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Gradner unter dem Scheine guter Treue den Herzog hinter das Licht geführt hätten, und bemerkte, dass Sigmund sich wohl erinnern müsste, dass sie weit mehr von ihm genöthigt worden wären, seine Gaben anzunehmen, als sie darnach getrachtet hätten; auch habe er ihnen schriftlich zugesagt, sie nicht zu verlassen, sondern bei den verschriebenen Gütern handzuhaben. Unter sicherem Geleite sei er bereit, die Verschreibungen unparteiischen Richtern vorzulegen. Am Schlusse der kecken Erwiederung bat Bernhard um Aufklärung, wie der Ausdruck zu nehmen sei „der Herzog habe sich ihrer entäussert;" ob das heissen soll, er habe ihnen im Umfange seiner Länder Handel und Wandel verboten? und wenn dies der Sinn der Worte, wie er und sein Bruder solches verdient hätten ')?

Wiguleis Gradner war noch gröber als Bernhard, seine Zuschrift fing mit den Worten an: „Herzog Sigmunden, meinem gnädigen Herrn etwan."

Indessen wäre der Herzog selbst nach solchen Grobheiten nicht abgeneigt gewesen, die entlassenen Günstlinge noch milde zu behandeln. Er beschwerte sich wohl über das Ungebührliche ihrer Zuschriften, hob hervor, wie gnädig er sie bisher behandelt habe, und bot ihnen noch einmal den Rechtsweg an, mit der Aufforderung, denselben zu betreten '); und wahrscheinlich würde die Güte des Fürsten in schwache Nachgiebigkeit übergegangen sein, wäre nicht der Erzherzog Albrecht, allem Anscheine nach durch Parcival von Annenberg auf die Gefahr aufmerksam gemacht, dazwischen getreten. Dieser forderte aus Neustadt unter dem 10. Februar seinen Vetter auf, sich mit den Gradnern in keine Verhandlungen mehr einzulassen, sondern sich ohne Aufschub aller Schlösser, Gerichte, Ämter und Gülten, welche dieselben innehätten, zu bemächtigen. Wie diese Männer gegen den Herzog und das Haus Österreich gehandelt haben, sei ja eine allbekannte Sache; sie verdienen nicht allein an ihrer Habe, sondern auch am Leibe gestraft zu werden; es bedürfe weder rechtlicher Entscheidungen noch irgend einer Antwort auf ihre ungebührlichen Schreiben, da nur um so grössere Unruhen daraus entstehen, je mehr man sich mit unfertigen Leuten in Unterhandlungen einlasse.

Erzherzog Albrecht mochte jedoch seinem Vetter nicht vollkommen trauen, und lud ihn daher um ihn in seine Nähe zu bringen und jedem unliebsamen Einflusse zu entziehen, eiligst nach Wien ein, mit dem Beisatze, dass auch der Kaiser ihn erwarte und dass man in Wien auch mit dem Könige Ladislaus unterhandeln könne *).

Albrecht's Vorstellungen die, wie aus dessen Schreiben hervorgeht, vom Landeshauptmanne im Namen der Stände veranlasst worden waren, wirkten durchgreifend. Um den Massregeln die sofort gegen die Gradner ergriffen werden sollten, näher zu sein, begab sich Herzog Sigmund nach Bozen, wo wir ihn schon am 27. Februar finden. Nach einer ernstlichen Mahnung, die Schlösser zurückzugeben, worin der Herzog die Gradner noch einmal an ihre mündlichen und schriftlichen Zusagen und insbesondere an den Ausdruck erinnert, dessen sie sich bei ihren Versprechen bedient hätten, „dass, was der Herzog ihnen schenke, er nur sich selbst schenke:" forderte er Bernhard Gradner auf, allen Rüstzeug, so er ihm und dessen Bruder Wiguleis auf ihre Burgen geliehen habe, zumal jenen welchen Bernhard nach Bisein geführt, ohne Verzug zu Handen der herzoglichen Commissäre Paul Rentl und Mathias Gelt nach Trient auszuliefern'). Auf diese Mahnung und Forderung erhielt Herzog Sigmund von Bernhard Gradner eine wo möglich noch trotzigere Antwort. Der Herzog habe ihm keinen Zeug geliehen, er wisse nichts darum. Was er habe, habe er zur Hälfte selbst giessen lassen und dazu habe ihm der Herzog das Kupfer gegeben. Die andere Hälfte habe der Herzog ihm geschenkt, er werde sich dessen wohl erinnern, denn die Gradner

1) Urk. dd. Bisein, Eritag nach Paul Bekehrung (26. Jänner) 1456 im Innsbr. Schatzarch.

