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wirst; dergleichen werden unter den Zeugenschaften des Gesetzes aufgeführt, und Niemand bestreitet dieselben, als der Unwissende und der halsstörrigste Bösewicht, und wie wäre es denn nicht so?

Ein Volk des Herrn besteht vom Himmelsdom bedecket,
Die ehrend in dem Kleid' der Armuth er verstecket,
Sultane sind es, so gekleidet sind in Fetzen,
So Könige der Welt zu ihrem Dienst einsetzen,
Bestaubet ist ihr Kleid, erhaben ihre Nasen,

Sie schleppen langen Saum auf grünem Himmelsrasen.

Man erzählt, dass die Statuen zweier Weisen vormaliger Zeit in einem Tempel stunden, in der Hand des einen war eine Rolle worauf geschrieben stand: Wenn du Alles gut gemacht, so glaube nicht, du habest Etwas gut gemacht, bis du nicht Gott den Höchsten erkennest, und weisst, dass er der Verursacher der Ursachen, der Hervorbringer der Dinge; in der Hand des Andern war eine Schrift: Ehe ich Gott erkannte, trank ich und durstete, als ich ihn aber erkannt, war ohne Trank mein Durst gestillt. Ich habe von einem Schriftgelehrten gehört, dass ihm ein Wahrheitsergründer gesagt: Die Geister, seitdem denselben die Wahrheit in der Ewigkeit (vor der Einwanderung in die Körper) geoffenbaret worden, lieben dieselbe und suchen sie in der Welt; einmal glauben sie, diese Vollkommenheit liege in der Schönheit der Formen, ein andermal im Reichthume, ein andermal in Ehren; sie werden des Mangels des erreichten Gegenstandes gewahr, und suchen dieselbe nun in einem anderen, indem sie wissen, dass die von ihnen gesuchte Vollkommenheit von Fehlern frei; dieses Suchen hört nicht auf, bis es nicht gestillt wird in der Anschauung des gesuchten Wahrhaftigen. Hüte dich, dich mit der Wissenschaft nur als mit einer Kunst zu deiner Unterhaltung zu beschäftigen; wer immer Religion hat, muss dieselbe nur als ein Mittel seiner Rettung ansehen, als eine Leiter, auf welcher man zur höchsten Fülle (das Pleiroma der Gnostiker) und zur Nähe des Herrn gelangt. Sei nicht von denen deren Kunst ihr Herz und Gemüth überwältigt, bis dieses Beides in den letzten Zügen versiegelt wird (untergeht). So erzählt man, dass Ebu Tahir Sejadi die Streitfrage von den untersten Höllen, bis er in den letzten Zügen lag, wiederholte. Man erzählt, dass ein Weib zu einem Prosodiker gekommen und ihm gesagt: ich wünsche ein wenig Oliven und Henne zu kaufen; - er aber antwortete Nichts als die metrische Formel: Failaton, Failaton; deine Mutter, sagte das Weib, war Failet) und verliess ihn schmähend. Man erzählt von Rok neddin Ben el Karii, dass ihn ein Mann auf der Strasse um etwas gebeten, und er ihm geantwortet: Gott erobert; der Mann sagte: o Scheich! Gott hat dich schon erobert, da er dir die Welt durch Freigebigkeit unterworfen; der Scheich antwortete: ich habe nicht gesagt, dass dieselbe freigebig gegen mich gewesen, und ich habe nicht gesagt, dass mir die Freigebigkeit obliegt, und ich habe nicht gesagt, dass ich nicht freigebig gewesen und die Theilung dir verweigert. Er sagte Alles dies in Betrachtung versunken, und bediente sich der Ausdrücke beschaulichen Lebens gegen einen Mann der Nichts davon verstand. Das schändlichste solcher Beispiele ist was man von einem Gerber erzählt, dass er bis zu seinen letzten Zügen mit den Ausdrücken seines Handwerks beschäftigt war, und von einem Emir der noch in seinen letzten Zügen sagte: bringt mir jenes persische Kleid! Gott wolle dergleichen verhüten! Die meisten Beispiele dieser Art sind Fehler der Zunge, und jedes Gefäss schwitzt das aus was darinnen. Gewöhne deine Zunge nur an solche Worte, deren Wiederholung dir in deiner Sterbestunde nützen wird, sei wie Ebu Seraat, der in seiner Sterbestunde um eine Überlieferung fragte, deren Ende: Es ist kein Gott als Gott, und er ging ins Paradies ein; der Sterbende verfolgte dieselbe in allen ihren Quellen, und als er die Worte gesagt: es ist kein Gott als Gott, starb er, ehe er noch gesagt: und er ging ins Paradies ein. Siehe hieraus wie ihm die Wissenschaft der Überlieferung genützt. An dir ist's dein Blut und dein Fleisch auf eine

