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§. 7. Legte die h. Schrift selbst schon in ihrer kräftigen, ergreifenden Sprache Gott menschliche Gestalt und Glieder bei, so theilt sie ihm auch menschliche Leidenschaften zu. Sie spricht von seiner Liebe und seinem Zorn, seiner Gnade und seiner Rache; sie läßt ihn am siebenten Tage mit Befriedigung von seinem Schöpfungswerk ruhen. Die praktischen Kirchenlehrer folgten diesem Beispiel, um das Wesen und Wirken Gottes dem sinnlichen Menschen faßlicher zu machen, und vorzugsweise waren es die Mönche schon der frühsten Jahrhunderte, welche mit Hülfe der Phantasie immer mehr die göttlichen Dinge in sinnliche Hüllen kleideten; und so wenig jemals die Kirche den Anthropomorphismus geduldet hat, so hat doch zu keiner Zeit die Sprache, und am wenigsten die Dichtersprache darauf verzichtet, von Gott auch in menschlicher Weise zu reden, ohne daß jedoch der gläubige Christ ihn dadurch zu einem menschenähnlichen Wesen herabzog. Die wunderbare Ordnung, die geheimnißvolle Kraft, das erkannte oder geahnte Naturgeseß, das in den Erscheinungen und dem Geschaffnen thätig schien, die Großartigkeit und Herrlichkeit in den Werken der Schöpfung erfüllten den kindlich einfältigen frommen Sinn mit Staunen und Bewunderung, und er schrieb der Thätigkeit Gottes, ohne den Begriff seiner Allmacht und Vollkommenheit schmälern zu wollen, Kunst und Fleiß bei besonders bewunderten Werken der Schöpfung zu. Waage und Loth, Zirkel und Winkelmas waren von je die Embleme der Technik, Maas und Gewicht das Studium des Meisters, und gleich einem solchen in seiner Werkstätte dachte man sich Gott, wie er mißt und wägt, daß man seine Ordnung und Weisheit, und die Vollendung seiner Werke erkenne. Grimm, Myth. ed. 2. S. 20 führt an, wie das eddische miötudr, wörtlich mensor, moderator, finitor, in creator übergeht, und die mhd. Dichter brauchen mezzen von dem schönsten Ebenmas des Schaffens (Fridank 3, 1: Got hât allen dingen gebn die mâze, wie si solten lebn; got uns bezzer mâze gît, danne wir im mezzen zaller zît). Eine glückliche Stunde und Stimmung fördert den Entwurf und das schöne Gerathen eines Werks; mit begeisterter Liebe giebt Meister und Dichter seinem Ideale sich hin, um seine Schöpfung mit den höchsten Reißen, mit allem, was nur zu wünschen ist, zu schmücken. So schafft auch Gott mit Schöpfungsfreude und Schöpferliebe und von seiner Gunst oder Ungunst trägt das Geschöpf in seiner Bildung die Spuren.

P. 130, 23: got selbe worht ir P. 123, 13: dô lac diu gotes kunst an im.

süezen lîp.

P. 88, 16: an den lac der gotes flîz. | P. 57, 17: ein Sohn ward geboren, an

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T. 104: got selbe und des kunst

dem got wunders wart enein.

P. 148, 26 got was an einer süezen zuht,

do'r Parzivalen worhte.

Schoysiânen mit willen ir clârheit P. 188,8: Lîâze, an der got wunsches

geschuof.

niht vergaz.

W.249, 5: si truoc geschickede unt P. 148, 30: Parc. an dem got wunsches het erdâht.

gelâz,

ich waen deis ieman kunde baz P.124,19: dir hete got den wunsch erdenken ân die gotes kunst.

W. 310,1: der künsteclichen hant.

gegebn,

ob du mit witzen soldest lebn.

P. 518, 21: anders denne got uns P. 303, 22: swes got an mir gedâhte

maz,

dô er ze werke über mich gesaz. W. 216, 12: sîn wâge kan niht

triegen,

diu al daz werc sô ebene wac

daz biutet dienst sîner hant.

