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Aber er fand zuerst keine Gegenliebe: (Früling B. A. S. 56):

„An eine Jungfraw:

„Schlägst Du dann mein begehren
So gäntzlich in die Luft?"

Oder in dem Gedicht „Auff einer Jungfrawen Namenstag"

(Frül. S. 224):

„Wer knüpffet mir ein Band
Der Liebsten vmb die Hand?
Du Kind der süßen Schmerzen
Du weissest Hülff vnd Rhat /
Bind' an der Hände stat /
Vns beide mit den Hertzen.

Wenn Du Ihr Hertze rührst
Mit Pfeilen die du führst /
So bin ich halb genesen:
So sagt die Zunge frey/
Daß noch kein Tag nicht sey
So glückhafft mir gewesen."

Ohne sie ist er unglücklich, darum klagt er in dem Gedichte „An eine abwesende Buhlschaft" (Früling B. A. S. 87.).

Endlich

S. 166.).

„Nichts kan von allen ecken
Mir armen Lust erwecken /
Wann ich nicht bey Dir bin."

scheint er Erhörung gefunden zu haben. (Frül.

„Zwar Chrysis meine Ziehr /
Der Schönheit vngehever /
Trägt gegen mir noch Fewer /
Vnd ich auch gegen lhr:
Sie wil nicht von mir lassen/
Ich kan Sie auch nicht hassen."

Wenn man diese Stellen mit dem Neujahrsgedicht an Apelles und den brieflichen Äußerungen über Rosina in Verbindung bringt, erhält man den Eindruck, daß hier ein wirkliches Liebesverhältnis zu Grunde liegt. Dies berührt in der Zeit der Schäferdichtung sympathisch. Nirgends findet sich aber bei ihm „das befreiende, beseeligende Gefühl einer großen Liebe," sondern auch er hat nur Klagen über Liebesschmerzen. So heißt es: Frül. S. 56.

„Wer liebt / ist ohn gesichte /
Ja, weiß nicht wer er ist.

Ich muß in Traurigkeit
Verbringen meine Zeit.
Wie lange sol ich klagen /
Mich selbst zu Grabe tragen /
Es frißt mir Mark und Bein."

Hierin ist Tscherning durchaus Kind seiner Zeit.

Wenn sich in seinen Epigrammen eine frauenfeindliche Gesinnung kund tut, so liegt auch hier wohl der Einfluß der Schäferdichtung vor, die sich wieder auf die antike Epigrammatik gründet. An anderer Stelle sagt er, daß er bei den Frauen in Gunst gestanden (Neujahrsgedicht an Apelles) und in dem Gedichte „An eine wolgestalte Jungfraw" nennt er die Angebetete sogar göttlich. (Frül. S. 178.) Daß Tscherning auch formelhafte Eingangsverse der Schäferpoesie bringt, (z. B. „Achtmal ist der Früling kommen. (Früling S. 171.) Dreymal hat das Liecht der Nacht / nach dem Silber-vollen Scheine / Hörner in den Himmel bracht. (Gedicht an Fabricius.) (Opitzianische Ausdrucksweise.) hat schon von Waldberg festgestellt. - Typisch ist für die ganze Schäferdichtung das Bild, wie Eros auf Befehl der Mutter den Pfeil in das Herz der sprödesten Geliebten sendet. Tscherning verwendet aber dies Motiv in freier Weise.*) (Frül. B. A. S. 165.)

„Hat das verbuhlte Kind
Der Venus / vber hoffen /
Dich endlich auch getroffen ?
Ist doch der Bube blind /
Sunst können ja die Blinden
Nicht wol die Wege finden.

Nun glaub es wer da wil
Er habe kein Gesichte /
Daß ihm die Pfeile richte
Zu treffen auff das Ziehl /
Die Ihn für blind erkennen /
Sind blinde selbst zu nennen."

Auch in seinem Naturgefühl ist Tscherning durchaus ein Dichter der Renaissancezeit. Auch er hat noch kein Verständnis für die Großartigkeit der Natur. Nur die Freude über ihre Lieblichkeit kommt in seiner Dichtung zum Ausdruck. Wieder erweist er sich hier als gelehriger Schüler Opitzens.

Es ist der Nachweis geführt worden, daß Opitz die Natur nach ihrer Zweckmäßigkeit beurteilt.3) Ebenso Tscherning. Opitz sagt:

„Welcher Baum ist edler auch, der welcher Früchte träget
Und Speisen; oder der so nichts zu nützen pfleget

Als daß er Schatten gibt? (Opitz-Ausgabe von 1690. Teil II. S. 81.)

Ebenso fragt Tscherning:

„Wird nicht ein Baum, der edle Früchte träget

Von allen mehr geliebt /

Als der nur Schatten gibt /

Im vbrigen sunst nicht zu nutzen pfleget?

(Früling B. A. S. 170.)

Den Rosen weiß Tscherning auch keine andere Poesie abzugewinnen als die Bemerkung:

"

Die Rosen stärcken sunst das Haupt vnd alle Glieder /

Vom Rosensafte schwindt der schwartzen Gallenwust.

