Obrazy na stronie
PDF
ePub

seinen Tagen und Nächten" durch das Bild eines Baumes, „auf dem die Kinder der Sterblichen verblühn", cet. Cleobulus (Anthol. gr. XIV, 101) gab eine andere Allegorie für denselben Begriff:

Εἷς ὁ πατὴρ, παῖδες δυοκαίδεκα· τῶν δὲ ̓ ἑκάστῳ
παῖδες τριήκοντα διάνδιχα εἶδος ἔχονται·

αἱ μὲν λευκαὶ ἔασιν ἰδεῖν, αἱ δ' αὖτε μέλαιναι·
ἀθάνατοι δέ τ' ἐοῦσαι, ἀποφθινύθουσιν ἅπασαι.

Bei Simrock (1. c. p. 327) ist eine dritte Art der Darstellung:

[ocr errors]

Ein Baum hat zwölf Aeste, und jeder Ast hat vier Nester, in jedem Nest sind sieben Jungen. Was ist das?"

Ein Räthsel, welches doppelte Lösung zulässt, ist z. B. bei Simrock (1. c. p. 286):

„Es sind vierundzwanzig Herren,

Die die ganze Welt regieren,

Sie essen kein Brod, sie trinken keinen Wein:

Was mögen das für Herren sein“?

„Die Buchstaben oder die Stunden des Tages."
Mehrere Räthsel dieser Art hat Schiller gegeben. *) So:
„Es führt dich meilenweit von dannen
Und bleibt doch stets an seinem Ort;
Es hat nicht Flügel auszuspannen,
Und trägt dich durch die Lüfte fort.
Es ist die allerschnellste Fähre,
Die jemals einen Wandrer trug,
Und durch das grösste aller Meere
Trägt es dich mit Gedankenflug.
Ihm ist ein Augenblick genug".

*) Von den meisten der Schiller'schen Räthsel gilt ganz besonders, dass sie Räthsel sind, weil Allegorieen. Sie meiden das kleinliche Versteckspielen und erfreuen durch die Schönheit des Bildes, wie, wenn sie z. B. den Blitz als Feuerschlange binstellen, die im eigenen Feuer stirbt, den Mond als Hüter der Sternenheerde u. d. m. Schiller selbst lässt an der Ueberschrift, welche er diesen Sprachbildern giebt, „Parabeln und Räthsel", erkennen, dass er sie als Räthsel im gewöhnlichen Sinne nicht betrachtet, und Göthe (Briefw. zwischen Sch. u. G. Bd. II, 838) schrieb an ihn: „Ihre beiden neuen Räthsel haben den schönen Fehler der ersten, besonders des „Auges", dass sie entzückte Anschauungen des Gegenstandes enthalten, worauf man fast eine neue Dichtungsart gründen könnte."

[ocr errors]

Man mag, wenn nicht auf „Fernrohr zu rathen ist, „das Auge als Lösung betrachten, worauf im letzten Verse „ein Augenblick zu deuten scheint, aber ebensowohl könnte „der Gedanke" angenommen werden, wofür „Gedankenflug" im vorletzten Verse sprechen würde. Ebenso:

[ocr errors]
[ocr errors][merged small]
[ocr errors]

Tag und Nacht" wird gemeint sein, aber Hoffnung und Erfüllung“, „Vergangenheit und Gegenwart" würden nicht weniger passen.

Um bei dem allegorischen Räthsel eine bestimmte Lösung herbeizuführen, bietet sich das Mittel, durch welches auch die Allegorie als ästhetische Figur vor unrichtiger Auffassung gesichert wird, die Einmischung nämlich von Ausdrücken, welche in der eigentlichen Bedeutung stehn. Das allegorische Räthsel erhält dadurch eine Beimischung vom Sinnräthsel. So ist z. B. auf die Lösung (LOTO) hingedeutet (Anth. gr. App. epigr. 181) durch die Worte „τοῖς δ' οὐ παρεοῦσιν ἀκούειν ἔξεστιν“; Ἔστι φύσις θήλεια βρέφη σώζουσ' ὑπὸ κόλποις

[ocr errors]

αὐτῆς· ταῦτα δ' ἄφωνα βοὴν ἵστησι γεγωνόν,

καὶ διὰ πόντιον οἶδμα, καὶ ἠπείρου διὰ πάσης,

οἷς ἐπέλει θνητῶν· τοῖς δ ̓ οὐ παρεοῦσιν ἀκούειν
ἔξεστιν, κωφήν τ' ἀκοῆς αἴσθησιν ἔχουσιν.“