P. 264, 26: der beidiu krump unde sleht geschuof.

§. 8. Eigenschaften Gottes. Hielt die Kirchenlehre zwar alle Bestimmungen von Gott fern, welche von den Geschöpfen entnommen find, und den unendlichen Unterschied des Schöpfers und der Geschöpfe hätten gefährden können: erklärten sie Gottes Wesen für schlechthin unbegreiflich und unerforschlich, und lösten sie es völlig von Raum und Zeit los: so bedingte doch selbst die bloße Schilderung seines Wesens die Voraussetzung von Eigenschaften, bei deren Ableitung die K. V. bald von dem Begriff eines vollkommensten Wesens ausgingen, bald von der Beschaffenheit der Geschöpfe auf die Vollkommenheit des Urhebers schlossen: bald im Wege der Negation sie zu bestimmen suchten, um dadurch zu verhindern, etwas von Gott zu denken, was er nicht sei, während alle positiven Bestimmungen seine Natur dennoch nicht auszudrücken vermöchten. Hiernach unterscheidet Durandus a S. Porciano (in Sent. I. dist. 3, qu. 1.) den dreifachen Weg der Gotteserkenntniß, welcher nachher immer in der Dogmatik festgehalten ist: die via eminentiae, welche von der Vollkommenheit der Geschöpfe ausgehend, zu dem Begriff der höchsten Vollkommenheit leitet; die via causalitatis, welche von dem Bewirkten durch die Reihenfolge ursachlicher Verknüpfungen zu der letzten Ursach aufsteigt; und die via remotionis, welche von dem veränderlichen und abhängigen Sein ausgeht, und von

demselben zu dem nothwendigen, unwandelbaren und absoluten Sein gelangt.

§. 9. Gott, der Ewige, das vollkommenste Wesen. Damit, daß Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen, so man deß wahrnimmt an den Werken, nemlich an der Schöpfung der Welt," Röm. 1, 20. ,,Ehe denn die Berge worden, und die Erde und die Welt geschaffen worden, bist Du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit,“ Pf. 90, 2. ,,Herr, mein Gott, Du bist sehr herrlich," Ps. 104, 1 (1. Cor. 2, 8; Jac. 2, 1.). „Der Herr der Herrlichkeit," Ephes. 1, 17; 1. Petr. 4, 14. — Niemand ist gut, denn der einige Gott," Matth. 19, 17. ,,Herr, wer ist Dir gleich unter den Göttern?" 2. Mos. 15, 11 (Ps. 86, 8; 89, 7.). ,,Wem wollt Ihr denn Gott nachbilden, oder was für ein Gleichniß wollt Ihr ihm zurichten?" Jef. 40, 18.

P. 798, 4: sîn endelôsiu Trinitât. W. 1, 4: âne urhap dîn staetiu kraft

ân ende ouch belîbet. W. 216, 12: sîn wâge al daz werc sô

ebene wac,

"

daz ez immer staete heizen mac unt immer unzerganclîch. W. 1, 1. Ane valsch du reiner. W. 1, 9: hôch edel ob aller edelkeit. W. 2, 13: niemer wirt, nie wart dîn ebenmâz.

§. 10. Der Allwissende. „Denn der Herr weiß alle Dinge, und siehet, zu welcher Zeit ein jegliches geschehen werde. Er verkündiget, was vergangen und was zukünftig ist, und offenbaret was verborgen ist. Er verstehet alle Heimlichkeit, und ist ihm keine Sache verborgen," Sir. 42, 19, 20. In der Formel got weiz, wird Gott gewissermaßen als Zeuge gerufen für sonst verborgne und unbekannte Ereignisse, oder zur Bestätigung aufgestellter Behauptungen. Wie aber die Dinge der Außenwelt durchschaut er auch den innersten Menschen, die unausgesprochnen Regungen des Herzens und die geheimsten Gedanken.,,Gott ist Zeuge über alle Gedanken und erkennet alle Herzen gewiß und höret alle Worte," Weish. 1, 6. ,,Du prüfest Herz und Nieren," Pf. 7, 10.-,,Der Herr weiß die Gedanken der Menschen," Pf. 94, 11 (1. Cor. 3, 20.). Ein Richter der Gedanken und Sinnen des Herzens," Hebr. 4, 12. ,,Er allein erforschet den Abgrund und der Menschen Herzen, und weiß, was sie gedenken,“ Sir. 42, 18.

"

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P. 442, 10: nu helfe dir des hant | P. 454, 8: dem elliu wunder sint dem aller kumber ist bekant. bekant.

P. 462, 25: got heizt und ist diu wârheit.

P. 338, 17: valsch lügelich ein maere,

daz waen ich baz noch waere âne wirt ûf eime snê;

sô daz dem munde wurde wê, derz ûz für wârheit breitet:

sô het in got bereitet

als guoter liute wünschen stét, den ir triwe zarbeite ergêt.

P. 798, 6: ich louc durch ableitens list

vome grâl, wiez umb in stüende. gebt mir wandel für die süende.

