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Wort mit dem andern vertauschen, sondern er will uns durch seine Vertauschung zu einem sogar gehobenen Verständniss verhelfen. Erinnern wir uns dabei, dass die Sprache keinen Zwang zum Verständniss auszuüben vermag, überall vielmehr nur ein ungefähres Verständniss erreicht, so werden wir vom Tropus nichts mehr erwarten, als dass er eine Anregung gebe zum Entstehen einer adäquaten Vorstellung. Er erreicht dies dadurch, dass seine gewöhnliche Bedeutung mit derjenigen in Zusammenhang steht, welche das sogenannte eigentliche Wort haben würde, leicht also auf diese hinlenkt und, wiefern er dadurch die Seele zu besonderer Thätigkeit anregt, welche sie bei Nennung des eigentlichen Wortes sich erspart hätte, in erhöhter Lebendigkeit die Bildung des geforderten Begriffs herbeiführt. Solchen Zusammenhang zeigt uns entweder a. die unmittelbare Wahrnehmung oder Anschauung; oder er erschliesst sich b. unserer Reflexion, unserm Nachdenken; oder er wird erschaut c. von unserer Phantasie. Danach unterscheiden wir als Tropen: a. die Synecdoche, b. die Metonymie, c. die Metapher.*)

*) Nicht selten findet sich für das Verständniss des Tropus noch besonders durch eine auf den „eigentlichen" Sinn deutende Bestimmung gesorgt. So bei der Synecdoche z B. ein wirthlich Dach; eine gastliche Schwelle; plλŋ xɛφαλή, βῶν ἀζαλέην (Π. 7, 238), τυκτῇσι βόεσσιν (Ι. 12, 105) βόας avas (11. 12, 137); ex solido elephanto (Virg. G. III, 26), sectus elephantus (Virg. A. III, 464), porta candenti nitens elephanto (Virg. A. VI, 896). Bei der Metonymie erklären sich hierdurch z. B. Ausdrücke, wie wir sie oben (Band I, p. 572) in Bezug auf die Sprachtechnik als Hypallage bezeichneten. Wenn bei Göthe es im Text von W. M. Lehrjahren“ („Der Sänger") heisst: Lass einen Trunk des besten Weins In reinem Glase bringen",

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in der „Gedichtsammlung" aber sich findet:

Lass mir den besten Becher Weins
In purem Golde reichen“,

so entsteht nun durch die Hypallage des Adjectivs eine Metonymie (denn das Gefäss wird genannt statt des in ihm Enthaltenen), deren Sinn ergänzt wird durch den Genitiv: Weins. Bedenkt man, dass dieser Genitiv im N. H. Dtsch. die Flexion nicht mehr zeigt, so erklären sich Ausdrücke, wie: „ein frisches Glas Wasser", „eine gute Flasche Wein"; ebenso z. B. Eurip. (Phoen. 1351): 2ɛvκοπήχεις κτύπους χεροῖν. Die Metapher erhält durch erklärenden Beisatz Bestandtheile des Gleichnisses, z. B. bei Tieck: flüssiges Gold (= Wein), Balsam und Trost (= tröstend, wie Balsam); Cic. ad fam. IV, 5): oppidùm cadavera projecta jacent; Hor (od II, 13, 32): aure bibere puguas; Mart. (9,

Diese Eintheilung nach mehr logischem Schema findet man im Wesentlichen schon von Aristoteles aufgestellt, wenn man beachtet, dass Aristoteles mit dem später zum Namen einer Art gewordenen μεταφορά unsern Begriff des Tropus bezeichnet. Ueber diese Term. cf. Bd. I, p. 361.) Es heisst (Poet. 21): „Metapher ist die Einführung eines fremdartigen Wortes (μεταφορὰ δέ ἐστιν ὀνόματος αλλοτρίου ἐπιφορά), welches entweder übertragen ist 1) von der Gattung auf die Art, oder 2) von der Art auf die Gattung, oder 3) von der Art auf die Art, oder 4) nach der Analogie (ἢ ἀπὸ τοῦ γένους ἐπὶ εἶδος, ἢ ἀπὸ τοῦ εἴδους ἐπὶ τὸ γένος, ἢ ἀπὸ τοῦ εἴδους ἐπὶ εἶδος, ἢ κατὰ τὸ ἀνάλογον).“ „Analogie nenne ich es, wenn sich ein Zweites zu einem Ersten verhält, wie ein Viertes zu einem Dritten; dann nämlich kann man statt des Zweiten das Vierte setzen und statt des Vierten das Zweite, fügt auch wohl zuweilen Dasjenige hinzu, zu welchem Dies in Beziehung steht, an dessen Stelle der übertragene Ausdruck tritt (τὸ δὲ ἀνάλογον λέγω, ὅταν ὁμοίως ἔχῃ τὸ δεύτερον πρὸς τὸ πρῶτον καὶ τὸ τέταρτον πρὸς τὸ τρίτου· ἐρεῖ γὰρ ἀντὶ τοῦ δευτέρου τὸ τέταρτον ἢ ἀντὶ τοῦ τετάρτου τὸ δεύτερον. καὶ ἐνίοτε προστιθέασιν ἀνς' οὗ λέγει πρὸς ὅ ἐστιν). Aristoteles giebt hierzu folgende Beispiele: 1) von der Gattung auf die Art: νηύς δέ μοι ἥδ' ἕστηκε, „hier steht mein Schiff (Hom. Od. 7, 185; 24, 308), wo der Gattungsbegriff „stehen" statt des Artbegriffs vor Anker stehn (liegen) eingeführt ist (τὸ γὰρ ὁρμεῖν ἔστιν ἑστάναι τι). 2) ἢ δὴ μυρί' Ὀδυσσεὺς ἐσθλὰ ἔοργεν Tausend Gutes fürwahr verrichtet Odysseus", (Ilias II, 272), wo der Artbegriff tausend" das bestimmter Anschauliche giebt statt des Gattungsbegrifs vieles“ (το γὰρ μυρίου πολύ ἐστιν, ᾧ νῦν ἀντι

