Obrazy na stronie
PDF
ePub

Oxymora, wie: Er will den Bock melken; Ironie, wie: Kleider machen Leute; am liebsten aber verwendet das Sprüchwort Gleichklänge, um einen formalen Abschluss zu gewinnen, wie: Noth kennt kein Gebot; Heute roth, morgen todt; Unverhofft kommt oft; Wer gut schmeert, der gut fährt; An Gottes Segen ist Alles gelegen; Gut Gewissen, ein sanftes Kissen; Uebermuth thut selten gut; Wie gewonnen, so zerronnen; Wohlgeschmack bringt Bettelsack; Borgen macht Sorgen; Hoffen und Harren macht Manchen zum Narren; Eigner Heerd ist Goldes werth; Mitgefangen, mitgehangen; Geld regiert die Welt; Augen auf, Kauf ist Kauf; cet.; auch: Trunkner Mund, wahrer Mund; Art lässt nicht von Art; Ein Mal ist kein Mal; Mittelstrass die beste Strass; Spare was, so hast du was; Ehestand, Wehestand; cet. Ferner: Gleich und Gleich gesellt sich gern; Wagemann, Winnemann; Wagen gewinnt, Wagen verliert; Allzu scharf macht schartig; Frische Fische, gute Fische; Böses muss man mit Bösem überbösern; Rast ich, so rost' ich, u. d. m.

Von einigen alten Rhetoren wurde das Sprüchwort, da es von den Rednern nicht selten verwandt wurde, zu den Redefiguren gezählt; so von Cornelius Celsus (nach Quint. IX, 2, 104). Quintilian, der den Gebrauch der „proverbia opportune aptata" (VI, 3, 98) empfiehlt (VIII, 6, 57 sq.), entscheidet. sich nicht bestimmt, ob die apoia etwa als eine Art der Allegorie (cf. Kokondr. Sp. V. III, p. 236) oder als ein besonderer Tropus zu betrachten sei. Tryphon (Sp. V. III, p. 206) führt die παροιμι. auf als „τρόπος τῆς φράσεως“ und definirt sie als „λόγος εἰρημένος ἐν ἀρχῇ πρὸς ἕτερον, λεγόμενος δὲ ὑφ ̓ ἡμῶν κατὰ ἀνακύκλησιν πρός τινα τῶν ὁμοηθών. Es wird also die Anwendung des Sprüchworts auf einen andern Fall, als welcher ursprünglich zu seiner Bildung den Anlass gab, gewissermassen als Gleichniss betrachtet, dem ja Tropus zu Grunde liegt. Damit stimmt Beda's Bemerkung (Rhet. Lat. ed. H. p. 616): „hic tropus adeo late patet, ut liber Salomonis, quem nos secundum Hebraeos parabolas dicimus similitudo, sententia, parabola), apud Graecos ex eo nomen paroemiarum, hoc est proverbiorum, acceperit." (cf. oben Bd. II, 1, p. 74). Ebenso fassen die apoia Donat. (III, 6, 2), Charisius (IV, 4, 16),

**

Diomed. (p. 458 P.), Isidor. (or. I, 36, 28). —*) Es ist klar, dass das Sprüchwort, wenn es zum Dienst der Rede in einem grösseren Redeganzen verwandt wird, nichts ist, als ein Citat aus einem Gemeingut, und dass ihm dadurch seine Selbstständigkeit nicht verloren geht. Allerdings ist solche Berufung auf das allgemein Anerkannte von grosser Kraft, wie z. B. die Amme bei Euripides (Hipp. 265) ihre bewegte Rede schliesst: Our TO λίαν ἧσσον ἐπαινα τοῦ μηδὲν ἄγαν· καὶ ξυμφήσουσι σου qoi o. So Cicero (Phil. III, 11): Etenim in contione dixerat φοί μοι. se custodem fore urbis, seque usque ad Kalendas Maias ad urbem exercitum habiturum. O praeclarum custodem ovium, ut aiunt, lupum! Bei Schiller (Wallenst. T.) sagt Gordon zu Wallenstein: „Und doch erinnr' ich an den alten Spruch: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben." Bei Molière (l'Avare, I, 3) sagt höhnisch der Bediente: M'empêcherez-vous de maudire les avaricieux? Harp. Non; mais je t'empêcherai de jaser et d'être insolent. Tais-toi. La Flèche: Je ne nomme personne. Harp. Je te rosserai, si tu parles. La Flèche: Qui se sent morveux, qu'il se mouche. Schneidend spricht Lady Macbeth zu ihrem Manne bei Shakesp. (Macb. I, 7): Wouldst thou have that which thou esteem'st the ornament of life, and live a coward in thine own esteem, letting "I dare not" wait upon I would," like the poor cat i'the. adage? (Delius citirt hierzu aus Heywood's Proverbs (1560): The cat would eat fish and would not wet her feet.).

