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Wohlthat, und der erste, den namenlosen Jammer mildernde Trost, wenn der Mensch erst seinen Schmerz auszuweinen vermag; und der Thränenstrom ergießt sich, wie ein befruchtender Regen das verschmachtende Gefilde auf's Neue belebt. ,,Wer mit Sünden ist beladen, sagt Freigebant, 35, 6 der soll in Herzensreue baden; denn Reue ist aller Sünden Tod. Die Thränen der Reue, die vom Herzen auf zum Auge steigen, wie leise sie rieseln, Gott hört sie doch und tilgt damit die Missethat." Thränen gleichen dem Weihwasser, welches die Seele heiligt, gleichwie im Sacrament der Taufe; und Thränen, reinem Herzen entquollen, ehren selbst den Heiden, und machen ihn zur Taufe würdig, wie jene Schmerzensthränen Belakanens, und die Freudenthränen des Feirefiß P. 28, 14; 752, 22; s. oben §. 62 b).

a) P. 29, 1: dô verjach ir ouge] dem herzen sân

daz er waere wol getân. P. 34, 18: Ihr Herz trug seiner Minne Last,

des ir herze unde ir ouge jach: diu muosens mit ir phlihte hân. P. 364, 26: als Lippaut den Gawan erblickte: zwei ougen und ein herze jach, daß er ein edler Gast sei. P.534, 21: sîn herze unt diu ougen jâhen, daß sie nie schönere Burg gesehn.

P. 510, 16: Gawan zu Orgeluse: mîn ougen sint des herzen vâr

(Gefahr)

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die hânt an iwerem lîbe ersehn ... b) P. 633, 14: nâch der sîn herze

daz ich iwer gevangen bin.

weinet.

P. 749, 9: swaz herze und ougen P. 330, 22: daz herze gap den

künste hât

an mir, diu beidiu niht erlât iwer prîs sagt vor, si volgent nâch. P. P. 311, 28: durch diu ougen in ir herze er gienc. P. 722, 14: Als Gramoflanz 3to nien in der Schaar der Hofjung-|

ougen regen, daß ich zu Munsalväsche so schwer fehlte.

783, 3: durch liebe (Freude.) ûz sînen ougen vlôz wazzer, sherzen ursprinc.

W. 311, 4: ir herz durh d'ougen

ructe vil wazzers an diu wangen.

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P. 319, 16: herzen jâmer ougen saf| W. 69, 27: Wilhelm im Schmerz gap maneger werden frouwen über Vivianz: die man weinde muose schouwen. P. 25, 29: Belakanens Thränen um Isenhart:

ir herzen regen die güsse warp, sît an der tjost ir hêrre starp. P. 113, 28: sich begôz des landes frouwe

mit ir herzen jâmers touwe. P. 191, 29: liehter ougen herzen regen,

die Thränen der Kondwiramurs er= weckten Parcival aus dem Schlummer. P. 440, 16; vonme herzen mîner ougen vlôz (Strom.)

P. 661, 26: Gâwân sich hal des tougen,

daz siniu liehten ougen weinen muosen lernen.

zeiner zisternen

wârn si beidiu dô enwiht:

wan si habtens (hielten's) wazzers

niht.

nu heten ouch ûz verwallen
sîn ougen an den stunden
ursprine daz si funden.
sîn herze was trucken gar
und beidiu ougen saffes bar.

Frid. 35, 12: sô wazzer ûf ze berge gât,

sô mac des sünders werden rât: ich mein so'z vliuzet tougen vonme herzen ûf zen ougen. diz wazzer hât vil lîsen vluz, unt hoert got durch der himele

duz.

Der zaher der von herzen gât,
der leschet manege missetât,
die der munt niht mac gespre-
chen,
noch der tiuvel tar gerechen...
Swer sîne sünde weinen mac,
deist der sünden suones tac.

Kap. X.
Tugend.

§. 89. Dem Worte Tugend legen die Dichter des Mittelalters eine umfassendere Bedeutung bei, als unsre heutige Sprache ihm giebt, wenn auch der Grundbegriff des ahd. tugan, tugad, valere, pollere, prodesse, taugen, virtus, überall durchblickt. Es ist

1) Kraft, Macht, sowohl Gott, und dem heiligen Gral wie Menschen und deren Eigenschaften beigelegt.

W. 1, 10: (got) lâ dîner tugende | W. 49, 16: tugenthafter got, mîn

wesen leit

dâ kêre dîne erbarme zuo,

swa ich, hêrre, an dir missetuo.

ungemach

sî dîner hohen kraft gegeben.

W. 149, 25: Wilhelm zu seinem | W. 6, 9: keiser Karl hât vil tu

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P, 790, 19: daz wende, tugenthafter W. 63, 29: milte, diu gein dir

grâl.

tugende nie verbarc (stets ihre Macht über dich übte.

2) Virtus; angeborne Tüchtigkeit, Vortrefflichkeit jeder Art, und Anlage dazu, und zwar nicht blos des Geistes, sondern auch des Körpers Herrlichkeit bezeichnend :

P. 26, 11: Belakane rühmt von | W. 52, 20: von Kyburg heißt es:

Isenhart:

sîn lip was tugende ein bernde rîs: er war küene, wîs, kiusche, vrech, hatte triwe, zuht, ellen, milte. P. 22, 26: Gahmuret, dem süezer tugende nie gebrast.

