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alberner Monotonie erneuert, ohne in innerlicher Verbindung mit dem Inhalt zu stehn und ohne von einer Einheit beherrscht zu sein, welche an sich eine weitere Entfaltung forderte

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Form und Gehalt decken sich dagegen recht eigentlich bei den Erzeugnissen des Wortwitzes, die man besonders als Wortspiele zu bezeichnen pflegt. Jean Paul (Vorsch. d. Aesth.) erblickt den Reiz des Wortspiels einmal darin, dass es, obwohl Spiel, nicht ganz ohne Wahrheit sei. „Von der Wahrheit, welche allen witzigen Aehnlichkeiten unterzulegen ist, kommt etwas, obwohl wenig, den wortspielenden zu; denn wenn in der Ursprache stets der Klang des Zeichens der Nachhall der Sachen war: so steht einige Aehnlichkeit der Sachen bei der Gleichheit ihres Wiederhalles zu erwarten." Ein zweiter Reiz des Wortspiels sei „das Erstaunen über den Zufall, der durch die Welt zieht, spielend mit Klängen und Welttheilen. Jeder Zufall, als eine wilde Paarung ohne Priester, gefällt uns vielleicht, weil darin der Satz der Kausalität selber, wie der Witz, Unähnliches zu gatten scheinend, sich halb versteckt und halb bekennt." Ein dritter Grund des Gefallens am Wortspiele ist die daraus vorleuchtende Geistesfreiheit, welche im Stande ist, den Blick von der Sache zu wenden gegen ihr Zeichen hin." Aristoteles zeigt sich (Rhet. III, 11) den Wortspielen des Witzes nicht abgeneigt, die er Ta αστεία nennt, wie z. B. Isocrates gesagt habe: τὴν ἀρχὴν τῇ πόλει ἀρχὴν εἶναι τῶν κακῶν; der Doppelsinn werde da durch Homonymie oder Metapher hervorgebracht. Auch die blossen Lautspiele (rapa papua, wie sie z. B. von dem Schol. (τὰ παρὰ γράμμα, zu Arist. Eqq. 59 (Bugoirn, Lederkranz, statt avgoin, Myrtenkranz) angemerkt werden, sind ihm recht. Spröder verhält sich ihnen gegenüber Quintilian (VI, 3, 46 sq.), doch führt auch er eine Antwort an (nämlich auf die Frage: quo tempore Clodius occisus esset: sero), welche für sich allein hinreiche, diese dicta ridicula" nicht durchaus zurückzuweisen. Bestimmter behandelt er die auf der Lautähnlichkeit beruhenden Witze lib. IX, 3, 66 sq., die er dem Redner doch kaum verzeihen mag, obwohl sie im Privatleben (1. c. 73) erfreuen.

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Es sind nun diese Spiele des Witzes wesentlich zweifacher Art, denn einmal kann der Witz darin bestehen, dass aus blosser Aehnlichkeit der Laute eine Beziehung der Wortbedeutungen

auf einander abgeleitet wird, wie wenn man sagt: das ist eine „Lügende", benutzend die Aehnlichkeit der Laute von „Lüge" und „Leg" in "Legende"; und weiter darin, dass er uns unvermuthet erinnert, wie sich verschiedene Bedeutungen an denselben Laut gebunden finden, wie wenn man sagt: seine Frau ist ihm "theuer", (oder sie ist ihm kostbar") d. h. sie kostet ihm viel. Die Wortspiele der ersteren Art wollen wir Wortwitze nennen; die der zweiten: Witzworte. Wir besprachen oben die Wort witze im Dienste der Rede als Parechesen und Paronomasieen (Bd. II, 1, 157; 160 sq.), oder als Paragrammatismos (ib. p. 232), die Witzworte als Amphibolie (ib. p. 239 sq.).