2) Urk. dd. Innsbr. 27. Jänner 1456, Schatzarch.

3) Urk. dd. Neustadt. Aschermittwoch (10. Febr.) 1456, Schatzarch.

*) Urk. und Concept, dd. Bozen 27. Febr. 1456 im Schatzarch.

hätten nicht einmal so viel genommen, als er sie zu nehmen aufgefordert habe. Was die Burgen u. s. w. anbelange, so erinnere er den Herzog an sein dem Wiguleis zu Innsbruck gegebenes Wort: „Er wolle sie nicht fallen lassen, sondern bei den Verschreibungen gnädig schützen." Dasselbe habe er auch ihm versprochen. Übrigens sei er bereit, sich dem Rechte vor den Räthen des Herzogs zu unterziehen, nur müssten es drei unparteiische Männer sein, und ihm müsste sicheres Geleite gegeben werden ').

Nun wurde dem Bernhard Gradner eine Frist von 10 Tagen nach Datum des Briefes (4. März) zur Abtretung aller Burgen und Auslieferung alles Rüstzeuges festgesetzt, wie dies schon unter dem 27. Febr. von ihm verlangt worden sei. Wollten die Gradner den Rechtsweg gegen den Herzog einschlagen, so werde ihnen ein Tag bestimmt und das sichere Geleite gegeben werden, aber nur unter der Bedingung, dass beide sich zugleich einfinden müssten). Auf weitere Gegenvorstellungen und Weigerungen wurde keine Rücksicht genommen, sondern nach Ablauf des Termins Vorkehrungen getroffen, ihren Trotz mit Waffengewalt zu brechen. Herzog Sigmund beschloss das Land zum Zuzuge aufzubieten und den Widerspenstigen die Burgen welche sie gutwillig nicht abtreten wollten, mit Gewalt zu entreissen. Am 8. April erliess er aus Innsbruck das Aufgebot. Nach ausführlicher Darstellung aller bisherigen erfolglosen Unterhandlungen, Aufforderungen und Rechtsangebote, die von den Gradnern nur mit Ungehorsam, Trotz und muthwilligen und freventlichen Schriften beantwortet worden seien, erklärte Sigmund, dass kein Mittel mehr erübrige, als mit Hilfe der getreuen Landschaft das mit Gewalt wieder zu erlangen, was durch Güte nicht zu erhalten sei; er fordere daher alle Prälaten und Andere geistlichen Standes, dann alle Herren, Ritter und Knechte, alle Amtleute und Unterthanen der Grafschaft Tirol an der Etsch und im Innthale auf, die Grösse der Untreue, des Frevels und Muthwillens, der dem Fürsten und der Landschaft durch die Gradner zugezogen worden, zu beherzigen und den Hauptleuten die er ernennen werde, mit ihrer Hilfe zuzuziehen und beizustehen").

Zum obersten Hauptmanne ernannte Herzog Sigmund den Bischof Georg von Trient und gab ihm den Hauptmannschaftsverweser an der Etsch, Oswald Sebner, nebst Joachim von Montani1), Heinrich Campenner und Leonhard von Weineck an die Seite. Schon am 8. März begegnen wir den ersten Spuren von Verhandlungen zwischen dem Herzoge Sigmund und dem Bischofe von Trient wegen Übernahme der Feldhauptmannschaft gegen die Gradner). Der Herzog mochte den Bischof desshalb wählen, weil die meisten der Burgen die den Gradnern in Südtirol zu entreissen waren, in der Nähe von Trient lagen und zum Theile Lehen des Hochstiftes waren. Bischof Georg liess sich unter Bedingungen zur Übernahme der Oberanführerstelle herbei; er verlangte, dass, wenn er dem Herzoge den Besitz des Schlosses Bisein verschaffen und selbes ihm zu Lehen geben würde, Sigmund hinwieder sich verpflichten sollte, dem Marcobrun von Castelbarco den lebenslänglichen Bezug der Gülten des Amtes Bisein zu bewilligen und nach Marcobrun's Abgange dahin zu wirken, dass das Schloss Stein am Callian dem Hochstifte zurückgegeben werde. Auch sollte Herzog Sigmund alle Rechte und Ansprüche auf die Burg und Herrschaft Nomi dem Bischofe übergeben). Sigmund's Vater, Herzog Friedrich, hatte nämlich die Herrschaft Nomi dem Marcobrun von der Linie Castelbarco wegen seines Bündnisses mit Venedig abgenommen und dessen Verwandten Aldrigetto von der Linie Lizzana um 4000 Ducaten versetzt. Aldrigetto hatte sie aber seinem Vetter Johann II. von der Linie Castelbarco, dem Gemahle der Praxedis von Helfenstein, übergeben). Alle Rechte nun und