II. Das Epigramm.

Es ist erklärlich, dass das Epigramm, wie es bisher als Werk der Poesie aufgefasst wurde, zu einer befriedigenden und

*) Offenbar stützt sich diese Auffassung auf Aristoteles (vid. oben p. 172 sq.). Man beschränkte den Begriff der napotuía auf deren Darstellung durch ein Bild, Allegorie, fasste die übrigen Sprüchwörter als Gnome, sententia. Donat's Beispiele sind: „adversum stimulum calces und lupus in fabula“, und es würde hierzu auch sein zum Asteismus gegebenes Beispiel passen (Virg. Ecl. III, 91): „atque idem jungat vulpes et mulgeat hircos", denn sowohl πηξ τὸν βοῦν ἐλαύνει" (Paroem. gr. Diogen. II, 73) wie τράγον ἀμέλγων (ib. VII, 95) sind nagoula. So bezeichnen auch Acron und Porphyr, Hor. ep. I, 17, 20: Equus ut me portet, alat rex (innos μè qégei, fuother's με Tote bei Diogen. V, 31) in demselben Sinne als agoμía.

festen Abgränzung seines Begriffs nicht gelangen konnte. Die Sprachbilder, für welche man den Terminus gebrauchte, *) zeigten keine bestimmte Form (Suidas: ἐπίγραμμα. πάντα τὰ ἐπι γραφόμενα τισι, καν μη ἐν μέτροις εἰρημένα, ἐπιγράμματα Meyera) und in Bezug auf ihren Inhalt stand nur dies fest, dass er aus einem bestimmten Anlass, bei einer besonderen Gelegenheit sich ergab, und dass der also hervorgerufene Gedanke sich darauf beschränkte in einem in sich abgeschlossenen Ganzen sich zum Ausdruck zu bringen, ohne eine weitere Entfaltung zu suchen. Der geringe Umfang solcher Sprachwerke, die anscheinende Leichtigkeit ihrer Hervorbringung, die grosse Menge der Darstellenden, unter denen die gefeierten Dichternamen wenig vertreten waren, regte nicht dazu an, ihr Wesen prinzipiell zu erörtern, und die ungemeine Mannigfaltigkeit der hierher gehörigen Produktionen nach Form und nach Gehalt bereitete überdem jedem Versuch einer Systematisirung erhebliche Schwierigkeiten. **) Wie sie von

*) Von anderen Benennungen für das Epigramm z. B. Sinngedicht, Ueberschrift, Kurzgedicht, Stachelreime u. a. ist keine in allgemeineren Gebrauch gekommen. Der durch Göthe's und Schiller's Epigramme berühmt gewordene Name Xenien" (cf. Hom. Ilias 11, 779; Od. 3, 490; Vitruv. VI, 7, 4) ist dem Martial entnommen, welcher lib. XIII seiner Epigr. so betitelte (ähnlich lib. XIV: ,Apophoreta" (cf. Athen. VI, p. 229: Suet. Vesp. 19)). Es waren Epigramme aus Einem Distichon bestehend, im ursprünglichen Sinne von Inschriften verfasst, deren Ueberschrift auch von Martial selbst herrührt.

**) Epigramme als wirkliche Inschriften sind selbstverständlich schon in sehr frühen Zeiten vorhanden gewesen; mit besonderem Eifer werden dann diese Sprachbilder kunstmässig behandelt (wie oben von den Sprachkunstwerken schon allgemein angegeben wurde) in den Zeiten des Abblühens oder der Unkraft der Poesie. Wir citiren hier nur aus der Litteraturgeschichte der Griechen und Deutschen: Bernhardy (Griech. Litteraturg. Bd. I, p. 559) von der Alexandrinischen Poesie: „Man mied im Bewusstsein des Unvermögens das Epos.“ „Die Lust an launigem Spiel“ und „extemporaler Dichtung“ „führte bloss zu jenen geistreichen Spielen in Witz und Lebensklugheit, mit denen alle Poesie schloss, zu dem Epigramm und der Fabel.“ Ueber die Deutsche Dichtung der ersten Hälfte des 17. Jahrh. bemerkt Gervinus (Gesch. d. Dtsch. Dicht. Bd. 3, p. 304 fg.): „Das Antithetische, Witzige, Epigrammenartige durchdrang gleichsam die ganze Dichtung dieser Zeit." Es ist kaum irgend ein namhafter Dichter dieser Zeit, der nicht Epigramme gemacht hätte." „Fast ist das Epigramm die erfreulichste Seite der Zeit." (Man vergleiche dazu die Schilderung der weltlichen Lyrik dieser Zeit 1. c. p. 240 sq.).

den gebildeten Römern angesehen wurden, mag man etwa aus dem jüngeren Plinius entnehmen. Er schreibt (IV, ep. 14) an einen Freund: lusus meos tibi prodo. Accipies cum hac epistola hendecasyllabos nostros, quibus nos in vehiculo, in balineo, inter cenam oblectamus oblectamus otium temporis. His jocamur, ludimus, amamus, dolemus, querimur, irascimur, describimus aliquid modo pressius modo elatius, atque ipsa varietate temptamus efficere, ut alia aliis, quaedam fortasse omnibus placeant." Und nachdem er die Ausgelassenheit in einigen solchen lusus" entschuldigt, sagt er: „Unum illud praedicendum videtur cogitare me has nugas inscribere hendecasyllabos, qui titulus sola metri lege constringitur. Proinde sive epigrammata sive idyllia sive eclogas sive, ut multi, poëmatia seu quod aliud vocare malueris licebit voces, ego tantum hendecasyllabos praesto."*) (vid. auch id. V, 3). Es erscheint darum auch bei den Neueren das Epigramm als wenig berechtigt im Gebiete der Dichtkunst, als ein Anhängsel irgend einer Gat