Noch deutlicher wird diese Art der Naturbetrachtung aus dem Gedicht auf Johann Tilgners Hochzeit. (Früling B. A. S. 68.) Es beginnt:

„Beschaut diß weite Hauß der Welt von allen ecken
Mit Augen der Vernunfft / ein jeder Ort vnd flecken
Hat seine Lust für sich."

Unwillkürlich erwartet man einen Vergleich der Schönheiten der Länder. Aber Tscherning weiß nur von dem Nutzen zu berichten. Das eine Land hat Korn und Obst, das andere Wein, ein drittes Elfenbein, ein viertes Weihrauch, ein fünftes Stahl usw. Arger wird es aber im weiteren Verlauf des Gedichtes. Er schildert Bunzlau:

Ich bleib' am Ufer stehn/seh' einig Buntzlaw an /
An welchem die Natur nicht wenig hat gethan.
Hier fleust der Bober für / der träget reichlich Fische.

Bis hierher läßt man es sich gern gefallen. Nun kommt eine wundervoll prosaische Bemerkung:

„Die Gründel bringt der Wirth so thewer nicht zu Tische /
Als wo ich bin bißher."

Dann fährt er ganz im Sinne des Opitzischen Natur

gefühls fort:

„Hier ist der Brunn darauß

zur Zeit ein Kayser trank / der Najaden jhr Hauß /

Hier hat man Gartenlust/ hier Thäler / Wiesen / Hügel /
Hier Werder / Pusch vnd Wald / als Häuser der Geflügel /
Deß Wildes auffenthalt."

Auch bei ihm gibt es keine Winterlieder. Vielmehr wird auch bei ihm der Winter nur in Verbindung mit dem Ausdrucke des Behagens am Frühling erwähnt. So heißt es im „Früling" (B. A. S. 190.)

„Aber wie der Sonnen Wagen
Sich mit Klarheit wieder zeigt /
Wann der Donner stille schweigt:
Wie der Frühling vns erfrewt/
Nach den faulen Wintertagen /
Wann die Erden sich ernewt
Gleicher massen giebt auch GOtt
Lust und Frewde nach der Noth."

Eigentümlicherweise spricht Tscherning von der „braunen Nacht," (Frül. B. A. S. 229.) und wenn Opitz in seinem bekannten Nachtliede „Jetzund kompt die Nacht herbey" sagt, „Meine Sorge kompt heran," so spricht Tscherning von „entsorgter Nächte Licht." (Frül. B. A. S. 82.)

Eingehender sind dagegen die Schilderungen des Frühlings. Auch hierbei zeigt er sich durchaus von Opitz abhängig. So heißt es z. B. (Frül. S. 246):

„Schawe wie die Felder lachen /
Wie sich Berg vnd Thal ergetzt /
Lufft vnd Himmel lustig machen /
Wie die kleine Welt sich letzt:
Ich zu dieser Mayens-Zeit /
Bin allein in Trawrigkeit.

Das Geflügel war vor Kälte
Seitanher auff frembder Bahn/
Jetzund bawt es die Gezelte
Seine Nester wieder an."

Niemals ist aber auch bei ihm ein Frühlingsbild um seiner selbst willen da. Mit Vorliebe verwendet Tscherning die Frühlingsbilder in Beziehung zum Menschen. So kommt er ebenfalls zu der eigentümlichen Naturbeseelung der Renaissance. Wieder folgt er hier nur dem Beispiele Opitzens, der dieses Motiv sehr oft verwendet, z. B. im Chor der Hirten in der „Daphne". Tscherning weiß hierbei mitunter gefällige Bilder zu finden. So heißt es im „Früling" (B. A. S. 29.) über die Macht des Frühlings:

„O du Jahrmarckt aller Lust /
Berge / Wiesen / Thal und Felder
Nähren sich von Deiner Brust/
Die belaubten Trawer-Wälder
Kriegen Ohren und Gesicht /
Vnd der Bober eisset nicht.

Zephirus beseelt das Land:
Das Geflügel schnäbelt wieder /
Tritt in seinen Freyerstand /
Stimmet schöne Buler-Lieder /
Vnd bereitet für die Rhu
Seinen Bräutten Bette zu.

Flora stickt jhr Purpur-Kleid
Mit den Veilgen und Narcissen /
Selbst die Götter sind erfrewt:
Vieh und Wild ist außgerissen /
Vieh und Wild das auch jetzt sucht
Der entzündten Liebe Frucht."

Derselbe Gedanke kehrt in anderer Fassung auch in einem Sonnet wieder. (F. B. A. S. 122.)

Besondere Beachtung verdienen bei Tscherning die Seebilder. Man könnte einwenden, daß er auch hierbei von Opitz abhängig sei, der sie wieder von Heinsius übernommen hatte. Aber sie kommen bei Tscherning sehr häufig vor, sodaß wohl die Anschauung zu ihrer Verwendung angeregt hat. Es läßt sich nicht leugnen, daß Tscherning ein gewisses Bewußtsein von der Erhabenheit der „grünen" oder „gläsern-grünen" See besitzt. Jedenfalls scheint er eine gewisse Freude an Seefahrten gehabt zu haben.

„Nicht vnrecht dünket mich / daß Cato hat gerevt /
Wann er der ernste Mann zu Segel ist gegangen /
Wo Paß zu Lande war. Jedennoch mein verlangen
Steht wieder auff die See." (Fr. S. 50.)

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