1) Urk. dd. (Bisein) Montag nach Oculi (1. März) 1456, Schatzarch.

2) Abschrift oder Concept dd. Bozen, Pfinztag vor Laetare (4. März) 1456, Schatzarch.

3) Urk. dd. Innsbr., Pfinztag nach Quasimodo (8. April) 1436, Schatzarch.

4) Das Trident. Arch. Verzeich. nennt ihn irrig Jacob, p. 738.

5) Deutsch. Trident. Arch. Verzeich. p. 652.

6) Urk. Samml. Bibl. Tirol. Tom. 284. Nomi, Schloss und Herrschaft der Castelbarker an der Etsch, bei Villa im Lägerthale. 7) Castrobarcenses in Bibl. Tirol. Tom. 452.

Ansprüche, welche aus dem erwähnten Vorgehen des Herzogs Friedrich für Sigmund erwachsen sein dürften, sollte dieser dem Hochstifte abtreten; dafür versprach Bischof Georg dem Herzoge, falls ihm Bisein nicht zu Lehen gegeben werden könnte oder sollte, die Einlösung der Herrschaft Nomi von Hans von Castelbarco um den Pfandschilling der 4000 Ducaten zu gestatten, auf welche Einlösung der Herzog früher einmal verzichtet hatte. Der Bischof von Trient wollte offenbar die Gelegenheit benützen, um Herrschaften die dem Hochstifte völlig abhanden gekommen waren, an dasselbe wieder zurückzubringen, daher die vorstehenden Bedingungen 1).

Am 7. April übernahm hierauf Bischof Georg die Führung des Krieges gegen die Gradner'). Nun regte sich grosse Thätigkeit. Um die nöthigen Geldmittel herbeizuschaffen, erhielt Konrad Vintler, Sigmund's oberster Amtmann, den Befehl, dieselben aufzutreiben und bei dieser Gelegenheit alle Ämter und Urbarien zu untersuchen und ihr Erträgniss zu ordnen. Derselbe erhielt den weiteren Auftrag, den Anwälten und Hauptleuten welche die von den Gradnern besetzten Burgen belagern würden, den verlangten Belagerungszeug aus den Amthäusern gegen Empfangsbestätigung herauszugeben). Der Bischof von Trient forderte seinen Nachbar den Bischof von Brixen, Nicolaus von Cus, zur Hilfeleistung auf, der aber, wie sich bald zeigte, eben nicht die grösste Geneigtheit an den Tag legte 1). Die Zuzüge bestanden grösstentheils aus Trientern, Meranern und Boznern; später, als sich die Bezwingung der Gradner schwieriger zeigte, wurden auch die Aufgebote aus dem Innthale herangezogen").

Der wackere Bischof entriss den Gradnern zuerst die Burg Stein unter Löwenberg, wenn dies nicht Herzog Sigmund selbst that"); bald darauf die Vesten Telvana und Petersberg in Valsugan. Mit grösseren Schwierigkeiten war aber die Belagerung und Bezwingung des durch Natur und Kunst starkbefestigten Schlosses Bisein verbunden, in welchem unter den Hauptleuten Parcival von Weineck, Albrecht Kammerer, Jacob von Goldenberg, Christoph Grieshaim und dem Feuerwerker Goll eine grösstentheils im Auslande geworbene, gut bezahlte und verwegene Besatzung lag. Bernhard Gradner befand sich selbst an ihrer Spitze). Dieser hatte auch die Veste bei Zeiten mit Lebensmitteln und Vertheidigungswerkzeugen so reichlich versehen, dass die Meinung im Lande entstand, wohl in drei Jahren werde keine Gewalt sie zu bezwingen im Stande sein).

