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letterer Stelle, so scheint es doch sichrer, daß bei Kahenis das grâ auf die Tracht zu beziehn ist. Es heißt zwar P. 446, 11: sîn part was al grâ gevar; allein er und sein Weib truogen grâwe röcke herte über blôzen lîp ûf ir bîhte verte (v. 15.), nach Bart und Tracht bezeichnet ihn also Parcival als ein grâ man (P. 457, 6.). Auch die Büßerin Sigune trug einen grauen Rock und derselben Art war der ungenähte graue Rock unsers Herrn. Will man nicht eine Tautologie (grâ und alt) gestatten, so wird man auch dem Priester, welcher den Feirefiß taufte, eine graue Kutte beilegen müssen b).

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P. 800, 1: des tages blic was P. 437, 25: si truog ein hemde dennoch grâ.

b) P. 127, 21: ein grâ wîse man.

haerîn under grâwem roc zenaehst ir hût.

P. 219, 33: Cundwîr âmûrs frumt P. 817, 8: dâ stuont ein grâwer mich grâ (macht mir graue Haare).

V. E h e.

priester alt.

§. 73. Im Althd. bedeutet das Wort êwa, abgekürzt êa, Geseß, Bund, Band (lex, vinculum, testamentum), und insbesondre die Glaubensnorm, das Religionsgesetz, die Religion selbst. Auch im Mhd. ist diese Bedeutung noch beibehalten:

P. 108, 21: er truoc den touf und | P. 55, 25: Gahmuret spricht von

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P. 13, 26: wie man kristen ê W. 464, 11: ûz der heiden ê ein

begêt.

priester grâ.

In zweiter Bedeutung ist ê der rite eingegangene Ehebund. P. 729, 28: Artûs gab Itonjê Gramoflanz ze rehter ê. Ursprünglich war nach germanischem Recht die Ehe ein Kauf; der Freier entrichtete dem, in dessen Gewalt sich die Jungfrau oder Wittwe befand, dem Vater, Bruder oder Vormund einen Preis, wofür ihm die Braut angelobt und überliefert wurde. Die Idee des Kaufs trat jedoch zurück, als das Christenthum den Schluß der Ehe von andern Bestimmungen

abhängig machte. Was der Freier ursprünglich als Kaufpreis mochte gegeben haben, verblieb nun der Braut selbst als dos, Brautgabe, nicht ihrem Vater oder Vormunde nach alter Sitte. Reiche gaben Güter und Grundstücke, Fürsten krône unde lant. Ebenso war es Sitte des frühsten Alterthums, die Braut nicht unbeschenkt und ungeschmückt aus dem Vaterhause zu entlassen; sie erhielt eine Mitgift, Eingebrachtes, Heimsteuer, Aussteuer. Waren Kaufpreis, Brautgabe und Mitgift verabredet, so galt das Verlöbniß, und die Ehe konnte vollzogen werden.

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§. 74. Ring. Ringwechsel (vergl. Grimm, R. A. S. 177. 178. 432.). Ringe waren zu allen Zeiten bei allen Völkern ein beliebter Schmuck. Man scheint sie im Mittelalter nicht blos an der Hand, sondern auch als Ketten und an Schnüren getragen zu haben, wie Parcivals Rede andeutet, als er den Kettenpanzer, oder das aus Stahlringen bestehende Panzerhemd des Karnahkarnanz anstaunt a). Sie wurden gern als Geschenke unter Vertrauteren und Liebenden gegeben und genommen. Herzeleide räth ihrem ausreisenden Sohne, sich Weibes Ring empfohlen sein zu lassen, und täppisch genug wendet er die Lehre bei Jeschuten im Zelt an; später jedoch nach Besiegung des Orilus gab er diesem den geraubten Ring mit dem Befehl, ihn an Ieschuten zum Zeichen der Versöhnung zurückzuliefern b). Gramoflanz sendet durch Gawan an Itonien seinen Ring als Liebeszeichen, und mehrfach wandert er als Wahrzeichen der Liebesbotschaft unter ihnen durch die Hand treuer Boten hin und her (P. 607, 15 608, 2); ebenso dient Amflisens Ring ihrem Boten, dem Kaplan, zur Beglaubigung seiner Botschaft auf Minnewerbung an Gahmuret c). Für ein loses Minnegeschenk hielt Parcival den Ring am Finger der Klausnerin Sigune, sie aber weist seinen Scherz mit tiefem Ernst zurück, indem sie den Ring ihren Mahlschak (dos, Morgengabe, die der Frau nach dem Tode des Gatten als Eigenthum verblieb) nennt, den sie von Schianatulander erhalten, und sich dagegen verwahrt, daß er nur ihr Geliebter, und nicht vielmehr ihr Gemahl gewesen sei d). — Den Brautring (annulus pronubus) kannten die Römer schon, und er blieb auch später bei den Christen üblich. Das deutsche Rechtssprüchwort lautet: „Ist der Finger beringt, so ist die Jungfrau bedingt." Das lombardische und westgothische Recht fordert den feierlich dargereichten Ring als Zeichen des Berlöbnisses; die Bilder zum Sachsenspiegel drücken die Verheirathung durch Ringe aus, welche Braut und Bräutigam mit der rechten Hand in die Höhe halten; und Ringwechsel am Traualtar ist noch heute christlich - kirchliche Sitte.

