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aus eines Besseren nicht belehrt werden. Somit bedarf sie einer besonderen Erklärung, einer Ergänzung von aussen her durch jenes Wissen, welches dem Künstler beiwohnte, und erst, wenn diese erfolgt ist, kann man überhaupt von einer Versinnlichung und Veranschaulichung des Gedankens sprechen. Auch bei der Fabel und Parabel finden sich häufig, wie wir gesehn haben, dergleichen Erklärungen des Bildes als Pro- oder Epimythien, aber dort bestätigen sie lediglich den inneren Zusammenhang, welchen für das Bild der Fabel die Anschauung, für das der Parabel der Gedanke mit dem zu Grunde liegenden Satze vermittelt, wie ihn dann auch die Darstellung namentlich in den Reden der BildFiguren hervortreten lässt; sie sind dort also überflüssig, während die Allegorie eine Erklärung von aussen her nothwendig fordert, weil ihr Bild durch kein in ihm liegendes Moment nur durch das Spiel eines abstrakt ästhetischen Beliebens mit seinem Gedankengehalte zusammenhängt. Die Allegorie im Zusammenhang der Rede ist also wohl zuzulassen, denn dort kann eben der Zusammenhang das Verständniss sichern*) (vid. oben Bd. II, 1,

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*) In den beiden Reihen der Künste, wie wir sie (Bd. I p. 34) aufstellten:
Plastik
Malerei
Sprachkunst Poesie

Architektur
Musik

sind nur die beiden mittleren Künste allegorischen Darstellungen günstig. Architektur und Musik sind in ihren Wirkungen zu wenig bestimmt, um ein Bild als solches entschieden herausstellen zu können. Nur ganz von ferne deutet der Charakter der Baustile, wie z. B. der hellenische und der des christlichen Mittelalters auf ein Allegorisches; es kommt nur bis zur Andeutung und Ahnung eines Gleichniss-Bildes; bis zu einer Symbolik, aber nicht zur Allegorie. Ebenso gelingen der Musik anziehende Wirkungen durch die ihr mögliche Ton- und Klangsymbolik, aber die Ausarbeitung eines in festen Strichen entworfenen Bildes ist ihr versagt, da die ihr zu Grunde liegenden Empfindungen und Stimmungen der Schärfe und Deutlichkeit des Gedankens ermangeln. Die allegorischen Ton-Bilder würden sich erkennbar, als nur dieses Bestimmte bedeutend, von sonstiger programmloser Musik nicht abheben. Auf der anderen Seite ist, was Malerei und Poesie hervorbringen, im Denken, Wollen, Handeln zu bestimmt, als dass es durch ein Bild erschöpfend und angemessen könnte zum Ausdruck gebracht werden. Beide Künste, wenn sie ihren Vorwurf allegorisch darstellen, setzen blasse, schwächliche, traumhafte Gebilde an Stelle farbiger, kräftiger, lebensvoller Gestaltung.. Dagegen bedienen sich Plastik und Sprachkunst der Allegorieen nicht ohne Reiz, weil beide den einzelnen Lebensmoment darstellen, der, als Bild ausgedrückt, sofort aus dem

p. 106), wie aber soll sie als selbstständiges Kunstwerk sich behaupten können? Dadurch, dass sie nichts weiter sein will, als was sie ihrem Wesen nach ist, ein ästhetisches Spiel mit der Form bildlicher Darstellung, bei welchem der Gedanke, der Gehalt des Bildes, nur so weit in Betracht kommt, als er diesem Spiele zur stofflichen Grundlage dient, damit an ihm der Reiz der Verbildlichung hervortrete. Wie also in dem ersten Abschnitt der selbstständigen Sprachkunstwerke solches Formenspiel sich darstellte in den zusammenhängenden Sprachbildern der Lautund Worträthsel und der Laut- und Wortwitze, im zweiten Abschnitt in denen des Sinnräthsels und des Sinnwitzes, so haben wir in diesem dritten zu betrachten: das allegorische Räthsel und den bildlichen Witz.

