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sowohl um jenen Inhalt, wie um dessen Verdunkelung durch die Form. Die Bewegung des Gedankens durchläuft so in demselben Moment den verdunkelnden Ausdruck bis zu seinem Abschluss und offenbart dann mit diesem auch jenes Wissen um die Sache. Das auf diese Weise mit dem Miss- oder Nichtverstehen zugleich eintretende Verständniss überrascht den Hörer, welchem jenes Wissen fehlte, die corrigirte Confusion erweckt Behagen, und man lacht. Die Momente, welche für den Sinnwitz wesentlich sind, erhält man, wenn man zu der Definition des Aristoteles vom Lächerlichen (Poët. 5): τὸ γελοιόν ἐστιν ἁμάρτημά τι καὶ αἶσχος ἀνώδυνον καὶ οὐ φθαρτικόν, welche die „ Verdunkelung angiebt, jene von Quintilian (VI. 3, 85) gemachte Wahrnehmung: plurimus circa simulationem et dissimulationem risus est, hinzufügt, welche das Wissen um die Sache" betont. (cf. auch Demetr. (de eloc.) citirt oben p. 170.) Natürlich giebt ein Herbeischaffen dieser Momente an sich noch kein Werk der Sprachkunst. Zu diesem werden sie erst erhoben durch jene schöpferische Kraft, welche sie zugleich in demselben Akte ergreift und sie in Form solcher Einheit zu glücklichem Ausdruck bringt. Der Sinnwitz, ein Blitz im Dunkel, wirkt und dies gilt auch für die anderen Arten des Witzes gerade dadurch, dass er das Gegentheil ist von aller Entwickelung, und Jean Paul (Vorsch. d. Aesth. p. 13) sagt desshalb mit Recht: „Kürze ist der Körper und die Seele des Witzes". Der Witz findet sich darum am meisten improvisirt in der Wechselrede; improvisirt, weil Vorbereitung die Momente der Verdunkelung und der Erhellung, welche zugleich im Wissen liegen und zugleich auch zum Ausdruck kommen, trennen würde, als Wechselrede, weil der Witz, um zu wirken, das Vorhandensein eines doppelten Bewusstseins voraussetzt, eines wissenden und eines zum Wissen erst kommenden.*) Die über

*) Bei solcher Wechselrede kann sich dann die Darstellung der nothwendigen Momente an die Sprechenden vertheilen. Wenn z. B. jener Professor den Studenten, welcher ihm in Pluderhosen seinen Besuch abstattete, mürrisch befragte: „Aber zu anständigen Leuten geht man doch in solchem Anzuge nicht“? und dieser bereitwillig mit „Nein" antwortet, so vertheilt sich die Darstellung des Witzes an beide Personen. Der Professor liefert zunächst das Material. Er meint: Solcher Anzug ist vor Respektspersonen unpassend. Indem er dann mit einiger Höflichkeit statt des direkten Ausdrucks die Figur der rhetorischen

legten und zu überlegenden Witze taugen als solche nichts, und Cicero (or. 26) warnt desshalb den Redner: „vitabit quaesita nec ex tempore ficta, sed domo allata, quae plerumque sunt frigida“.

Es ergiebt sich hieraus, dass zwischen dem selbstständigen Auftreten dieser Witze und ihrem Vorkommen im Zusammenhang der Rede kaum unterschieden werden kann. Der Witz als solcher fördert den Gedanken, die Sache nicht und bleibt desshalb, auch wenn er irgend eine Stelle eines grösseren Vortrags illustrirt, an sich ein selbstständiges Werk. Dass er dort mehr ablenkt als unterstützt, bemerkten wir schon früher (Bd. II, 1, p. 243), und Cornificius (I, 6) empfiehlt so seine Anwendung, als der Sache fern: his rebus nos insinuabimus ad causam si defessi erunt audiendo, ab aliqua re, quae risum movere possit, ab apologo, fabula veri simili, imitatione, depravatione irrisione cet. Unter Angabe der Sachlage, wie es ja überhaupt erforderlich ist, kann man den Witz darum auch leicht loslösen, wie etwa die Stelle bei Molière (Les préc. rid. 3): Einen vornehmen Herren, der, ohne etwas von Musik zu verstehen, eine Arie komponirt haben wollte, fragte Jemand: Et comment done cela se peut il? und erhielt die Antwort: Les gens de qualité savent tout sans avoir jamais rien appris. Der Redende bringt hier, ohne selbst zu „wissen“, durch die Stärke des Widerspruchs in seiner Rede doch das Wissen" für den Hörer unwiderstehlich hervor. Man hat denn auch, um diese zierlichen und flüchtigen Kunstwerke zu erhalten, vielfach Sammlungen von ihnen angelegt, die man der lebendigen Wechselrede entnahm. Auf Cicero's Witze wurde schon bei dessen Lebzeiten Jagd gemacht, und man suchte auch wohl eigene Waare von geringerer Qualität durch