Aehnlichen Klang von sinnverschiedenen Wörtern benutzt z. B. Lichtenberg (Verm. Schr. Bd. II, p. 376) zu dem Wortwitz: Wenn man seinen Stammbaum und die hoffnungsvolle Jugend ansah, so musste man gestehen, dass die Familie ein wahrhaftes perpetuum nobile wäre; " (umgekehrt nennt bei Cic. (de or. II, 63) Cato den M. Fulvius Nobilior: Mobilior) ebenso (ib. p. 378): „Eine Ausgabe auf papier velin und eine auf papier vilain; auch (ib. p. 369): „Der Pastor baut den Acker Gottes, und der Arzt den Gottesacker." Ein Lieblingsspruch Schopenhauers: „Obit anus, abit onus"; Jemand, der, weil er Schläge bekommen, sich nicht rechtzeitig eingefunden, wurde damit entschuldigt, er sei verhintert worden; Sich nach der Decke strecken, um sich eine Strecke zu decken; dem créancier, der dem débiteur zurief: mille écus; antwortete dieser: mille excuses; den berühmten Schafzüchter Thaer nannte Jemand den deutschen Woll-Thaer; im Mittelalter hiess es: Germanis vivere est bibere; Haug (Stachelre ime):

Valut, der Prediger,

Schuf in der Furcht des Herrn

Sein Häuflein Gläubiger

Zu seinen Gläubigern.

Morgens rühmt der Freunde Kreis,
Potor sagt nicht, was er weiss,
Ach, und Abends wird geklagt:
Potor weiss nicht, was er sagt.

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Rückert (Ged. V, p. 319):

Ich kos't im Kosegarten,

Schon matt von Matthison." und (p. 329):

O du schmählich halb vergessner,

Unvergesslich mir, o Gessner."

Ferner (IV, 39, 4):

Ein muth'ger Will' ist gut, noch besser will'ger Muth Doch Willmuth und Muthwill' ist eine böse Brut." — Es klingt kurz und gut, wenn Abraham a Sancta Clara sagt: Dermalen gilt Argentum mehr als Argumentum,“ aber possenhaft und ermüdend wirken auch hier die Häufungen, wie z. B. in seiner Lektion für liederliche Kriegsknechte: „Fort mit den Soldaten, die mehr vom Muskateller als von der Musketen halten, die lieber umspringen mit der Sabiel als mit dem Sabel, die lieber haben das Zechhaus als das Zeughaus, die sich mehr kümmern um Rummel als um die Trummel, mehr um den Tantz als um die Schantz. Ich frag euch Höllbraten, seid ihr Landsleut' aus dem Himmel- oder Lümmelreich? Eure Courage besteht im Krug, nicht im Krieg; euch kömmt das Saufen leichter an als das Laufen" u. s. f. —

Die Witzworte, welche auf der mehrfachen Bedeutung desselben Wortlautes beruhen, auf Doppelsinn, erscheinen im Allgemeinen feiner. Die Calembours der Franzosen *) sind meist dieser Art. Nach der Rückkehr Louis XVIII. im Jahre 1815 sagte man in Paris: Nous sommes en état de payer de grandes contributions, parceque nous avons un gros revenu. Den Mr. de Bièvre bat Louis XVI um ein Calembour: Sur quel sujet Votre majesté le désire-t-elle"? Sur moi, sagte der König. Mais, Sire, un roi n'est pas un sujet." Beissend Salvandy bei V. Hugo's Aufnahme in die Akademie: Monsieur, vous avez introduit en France l'art scénique (l'arsenic). Ruge (Vorsch. zur Aesth. p. 153) erzählt, wie einem Offizier wegen ungeziemen

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*) Ueber „Calembour" sagt Littré (dictionn.): „Jeu de mots fondé sur des mots se ressemblant par le son, différant par le sens, comme quand M. de Bièvre disait que le temps était bon à mettrs en cage, c'est-à-dire serein (serin). D'après Chasles (Études sur l'Allemagne, 1854) l'origine de ce mot est le nom de l'abbé de Calemberg, personnage plaisant de contes allemands. Au XVI siècle, les calembours se nommaient équivoques."

den Benehmens die Thür gewiesen wurde, und, als er sich darauf berufen, dass er Offizier sei, geantwortet: „Gemeiner konnten Sie nicht sein, das habe ich wohl gesehen." - Lichtenberg (Verm. Schr. Bd. I, p. 331): „Es wäre vielleicht gut, wenn Redner sich Einen hohen Absatz am Schuh machen liessen, um im Fall der Noth sich auf einmal viel grösser zu machen. Diese Figur müsste, zur rechten Zeit gebraucht, von unglaublicher Wirkung sein." (ib. p. 365): Wie geht's?" fragte ein Blinder einen Lahmen. Wie Sie sehen, "" antwortete der Lahme, ganz passabel."" Diogen. Laert. (VI, 49) erzählt vom Diogenes: Ιδών ποτε Ολυμπιονίκην πρόβατα νέμοντα, ταχέως, εἶπεν, ὦ βέλτιστε, μετέβης ἀπὸ τῶν Ὀλυμπίων ἐπὶ τὰ Νέμεα. Cicero (de or. II, 64): Ridicule etiam illud L. Porcius Nasica censori Catoni, cum ille: Ex tui animi sententia tu uxorem habes? Non hercule, inquit, ex mei animi sententia." Haug (Stachelreime):

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Die Einheit nur ist viel, und wenig ist die Menge.
Das All und Eine hat ein Wesen im Allein;

Das Allgemeine selbst ist ohne All gemein.