"

*) Plinius (1. VII, ep. 9) empfiehlt das Anfertigen solcher Gedichte ledig lich als Stilübung: „volo carmina (scribas), nam saepe in orationes quoque non historicae modo sed prope poëticae descriptionis necessitas incidit Fas est et carmine remitti, non dico continuo et longo sed hoc arguto et brevi Lusus vocantur. (cf. Martial. (VII, epigr. 7): Fas audire jocos, levioraque carmina, Caesar, sit tibi, si lusus ipse triumphus amat.) - Bezeichnend für die Schätzung des Epigramms ist auch Varro's Bemerkung (ap. Non. v. poema): Poema est is rov9uos, id est, verba plura modice in quandam conjecta formam. itaque etiam δίστιχον ἐπιγραμμάτιον vocant poema. Poesis est perpetuum argumentum ex rhythmis, ut Ilias Homeri et Annales Ennii. Es widerspricht keineswegs dieser Auffassung, wenn Martial (IV, 49) den Werth der Epigramme schwülstigen Epen und Tragoedien gegenüber hervorhebt, indem er dabei betont, dass sie eben nicht Dichtungen enthalten: Nescis, crede mihi, quid sint epigrammata, Flacce,

Qui tantum lusus illa jocosque putas.
Ille magis ludit, qui scribit prandia saevi
Tereos, aut coenam, crude Thyesta, tuam,
Aut puero liquidas aptantem Daedalon alas,
Pascentem Siculas aut Polyphemon oves.
A nostris procul est omnis vesica libellis:
Musa nec insano syrmate nostra tumet.
Illa tamen laudant omnes, mirantur, adorant.
Confiteor: laudant illa, sed ista legunt.

[ocr errors]

tung, welches zu einer sicheren Einordnung in die historisch und theoretisch begründeten Arten der Poesie zu gelangen keine Aussicht hat. Wie man es betrachtet, sagt deutlich Fr. Vavassor (de epigrammate liber et epigr. libr. IV p. 3.): Constare vidi inter omnes, etiam poetarum, qui in isto se vel ludo vel labore exercuissent, assensu, cum studiorum levissimum genus poetica foret, tum poeticae levissimum opus epigramma esse." In Bezug auf Rubrizirung des Epigramms erfährt man z. B. von Hegel (Aesthet. Bd. III, p. 326), dass es („zum epischen Worte koncentrirt“) zur epischen Dichtgattung gehört; Vischer (Aesth. Bd. III, 2 p. 1373) rechnet es zur Lyrik; Gottschall (Poetik, Bd. 2. p. 175 fg.) nennt es ein didaktisches Gedicht und bezeichnet es nach Hegel's Vorgang als „lakonische Urform des Epos;" W. Wackernagel (Poetik, Rhetorik und Stilistik (p. 159)) fasst „das Epigramm der Lehre und des Spottes als eine in die Didaxis übertragene epische Lyrik," dagegen (p. 138) „das Epigramm der Empfindung als von episch-lyrischer Natur." Schon hieraus ergiebt sich, dass, wenn einerseits das Epigramm als Kunstwerk empfunden wurde, es doch andrerseits dem Gebiet der Dichtkunst sich nicht zuweisen lässt. Und in der That, wenn durch irgend einen Anlass ein Gedanke angeregt wird, welcher des Aufbewahrens werth scheint, und dieser desshalb möglichst klar, treffend, anmuthig ausgesprochen wird, wo ist denn da ein Dichten? Wäre nicht eher zu sagen, dass das Dichten hier gerade fern gehalten ist? Der Ausdruck eines solchen Seelenmoments soll episch sein, oder lyrisch, oder wenn auch Tendenz ein Kunstwerk als solches begründen soll didaktisch! Man wird da an Jean Paul's (Vorsch. der Aesth. § 75) Scherze erinnert: „Ich wünsche nicht, dass mir Mangel an System vorgeworfen würde, wenn ich wenigsilbige, mikroscopische Gedichte nur flüchtig berühre, als da sind z. B. ein blosses Wehe! Ach! - (es würde zur Elegie gehören) oder ein blosses Heisa! Juchheh! (offenbar der verkürzte Dithyrambus.)" Nun noch als die ordentlich kürzesten Gedichtformen gar Frag- und Ausrufzeichen anzuführen und die einfachen, doppelten etc. zu klassifizieren, wäre wohl in jedem Falle nur ein Scherz und wahrhaft überflüssig." Das Epigramm als eine Concentration des Epos" oder als dessen „lakonische Urform" zu fassen ist historisch falsch und begrifflich schief, soll

[ocr errors]

« PoprzedniaDalej »