Sobald aber Bernhard Gradner den Ernst sah, mit dem man ihm zu Leibe ging, schlug er andere Wege ein, offenbar um Parteiung im Lande zu erzeugen. Herzog Sigmund war inzwischen, vielleicht am 13. April, nach Wien abgereist und hatte seiner Gemahlinn, Eleonora von Schotten, für die Dauer seiner Abwesenheit die Regierung des Landes übertragen und ihr die beiden Bischöfe von Trient und Brixen und den Hauptmann an der Etsch Parcival von Annenberg als Rathgeber zur Seite gestellt. Nun wendete sich Bernhard Gradner am 15. April an den Bürgermeister und Rath der Stadt Meran und sendete Abschriften aller zwischen ihm und dem Herzoge vom 9. Jänner bis zum 6. März gewechselten Briefe, um den einflussreichen Stadtrath über den Sachverhalt und die Schritte die er gethan, um den Herzog für den Rechtsweg zu gewinnen, aufzuklären. „Seitdem ihm bekannt geworden", fügte er bei, dass Herzog Sigmund zu Bozen die beiden Bischöfe für die Zeit seiner Abwesenheit zu Regenten aufgestellt, habe er seinen Diener

1) Urk. Sammlung, Bibl. Tirol. Tom. 284.

2) Deutsch. Trid. Arch. Verzeich. 738.

3) Vintler, Stammbuch in der Bibl. Tirol. Tom. 894. Urk. daselbst dd. Innsbr. 12. April 1456.

4) Sinnach. VI, 413.

5) Burglehn. III, 48. Vintler, Stammbuch loc. cit.

6) Schatzarch. Repert. III.

7) Burglehn. III, 48. Bernhard's Absagebrief dd. Bisein 26. April.

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*) Burkard Zengg bei Oefele I, 253. „Das Schloss speiset er sowohl mit pichsen und guten Gesellen, mit pulver und aller cost, dass man sagt, man mocht es in 3 jaren nit gewinnen, cost und Zeugs halben." „Der Gradner nam überall ab den besten Schlossen, die der Herzog hett, was darauf was von Zeug, von Speis und fuert es uf Pisin, das ist ein herrlich und reichlich und gut Schloss."

Hildebrand Rasp zum Bischofe von Trient geschickt mit dem Ersuchen, ihm vor einem landschaftlichen Schiedsgerichte von 16 Männern, vier von Prälaten, vier vom Adel und in gleicher Anzahl von Städten und Gerichten, zu verschaffen; sein Ersuchen sei aber ohne Erfolg geblieben. Darauf habe er sich erboten. seine Sache nur den zwei Bischöfen und Parcival von Annenberg zu Minne oder Recht zu überlassen: aber auch dieses Anerbieten sei unberücksichtigt geblieben; der Bischof von Trient habe ihm erklärt, er hätte zum Unterhandeln keine Vollmacht erhalten. Nun wende er sich an die Stadt Meran mit der Bitte, sie möge den Herzog bestimmen, ihm Recht wiederfahren zu lassen ').