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Wenn nun durch die im Vorhergehenden erwähnten Lautspiele und Wortspiele ein Gefälliges, Ueberraschendes, Witziges geboten wird, leicht anzuhören immerhin und doch nicht ohne Geschick und Talent, oft auch nicht ohne lange Bemühung zu beschaffen, so liegt nahe, dass man zur Mittheilung von Dergleichen auch auf eine Form verfiel, welche das zu eigener Genugthuung Gefundene den Anderen nicht sofort preissgab, namentlich etwa, wenn es erst weiteren Sinnens bedurft hatte, dass es nach Wunsch zu Stande kam. Man brachte also das Gefundene in solche Form, dass gerade die Schwierigkeiten der Auffindung, über welche nur der glückliche Einfall in einem Augenblick hinweghilft, hervortreten, und begnügte sich, durch Andeutungen den Anderen das nochmalige Finden zu ermöglichen. Dies ist die Form des Räthsels. Bemerkungen also z. B. der

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Art: Vögel und Sänger singen vom Blatt; ein Häring ist eine Art Ring, die Eintracht eine Art Tracht; kurz wird durch Verlängerung kürzer; Miniaturmaler verkleinern ihre Nebenmenschen absichtlich werden zu Räthselfragen: Wer sind die besten Sänger? Welcher Ring ist essbar? Welche Tracht ist die beste? Welches Wort wird kürzer, wenn man ihm eine Sylbe hinzufügt? Wer verkleinert absichtlich seine Nebenmenschen? So benutzt Sosias in den „Wespen" des Aristophanes (15 sq.) den Doppelsinn von donis (Schlange und Schild) in Xanthias Rede sofort: οὐδὲν ἄρα γρίφου διαφέρει Κλεώνυμος cet. zur Bildung eines Räthsels.

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Zur Würdigung des Reizes, welchen ein so zierliches Kunstwerk, wie das Räthsel, immerhin bietet, gehört behagliche Stimmung, wie sie sich unsere Zeit, der es immer an Zeit fehlt, nicht oft zu verschaffen weiss. Kaum noch ist es den Kindern gegönnt, sich am Suchen und Finden der Lösungen zu erfreuen, zu staunen über wunderliche Verschlingung und neckische Trennung von Laut und Begriff, im Spiele zu erproben die „,animorum incredibiles motus celeritatemque ingeniorum" (Cic. Arch. 8). Es hat eben Alles seine Zeit, aber auch für die fortschrittsbeflügelten Europäer wäre es so übel nicht, wenn sie zuweilen nach dem Drängen und Wühlen des Tages wie Abends die Beduinen vor ihren Zelten ein heiteres Gespräch um seiner selbst willen zu führen Kraft und Lust behielten. Da fände sich zum Uebermuth des Wortwitzes, zum scherzenden Doppelsinn als natürlicher Begleiter auch das Räthsel. Und dies muss ja überhaupt bei Beurtheilung solcher Spiele festgehalten werden, dass Sprachkunst im Wesentlichen auch Sprechkunst ist, dass ihr Schaffen seiner Natur nach Improvisation, ihr Genuss ein momentaner ist. Sobald diese Sprachbilder literarisch auftreten, laufen sie Gefahr, in blosse Bravour der Technik, in alberne Kunststücke auszuwachsen. Auch ist zu erinnern, dass bei dem Vortrag des Räthsels der Reiz des Suchens nicht geschmacklos gedehnt werde bis zur Ermüdung. Eine Pause zwischen Stellung der Aufgabe und deren Lösung gebietet sich von selbst, aber diese muss hinzugefügt werden, sobald jene in ihrer Eigenthümlichkeit vom Hörer genügend begriffen ist. Das Lösen soll nicht Arbeit für sich werden, sondern der Aufgabe sich anreihen, denn erst mit

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