Symphosius (Anth. lat. I, p. 203) fügt der Metapher sorores" ein „ex arte" zum Errathen (Rotae) bei:

[ocr errors]

„Quattuor aequales currunt ex arte sorores

Sic quasi certantes, cum sit labor omnibus unus. Et prope sunt pariter nec se contingere possunt." So etwa bei Simrock (1. c. p. 278) (Die Kirsche): „Es sass eine Jungfrau auf dem Baum,

Hatt' ein rothes Röckchen an,
Im Herzen war ein Stein:

Rath, was mag das sein."

Eine andere Weise, die richtige Lösung herbeizuführen, besteht darin, dass man durch Aufstellung mehrerer Bilder oder Gleichnisse eine nicht gemeinte Uebereinstimmung des einzelnen Bildes mit einem anderen Begriff abwehrt. So z. B. bei Schiller (Das Schiff):

[ocr errors]

Ein Vogel ist es und an Schnelle

Buhlt es mit eines Adlers Flug;

Ein Fisch ist's und zertheilt die Welle,
Die noch kein grössres Unthier trug;
Ein Elephant ist's, welcher Thürme
Auf seinem schweren Rücken trägt;
Der Spinnen kriechendem Gewürme
Gleicht es, wenn es die Füsse regt;
Und hat es fest sich eingebissen
Mit seinem spitz'gen Eisenzahn,

So steht's gleichwie auf festen Füssen
Und trotzt dem wüthenden Orkan."

Wir bemerken noch, dass auch Räthsel als Figuren im Zusammenhang der Rede auftreten können. Allegorische Räthsel giebt z. B. Plautus (Asin. I, 1, 31): „Libanus: Num me illuc ducis, ubi lapis lapidem terit? Demaenetus: Quid istuc est aut ubi terrarum istuc est loci? Lib.: Apud fustitudinas ferricrepinas insulas, ubi vivos homines mortui incursant boves. De.: Quid istuc aut ubi sit istuc nequeo noscere. Li.: Ubi flent nequam homines qui polentam pinsitant". Bei Gutzkow (Nero): Buchhändler: „Figürliche Gegenstände nach der Analogie wirklicher behandeln gar nicht übel. gar nicht übel. Was kann man z. B. von der Schönheit sagen, wenn sie in die Augen fällt? Humorist: Dass sie sehr ungeschickt war". Ein Sinnräthsel giebt Mephistopheles bei Göthe (Faust): Faust: Wer bist du denn? Meph.: „Ein Theil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft." Wortwitze als Worträthsel z. B. bei Gutzkow (Nero): Frau Seneca: Einen bösen Traum hatt' ich diese Nacht. Lieber, ich glaube, es geht an unser Leben. Seneca: Besonders ist es nicht; aber es geht immer an, unser Leben. Oder wie?

[ocr errors]
[ocr errors]

Fr.: Nein, nein, du verstehst mich nicht; es geht an unser Leben. Sen. Ja so, Ja so; unser Leben geht jetzt erst recht an; das wäre doch am Ende kein böser Traum. Fr.: Versteh mich doch! Es geht an unser Leben"!

2. Der bildliche Witz.

Den Terminus „Der bildliche Witz" (Bilder-Witz) hat wohl zuerst Jean Paul (Vorsch. der Aesth. Th. 2. § 49) aufgestellt, und er gebraucht ihn in ähnlichem Sinne, wie wir. Der geistreiche Mann weiss freilich Metapher, Gleichniss, Allegorie als ästhetische Figuren nicht von den Sprachbildern des bildlichen Witzes zu scheiden, obwohl ihn eine seiner Bemerkungen dazu hätte führen können. Er sagt (§ 50): „Von der bildlichen Phantasie schlägt der Weg des bildlichen Witzes sich weit ab. Jene will malen, dieser nur färben. Jene will episch durch alle Aehnlichkeiten nur die Gestalt beleben und verzieren; dieser, kalt gegen das Verglichene und gegen das Gleichende, löset beide in den geistigen Extrakt ihres Verhältnisses auf.“ ,,Daher beseelet lieber die Poesie das Todte, wenn der Witz lieber das Leben entkörpert. Daher ist die bildliche Phantasie strenge an Einheit ihrer Bilder gebunden weil sie leben sollen, ein Wesen aber aus kämpfenden Gliedern es nicht vermag; der bildliche Witz hingegen kann, da er nur eine leblose Mosaik geben will, in jedem Komma den Leser zu springen nöthigen, er kann unter dem Vorwande einer Selbstvergleichung ohne Bedenken seine Leuchtkugeln, Glockenspiele, Schönheitwasser, Schnitzwerke, Putztische nach Belieben wechseln in Einer Periode."