1) Stupratrix.

Weise zu vermischen, welche dir in der andern Welt nütze, und die anderen Wissenschaften nur als Werkzeuge zur Erreichung dieser zu betrachten, nicht um damit dein Herz und Gemüth so anzufüllen, dass du damit den letzten Odemzug aushauchest. An dir ist's jeder Wissenschaft ihre Stelle anzuweisen, nach dem Grade, in welchem sie dich diesem höchsten Zwecke zuführt.

Das achte nothwendige Erforderniss. Die Erörterung mit seines Gleichen und die Disputation. Man sagt die Wissenschaft ist ein Setzling, und der Ort wo sie gesetzt wird, ist das Collegium, aber nur um das Gute zu bezwecken, und nicht um darin eitlen Ruhm zu suchen, um aufbrausendem Wesen und daherfahrendem Zorne Lauf zu lassen; viel besser ist's hier nur auf den Puls zu fühlen. In den Entscheidungen der Mufti steht geschrieben, dass für den der blos disputirt, um seinen Gegner zu beschämen, der Unglauben zu fürchten sei. Die Disputation und Widerlegung muss mit Billigkeit, Bedächtlichkeit und Nachdenken vorgenommen werden, mit Verhütung alles Lärmens und Zorns. Die Disputation sei nur eine Berathung, eine Berathung um das Gute herauszubringen, und dieses wird nur durch Nachdenken und Billigkeit erhalten. Verstellung und List ist nur dann erlaubt, wenn der Gegner selbst ein Sophist dem es nicht um Wahrheit zu thun. Mohammed Ben Jahja, wenn er sich beim Disputiren in Schwierigkeiten verwickelt fand und keine Antwort bereit hatte, pflegte zu sagen: „Ich habe es nicht auf mich genommen als nothwendig zu beweisen, ich disputire nur, und ober jedem mit Wissenschaft Begabten ist ein Wissender." Der Nutzen der Disputation, wenn dieselbe mit Billigkeit geführt wird, ist grösser als der der blossen Wiederholung. Man sagt, die Disputation einer Stunde sei besser, als die Wiederholung eines Monats, aber nur mit einem Billigen von gutem Naturell. Hüte dich zu disputiren mit Einem, der nicht geraden Sinnes, denn das Naturell schlägt vor, und die moralischen Eigenschaften gehen über, und die Nachbarschaft wirkt ein. Der der Wissenschaft Beflissene muss zu jeder Zeit den Feinheiten der Wissenschaft nachdenken, denn dieselben werden nur durch Nachdenken ergründet; desshalb sagt man : denke nach und dein Geschäft ist gemacht ehe du sprichst. Das Wort ist ein Pfeil der durch das Nachdenken eher geschärft werden muss.

