe der Staaten sehr gefährliche Einrichtung war ferner, dass die Grossen der Reiche eine eigene von den Befehlen des Landesherrn unabhängige Kriegsmacht besassen, deren Stärke bei Einzelnen und in grösseren Staaten oft mehrere tausend Mann betrug.

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Nach einer Erzählung wäre schon Tschao-tün das Schicksal seines Hauses im voraus verkündet worden, indem er seinen Vorfahren Scho-tai, den ersten der sich in Tsin niedergelassen, im Traume sah. Die Erscheinung hielt sich die Hüften und weinte bitterlich. Nach einer Weile jedoch lachte sie wieder, schlug sich in die Hände und sang. Als Tschao-tün desswegen die Schildkrötenschale brennen liess, misslang der Versuch, später jedoch erhielt man eine gute Vorbedeutung. Der Geschichtschreiber des Hauses Tschao, der den Traum auslegte, sprach: „Dieser Traum ist sehr böse. Trifft es nicht dich selbst, so trifft es deine Söhne. Jedenfalls ist es für dich ein Unglück das dauert bis zu deinen Enkeln. Das Haus Tschao wird ein Geschlechtsalter hindurch immer mehr schwinden."

Das Unheil selbst entstand auf folgende Weise. Ein Grosser des Reiches Tsin, Namens 7 X Thu-ngan-ku, war der Günstling des gemordeten Fürsten Ling. Dieser Mann erhielt unter dem Fürsten King das Amt eines Sse-kheu, d. i. obersten Strafrichters, und benützte sogleich seine Stellung, um über die Mörder des Fürsten Ling, zu denen nach seiner Meinung der unterdessen verstorbene Tschaotün gehörte, Gericht zu halten. Seine eigentliche Absicht war jedoch die Ausrottung des Geschlechtes Tschao. Zu diesem Zwecke richtete er an die Feldherren von Tsin das folgende Rundschreiben: Wenn

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Tschao-tün auch nichts wusste, so bleibt er doch immer das Haupt der Mörder. Ein Minister tödtet seinen Landesherrn, seine Söhne und Enkel aber befinden sich an dem Hofe: wie könnte man hier abschrecken das Verbrechen? Ich bitte um die Erlaubniss, sie hinrichten zu dürfen.“

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Han-kiue, einer der Feldherren, antwortete hierauf: „Als Fürst Ling getödtet wurde, befand sich Tschao-tün auswärts. Unser früherer Landesherr hielt ihn für schuldlos und strafte ihn desswegen nicht. Wenn jetzt unser Landesherr dessen Nachkommen strafen wollte, so wäre dieses gegen den Willen unseres früheren Landesherrn, und die Nachkommen würden ungerechter Weise gestraft. Ungerechter Weise strafen, nennt man aufrührerisches Beginnen. Wenn ein Minister eine grosse Angelegenheit hat und sie dem Landesherrn nicht vorträgt, so erkennt er über sich keinen Gebieter." Als Thu-ngan-ku auf diese Worte nicht achtete, setzte er Tschao-so von der Gefahr in Kenntniss und rieth ihm, sich durch die Flucht zu retten. Der Bedrohte weigerte sich dies zu thun, und sprach: „Du wirst gewiss nicht aufhören lassen das Opfer des Hauses Tschao; ich sterbe dann ohne Sorge." Han-kiue hiermit einverstanden, liess sich jetzt krank melden und verliess nicht seine Wohnung, ein Zeichen, dass ihm die Verhältnisse nicht erlaubten, offen gegen den Strafrichter aufzutreten. Thu-ngan-ku jedoch fragte jetzt Niemand mehr um Erlaubniss, sondern überfiel in Gemeinschaft mit den Feldherren die Familie Tschao in dem von ihr bewohnten sogenannten unteren Palaste. Man tödtete Tschao-so, Tschao-ko und Tschao-ying-tsi und vernichtete deren ganzes Geschlecht. Dieses ereignete sich dem Sse-ki zufolge noch in dem Jahre der Schlacht von Pi (597 vor Chr.). Nach dem Tso-tschuen, mit dem auch der Tschün-thsieu übereinstimmt, wären jedoch Tschao-ko und Tschao-ying-tsi, die beiden Oheime Tschao-so's, erst vierzehn Jahre später im siebzehnten Jahre des Fürsten King von Tsin (583 vor Chr.) unter Umständen hingerichtet worden, deren schliesslich in dieser Darstellung noch Erwähnung geschehen wird.