Wir wenden den terminus: „bildlicher Witz" auch desshalb an statt des anderen: „allegorischer Witz", weil die hierher gehörige Art auch aus einer Synekdoche oder Metonymie hervorgehn kann, obwohl der nothwendige Contrast zwischen dem Bilde und dem eigentlichen Ausdruck dann geringer ist, als bei der Metapher. Wenn z. B. Simrock (1. c. p. 303) unter den Räthseln den Witz bringt: „Schlechterer als ich Durchschneide die Luft Und entled'ge den Träger des Kalbfells", was bedeuten soll: „Johann, komm und zieh mir die Stiefel aus", so beruht hier die Wirkung auf der Verwendung einer synekdochischen Periphrasis

(cf. Bd. II, 1, p. 49), und auf einem Spiel mit der Metonymie bei Plutarch (reg. et imp. apophth. p. 147 ed. H.): Kάtwv ὁ πρεσβύτερος εἶπεν· ὡς χαλεπόν ἐστι λέγειν πρὸς γαστέρα ŵτa un éxovơav (vid. auch die Anecdote Bd. II, 1, p. 62.).

[ocr errors]

Im Allgemeinen ist von dem bildlichen Witz zu sagen, dass er die Verstandesschärfe des Sinnwitzes nicht erreicht und dass ihm auch die sinnliche Kraft des Wortwitzes nicht eigen ist; er bewegt die Vorstellung in mehr gemächlicher Weise, weil eben der reflektirt bildliche Ausdruck nicht der unmittelbare ist. Die Momente, welche bei dem Witz überhaupt zusammentreffen müssen (vid. Bd. II, 2, p. 210 fg.), sind natürlich auch wesentlich für den bildlichen Witz. Eine neue Metapher, ein glückliches Bild, das ist noch kein bildlicher Witz; ebenso wenig ist es etwa eine treffende Bemerkung in bildlicher Form, wie z. B. Solon's bekannte Vergleichung der Gesetze mit Spinngeweben (Diog. Laert. I, 2, 10): τοὺς δὲ νόμους τοῖς ἀραχνίαις ὁμοίους· καὶ γὰρ ἐκεῖνα, ἐὰν μὲν ἐμπέσῃ τι κούφον καὶ ἀσθενὲς, στέγειν· ἐὰν δὲ μεῖζον, διακόψαν οἴχεσθαι. Die für das Zustandekommen des Witzes nothwendige Verdunkelung des Gedankens durch die Art der Darstellung erfolgt bei dem bildlichen Witze eben durch das Bild, welches in diesem Falle seinen Begriff nicht decken will, sondern sich mit ihm in Contrast stellt; die Erhellung, mit deren Eintreten der Witz sich vollendet, kann nur aus dem Wissen um den „eigentlichen Sinn hervorgehn. Das Bild also wird im bildlichen Witze aufgehoben, und seine Zerstörung ist entweder Auflösung durch sich selbst, oder sie kommt ihm von aussen, sofern Dieses, dass es nur Bild ist, vom Standpunkt des verständigen Wissens her ihm aufgewiesen wird.

In Bezug auf Witze dieser letzteren Art bemerkt Göthe (Sprüche in Prosa) vom Eulenspiegel: „Alle Hauptspässe des Buches beruhen darauf, dass alle Menschen figürlich sprechen und Eulenspiegel es eigentlich nimmt." Wir finden z. B. Lei Simrock (Till Eulenspiegel in Bd. X der dtsch. Volksb.) in der 20ten Historie auf die Weisung: „Geh' mir aus den Augen" die Antwort: Müsste euch durch die Augenlöcher kriechen, wenn ihr die Augen zuthätet"; in Hist. 25, wo ihm der Herzog „sein Land verboten hat", die Rechtfertigung: „ich bin nicht in eurem Land,

"

« PoprzedniaDalej »