Wie ich von Jugend auff das Frauen Volck geliebt Dann reicht Er mir die Hand / und seine Treu dabey. 51) und jenem sey für Schuld hier beizumessen Biß endlich jemand käm und rufft vns zu dem Essen / In der Tat scheint Amor seine Hand mit ihm Spiel gehabt zu haben. Eine Rosina, vermutlich des Apelles Tochter, hatte es ihm angetan. Als er abreiste, gab sie ihm Blumen mit, unter denen auch Rosen waren. Nie vergißt er in den ersten Jahren in den Briefen an Apelles sie grüßen zu lassen, bis allmählich ihr Bild verschwindet und ein anderer, etwas seltsamer „Liebesfrühling" einsetzt. Ein köstliches Produkt aus jener feuchtfröhlichen Zeit ist uns überkommen, das in seiner Ursprünglichkeit ein Zeugnis von einer hohen Gewandtheit in der Beherrschung der lateinischen Sprache ablegt. Einmal scheint sich Tscherning im Rausche ungebührlich benommen zu haben. Darauf sandte er am folgenden Tage an Apelles das nachfolgende Gedicht: Mecaenati Suo S. et observ. Me latet, hesterno nimium perfusus Jaccho quid dixerim, quid egerim Hoc scio, quod fuerim potus plerisque molestus. Audax vir est ad pocula. Nugas obstrepui vobis velut improbus anser Inter Caystrias aves. Deridendum ipsum me propinasse recordor Et sequiori sexui Sed fecisse pudet: Tu jam succurre pudori Oblitterando nenias. Pro meritis solas quas possum reddere grates Habe, faveque longius Te colo, Te veneror, si quid mea carmina possunt, Te consecrabo posteris. Da veniam, et credas si quis sapit ebrius, ille So bildete der zweite Breslauer Aufenthalt den Höhepunkt in Tschernings ganzem Leben. In Jugendfrische und Fröhlichkeit konnte er hier ohne Sorgen leben in einem geistig angeregten Kreise. Doch sein Streben ging auf die Vollendung seiner Studien. Dazu konnte er nun endlich durch die Hilfe des Apelles und seiner Freunde gelangen.62) Die Neuntes Kapitel. ie in den letzten Monaten seines Rostocker Aufenthaltes begonnenen arabischen Studien setzte Tscherning in Breslau fort.1) Hatte er auch selbst nicht die Mittel, die für diese Studien nötigen Bücher anzuschaffen, so dürfte ihm doch die Magdalenen-Bibliothek in Breslau zugänglich gewesen sein, an der seit 1639 Köler Bibliothekar war. Die Frucht dieser Studien ist die „Centuria Proverbiorum Alis Imperatoris Muslemici distichis Latino-Germanicis expressa ab Andrea Tscherningio Cum Notis brevioribus", die 1641 ohne Angabe des Ortes und Jahres erschien. Die Entstehung liegt aber einige Jahre zurück, wie sich aus dem Briefwechsel ergibt. Der Plan der Übersetzung scheint sogar bis in die Rostocker Zeit zurückzureichen. In der an Nüßler und Machner gerichteten Vorrede berichtet Tscherning selbst von seinen arabischen Studien. Er erzählt darin, wieviel er dem Unterrichte des Johann Fabricius zu danken habe. Dieser hatte, nachdem er den Schülern die Anfangsgründe der arabischen Sprache mitgeteilt hatte, die Sprichwörter des Ali seinem Unterrichte zugrunde gelegt. Er benutzte dazu die kleine Ausgabe, die 1629, für den Schulgebrauch bestimmt, in Leyden erschienen war unter dem Titel: „Hoc est Proverbia quaedam Alis, imperatoris Muslimici et Carmen Tograï, poetae doctiss. nec non dissertatio quaedam Aben Sinae. Lugduni Bat. ex officina Bonav et Abrah. Elzevir. 1629." Diese kleine Ausgabe war ohne Namen des Verfassers erschienen. Sie stammte von Jakob Golius, dem Lehrer des Johann Fabricius. Auf S. 3-19 wird eine Auswahl aus den Sprichwörtern des Ali geboten. Den Rest des Büchleins nehmen andere arabische Dichtungen ein.2) Diese Ausgabe liegt der Tscherningischen Übersetzung zugrunde, die auch diese Auswahl des Golius nicht vollständig wiedergibt. Es scheint der Schluß berechtigt zu sein, daß der Gedanke der Übersetzung bis in die Rostocker Zeit zurückreicht. Jedenfalls ist sie im Winter 1638 zu 1639 abgeschlossen worden. Denn bereits am 7. Januar 1639 schreibt Tscherning an Opitz