"

Gottes!

§. 13. Der Allmächtige. Wunder sind die Werke Gottes, und sie erscheinen in allem Geschaffnen, in allen Elementen. kraft" ist der Ausdruck für seine Allmacht. „Gelobt sei Gott, der ,,Herr, Du allein Wunder thut," Ps. 72, 18 (Ps. 77, 15; 89, 6.). ... die Erde und alles was darauf ist, die hast gemacht den Himmel Meere, und alles was darinnen ist," Ps. 146, 6 (Apost. 4, 24; 14, 15.). ,,Gott hat mir Erkenntniß alles Dinges gegeben ... der Zeit Anfang, Ente und Mittel ... die Art der zahmen und wilden Thiere, wie der Wind so stürmet und was die Leute im Sinn haben, mancherlei Art der Pflanzen und Kraft der Wurzeln," Weish. 7, 17-20. , Dein ist das Reich und die Kraft," Matth. 6, 13.

"

Gottes ewige Kraft," Röm. 1, 20.-,,Die Kraft des Herrn," Luc. 5, 17 (1. Cor. 6, 14; 2. Cor. 12, 9 c.

P. 255, 18: an dem got wunder hât | P. 461, 13: kunde gotes kraft mit

getân.

P. 43, 8: der aller wunder hât gewalt

(W. 317, 29).

P. 675, 13: got mit den liuten wunder tuot.

W. 119, 15: waz wunders kan mir
got beschern.

W.2,5: luft, wazzer, fiur und erde
wont gar in dînem werde.
ze dîme gebot ez allez stêt
dâ wilt und zam mit umbe gêt.
W. 2, 14: al der steine kraft, der
würze wâz

hâstu bekant unz an daz ort.
P. 228, 24: diu gotes kraft gît
sölhen solt.

helfe sîn,

waz ankers waer diu vreude mîn? P. 380, 12: het er die kraft niht von

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W. 1,29: dîner hoehe, dîner breite | P. 797, 23: got vil tougen hât.

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rât.

P. 824, 30: des ir got gedâhte, des P. 648, 30: got lêre iuch helfe und Gatten, den ihr Gott zugedacht. kumbers klage. P. 825, 24: sô warnt mich got, er P. 674, 2: lêre iuch got ergetzens

weiz wol wes.

W. 306, 16: got bezzer daz in

beiden.

W. 459, 23: got weiz wol waz er hât getân.

P. 7, 9: mîn saelde sî niht pfant vor dem der gît unde nimt: ûf reht in bêder der gezimt.

rât.

W. 2, 16: der rehten schrift dôn unde wort

din geist hât gesterket.
W. 66, 18: ist got wîse,

er lônt es ir mit güete,
hât er sîn alt gemüete.

Der Ausdruck W. 66, 18: alt gemüete erinnert an Dan. 7, 9, 13, 22, wo Gott der Alte, d. h. Ewige genannt wird. In ähnlichem Sinne wird das Judenthum dem Christenthum gegenüber diu alte ê genannt, nach 1. Joh. 2, 7:,,Das alte Gebot, das ihr habt von Anfang an gehabt;" (Grimm, Mythol. ed. 2. S. 19.) allein auch der Heide Terramer bezeichnet seinen Glauben im Gegensatz zum Christenthum als von Ewigkeit her: W. 108, 8: ist mir mîn alt geloube bî.

§. 12. Der Wahrhaftige. „Es bleibe also, daß Gott wahrhaftig sei," Röm. 3, 4.,,Des Herren Wort ist wahrhaftig," Pf. 33, 4. ,, Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben," Joh. 14, 6. ,, Leget die Lügen ab und redet die Wahrheit," Ephef. 4, 25. ‚Der Herr haßt falschen Zeugen, der frech Lügen redet," Spr. 6,

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19.

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Zwar beschönigt ein mhd. Dichter die Abweichung von der wahren Erzählung mit dem Spruch: „hübsche Lüge ist keine Sünde“; allein strenger faßt Wolfram die Pflicht des Erzählers auf, stets der Wahrheit treu zu bleiben, und Trevrecent bezüchtigt sich selbst der strafbaren Lüge, daß er in wohlgemeinter Absicht gegen Parcival geleugnet, der Gral könne gefunden und erstritten werden, und die gefallnen Engel hätten noch Gnade zu hoffen (P. 471, 23; 468, 10; 473, 5.), da Parcival selbst ja den Gral gefunden, und letztere ewig verdammt feien.

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