Das neunte nothwendige Erforderniss. Verschiebe nicht die Beschäftigung des heutigen Tages auf morgen, denn jeder Tag hat seine Beschäftigung; man sagt: der Tag der Schwachen ist der morgige. Man sagt: Fleiss und Unternehmungsgeist sind die beiden Flügel, mit denen der Mensch die Gipfel der Vollkommenheiten erfliegt. Man erzählt, Ebu Hanife habe zu dem Ebu Jusuf gesagt: Du warst blöde, ich habe dich durch anhaltenden Fleiss hervorgezogen. Hüte dich vor der Trägheit, denn sie ist ein Übel und Unglück. An dir ist's aufzuschreiben Alles was du von nützlichen Dingen hörst und lernst; denn die Wissenschaft ist das gejagte Wild und die Schrift die Fessel desselben. Gott segne den Imam Eldschaaberi der gesagt:

Nach meiner Jugend dacht' ich dem Gedächtniss nach,

Ich fand, dasselbe war aus Überladung schwach,

Da fing ich an so oft Nothdurft mir war zur Hand,
Dieselbe zu vertrauen dem Papier als Unterpfand,

So fuhr ich fort zu schreiben und auch zu vergessen,
Vergesslich ist der Mensch, so ist's ihm zugemessen 1).

Allein an dir ist's dich nicht mit dem Papiere zu begnügen, und dich nicht allein auf das was in den Schreibheften steht, zu verlassen. Die Wissenschaft ist was in den Blättern des Gemüthes aufgezeichnet, und nicht was auf den Blättern der Bücher geschrieben ist; der Zweck des Aufschreibens ist nur, um sich in Fällen von Vergesslichkeit darin Raths zu erholen, und nicht alles Vertrauen in die Blätter zu setzen, wie ein Dichter gesagt:

1) Wortspiel zwischen Nas die Menschen, und Nas der Vergessende, ewelon-nasi nason, d. i. der erste der Menschen (Adam) war vergessend (des Herrn).

Viel' Bücher sammelte ein Mann gelehrt im Recht,

Doch war in seinem Haus kein Segen und nichts recht,
Er fuhr zu sammeln fort, da sprach ich zu ihm so:

Du bist der Esel, der des Korans wird nicht froh.

Ein anderer Dichter hat gesagt:

Wenn's an Gedächtniss dir gebricht,

So nützen dir die Bücher nicht,

Du gehest als unwissend aus.

Und lässt die Wissenschaft zu Haus.

Man sagt ein der Wissenschaft Beflissener müsse stets sein Tintenzeug mit sich führen, um aufzuschreiben was er von nützlichen Dingen hört; das Sprichwort sagt: Was man auswendig lernt, vergeht, was niedergeschrieben worden, besteht. Man erzählt von dem Meister, der Säule des Islams, berühmt unter dem Namen des Philologen Mochtar, d. i. des Auserwählten, dass er von Hilal dem Sohne Jesar's gehört: Ich sah (sagte Hilal) im Traume den Propheten (welchem Gott gnädig sein und Heil verleihen wolle!), der seine Gefährten in der Wissenschaft und Weisheit unterwies. Ich sagte zu ihm: 0 Gottesgesandter! erlaube mir zu fragen: was hast du ihnen gesagt? Er sprach: Hast du ein Tintenzeug bei dir? ich sagte: ich habe keines bei mir; da sagte der Prophet: 0 Hilal! trenne dich von deinem Tintenzeuge nicht, denn in demselben, und in denen die sich desselben bedienen, ist Gutes bis an den Tag der Auferstehung. Der grosse Rechtsgelehrte S s adresch-scheriaat (Vorsitz des Gesetzes) Ho samed din ermahnte seinen Sohn Schemseddin täglich Etwas von Wissenschaft und Weisheit zu lernen, denn wenn es auch nur wenig, so werde es bald viel werden. Ossam der Sohn Jusufs kaufte eine Feder um ein Goldstück, um damit was er hörte, sogleich aufzuschreiben, denn die Tage des Lebens sind wenig, und die Wissenchaft ist viel. Es ist nothwendig keine Zeit zu verlieren und Nächte und Einsamkeit zu Hilfe zu nehmen, mit Scheichen sich zu befreunden, und von ihnen Nutzen zu schöpfen: Was vorüber wird nicht erfasst.