Allein die Gesinnung des Landes gegenüber den verhassten und übermüthigen Günstlingen war eine zu einheitliche, als dass der Versuch, Spaltung zu erzeugen, den beabsichtigten Erfolg gehabt hätte. Der Statthalter des Burggrafenamtes, Wilhelm Ambrosi, der Richter, Bürgermeister und Rath von Meran sendeten Gradner's Schriften an die Herzoginn Eleonora mit der weiteren Anzeige, dass derselbe Bote des Bernhard Gradner, der zu ihnen gekommen, noch mehrere Briefe an die Städte Innsbruck, Hall, Glurns u. s. w. bei sich gehabt, dass aber sie ihn bis auf weiteren Befehl der Herzoginn in gefängliche Haft genommen haben. Der Bote sei nur ein gemeiner Arbeiter aus Trient, nicht der Gradner offener Laufer gewesen3). Die Herzoginn beförderte die erhaltenen Briefe und Noten schon zwei Tage darauf an ihren Gemahl nach Wien und legte auch den Brief bei, welchen Bernhard Gradner an die Stadt Brixen, der Bischof Nicolaus aber an sie eingesendet hatte; sie bat den Herzog um Weisung für ihr und der Anwälte weiteres Handeln 3). Wenige Tage nach diesen misslungenen Versuchen, entweder Spaltung hervorzurufen oder wenigstens Zeit zu gewinnen, offenbarte Bernhard Gradner seine wahre Gesinnung. Am 26. April sendete er sowohl dem Herzoge Sigmund als auch dem Bischofe von Trient und den übrigen herzoglichen Anwälten Absagebriefe und erklärte ihnen offene Fehde. Er beschwerte sich über die Gewalt die man ihm angethan, mit der man ihm das Seinige genommen, seine Diener und Dienerinnen gefangen, das Recht, um welches er so oft gebeten, nicht gewährt habe. Er setzte auseinander, wie er in der letzten Zeit sich einem landschaftlichen Schiedsgerichte von 16 Männern habe unterziehen und seinen Handel den beiden Bischöfen und dem Landeshauptmanne zu Recht oder Minne anheimstellen wollen; sein Anerbieten sei nicht erhört worden. Darum wolle er fortan sammt allen seinen Helfern und Helfershelfern des Herzogs, seiner Räthe, Helfer und Helfershelfer Feind sein und diesen so wie auch Land und Leuten des Herzogs schaden mit Todtschlag, Plünderung und Brand, oder wie sich das gebe und wo er könne. Auch wolle er mit diesen Briefen seine Ehre gewahrt haben für sich, seine Helfer und Diener. Unterzeichnet waren die Absagebriefe von Bernhard Gradner, Parcival von Weineck, Jacob von Goldenberg, Albrecht Kammerer, Stoffel von Grieshaim, Hans Goll und fünfzig Anderen *). Mittlerweile hatte Herzog Sigmund unmittelbar von Bernhard Gradner ein Anerbieten, sich einem landschaftlichen Schiedsgerichte unterwerfen zu wollen, nach Wien erhalten. Dieser mag dasselbe gleichzeitig mit seinen Zuschriften an die Stadt Meran an den Herzog abgeschickt haben. Sigmund nahm das Erbieten wirklich an und versprach unter dem 27. April ein Schiedsgericht zusammensetzen zu wollen aus fünf Mitgliedern des Adels, fünf von Städten und fünf von den Gerichten, denen er auch einige seiner Räthe beigeben wolle. Die Prälaten schloss er aus, weil es sich nach seinem Ermessen für sie nicht gezieme, in dieser Sache Recht zu sprechen. Die Gradner müssten sich aber dem Ausspruche dieses Schiedsgerichtes unterwerfen. Das freie Geleite sicherte er ihnen unter der Bedingung zu, dass sie einstweilen die Burgen, wie er dies schon früher verlangt habe, an ihn oder, wenn sie das für unbillig hielten, an den Bischof von Trient zu gemeiner Hand abträten 3).

1) Urk, dd. Bisein Pfinztag nach S. Tiburcien (15. April) 1456.

2) Urk. dd. Meran Samstag vor Jubilate (17. April) 1456, Schatzarch.

3) Urk. dd. Innsbr. Montag nach Jubil. (19. April) 1456, Schatzarch.

4) Urk. dd. Bisein, Montag nach S. Marxtag (26. April) 1456.

5) Urk. dd. Wien. Eritag nach Cantate (27. April) 1456.

