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mit der Richtung auf die Praxis des Lebens. Es rückt also z. B. irgend einen Vorgang in helle Beleuchtung dadurch, dass es für ihn eine Vergleichung bei der Hand hat, wie Livius (VIII, 8) erwähnt: Inde rem ad triarios redisse quum laboratur, proverbio increbuit. So etwa: Er ist auf den Hund gekommen; Da stehen die Ochsen am Berge; Arena cedere; Ad restim res rediit; Inter sacra saxumque stare; (Paroemiogr. Gr. ed. Gaisford. Diog. C. V, 17; E cod. Coisl. 257; E cod. Bodl. 356): ἥλικα τέρπει; Θεὸς ἐκ μηχανῆς; ἐν Καρὶ ὁ κίνδυνος. Es begleitet aber nicht nur das Sprüchwort die Vorgänge mit einem passenden Bilde, sondern es übt viel häufiger damit zugleich eine Kritik, bald launig, bald scharf. So z. B. (Simrock, die dtsch. Sprüchwörter): Wer's Glück hat, dem kalbt ein Ochs; Eine blinde Henne findet auch wohl ein Korn; Mehr Glück als Verstand; Von Herzen gern, sagen die Bauern, wenn sie müssen; Hahnreischaft ist die vornehmste Zunft; Er treibt die Hunde aus und geht selbst mit. Iliades post Homerum; Duabus sedere sellis; Aliud sceptrum, aliud plectrum; Non ex quove ligno fit Mercurius; Nemo feli tintinnabulum annectere vult; Lac gallinaceum. (Paroem. gr. Diog. V, 34; 58; VI, 16; 27, 83; VII, 1): Kaduɛia νίκης Κρητίζειν; λίνῳ λίνον συνάπτεις; λύχνον ἐν μεσημβρία ἅπτειν; νεφέλας ξαίνειν; ὄνου σκιά Simrock (1. c.) giebt von dieser Art unter den Sprüchwörtern kleine Fabeln und Erzählungen, wie: „Sind auch Kleien da? fragte die Sau an der Tafel des Löwen." Unserm Herrgott ist nicht zu trauen, sagte der Bauer. Da machte er Heu am Sonntag." "Nicht um Meinetwillen, sagte der Wolf, aber ein Schaf schmeckt doch gut.“ —

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Wenn nun nach dem Gesagten ein Unterschied im Inhalt wie in der Form auch zwischen den lehrhaften Sprüchwörtern und den kunstmässigen Gnomen vorhanden ist, so kann doch eine feste Gränzlinie nicht gezogen werden, denn es hindert nichts, dass die literarische Gnome als ehrwürdig, als praktisch, als treffend und anziehend im Ausdruck auch volksthümlich wird und dadurch zum Sprüchwort. In beschränkterem Kreise werden beständig literarische Sinnsprüche und Worte bekannter Personen als Citate zu einem freilich mehr weltbürgerlichen als volksthümlichen Gemeingut der Gebildeten und Gelehrten. G. Büchmann hat in unseren Tagen eine Sammlung von solchen Citaten