Das zehnte nothwendige Erforderniss ist: dass du den Sinn des Adels der Wissenschaft, und ihren Rang, und ihre Festigkeit im Beweise erkennest. Der Adel der Wissenschaft liegt entweder in ihren edlen Früchten oder in der Festigkeit ihrer Beweise; wie z. B. vom ersten die Wissenschaft der Religion, deren Frucht das ewige Leben, auf welches kein anderes folgt; wesshalb dieselbe die edelste von allen; und ein Beispiel vom zweiten ist die Arzneikunde, denn die Frucht derselben ist das Leben des Körpers bis zum Tode, desshalb ist die Wissenschaft der Religion edler als die Arzneikunde, und die Arzneikunde edler als die Arithmetik, in Anbetracht der Frucht und des Zweckes von beiden, denn die Gesundheit des Leibes ist edler als die Kenntniss der Quantitäten der Körper, aber die Arithmetik ist edler als die Arzneikunde hinsichtlich der Festigkeit ihrer Beweise welche, durchaus nothwendig, keiner Erfahrungen bedürfen wie die Sätze der Arzneikunst, daher wird der Adel bald aus dem Gesichtspuncte des Nutzens (dem Praktischen), und bald aus dem der Festigkeit der Beweise (dem Theoretischen) beurtheilt. Wisse, dass der Adel der Frucht (des Nutzens) dem der Stärke der Beweise vorgeht. Die edelste der Wissenschaften ist die Wissenschaft Gottes, seiner Engel, Bücher (heiligen Schriften) und Gesandten, und was dazu hilft, denn die Frucht derselben ist die ewige Glückseligkeit. Auch ist nothwendig zu wissen, dass jede Wissenschaft ihre Grenzen hat hinsichtlich der Beweise, die sie nicht überschreiten kann, so z. B. sollst du etwa nicht in der Grammatik Beweise herstellen wollen, und anderseits sollst du der Sache auch nicht zu wenig thun, und dich z. B. in der Kunde der himmlischen Körper mit blosser Polemik begnügen statt der Beweise; dasselbe gilt von der Rhetorik welche eine Geschmackssache, und in welcher die Aufstellung von Beweisen nicht auszuhalten; wer darin Beweise aufbringen will, ermüdet sich nur und bringt in die Länge nichts Ernstliches zuwege. Sekaki (der Verfasser der grossen rhetorischen Encyklopädie, des Schlüssels der Glückseligkeit) hat gesagt: „Ehe wir dieser Wissenschaft (der Rhetorik)

ihr Recht widerfahren lassen, ermahnen wir dich auf das Princip derselben zu sehen, welches in deiner eigenen Erwähnung liegt; dieses liegt nicht nothwendig in der Kunst; und wenn die Principien und Seltenheiten derselben auf die abstracte Vernunft zurückgeführt werden, so ist der darin Eingeweihte gleich dem der nur einen Geruch davon empfangen durch Befriedigung des Geschmacks: wie ist es denn, wenn dieselbe eine auf Grundlagen der Gebote und Kunstausdrücke gestützte Kunst ist? Für den Eingeweihten in der rhetorischen Kunst hat es Nichts zu sagen, wenn er in einigen Entscheidungen als Nachahmer seiner Genossen auftritt, denn es handelt sich hier blos um Geschmack, und darum, dass er denselben nach dessen Erfordernissen vervollkommne.

Die dritte Einleitung.

Von den nothwendigen Erfordernissen des Lehrers, deren ebenfalls zehn.