a) P. 123, 28: mîner muoter junc- | P. 686, 13: si hetez durch minne im

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gesant.

P. 687, 15: dô kuster daz vingerlin,
daz Itonjê die junge künegîn
im durch minne sande.
P. 76, 17: . . . ein kleine vingerlîn,
daz solt ein wârgeleite sîn,
wan daz enphienc sîn frouwe
von dem von Anschouwe.
d) P. 438, 3, 439, 11: er sprach
in schimpfe zir dar în: ...
durch wen tragt ir daz vingerlin'
ich hôrt ie sagen maere,
klôsnaerinne unt klôsnaere
die solten mîden âmûrschaft.

P. 439, 22: ... disen mähelschaz

trag ich durch einen lieben man,
des minne ich nie an mich gewan
mit menneschlîcher taete:
magtuomlîchs herzen raete
mir gein im râtent minne.

§. 75. Vermählung. Die letzte dogmatische Fassung erhielt die Lehre von der Ehe erst spät, und zwar auf dem tridentinischen Concil. Die römischen Juristen erklärten die Ehe schon als ein iurium divinorum et humanorum consortium, und das Christenthum erkannte in ihr ein Heilsmittel, und als ihre einzig mögliche Form die Monogamie. Indeß standen die Rohheit der Zeiten und die weltlichen, anfangs noch halb heidnischen Gesetzgebungen der kirchlichen Entwickelung dieser Lehre hemmend entgegen. Indem Paulus das Verhältniß der Eheleute zu einander vergleicht mit dem Verhältniß Christi zu seiner Gemeinde, sagt er Ephef. 5, 31; und werden zwei Ein Fleisch fein. 32: Das Geheimniß ist groß (sacramentum hoc magnum est): ich sage aber von Christo und der Gemeine." - Hierauf gründet sich die Erklärung der Ehe für ein Sacrament, wohin sie schon Tertullian, neben Taufe, Abendmahl und Firmung zählt. Nach der hohen Würde und sacramentlichen Natur der christlichen Ehe mußte die Mitwirkung des Priesters bei deren Schließung zwar für höchst wünschenswerth angesehn werden, und es empfiehlt schon Ignatius, den Rath des Bischofs dabei einzuholen; Tertullian spricht deutlich von dem priesterlichen Segen