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unter dem Namen: „Geflügelte Worte" (Ed. Fournier (Paris) hat Aehnliches unter dem Titel: l'esprit des autres) gegeben, „die zu irgend einer Zeit Eindruck auf einen grösseren Kreis, gewöhnlich von Zuhörern, gemacht haben." Bei uns werden dergleichen Sinnsprüche nur allmählich und nur zum Theil in die unteren Volksschichten dringen, wie umgekehrt das eigentliche Sprüchwort von den Gebildeten nur ausnahmsweise citirt wird; wo aber der Unterschied zwischen Gebildeten und Ungebildeten sich in geringerem Grade ausprägte, wie bei den Griechen, wird die Gnome unmittelbar zum Sprüchwort, und das Sprüchwort bleibt im Gebrauch aller Volksgenossen. In Platon's Dialogen z. B. finden sich Sprüchwörter in grosser Zahl. Bei uns also sind Citate, wie etwa: „Die schönen Tage in Aranjuez sind nun zu Ende (Schiller); „σoɛra ag" (Homer); „utile dulci“ (Horaz); „Vous l'avez voulu, George Dandin" (Molière); „Something is rotten in the state of Denmark" (Shakesp.); „Lasciate ogni speranza" (Dante) durchaus zu Sprüchwörtern der Gebildeten geworden, nicht aber des Volkes; dagegen sind volksthümlich z. B.: „Allemal derjenige, welcher." (Angely); „Alles schon dagewesen." (Gutzkow); „Es kann ja nicht immer so bleiben." (Kotzebue); „Du hast es eingerührt, du musst es auch aufessen." (Ter. Phorm. II, 2: Tute hoc intristi; tibi omne est exedendum.); „Dreimal ziehen ist so schlimm, wie einmal abbrennen.“ (Franklin: Three removes are as bad as a fire); auch Apophthegmen, wie Hansemann's: „Bei Geldfragen hört die Gemüthlichkeit auf"; Schulenburg's: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht"; Roon's: angenehme Temperatur"; Bismarck's: „Eisen und Blut." cet. Die Gnomen der Bibel sind natürlich in grosser Zahl als Sprüchwörter bei den Culturvölkern in Gebrauch, wie (Spr. Sal. X, 2): IN; Unrecht Gut gedeihet nicht; Bien mal acquis ne profite pas; Ill gotten goods do not prosper. (ib. XXVI, 27): Se o ; Wer Andern eine creuse la fosse, y tom

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Grube gräbt, fällt selbst hinein; Celui qui bera: He who digs a pit for another, may soon fall himself therein. Aristoteles berührt demnach für die

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apoia*)

*) Ueber die Ableitung des terminus vid. Bergk (Griech. Litt. Bd 1, p, 363): Wie προοίμιον von οἴμη abgeleitet den Eingang des Liedes bezeichnet,