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Tschao-so's Gemahlinn, die eine Schwester des Fürsten Sching von Tsin, war zur Zeit dieses Ereignisses ihrer Entbindung nahe. Sie flüchtete in den Palast des Fürsten von Tsin und hielt sich daselbst verborgen. Tschao-so hatte einen Gast, den Fürstenenkel Hiü-khieu, ferner einen Freund Namens Tsching-ying. Nachdem die That geschehen, fragte Hiü-khieu diesen Freund, warum er nicht mit seinem Freunde sterbe? Tsching-ying antwortete: „Die Gemahlinn Tschao-so's ist ihrer Entbindung nahe. Sollte sie einen Knaben gebären, so weihe ich ihm meine Dienste. Ist es ein Mädchen, so bleibt mir nichts übrig als zu sterben." Kurze Zeit darauf gebar die Witwe Tschao-so's einen Knaben. Thu-ngan-ku, der dieses hörte, suchte das Kind in dem fürstlichen Palaste, was ein auffallender Beweis von der vorwiegenden Gewalt der Grossen in Tsin. Tschuang-yi verbarg das Kind in ihren Beinkleidern und betete: „Das Haus Tschao wird vernichtet! Wenn ich es erbete, dass man es nicht vernichtet, so gebe das Kind von sich keinen Laut!" Bei der Durchsuchung des Palastes gab das Kind auch wirklich keinen Laut

von sich.

Nachdem die Rettung für den Augenblick gelungen, sprach Tsching-ying zu dem Fürstenenkel Hiükhieu: „Man hat es jetzt einmal gesucht und nicht gefunden. Es ist gewiss, dass man es später wieder suchen wird: wie werden wir uns helfen?" Hiü-khieu fragte: „Was ist schwerer, die Waise einsetzen oder sterben?" Als Tsching-ying hierauf erwiederte: „Sterben ist leicht, die Waise einsetzen aber ist schwer," sprach der Fürstenenkel Hiü-khieu: „Der frühere Gebieter des Hauses Tschao hat dich empfangen mit grossen Ehren. Mögest du dich zwingen, das Schwerere zu thun, ich thue indess das Leichte. Ich bitte dich, dass du mich früher sterben lassest." Beide kamen jetzt überein, sich ein fremdes Kind zu verschaffen. Nachdem sie ein solches gefunden, hüllten sie es in buntgestreifte Windeln und versteckten es in dem Gebirge.

Tsching-ying kam jetzt allein zum Vorschein und meldete verstellter Weise den Feldherren: „Ich gehöre nicht zu dem Geschlechte. Wenn ich nicht im Stande bin, die Waise des Hauses Tschao einzusetzen,

Denkschriften der philos.-histor. Cl. IX. Bd.

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wer ist es sonst? Gebt mir tausend Pfund 1) und ich entdecke euch den Ort, wo die Waise des Geschlechtes Tschao sich befindet." Die Feldherren willigten mit Freuden ein. Sie entboten eine Streitmacht und überfielen, von Tsching-ying geführt, den Fürstenenkel Hiü-khieu. Dieser sprach jetzt ebenfalls verstellter Weise: „Welch ein kleiner Mensch ist Tsching-ying! Früher, als sich ereignete das Unglück des unteren Palastes, hatte er nicht die Kraft zu sterben. Er kam mit mir überein, einzusetzen die Waise des Hauses Tschao, und jetzt wieder verkauft er sie. Wollte ich auch Nachsicht damit haben, dass er nicht im Stande sie einzusetzen, kann ich wohl ertragen, dass er sie verkauft?“ Hierauf schloss er das Kind in seine Arme und rief:

