P. 21, 9: nu sage mir ûf die | P. 40, 1: daz sag i 'u ûf die triwe triwe dîn. mîn (auf mein Wort). §. 91. Die Zuverlässigkeit, eine Gesinnung, der man trauen darf, die besonders im Rechten und Guten beharrt, die Rechtschaffenheit, wie sie dem Ehrenmann und insbesondre dem Ritter kraft seines Schildesamtes zukommt und ihn ziert, das ist mannliche Treue a). Mit dieser Gesinnung ist aber auch auf das Engste Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit verbunden, die ihre Ueberzeugung unverholen ausspricht, und zwar in wohlmeinender Absicht b). In beiderlei Beziehung ist der valsch der Gegensatz der triwe, und soll diese vorzugsweise der Freund bethätigen c). P. 297, 14: der was man lîcher P. 322, 18: waer Gâwân tôt, ich P. 675, 30: Gâwân âne val- P. 428, 22: Gawan soll für Ver= schen haz manlîcher triwen nie vergaz. P. 345, 3: Lippaut wird vom König zum Pfleger seines Sohnes erwählt, der gulat den Gral suchen: welt ir mir geben sicherheit, daz ir mir werbet sunder twâl mit guoten triwen umben grâl (mit aufrichtigem Bestreben). P. 740, 2: ich muoz ir strît mit tri- | P. 239, 12: mir riet Gurnamanz wen klagen, sît ein verch und ein bluot solch ungenâde ein ander tuot. T. 97: Gahmuret fordert von Sigu= nen, ihm ihren Kummer nicht zu verhehlen, sonst hat sich dîn triwe geunêret. mit grôzen triwen âne schranz (mit Zuverlässigkeit, absque scis sura). P. 405, 25: Antikonien und Gawanen süezer rede niht gebrast bêdenthalp mit triuwen (mit entgegenkommender Aufrichtigkeit); P. 168, 26: mit triwen lobten si P. 406, 6: sie wehrt seine Zärtlich daz wîp, diu gap der werlde alsölhe fruht. P. 225, 23: mit triwen ich iu râte dar. P. 310, 27: Ginevra verzeiht Ithers nu verkiuse ich hie mit triwen, fuor, er nam daz heiltuom, drûf er swuor. feiten ab und empfängt ihn nur so freundlich durch mins bruoder bete. mîn triwe ein lôt (meine Rechtschaffenheit) an dem orte fürbaz waege, der ungetriwe wâfenô swenne ein liep ge sînem friunde. schiht Wie die mannliche Treue aus dem Karakter eines Menschen, so fließt die dienstliche Treue aus dem besondren Pflichtverhältniß, in welches der Herr zum Diener, der Diener zum Herrn, sei es in Folge eines Lehns- oder andren Abhängigkeitsverbandes, oder bloßer Gefolg= schaft, tritt; in welchem die verbrüderten Waffengefährten (gesellen) sich befinden; oder zu welchem der Ritter seiner Dame sich verpflichtet, indem er ihr seinen Dienst widmet. Diese Treue gebietet, nicht blos die übernommenen Schuß- und Trußpflichten, sondern auch die Ehrenpflichten hochherzig zu üben, wie Würde, Anstand und Ehre sie nach der Sitte erheischen. P. 688, 10: Gawans Junker, als sie ihren Herrn im Kampf sehen, schreien laut Wehe: ir triwe in. daz gebôt. P. 787, 3: die Templeisen wollen ihren König Amfortas nicht sterben lassen: ir triwe liez in in der nôt. P. 362, 10: Scherules, um seinem P. Herren einen Beistand zu gewin= nen, spricht zu Gawan, als in sîn triwe lêrte. 344, 28: ûf ir triwe (Lehnstreue) befahl Melianz seinen Fürsten. P. 354, 16: von den Hülfstruppen der Verwandten: wer ins wirtes hilfe reit, und wer durch in mit triwen streit. P. 412, 11: die Räthe und Fürsten Vergulats: dens ir triwe jach. P. 626, 4: Gawan gebot seinen Genossen, den Rittern der Tafelrunde: P. 825, 9: Loherangrin war höfsch, mit triwen milte ân âderstôz was sin lip missewende blôz. daz si ir triwe naemen war, und daz sim künege rieten kumn. P. 625, 19-23: Gawan entbot P. P. zu ihrer Herrin Itonie. unt dienstbaeriu triuwe, die er nách sîner frouwen truoc. Söhne verstoßen, nahm er den er het ouch den selben knaben §. 