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mit seinen knappen Worten das Wesentliche. Er sagt (Rhet. Π, 21): ἔναι τῶν παροιμιῶν καὶ γνώμαί εἰσιν Ζ. Β. Αττικος πάροικος und definirt (ib. III, 11): καὶ αἱ παροιμίαι μεταφοραὶ απ' εἴδους ἐπ' εἶδός εἰσιν· οἷον ἄν τις ὡς ἀγαθὸν πεισόμενος αὐτὸς ἐπαγάγηται, εἶτα βλαβῇ, ὡς ὁ Καρπαλιός φησι τὸν λαγώ· ἄμφω γὰρ τὸ εἰρημένον πεπόνθασιν, (Der Karpathier hatte ein Haasenpaar nach seiner Insel gebracht, dessen Sprösslinge dann die Feldfrüchte abfrassen. Ar. meint also nach dem Beispiele hier die epigrammatische Art des Sprüchworts, wie auch vorher.) Wie wir sahen (cf. Bd. II, 1 p. 25 sq. 28 sq.) sind die μεταφοραὶ ἀπ ̓ εἴδους ἐπ ̓ εἶδος die Tropen, welche später Metonymie hiessen, und auf denen die Parabel beruht (vd. 1. c. p. 71 sq.); demnach giebt nach Aristoteles die agоuia, sofern sie nicht blosse Gnome ist, eine bildliche Darstellung, deren Verständniss bei der Uebertragung auf ähnliche Vorgänge, welche unter denselben allgemeineren Gedanken zusammengefasst werden können, auf Reflexion beruht. Man sieht, wie eng sich hiernach Sprüchwort und Fabel berühren. (Quint. V, 11, 21: лαias genus illud, quod est velut fabella brevior.) In der That hat auch die Fabel manche Sprüchwörter geliefert. So bei SimлаQоμía soviel als Zwischengesang, Beige sang oder Schlussvers, der die einzelne Strophe oder das ganze Lied abschliesst, daher auch soviel als Refrain: wie z. B. ὴ παιὼν auch als παροιμία bezeichnet wird, d. i. ἐφύμνιον, ἐπίφθεγμα oder ἐπίρρημα (Athen. XV, 696) s. Klearch bei Athen. XV, 701, obwohl der Compilator den Gedanken seines Gewährsmannes nicht recht wiedergegeben zu haben scheint. Doch ist auch eine andere Erklärung des Wortes παροιμία möglich: παροιμία konnte eine in poetischer Fassung überlieferte Erzählung (oïμŋ) sein, die zur Vergleichung, als Beispiel mitgetheilt wurde, wie παραινεῖν von αἶνος, αἱνεῖν gebildet ist; äunlich sagt Eurip. Iph. Aul. 1147 nagadà alvíɣuara, die nicht direkt auf das Ziel losgehn, sondern den Sinn nur andeuten. Irrig leiten die älteren Grammatiker аоμíɑ von oluos ab, wie Hesychius und Diogenian. Wie man nagaμvdía sagte und παραμυθίον, ebenso παροιμία und προοίμιον.“ Die Lateiner hatten neben proverbium auch den terminus adagio, worüber T. Varro (L. L. VII ed. Sp. p. 318 sq.): „Apud Valerium Soranum vetus adagio est, P. Scipio quod verbum usque eo evanuit, ut Graecum pro eo positum magis sit apertum; nam idem quod παροιμίαν vocant Graeci Adagio est littera commutata abagio, dicta ab eo quod ambit orationem, neque in aliqua una re consistit sola. Adagio dicta ut Adustum quod circum ustum est" cet. (Später auch adagium z. B. Gell. N. A. praef. Festus: Adagia ad agendum apta." cf. Vossius, Or. Inst. P. II, p. 211 sq.).

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rock (dtsch. Sprichw.): „Die Trauben sind sauer, sagte der Fuchs." (Paroem. gr. Zen. C. III, 75): „ëvdúerai poi tηv dɛovTv."; (Petron. 74): „inflat se tanquam rana“; auch erfindet der Witz wohl eine Art von Fabeln, damit sie citirt werden können, wie etwa (Aus der Gegend von Hildesheim): „Et werd all' Dage slimmer, säe de Krei, as man den Galgen afbrok." ,,Nimmt' nich öwel, säe de Voss, da harr 'he ne Gos bim Wickel." „Ek kann 'r nich vor, säe de Wulf, da draug he en Schap weg.“ Dennoch ist es nicht richtig, dass Fabeln Sprüchwörter sein können, und Aristoteles hat sich geirrt, wenn er die agiuia für eine Trope oder für eine Parabel, also für eine ästhetische Figur erklärte, denn das Sprüchwort geht aus von einem wirklichen Vorgang, die Parabel und ebenso die Fabel dagegen erdichtet den ihrigen, jenes empfängt den Anlass aus einer Erfahrung, diese schafft ihn durch Phantasie: das Sprüchwort ist eben Gedanke, die Fabel beruht auf Tropus, was später noch genauer zu erörtern ist. Die von uns als Sprüchwörter angeführten Fabeln sind lediglich Citate, welche den Inhalt einer Fabel als bildliches Beispiel anführen; die Fabeln aber, welche folgen, zeigen nicht Thiere, welche statt der Menschen auftreten, sondern Menschenwitz, der mit der Thiernatur scherzt. —*)

Zur Begränzung des Begriffs „Sprüchwort" wäre endlich noch zu erinnern, dass diejenigen formelhaften Redensarten Sprüchwörter nicht zu nennen sind, welche keinen selbstständigen Gedanken aussprechen oder andeuten. Wendungen also etwa, wie: Zahn der Zeit; sammt und sonders; vor den Riss treten; Haare lassen müssen; sich aus dem Staube machen; kalt wie Eis; mit Sack und Pack; extremis digitis attingere; wov поMITIxóv; πολιτικόν; ''; juste milieu; food for powder; Dolce far niente sind keine Sprüchwörter; dass bei dieser Ausscheidung Gränzstreitigkeiten möglich sind, ist zuzugeben, wie z. B. bei: receptui