P. 139, 25: Sigune zu Parcival: du hâst tugent.

P. 495, 16: Trevrecent: mir geriet eins werden wîbes tugent, daz ich in ir dienste reit.

P. 574, 25: Arnive zu dem schein=

todten Gawan:

mich erbarmet immer dîn tugent. W. 23, 4: dehein ort an sîner tugent was ninder mosec noch murc; davon war die Folge oder der Grund: sîn herze nie geschiet von durhliuhtigem prîse.

swelch tugent sich ir gelîchet, der waern gehêret drîzec lant.

iwer tugende und milte unzallich trieb uns in den Kampf. W. 62, 6: ir aller tugende an dich gespart was, die sider (seit Eva) sint erborn (und zwar edel herze, pris, lîbes süeze.). W. 63, 2: mir wart dîn tugenthafter lip

ze freude an dise werlt erborn. W. 159, 19: Wilhelm zur Alice,

einer maget, valscheite vrî: daz ich durch dîne komende tugent

und die du hâst in dîner jugent, dîner muoter schulde lâze varn. W. 387, 8: clârheit, jugent,

milte und ander sîner tugent.

3) Tugend, Wandel nach Gottes Gebot und Gott wohlgefällige Gesinnung:

P. 467, 15: got, der nihtes ungelônet lât,

der missewende noch der tugent. P. 559, 6: sô manege tugent diu gotes kraft in mannes herze nie gestiez.

W. 48, 24: Vivîanz, sîn verch
was wurzel sîner tugent.
W. 467, 4: iwer herze tugende
nie verliez.

P. 472, 16: Trevrecent zu Parcival:
iuch verleit liht iwer jugent
daz ir der kiusche braechet
tugent.

P. 489, 10: indem Trevrecent den
Parcival vor Jugendübermuth warnt
und zur Demuth und zum Glau-
ben an Gott mahnt:

diu menscheit hât wilden art.

etswâ wil jugent an witze vart:

wil dennez alter tumpheit üeben, unde lûter site trüeben,

dâ von wirt daz wîze sal
unt diu grüene tugent val,
dâ von beklîben möhte,
daz der werdekeit töhte.
T. 33: swaz man an reinem wîbe
sol

ze ganzen tugenden mezzen,
an ir vil süezem lîbe was
des ninder hâres grôz vergezzen,
si reiniu fruht, gar lûter, valsches
eine,

der werden Schoysîânen kint,
gelîcher art, diu kiusche junge
reine.
P. 613, 9: Cidegast, ein quecprunne
der tugent, bewart vor valscher
pfliehte.

4) Edle feine Sitte und zarter Sinn, eine Bedeutung, die bei Wolfram nur selten vorkommt, mehr bei andern Dichtern, indem er diese Tugend unter den Begriff zuht stellt, wie auch P. 533, 14 der Gegensatz zur unfuoge zeigt: unfuoge gan ich paz ir jugent dan daz si ir alter braeche tugent. Auch Freigedank, 52, 20 stellt zuht neben tugent: Beide in alter und in jugent zimt niht sô wol, sô zuht unt tugent. Bertold, S. 187 giebt die obige Bedeutung jedoch ausführlicher an: Sô einer ein botschaft hövelîchen gewerben kan, oder ein schüzzel tragen kan, oder einer einen becher hövelîchen gebieten kan, unt die hende gezogenlîche gehaben kan oder vür sich gelegen kan: sô sprechent etelîche liute: ,, wech, welch ein wol gezogen kneht daz ist (oder man oder vrouwe)! daz ist gar ein tugentlicher mensche! wê, wie tugentliche er kan gebâren!" (Lachmann, Zwein, S. 308.).

Kap. XI.

Treue. Untreue.

§. 90. Unter den besondern Tugenden, welche den Menschen nicht blos auf Erden zieren, sondern ihm auch die höchste Würdigkeit zum Himmelreich verleihen, steht die Treue obenan, und es ist dies ein schöner Ausdruck der Sprache, der in der innersten tiefsten Denkund Gefühlsweise des deutschen Volks seine Begründung findet. Die Bedeutung des Wortes Treue steigert sich von dem einfachen Worthalten bis zur heiligsten Liebe im Sinne des Evangeliumis und der darin gelehrten Liebe Gottes zur Menschheit, so daß in den Hauptbeziehungen wir auch das Wort triwe werden mit „Liebe“ übersehen dürfen, da unsre jeßige Sprache nicht mehr so allgemein mit jenem Worte den frühern umfassenden Begriff der pietas und caritas ausdrückt. Zunächst bezeichnet die Treue zuverlässiges Versprechen, festes Worthalten.

Gawan hatte sein Wort gegeben, zu P. 345, 7: dîner triwe hantveste, rechter Zeit zum Kampfgericht zu erscheinen; darum sagt er bei Obilots Versuch, ihn zu andern Kämpfen zu verleiten:

P. 370, 9: ... iurs mundes dôn
wil mich von triwen scheiden.
untriwe iu solde leiden.
mîn triwe dolt die pfandes nôt;
ist si unerloeset, ich pin tôt.
P. 686, 21: si mant in triwe
unt êre,
an das Itonien gegebne Wort der
Liebe.

der mir geleistete Lchenseid. P. 411, 10: wan des was sîn (Ver= gulats) triwe pfant,

daz er (Gawan) dâ solte haben vride. P. 422, 18: dâ lege dîn triwe zuo: vergiß nicht bei der Berathung, dein gegebnes Wort sichres Geleits in Erwägung zu ziehen. P. 535, 14: Orgeluse zu Gawan: sô brich ich mîner triwe niht:

P. 45, 5: daz leister durch triwe, P. gemäß der von ihm beschwornen Sicherheit.

(ich halte mein Wort.). ich hets iu ê sô vil gesagt. 614, 22: mîne triwe ich hàn versetzet

gein im ûf kampf zé rîten.

P. 366, 28: dâ mîn triwe sô hôhe P. 718, 1: durch Gâwânes triwe

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