Die erste nothwendige Erforderniss. Er lehre nur Gottes Willen, nicht aus Gleisnerei, aus hergebrachter Förmlichkeit, aus Gewohnheit, nicht um Amt und Ansehen zu vermehren; er strebe nur nach dem Wohlgefallen Gottes des Allerhöchsten, nach der Befolgung seiner Gebote und Verbote; ihm sei blos zu thun um die Verbreitung der Wissenschaft, um die Vermehrung der Gelehrten, um die Verminderung der Unwissenheit, und die Leitung der Diener Gottes zu Gott, um ihre Anweisung zu dem was ihnen gut in beiden Welten, um die Kundmachung der Religion Gottes, um die Aufrechthaltung der Sunne des Propheten (welchem Gott gnädig sein, und dem er Heil verleihen wolle!) um die Befestigung der Regeln des Islams, um die Unterscheidung zwischen Erlaubtem und Unerlaubtem: er sei dabei aufrichtig, sehnsüchtig nach der anderen Welt, mit Gewissheit von den Verheissungen Gottes des Höchsten überzeugt, welche er den Gelehrten die da handeln, gemacht, er hoffe Gottes Belohnung und fürchte seine Strafe. Wisse, die Wissenschaft ist ein Gut und Reichthum, welcher erworben und aufgespeichert werden muss, und der über alles Begehren hinaussetzt. Die Spendung dieses Guts ist eine doppelte, für sich selbst und für andere; er sei damit freigebig; dies ist der edelste der Zustände für den Reichen, und so auch in der Wissenschaft mit ihrem Erwerb, und ihrer Mittheilung, ihrem Gewinne und ihrer Bewahrung, mit ihrer Erforschung und Benützung; diese liegt für den Theoretiker in dem Nachdenken, für den Praktiker in der Handlung. Der edelste der Zustände ist der des Nutzens durch Unterricht. Die Sonne leuchtet für sich selbst und für andere, der Moschus ist ein Wohlgeruch, ein guter für sich und für andere; wer aber andere lehrt, und selbst keinen Nutzen daraus schöpft, der ist wie ein nützliches Buch das anderen nützet, aber nicht sich selbst, wie ein Wetzstein welcher das Messer schärft, aber selbst nicht schneidet, wie der Docht einer Lampe, welcher leuchtet aber dabei verbrannt wird. Er (der Lehrer) habe die innigste Überzeugung, dass Gott der Herr durch seine Hände den Menschen zum Guten leitet, immer, seitdem Sonne und Mond aufgehen, und wenn er einen von Gott flüchtigen Diener wieder zum selben zurückführt, so ist dies Gott dem Herrn lieber, als aller Dienst der beiden Geschlechter der Menschen und Dämonen.

Das zweite nothwendige Erforderniss ist: dass zwischen dem Lehrer und Schüler Liebe obwalte, wie Gott der Höchste (im Koran) gesagt: Ich bin auch was der Vater seinem Kinde; ja der Schüler muss dem Lehrer lieber sein als sein wirkliches Kind. Hafiseddin Besasi erzählt von Morghainani (nach Ossam Ben Ebi Jusuf), dass keiner so wie er voll Rücksicht gegen seine Schüler, voll Liebe für seine Genossen; wenn er sah, dass einen derselben eine Fliege belästigte, so that ihm dieses weh. Man erzählt von seinem liebevollen Antheile an denselben den folgenden Zug: Einer kam ganz entfärbt zu ihm und sagte: N. N. ist vom Dache gefallen; der Iman betete eben; als er es hörte, schrie er