Bald aber erhielt Herzog Sigmund von seiner Gemahlinn die Zuschriften Gradner's an die Stadt Meran und die Absagebriefe, und nun dachte er anders. Besonders verletzte ihn die Behauptung, die Gradner hätten, obschon sie in verschiedener Weise sich zu Recht erboten, keines erlangen können. Sigmund gab sofort dem Bischofe von Trient den Auftrag, dem Bernhard Gradner die Unwahrheit seiner Behauptung vorzuhalten und ihm zu bemerken, dass der Herzog auf das Rechtserbieten eingegangen sei und die Zusammensetzung eines Schiedsgerichtes angeordnet habe, Gradner habe aber nicht gewartet, bis der Brief nach Tirol gelangte '). In gleichem Sinne fertigte der Herzog an alle Stände der tirolischen Landschaft eine Darstellung seines Vorgehens gegen die Gradner aus, worin er insbesondere hervorhob, wie er ihnen Recht geboten und ihr Rechtserbieten auf die Landschaft angenommen, die Gradner aber seine Antwort nicht abgewartet, sondern unter dem Vorwande, dass ihnen kein Recht zu Theil werde, Absagebriefe herumgeschickt hätten, zum Beweise, dass sie diesmal so betrüglich umgegangen seien wie früher. Jedoch habe er dem Bischofe von Trient aufgetragen, sein Rechtsangebot ihnen zu wiederholen, damit seine Gerechtigkeit und der Gradner betrügliche und gefährliche Anschläge an's Licht kämen. Wollten die Gradner das Recht nicht annehmen und der Bischof von Trient hierauf die Schlösser mit Gewalt einnehmen, so sollte die Landschaft ihm beistehen2).

In diesen Tagen, vermuthlich unmittelbar nach obiger Zuschrift an die Stände Tirols, muss Herzog Sigmund Anlass bekommen haben, seine Nachsicht mit den Gradnern zu bereuen. Wahrscheinlich erhielt er auf directem Wege den an ihn gerichteten Absagebrief; denn nur so lässt es sich erklären, warum er einen Tag nach der vorerwähnten Zuschrift an die Tiroler Landschaft, am 6. Mai, das Aufgebot wider die Gradner an die Landschaft erliess) und am folgenden Tage den Bischof von Brixen in einem eigenen Schreiben ersuchte, dem Bischofe von Trient oder dem Hauptmanne an der Etsch, Oswald Sebner, auf deren Verlangen Hilfe zu leisten *).

Von jetzt an wurde auch die Bekämpfung des Bernhard Gradner in seiner Bergveste Bisein durch den Bischof von Trient mit allem Ernste betrieben. Schon vor dem 2. Mai hatte dieser das Kriegsvolk allenthalben in der Grafschaft Tirol auf den 19. zu sich nach Trient entboten; am 2. Mai von Konrad Vintler die ungesäumte Lieferung von 80 Centnern Pulver, 20 Lageln Pfeile, von Geld und Korn und überhaupt solche Vorkehrungen verlangt, dass das Volk im Felde um sein Geld feile Waare nach Nothdurft finde. Auch schickte er ihm mehrere Briefe an die Gerichte im Innthale mit dem Auftrage, sie ohne Verzug durch eigene Boten bestellen zu lassen, und sollte es daselbst noch einige Gerichte und Edelleute geben, denen das Aufgebot nicht zugekommen wäre, so sollte Vintler sorgen, dass diese wie die andern die Aufforderung zum Zuzuge erhielten ").

Von Seite Brixens war an die Gerichtsleute von Eves (Fassa) am 30. April der Befehl ergangen, sich zu rüsten und auf den Wink ihres Richters Hans Mühlberger ins Feld zu rücken. Zum Schutze des Hochstiftes selbst, zumal des bischöflichen Sitzes Brixen, da Bernhard Gradner auch dem Cardinal abgesagt hatte, war dem Ulrich Halbsleben in Klausen, wahrscheinlich Richter oder hochstiftischer Amtmann daselbst, am 4. Mai aufgetragen worden, die Bürger dieses bischöflichen Grenzstädtchens zu bewaffnen, die drei Thore wohl zu bewachen und keinen Unbekannten, insbesondere keinen Bewaffneten einzulassen, „der nicht dem Bischofe von Brixen oder dem von Trient oder dem Herzoge Sigmund angehörte," da, wie der Befehl beifügte, die Läufe im Lande fremd würden ). Das war aber auch Alles was von Seite Brixen's geschah,

1) Undatirte Urk. im Schatzarch.

2) Urk. dd. Wien, 3. und 5. Mai 1456, Schatzarch.

3) Urk. dd. Wien, Auffahrtstag (6. Mai) 1456, Schatzarch.

4) Urk. bei Sinnach. VI, 414.

5) Urk. dd. Trient, Sonntag vor h. Kreuztag (2. Mai) 1456, in Vintler's Stammbuch. Bibl. Tirol. Tom. 894.

6) Sinnach. VI, 413. Lichnowsky VII, Regest.

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