von dieser Übersetzung und fügt hinzu, daß ihn Fabricius zur Veröffentlichung dränge, aus bestimmten Gründen wolle er aber mit dem Drucke warten.3) Das Werk scheint also schon seit einiger Zeit fertig vorzuliegen; Fabricius war inzwischen nach Danzig zurückgekehrt und mit Opitz bekannt geworden, wie dieser an Tscherning berichtet haben muß. Tscherning drückt in seinem Briefe vom 12. Februar seine Freude über die Bekanntschaft beider aus und hofft, daß sie nun gemeinsam für ihn wirken würden. Er bittet Opitz, seinen Einfluß bei Fabricius geltend zu machen. Man sieht, Tscherning hofft durch des Fabricius Hilfe einen Verleger für sein Werk zu gewinnen oder wenigstens zu erreichen, daß das Werk in Rostock mit arabischen Lettern gedruckt würde.4) Opitz antwortet darauf erst am 15. Juli 1639. Er habe mit Fabricius gesprochen, der sich darum bemühen wolle, daß das Werk in Rostock oder Leyden gedruckt werde; er solle ein Exemplar senden; doch sei große Eile notwendig, da Fabricius selbst nach den Niederlanden reisen werde.5) Am 30. Juli verspricht Tscherning eine Abschrift mit der nächsten sicheren Gelegenheit zu senden, doch sträubt er sich in seiner Bescheidenheit gegen den Druck, den er nur auf Opitzens Zureden hin zulassen will.) In der Tat schickte er ein Exemplar an Fabricius, aber bei einem Schiffbruch, den dieser unterwegs erlitt, ging es verloren. Darauf gab Tscherning die Hoffnung auf, es gemeinsam mit dem arabischen Text drucken zu lassen. Erst auf Drängen der Freunde ließ er es 1641 in Breslau ohne den arabischen Wortlaut drucken. An dessen Stelle trat eine wörtliche lateinische Übersetzung. Tscherning schickt dem Werke eine Einleitung über die Persönlichkeit des Ali voraus. Es sind zwei wörtliche Citate aus zwei von ihm benutzten Büchern: das erste stammt aus der Historia Saracenica, qua res gestae Muslimorum inde a Muhammede Arabe, usque ad initium imperii Atabacaei... latine reddita opera et studio Thomae Erpenii. Lugduni Bat. 1625 (372 Seiten). Das zweite Citat stammt nach Tschernings Angabe „E repub. Arabum, quam conscripserunt Maronitae, Arabicae Linguae Professores Parisiis." Die Anordnung der einzelnen Sprichwörter ist vermutlich nach der Ausgabe des Golius erfolgt. Der knappen wörtlichen Übersetzung folgt eine Übertragung in je einem lateinischen Distichon. Die deutsche Übersetzung wird in je zwei Alexandrinern gegeben. Hierauf folgt eine lateinische Erklärung, die auf Kollektaneen der Rostocker Zeit zurückzugehen scheint. Daran schließt sich die Aufzählung von Parallelstellen aus der Bibel, antiken und mittelalterlichen Schriftstellern. Auch hier läßt sich nicht mit Sicherheit auf eigene Belesenheit des Herausgebers schließen; vielmehr liegt die Möglichkeit sehr nahe, daß er auch hierbei die Zitate anderer, vor allem des Fabricius benutzt hat. Deshalb lassen auch die arabischen Zitate nicht sicher auf die eigene Kenntnis der Ausgabe des Erpenius etc. schließen.") Diesem in erster Linie philologischen Werke Tschernings kann man eine Anerkennung nicht versagen. Es läßt sich nicht leugnen, daß Tscherning diese arabischen Sprichwörter zum ersten Male in die deutsche Literatur eingeführt hat, wenn wir auch den großen Enthusiasmus der Zeitgenossen nicht zu teilen vermögen. Der Philologe Mochinger stellte unseren Dichter begeistert neben Opitz und nennt ihn den Enkel des Sirach; auch wünscht er, daß Tscherning noch die Gedichte des Montanabbi übersetzen möge. Auch der Orientalist Christoph Graefe, Scholae Altenb. Conrektor, findet in seinem „Politicus Orientalis" 1679 Ausdrücke höchster Bewunderung für Tschernings Arbeit.) Inwieweit die deutschen Verse den arabischen Text ausdrücken, entzieht sich meiner Beurteilung. Im allgemeinen wird man wohl Tschernings eignes Urteil unterschreiben müssen: „sciendum, translata in aliam quasi coloniam, servare eam gra |