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*) Etwas Anderes ist der Zusammenhang zwischen Sprüchwort und Fabel. Auf ihn weist öfters hin Gervinus in seiner „Geschichte der Deutschen Dichtung“, als auf eine Verbindung und Wechselbeziehung" und bemerkt (Bd. II; p. 135); „Die Fabel ist mit dem Sprichwort so verwandt, dass man sie nur eine poetische Verkörperung desselben nennen möchte, und bekanntlich sind die Epimythien der einfachsten Fabeln von jeher nichts als einfache Sprichwörter gewesen."

canere; premere pollicem; ad amussim; ex diapέrpou; wie Schuppen von den Augen fallen; die Worte auf die Goldwage legen; den Krebsgang gehn; die Zähne weisen; ; la grande nation; u. d. m., und die Beurtheilung wird davon abhangen, ob die Wendung noch etwa wie eine Redefigur empfunden wird (worüber unten), oder ob sie nur noch einfach als Glied der Rede wirkt.

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Die Bedeutung des Sprüchworts ist sehr hoch anzuschlagen; seine Einwirkung auf Gestaltung und Wahrung der Denkweise, auf die Kultur der Völker ist ungemein weitgreifend, und es bestimmt in stiller Leitung ebenso kräftig und vielfach die öffentliche Meinung, wie die Beurtheilung privater Lebensverhältnisse, *) ja selbst die Erwägungen Hochgebildeter. Den Grund für diese Macht findet Quintilian theils in der erprobten Wahrheit des Sprüchworts, theils darin, dass es als Gemeingut jedem Einzelnen anzugehören scheint, der es geltend macht. Er sagt (V, 11, 41), wo er von dessen auctoritas" spricht, ea quoque, quae vulgo recepta sunt, hoc ipso, quod incertum auctorem habent, velut omnium fiunt, quale est: „ubi amici, ibi opes", et ,,conscientia mille testes", et apud Ciceronem (Cato m. 3, 7): pares autem, ut est in vetere proverbio, cum paribus maxime congregantur: neque enim durassent haec in aeternum, nisi vera omnibus viderentur." Nach Demetrius (de eloc. Sp. V. III, p. 297) sind Sprüchwörter an sich anmuthig, und selbst ihre Häufung gefällt: φύσει χάριεν πρᾶγμα ἐστι παροιμία, ὡς ὁ Σώφρων μέν, Επιάλης, ἔφη, ὁ τὸν πατέρα πνίγων, καὶ ἀλλαχόθι που φησιν, ἐκ τοῦ ὄνυχος γὰρ τὸν λέοντα ἔγραψεν· τορύναν ἔξεσεν· κύμινον ἔσπειρε, καὶ γὰρ δυσὶ παροιμίαις καὶ τρισὶν ἐπαλλήλοις χρῆται, ὡς ἐπιπληθύωνται αὐτῷ αἱ χάριτες. Da bei uns die Verwendung des Sprüchworts mehr als bei den Alten den Gegensatz zwischen den literarisch Gebildeten und dem Volke erkennen lässt, da eben desswegen auch Natürlichkeit und volksthümlicher Ausdruck bei uns dem Sprüchworte vorzugsweise

* Quintilian (IV, 5, 16 sq.) untersucht, ob eine doppelte Art der Vertheidigung vor Gericht anzuwenden sei. Sichtlich leitet ihn bei seiner Ansicht das Sprüchwort: iniquum petendum, ut aequum feras in Verbindung mit dem anderen: non tentanda, quae effici omnino non possint.

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