um

Zusammenhange Licht erhält. Ein anschauender Blick umfasst die Werke dieser beiden Künste, und wenn diesen das allegorische Dunkel momentan auf sich zieht, lenkt es ihn doch nicht ab; dagegen wird Reflexion nöthig, ein erkältendes Vergleichen, wenn die Bedeutung einer Composition in der Malerei und Poesie unter ihrer allegorischen Verhüllung aufzusuchen ist. Wir haben allerdings allegorische Dichtungen. Auch kann viel Sinniges und Feines in diese Schattenwelt verwebt werden, wie es Göthe in den zweiten Theil des Faust geheimnisst hat, und viel Energie der Leidenschaft, der Liebe, des Grimmes, des Spottes kann so in vornehmer und erhabener Form sich geltend machen, wie in Dante's Hölle; aber alles Dies giebt doch mehr für Commentatoren eine Beschäftigung, als für Menschen einen Genuss. Muss ein Dichter, einen Stoff zur Darstellung zu bringen, sich der Allegorie durchgängig bedienen, so ist solcher Stoff eben für dichterische Behandlung nicht geeignet. Was übrigens für die Allegorie der Sprachkunst der Zusammenhang der Rede ist, das leistet für die Plastik jener Zusammenhang, in welchen ihre Werke durch ihre Aufstellung gelangen, da sie für bestimmte Orte, Tempel, Hallen, Säle entworfen werden. Den sogenannten gemischten Allegorieen" der Sprachkunst (vid. Bd. II, 1 p. 106) lassen sich etwa diejenigen Gestalten der Plastik vergleichen, welche ihre Erklärung durch hinzugefügte Attribute erhalten. Die allegorischen Gedichte grösseren Umfangs betrifft eine Bemerkung Lessing's (Zum Laokoon". Ausg. Lachm. Maltz. Bd. 11 p. 160), an welche wir erinnern. Er sagt: „Eine von den schönsten kurzgefassten allegorischen Fiktionen ist beim Milton (Parad. 1. III, 685), wo Satan den Uriel hintergeht. though Wisdom wake, Suspicion sleeps At Wisdoms gate, and to Simplicity Resigns her charge, while Goodness thinks no ill Where no ill seems Und so gefallen mir die allegorischen Fiktionen, aber sie weitläufig ausbilden, die erdichteten Wesen nach allen ihren Attributen der Mahlerei beschreiben, und auf diese eine ganze Folge von mancherlei Vorfällen gründen, dünkt mich ein kindischer, gothischer, mönchischer Witz."

- oft

1. Das allegorische Räthsel.

Die auf der Metapher beruhende Allegorie und das Räthsel (Aenigma) dachten die Alten eng verbunden. Aristoteles (Poet. 22) sagt, wenn die Rede sich durchgehends der Metapher bediene, so entstehe das Räthsel (aviyua), denn darin bestehe das Wesen des Räthsels, dass man, indem man sage, was sei, Unvereinbares verknüpfe (αινίγματος ἰδέα αὕτη ἐστί, τὸ, λέγοντα τὰ ὑπάρχοντα, ἀδύνατα συνάψαι), durch blosse Verbindung von Worten, die im eigentlichen Sinne gebraucht würden, lasse sich dies nicht machen, aber es werde möglich durch Verwendung der Metapher, wie wenn man z. B. sage: Einen Mann sah' ich, der mit Feuer Erz anklebte einem Andern (κατὰ μὲν οὖν τὴν τῶν ὀνομάτων σύνθεσιν οὐχ οἷόν τε τοῦτο ποιῆσαι· κατὰ δὲ τὴν μεταφορὰν ἐνδέχεται· οἷον, Ανδρ' εἶδον πυρὶ χαλκὸν ἐπ' ἀνέρι xolinoanta). [cf. über dieses Räthsel auch oben Bd. II, 2, p. 151 und Arist. Rhet. III, 2. Gemeint ist das Schröpfen."] Von demselben Standpunkt aus sagt Quintilian (VIII, 6, 52; wozu cf. Jul. Victor, ars rhet. bei Halm p. 432): „Haec allegoria, quae est obscurior, a enigma dicitur, vitium meo quidem judicio, si quidem dicere dilucide virtus, quo tamen et poetae utuntur (Virg. Ecl. III, 104):

"

„Dic, quibus in terris, et eris mihi magnus Apollo,
tris pateat caeli spatium non amplius ulnas“?

et oratores nonnunquam, ut Caelius quadrantariam Clytaemnestram" cet. Namque ut nunc quidem solvuntur et tum erant notiora, cum dicerentur, aenigmata sunt tamen: nec ea, nisi quis interpretetur, intelligas." Quintilian hält indessen hierbei nur dies fest, dass die Allegorie eine dunkele Rede sei, nicht, dass diese Dunkelheit durch den bildlichen Ausdruck bewirkt wird, denn, wenn auch die Bezeichnung der Clodia, welche ihren Gemahl Q. Metellus Celer vergiftet haben soll und um ein Viertel-Ass käuflich genannt wird, als „Clytaemnestra quadrantaria" auf einer Vergleichung beruht, so ist doch Virgil's Räthsel auf keine Weise Allegorie. Es ist Sinnräthsel, wenn man mit Servius an einen Brunnen denkt, von dessen Inneren aus der Himmel nur 3 Ellen breit scheint, und Worträthsel, wenn Virgil den Verschwender „Caelius" aus Mantua im Sinne hatte, der beim Verkauf seines

Ebenso

Grundstücks sich drei Ellen zu seinem Grabe vorbehielt. denkt Demetrius (de eloc. Sp. T. III, p. 285) überhaupt nur an Verdunkelung des Sinnes, wenn er in Bezug auf den Gebrauch der Allegorie warnt: φυλάττεσθαι μέντοι κἀπὶ ταύτης τὸ συνεχές, ὡς μὴ αἴνιγμα ὁ λόγος ἡμῖν γένηται, und so denkt Cicero nicht an bildliche Darstellung, wenn er an Atticus schreibt (II, 20): De re publica breviter ad te scribam. Jam enim charta ipsa ne nos prodat pertimesco. Itaque posthac, si erunt mihi plura ad te scribenda, dλλnyopiais obscurabo. (cf. hierüber Bd. II, 1, p. 99 sq.)