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und zwar so, daß dieser als ein althergebrachter Gebrauch erscheint. Desselben gedenken ebenso Siricus, Vasilius, Timotheus von Alexandrien, Ambrosius, Innocenz L., Isidor von Sevilla u. A. m. Demungeachtet sehn wir jedoch nirgends diese priesterliche Einsegnung als das die Ehe als solche wesentlich bedingende und konstituirende Princip erklärt, sondern nur den erklärten Consensus von Mann und Weib dafür angesehn. Besonders klar sprechen dieses auf Aufragen mehrere Päbste aus, wie Nicolaus I., Hadrian II., Innocenz III., Alexander III., Gregor IX., womit noch die Concilien z. B. von Valence 1255, Florenz 1346, Prag 1346 und 1355, vollkommen übereinstimmen (Klee, Dogm. - Gesch. II., S. 305.). Abälard ließ zwar die Ehe als Sacrament gelten, nahm aber an, es werde dadurch keine Gnade verliehen, wie durch die übrigen Sacramente. Peter der Lombarde erklärte sie auch nur für ein Heilmittel gegen die Sünde (remedium contra peccatum tantum esse), was Thomas von Aquino jedoch dahin erläuterte, daß sie ein solches Heilmittel eben nur durch die in ihr gewährte Gnade sei, um die böse Lust zu dämpfen; und selbst Durandus von St. Porciano erklärt sie nur für ein Sacrament im weitern Sinne. Mehr als in irgend einer andern Lehre scheint die weltliche so tief in das Familien- und Vermögensrecht greifende Seite der Ehe mit dem von Alters her überlieferten Grundsaß, daß dieselbe allein durch den ausgedrückten Willen der Verlobten vollgültig geschlossen werde, die priesterliche Einmischung fern gehalten zu haben; denn in Folge der Festhaltung dieses Grundsaßes, welcher die Mitwirkung des im Namen Gottes die Gnade im Sacrament ertheilenden Priesters ausschloß, mußten folgerichtig die sich Vermählenden selbst als die Vollbringer des Sacraments angesehn werden. Demnach waren auch die geheim geschloßnen, obgleich streng verbotnen Ehen dennoch wahre Ehen; und es findet sich in keinem älteren Nituale eine vom Priester zu sprechende sacramentliche Trauungsformel. Auch die ältesten Kirchenväter lehren als Zweck der Ehe neben Verwahrung gegen die Sünde die Fortpflanzung des Geschlechts, Gesellschaft und wechselseitige Hülfe der beiden Geschlechter; ihre Gültigkeit ist von Vollziehung der ehelichen Pflicht jedoch unabhängig, und Augustin leitet bereits aus der sacramentalen Natur der Ehe ihre Unauflösbarkeit her. Ueberraschend scharf und schlagend tritt der Grundsaß, daß der Konsens die Ehe konstituire, in den Aeußerungen Sigunens hervor; denn obgleich sie Magd, sei Schianatulander dennoch vor Gott ihr Gatte a). Wenngleich mitunter auch bei Vermählungen der Gegenwart von Priestern, und der Messe in den Dichtungen jener Zeit erwähnt wird, so vermissen wir doch überall und so

auch in unserm Gedicht jede kirchliche Feier oder Einsegnung der Ehe als solcher. Nachdem das zusammengetretne Gericht der Ritter Herzeleiden dem Gahmuret zugesprochen hatte, führte er sie in das Brautgemach; am andern Tage folgen dann Festlichkeiten, Vertheilung von Geschenken, Lehnsbeleihungen u. s. w. Gleiches geschieht bei Parcivals Vermählung, und trotz der züchtigen Enthaltsamkeit des Gatten hält Kondwiramurs, darin der heiligen Sigune gleich gesinnt, sich dennoch für sein Weib. Nachdem Gawan Sieg und Versöhnung erstritten, wilLigte Lippaut in die Vermählung Obiens mit Melianz b). Neben Sigunens unendlicher Liebe zu Schianatulander über das Grab hinaus wird auf die nie gebrochne Treue Parcivals zu Kondwiramurs der höchste Werth gelegt, und diese Treue, diese sacramentale eheliche Liebe ist es unzweideutig, die ebenso wie die heiße Sehnsucht nach dem Gral den Helden auf seiner Bahn zum heiligen Ziele weiht, stärkt und erhält, und daher ist dieser Name (conduire - amour) so höchst bedeutungsvoll und treffend in unserm Gedicht. Kinder, solcher Ehe entsprossen, sind dem Manne ein Gottes Segen c).

a) P. 440, 3: der rehten minne ich | P. 202, 22: die künegîn er maget

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und al sîn trûren gar verswant. P. 826, 1: Bei der Vermählung P. 100, 23: da ergiene sölhiu

hôhgezît etc.

P. 201, 19: bi ligens wart gevrâget dâ:

er unt diu küngîn sprâchen jâ. —

Loherangrins mit der Herzogin von
Brabant:

die naht sîn lîp ir minne enpfant.
dô wart er fürste von Brâbant.
diu hôchzît rîlîche ergienc.

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