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Frage anwendet, schafft er auch die nöthige Verdunkelung der Form. Während er so sich ausdrückt, erwächst seinem Zuhörer, der die Richtigkeit des Gedankens im Uebrigen auf sich beruhen lässt, das nöthige Wissen; er nimmt die sich bietende simulatio an, und hat, da sein Lehrer sonst schon Alles verfertigt, mit dem „Nein“ nur noch die Verdunkelung auch für diesen aufzuweisen. Möglich, dass in solchem Fall das dazu gehörige Lachen Seitens des Hörers unterblieb, weil der Aerger über die eigene Bemühung um das Sprachbild eine ästhetische Befriedigung nicht aufkommen liess. Warum aber schloss er nicht etwa: „Das hatten Sie also nicht bedacht, als Sie kamen" mit der simulatio contra simulantem", die Quintilian (VI, 3, 92) empfiehlt?

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seine Firma zu decken. (Vid. Cic. ad Fam. VII, 32; Quint. VI, 3, 5; Cic. ad Fam. XV, 21. Plutarch (Cato maj. 2) meldet von Cato: μεθηρμηνευμένα πολλὰ κατὰ λέξιν ἐν τοῖς ἀποφθέγμασι καὶ ταῖς γνωμολογίαις τέτακται wozu cf. Cic. of. I, 29.)

Allerdings fehlt es auch nicht an Sinnwitzen, welche für sich dastehn. Sie finden sich zumeist unter dem Namen von Epigrammen, von welchen schon Lessing sie absonderte, ohne sie durchaus zu verwerfen, aber auch ohne sie sonst unterbringen zu können. Lessing (Ueber das Epigramm § 4.) sagt: „Wenn man unter acumen oder pointe bei Epigrammen etwas meint, was bloss das Werk des Witzes ist; mehr ein Gedankenspiel, als einen Gedanken", u. s. w., so könne er dergleichen Sinngedichte für ächte Epigramme nicht halten; räume jedoch ein, dass, wenn sie auch von ächtem Gepräge nicht seien, sie „doch immer schöne Spielmarken abgeben" könnten. Der Art ist z. B. von Logau (Auf den Glorilus):

Ihr rühmt die kühne Faust? Ey rühmt den schnellen Fuss,
Der mir, sagt Glorilus, die Faust erhalten muss.

oder (Sparsame Zeit):

Der Mangel dieser Zeit hat Sparsamkeit erdacht; Man taufet itzt auch bald, sobald man Hochzeit macht. oder von J. B. Rousseau: On vient de me voler.

Tous mes vers manuscrits.

Que je

plains ton malheur!
Que je plains le voleur!

Dagegen ist der Witz Haug (Verdeutschtes Recept):

Krankst du, ich weiss nicht woran? Nimm ein Kräutchen, nur weiss ich nicht, welches?

Brauch es, ich weiss nicht, wie? Traun! Du genesest

vielleicht.

oder der von Schiller (Der anonyme Fluss):

Fastenspeisen dem Tisch des frommen Bischofs zu liefern

Goss der Schöpfer mich aus durch das verhungerte Land. eben nur witziger Ausdruck eines Gedankens und desshalb Epigramm. Auch witzig ausgedrückte Gnomen wird man von den eigentlichen Sinnwitz-Spielen zu unterscheiden haben, wie etwa, was Themistocles (Plut. reg. et imper. apophthegm. p. 114 ed. Η.) sagte: τῶν δὲ τὴν θυγατέρα μνωμένων αὐτοῦ

τὸν ἐπιεικῆ τοῦ πλουσίου προτιμήσας, ἄνδρα ἔφη ζητεῖν χρημά των δεόμενον μᾶλλον, ἢ χρήματα ανδρός. Dagegen sind hierher zu ziehen jene Scherze, welche ohne gedanklichen Gehalt eine durch den Contrast herbeigeführte Verdunkelung des Sinnes in gefälliger Weise aufheben, auch wenn es sich dabei nur um ein schalkhaftes Versteckspiel handelt. Der Art ist z. B. (Anthol. gr. XI, 268):

Οὐ δύναται τῇ χειρὶ Πρόκλος τὴν οἶν' απομύσσειν,

τῆς ῥινὸς γὰρ ἔχει τὴν χέρα μικροτέρην.