Nirgend aber haben die Alten die Allegorie als selbstständiges Sprachbild betrachtet. Die als durchgeführte Allegorie bekannte Ode des Horaz (I, 14) findet sich in folgender Weise bei Quintilian (VIII, 6, 44) besprochen: Allegoria rumque continuatis translationibus, ut

„O navis, referent in mare te novi

"

xai

fit ple

fluctus: o quid agis? fortiter occupa portum, totusque ille Horati locus, quo navem pro re publica, fluctus et tempestates pro bellis civilibus, portum pro pace atque concordia dicit. tale Lucreti (4, 1),avia Pieridum. peragro loca" cet. Kleinere allegorisch dargestellte Sprachbilder, z. B. Gnomen, wie die Pythagorischen Sprüche, nannten die Alten eben Räthsel. So Plutarch (de educ. lib. XVII): TOUTO de παρήγγελλε καὶ Πυθαγόρας αινίγμασιν – οἷον· Μὴ γεύεσθαι μελανούρων· τουτέστι μὴ συνδιατρίβειν μέλασιν ἀνθρώποις διὰ κακοήθειαν xaxon Sulav cet. Tryphon (egi 79ón. Sp. V. III p. 193 sq.) nennt als erste Art des αἴνιγμα die κατὰ μὲν ὅμοιον, οἷον Ανδροκύδης ὁ Πυθαγορικὸς ἔλεγε, ζυγὸν μὴ ὑπερβαίνειν ἀντὶ TOU TO Oxalor un ragaßaiverr cet. (Bei Diog. Laërt. (VII, 17) heissen diese Sprüche ou3oka, bei Athenaeus (X, p. 452) αἰνίγματα).

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Die Neueren sind in der Verurtheilung selbstständiger allegorischer Sprachbilder einig, es fehlt indess an der bestimmten Erklärung, dass sie überhaupt nur als Räthsel künstlerisch berechtigt sind. Mancherlei Bilder, welche man als Allegorieen bisher bezeichnete, sind vielmehr als Parabeln zu fassen. Es ist erklärlich, dass der Sprachgebrauch sich in diesem Gebiete wenig genau zeigt, aber wir meinen eben, dass grössere Bestimmtheit

zu erreichen ist. Man betrachte etwa die von Quintilian angeführte Ode des Horaz: Ad navem. Es werden die Gefahren geschildert, welche die Sturmwinde einem Schiff bereiten, wenn es den sicheren Hafen verlässt, und es wird damit ein Bild der Gefahren gegeben, welche bürgerliche Unruhen dem Römischen Staate bringen würden, wenn er die feste Leitung des Augustus verlöre. Räthsel sollte diese Allegorie sicher nicht sein (wenn es auch richtig sein sollte, dass Horaz die allegorische Darstellung δι' ευλάβειαν ἢ δι' αἰσχύνην gewählt hat), aber hat sie sich in der Unbestimmtheit ihrer Bedeutung nicht hinlänglich als Räthsel ausgewiesen? Buttmann und Passow z. B. bezogen sie auf das Jahr 714, da 713 der perusinische Krieg ausbrach, 714 gegen Sext. Pompejus gekämpft wurde; Kirchner, Vanderbourg u. A. denken an das Jahr 723, in welchem sich die Schlacht bei Actium vorbereitete, nachdem Antonius 722 durch seine Erklärung, die Gewalt niederlegen zu wollen (Dio. Cass. 49, 41), den August zu gleicher Erklärung hatte zwingen wollen; Grotefend und Franke wählen das Jahr 726, in welchem (Dio Cass. 52, 16) jene Berathschlagung zwischen Augustus, Maecenas, Agrippa stattfand, ob die republikanische Verfassung herzustellen sei, bei der Maecenas zur Begründung seiner Ansicht sich derselben Allegorie bediente. An sich kann ja eben dieses auch sonst nicht selten angewandte Bild vom Schiffe (vid. Bd. II, 1 p. 99.) gleich gut nicht bloss auf diese angeführten Nothstände Roms, sondern auf beliebige eines beliebigen Staates bezogen werden. Es kommt dazu, wodurch vollends die Schwäche und die Räthselnatur der Allegorie dargethan wird, dass man nicht wissen kann, ob überhaupt die Darstellung ein Bild oder die Sache selbst: das Bedenkliche, sich einem baufälligen Fahrzeuge anzuvertrauen, geben will, wie denn auch Muret, Tan. Faber, Bentley u. A. sie als Allegorie nicht betrachten wollten. Vischer (Aesthet. Th. III, 2, p. 1470) sagt desshalb mit Recht: „Das Räthsel ist enge mit der Allegorie verwandt, aber es ist ehrlicher, als diese: es gesteht, dass es bloss Spiel ist und hilft dem verlegenen Rather durch schliessliche Nennung des Worts oder Zugeständniss des richtigen Funds aus der Noth. So verhält es sich z. B. mit den Allegorieen im zweiten Theile von Göthe's Faust nicht; wir sollen rathen und werden nie wissen, ob wir richtig gerathen haben.“

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