92. Erscheint in den bisherigen Bedeutungen die Treue mehr als die Frucht eines festen besonnenen, auf das Gute und Rechte gerich teten Willens øder eingegangener besondrer Verpflichtung, so gewinnt sie im Folgenden den Karakter der Liebe (pietas), in der Bedeutung der festen herzlichen Anhänglichkeit, der treuen Hingebung und wechselseitigen freudigen Opferwilligkeit zweier Personen zu einander, nicht erklügelt durch die Ueberlegung des Verstandes, sondern angeboren als ein Naturtrieb, wie sie unter rechten Ehegatten a), Geschwistern b), zwischen Eltern und Kindern c) und auch ferneren Verwandten d) herrschen soll, und nach der Ansicht des Dichters und seiner Zeit schon bedingt ist durch die Einheit des Bluts und der Person, welche Eheleute, Geschwister, Eltern und Kinder, als ein Herz und ein Leib, unzertrennlich verbindet (§. 57.). Als Muster edelster Gattentreue treten in unserm Gedicht uns vornehmlich Parcival, Kondwiramurs, Herzeloyde und Sigune entgegen. a) P. 282, 23: Parcivaln seßten die Blutstropfen im Schnee in Noth: P. 427, 25: Antikonie zu Vergulat: denke an brüederlîche triwe! von sînen triwen (zu Kundwira- P. 694, 18: Bene verwünscht Gra= murs) daz geschach; ebenso P. 293, 8: sîn triwe im geriet, daz er von witzen schiet. P. 296, 2: sîn triwe in lêrte, daz moflanz, als er mit dem Bruder dâ streit der triwen lûterkeit: P. 301, 24: Ob Parcivaln Minne zwingt und sîn getriulich gedane? P. 732, 8: daß Parcival keinem andern Weib als Kundwiramurs P. 7, 13: die Fürsten vernahmen, Liebe geschenkt: grôz triwe het im sô bewart sîn manlich herze und ouch den lip. P. 249, 15: Sigune, ein magt, der fuogte ir triwe nôt. P. 249, 24: al irdisch triwe was ein wint gegen die Sigunens zu Schianatulander. P. 435, 18: (Sigune) wîplîcher sorgen urhap ûz ir herzen blüete al niuwe unt doch durch alte triuwe. streit. daß Galoes, ir hêrre, triwen pflac zu seinem Bruder Gahmuret. P. 276, 13: Drilus, als Keie feine Schwester geschlagen hatte: ich muoz durch triwe klagn. W. 122, 23: mîne bruoder ... wellent die mit triwen sîn. c) P. 165, 11: ein vater, der sich triwe kunde nieten gegen seine Kinder. P. 476, 25: Herzeloyden erwarp ir triwe, daß der Schmerz über das Scheiden des Sohnes sie tödtete. P. 436, 24: Sigûn gebôt ir triwe P. 499, 27: ir grôziu triwe daz stuont gein ein ander âne wanc daz si nie valsch underswanc. P. 712, 2: 3tonie zu Artus: nu denet ob ir mîn oeheim sît. durch triwe scheidet disen strît. P. 711, 26: Itonie von Gawan: pfligt er triwe, so kämpft er nicht P. mit Gramoflanz. P. 528, 30: Gawan: sîn wîp die küneginne (Ginover) bat ich durch sippe minne, daz si mir hulfe. 649, 16: Artus: ob triwe an mir gewan ie kraft, sô leist ich durch sippe geselleschaft, was er begehrt. §. 93. Aber auch über die Grenzen des Blutes und der Familie geht die Treue hinaus, und soll sich als inniges warmes Mitgefühl, als herzliches Erbarmen, als wahre Nächstenliebe (caritas), wie sie das Evangelium lehrt, im Herzen regen und sich gegen alle Menschen als helflîche triwe bethätigen a). Diese liebevolle Hingebung für fremde Leiden wie Freuden, welche den eignen Schmerz vergißt, um den des Andern zu lindern, und stets eine Hand zur Hülfe bereit hat: ist die herrlichste Zier des Weibes (wîp oder maget); ihr Wesen soll es sein, in Liebe aufzugehn im Wesen des Andern, ihm sich hinzugeben in voller ungetheilter und unwandelbarer Liebe; in diesem Sinne trägt die Treue den Karakter einer göttlichen, aller Sinnlichkeit fernen Tugend; und darin glänzt allen Weibern als höchstes Beispiel die heis lige Jungfrau, diu hôhste künegîn, voran. Sie ist das Ideal wîplicher triuwe b). a) P. 787, 9: pflaegt ir triuwe, P. 783, 12: Barcival zur abbitten- swar an ir mich ergetzen meget dâ mite ir iwer triwe reget. P. 140, 1: Sigune zu Parcival beim Anblick ihres todten Geliebten : P. 557, 1: der wirt sprach mit P. 137, 27: nu sult ir si (Jeschu= P. 488, 28: Trevrecent zu Parcival: ten) durch triwe klagn. wie was dîn triwe von deinen |