laut auf, so dass es Alle die in der Moschee waren, hörten; nachdem er sein Gebet vollendet, ging er zu dem Manne der die Nachricht gebracht, und sagte: Wenn ich diesen Unfall auf mich selbst übertragen könnte, so thäte ich es; er ging weinend zu dem Herabgefallenen, und besuchte ihn Morgens und Abends bis er geheilt. Der Schüler wisse, dass er gegen den Lehrer grössere Pflichten hat als gegen seinen Vater, denn jener ist der Urheber seines dauernden, dieser nur der Urheber seines vergänglichen Lebens; dessmeinen halb sagte Alexander, als man ihn fragte, ob er seinen Lehrer oder seinen Vater mehr ehre? Lehrer. Wie Brüder sich einander lieben müssen, so die Genossen der Schule, ja noch mehr; denn die Gelehrten wandeln Alle den Weg der zu Gott führt, und der Lehrer ist ihr Leiter und Führer; die Genossen sind die Reisegefährten, und die Reise geht nur dann glücklich von Statten, wenn dieselben unter sich einig, und wenn sie sich gegenseitig lieben. Groll und Neid entsteht, wenn die Wissenschaft als Mittel zu Erwerb von Gut und Herrschaft ausgebeutet wird, dadurch entfernen sie sich von dem Worte Gottes des Allerhöchsten, der im Koran gesagt: Die Gläubigen sind Brüder; sie fallen dann in den Bereich des Koransverses: Werden nicht an jenem Tage Einige den Anderen fremd sein, ausser die Gott fürchten! Es ist unverhohlen, dass Gut und Herrschaft gegenseitigen Groll und Feindschaft erzeugen, wie wir dieses in unseren Tagen sehen, wo aus Liebe zu Rang und Gut Feindschaft und Groll vorherrscht unter den Gelehrten. Gott sei geklagt über diese Zeit, welche die Herzen ihrer Genossen füllt mit Neid und mit solcher Halsstörrigkeit überwältigt, dass sie sich bis aufs Blutvergiessen verfolgen.

Ein Volk, unwissend nur und dumm,

Aus Lieb' zur Herrschaft blind und stumm,
Sie jagen nach des Ruhmes Traum,

Und schleppen nach des Hochmuths Saum.

Sie sitzen auf dem ersten Platz,

In Knaben lebend nur und Schatz,

Statt Antwort wechseln sie nur Groll,

Und schneiden Ehr' ab toll und voll.

Das dritte nothwendige Erforderniss. Der Lehrer ahme den Propheten (welchem Gott gnädig sein und Heil verleihen wolle!) nach und begehre für die Verbreitung der Wissenschaft keinen Lohn. Gott der Höchste hat (im Koran) gesagt: „Ich verlange von euch keinen Lohn dafür," er schneide alle Gier ab, verlange nichts von seinen Schülern, und behandle sie mild im Unterrichte voll Zuneigung zu ihnen; ja er nähere sich sogar dem Armen mehr wegen dessen Armuth und Elend, wie der Gottgesandte (dem Gott gnädig sein und Heil verleihen wolle!) mit Armen sass und die Elenden liebte. Wisse! wer das Begehren von Gut und weltlichen Zwecken vereint mit der Wissenschaft, ist gleich dem welcher seine Schuhe an seinem Gesichte reinigt und mit seinen Haaren abwischt, er macht den Herrn zum Diener und den Diener zum Herrn. Hüte dich, dass du dich nicht überlassest den Nichtigkeiten der Welt und ihrem Glücke, der Sucht der Ämter und ihrem Ansehen, denn dieses sind Fangstricke des Satans, womit er die schwachen Menschen fängt, wie Jesus der Sohn Maria's gesagt: (über ihn und unseren Propheten seien Gottes Gnade!) die Schriftgelehrten sind die Arzenei der Religion, Hab und Gut ist die Krankheit der Religion, wie kann, wer die Krankheit sich selbst zuzieht, Andere heilen? Ist es nicht seltsam, dass es dahin gekommen, dass die Zweiten von den Gottesgelehrten übergegangen sind zu Schriftgelehrten, welche die Wege der Wissenschaft nur aus Liebe zur Herrschaft wandeln, und wegen Dingen, womit nur der Pöbel und die Unwissenden betrogen werden.

Ein grosses

Übel ist verrufener Gelehrter,

Unwissender, der fromm, ist mir um Vieles werther,

Sie Beide sind es, die aufstören diese Welt,

Unruh für den der fest an seinen Glauben hält.

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