„O Himmel! o Himmel! Was hat die Waise des Hauses Tschao verschuldet? Ich bitte euch, lasset sie am Leben und tödtet Niemand als mich; dieses sei euch erlaubt." Die Feldherren tödteten jedoch Hiükhieu sammt dem Kinde. Alle waren jetzt der Meinung, dass das Geschlecht Tschao gänzlich ausgerottet, während die wahre Waise dieses Geschlechtes am Leben blieb. Tschao-ying verbarg sich übrigens mit dem Kind in dem Gebirge.

Vierzehn Jahre später (583 vor Chr.) erkrankte Fürst King von Tsin. Als er dess wegen die Schildkrötenschale brennen liess, erhielt er als Ergebniss die Worte: „Die Nachkommen Thai-nie's, welche einander nicht folgen, suchen dich heim." Der Fürst fragte Han-kiue hinsichtlich der Auslegung. Dieser der wusste, dass die Waise des Hauses Tschao noch am Leben, antwortete: „Die Nachkommen Thai-nie's befinden sich in Tsin. Für die man das Opfer unterbrochen, es ist das Geschlecht Tschao. Seit Tschunghan gehören alle zu der Familie Ying). Tschung-han hatte das Gesicht eines Menschen und den Schnabel eines Vogels). Er unterwarf sich und stand zur Seite dem Kaiser Thai-meu von dem Hause der Yin. Bis zu den Himmelssöhnen der Tscheu besassen alle die glänzende Tugend. Weiter abwärts waren die Könige Yeu und Li gesetzlos, und Scho-tai entfernte sich von Tscheu und trat über nach Tsin. Er diente unserem früheren Landesherrn, dem Fürsten Wen. Bis zu dem Fürsten Sching begründeten die Geschlechtsalter die Verdienste und man hatte noch niemals unterbrochen das Opfer. Jetzt hat unser Landesherr allein vernichtet das Geschlecht Tschao, die Menschen des Reichs sind darüber voll Betrübniss: desswegen kam dieses zum Vorschein auf der Tafel der Schildkröte. Du, o Herr, hast hier zu bestimmen." Fürst King fragte jetzt: „Gibt es denn noch Söhne und Enkel des Hauses Tschao?“ Han-kiue nahm keinen Anstand,

dem Fürsten die Wahrheit zu entdecken, worauf beide einen Plan zur Wiedereinsetzung der Waise verabredeten.

Man liess die Waise herbeiholen und verbarg sie in dem Palast. Als die Feldherren kamen, um sich nach dem Befinden des Fürsten zu erkundigen, bediente sich dieser der Hausmacht Han-kiue's zu deren Einschüchterung und zeigte ihnen die Waise des Hauses Tschao, deren Name Tschao-wu. Die

Feldherren geriethen vor Staunen auser sich und sprachen: „Das Unheil des unteren Palastes stiftete in früherer Zeit Thu-ngan-ku, wie er vorgab, auf den Befehl des Landesherrn, und er erliess zugleich den Befehl an uns. Wäre es nicht so gewesen, wer hätte es gewagt, Unheil zu stiften? Wenn nicht die Krankheit unseres Landesherrn, so würden wir dringend bitten, einsetzen zu dürfen die Nachkommen des Geschlechtes Tschao. Dass unser Landesherr befehle, wird jetzt von uns gewünscht.“ Tchao-wu und Tschingying bedankten sich hierauf nach allen Seiten. Nachdem die Feldherren vom Hofe zurückgekehrt, richteten sie in Gemeinschaft mit Tschao-wu und Tsching-ying einen Angriff gegen den Strafrichter Thu-ngan-ku

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3) Nach dem Buche des Reiches Thsin hatte Tschung-han den Leib eines Vogels und die Sprache eines Menschen. Jedenfalls ist hier nur die Ähnlichkeit gemeint und sollen hierdurch gewisse, jedoch nicht näher bezeichnete Eigenschaften ausgedrückt werden.

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