οὐδὲ λέγει Ζεῦ σῶσον, ἐὰν πταρῇ· οὐ γὰρ ἀκούει
τῆς ῥινός, πολὺ γὰρ τῆς ἀκοῆς ἀπέχει.

(Haug hat so „Zweihundert Hyperbeln auf Herrn Wahl's ungeheure Nase" verfertigt.)

V. Das Sinnräthsel.

Das Sinnräthsel vollendet mit seiner Lösung die Darstellung eines Gedankens, und zwar so, dass es ihm eben um diese formelle Vollendung, nicht um die Herausstellung des Gehaltes zu thun ist. Die schon erwähnte, für das Zustandekommen des Sinnwitzes nöthige doppelte Gestalt des Bewusstseins wird hier auch äusserlich ausgeprägt durch Vertheilung der Rollen an einen Wissenden und einen Rathenden; und wie beim Sinnwitz ist es eine Verdunkelung des Sinnes, hervorgebracht durch ein Spiel mit den Ausdrucksformen desselben, welche ebenso andeuten sollen, als irreleiten oder ausweichen, auf deren Erhellung der Reiz des Sinnräthsels beruht. Die Form für diese Art des Räthsels bestimmt sich im Allgemeinen dadurch, dass eine Anzahl von Aussagen erforderlich ist, Prädikate aufgeführt werden müssen, welche in dem zu errathenden Subjektsbegriff zusammentreffen; sie ist die Umkehrung der Priamelform, welche zu einer Anzahl von Subjektsbegriffen ein gemeinsames Prädikat fügt.

Für die Aufstellung des Sinnräthsels entbehrt man des Anhalts, welcher als Laut bei dem Worträthsel, als Bild bei dem allegorischen Räthsel zur Lösung behülflich ist. Daher werden Räthsel dieser Art leicht entweder so dentlich dargelegt, dass die Lösung sich von selbst versteht, oder so, dass ihr Errathen besondere Fachkenntniss erfordert. Ersteres zeigt z. B. das volksthümliche Traugemundeslied (Traugemund, Turkomann, Dra

goman, d. h. Dolmetscher), dessen vierte Frage (Kurz, Gesch. d. dtsch. Litt. Bd. I, p. 162) wir anführen:

Nu sage mir, meister Trougemunt,

zwei und sübenzig lant die sint dir kunt:
Durch waz ist der Rìn sô tief?

oder war umbe sint frowen alsô liep?
durch waz sint die matten sô grüene?
durch waz sint die ritter sô küene?
Kanstu mir daz iut gesagen,

so wil ich dich vür ein stolzen knappen haben.

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Des hestu gefrâget einen man,

der dirs wol gesagen kan:

Von manigem ursprunge ist der Rìn sò tief,
von hôher minnen sint die frowen liep,

von manigen würzen sint die matten grüene

von maniger starken wunden sint die ritter küene.“

Dagegen giebt die Edda im Vafthrádnismál, Räthsel als Spiele um Tod und Leben, welche zur Lösung die genaue Kenntniss der Cosmogonie voraussetzen. Odhin fragt z. B. als Gangradr den Wafthrudnir (Uebers. von Simrock p. 26):

Sage zum ersten, wenn Sinn dir ausreicht

Und du es weist, Wafthrudnir,

Erd und Ueberhimmel, von wannen zuerst sie
Kommen? kluger Jote!

Lösung: Aus Ymirs Fleisch ward die Erde geschaffen,

Aus dem Gebein die Berge,

Der Himmel aus der Hirnschale des eiskalten Hünen,

Aus seinem Schweisse die See.

Odhin fragt dann zuletzt, was er doch nur allein wissen kann: Was sagte Odhin ins Ohr dem Sohn, Eh er die Scheitern bestieg"?

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Sonst giebt das Sinnräthsel entweder eine Beschreibung, aus welcher die Lösung zu entnehmen ist, wie etwa bei Symphosius (Anthol. Lat. ed. Riese I, p. 199) (Serra):

Dentibus innumeris in toto corpore plena
Frondicomam subolem morsu depascor acuto.
Mando tamen frustra, quia respuo praemia dentis.

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