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59, 3): oculis comedere aliquem; Cic. (off. II, 12): ficta omnia tanquam flosculi decidunt. Demetrius (de eloc. § 85, Sp. Vol. III, p. 282) führt an, wie Theognis eine gewagte Metapher durch ein Epitheton geschützt habe, indem er φόρμιγξ für τόξον als „φόρμιγγα ἄχορδον hinstellte. Cic. (de or. 3, 41) sagt: ne paulo durior translatio esse videatur, mollienda est praeposito verbo, z. B. ut ita dicam cet. und Longin (de subl. c. 32 Sp. Vol. I, p. 280) führt an: Αριστοτέλης καὶ ὁ Θεόφραστος μειλίγματα φασί τινα τῶν θρασειῶν εἶναι ταῦτα μεταφορῶν, τὰ, ὡσπερεί φάναι, καί, „οἱονεί, καί, πεί χρὴ τοῦτον εἰπεῖν τὸν τρόπον, καὶ, κεὶ δεῖ παρακινδυνευτικώτερον λέξαι.“ ἡ γὰρ ὑποτίμησις, φασίν, ἰᾶται τὰ τολμηρά. –

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τοῦ πολλοῦ κέχρηται). 3) Von der Art auf die Art. Ueber dies Beispiel: Χαλκῷ ἀπὸ ψυχὴν ἐούσας· — Τάμ' ατειρέϊ χαλκῷ." (die Stelle ist verderbt und bei Homer nicht zu finden) cf. Gräfen han in seiner Ausgabe der Poetik des Ar. (Comment. p. 156): Scriptor Cod. Med. D. dissecuit hunc versum, interjecta post ἐρύσας vocula καὶ, quod recepit Reizius, Tyrwh. Buhlius in ed. Bip. et Herm. cujus ipsius verbis pro mea sententia utor: „Exempla, quae nune quidem in Homero, unde sumpta videntur, nusquam occurrunt, non aliter apta erunt, nisi si universam utriusque vim, non verba εούσαι et ταμεῖν spectas; nam quis dicat ἀπὸ ψυχὴν ταμεῖν aut ἐρύσαι χαλκῷ? Sed si utrumque, et από ψυχὴν ἐρύσαι et ταμεῖν χαλκῷ significat occidere; jure poterunt inter se permutari, et translatio dici ἀπ ̓ εἴδους ἐπ ̓ εἶδος facta. Ex sequentibus: ἐνταῦθα γὰρ τὸ μὲν ἐρύσαι, ταμεῖν· τὸ δὲ ταμεῖν ἐρύσαι εἴρηται, ἄμφω γὰρ ἀφελεῖν τι ἔστι patet, nonnisi unum versum indicari; sine qux non metaphora esset in verbis: ταμι ατειρέϊ χαλκῷ" Wir lesen (mit geringer Aenderung) wie Gräfenhan: χαλκῷ ἀπὸ ψυχὴν ἀρύσας τάμ' ατειρέϊ χαλ x",,,mit dem Erze das Leben wegschöpfend schnitt er mit dem unverwüstlichen Erze". Es ist also „tödten, das Leben rauben der Gattungsbegriff, in Bezug auf welchen από ψυχὴν ἀρύσαι und ταμεῖν χαλκῷ sich verhalten, wie Art zur Art. — 4) Nach der Analogie: ὁμοίως ἔχει φιάλη προς Διόνυσον καὶ ἀσπὶς πρὸς Αρην· ἐρεῖ τοίνυν τὴν φιάλην ἀσπίδα Διονύσου καὶ τὴν ἀσπίδα φιάλην Αρεως (nach Athenaeus p. 433 ein Ausdruck des Timotheus) ἢ ὃ γῆρας πρὸς βίον, καὶ ἑσπέρα πρὸς ἡμέ ραν· ἐρεῖ τοίνυν τὴν ἑσπέραν γῆρας ἡμέρας καὶ τὸ γῆρας ἑσπέραν βίου. Es verhält sich die Schaale zum Dionysos, wie der Schild zum Ares; man kann also den Schild die Schaale des Ares nennen, und die Schaale den Schild des Dionysos. Oder: es verhält sich das Alter zum Leben, wie der Abend zum Tage. Man kann also den Abend das Alter des Tages nennen, und das Alter den Abend des Lebens." Man kann auch zuweilen, sagt Aristoteles weiter, solche Metapher bilden, wenn auch ein besonderes Wort für ein proportionales Glied nicht vorhanden ist: ἐνίοις δ' οὐκ ἔστιν ὄνομα κείμενον τῶν ἀνὰ λόγον, ἀλλ' οὐδὲν ἧττον ὁμοίως λεχθήσεται. Man kann also z. Β. vom Säen des Sonnenlichts sprechen, denn es verhält sich der Begriff, welcher etwa Sonnen

ausstrahlung heissen könnte, für den das Wort aber fehlt, zur Sonne, wie das Säen zur Frucht: οἷον τὸ τὸν καρπὸν μὲν ἀφιέ ναι σπείρειν, τὸ δὲ τὴν φλόγα ἀπὸ τοῦ ἡλίου ανώνυμον· ἀλλ ̓ ὁμοίως ἔχει τοῦτο πρὸς τὸν ἥλιον καὶ τὸ σπείρειν πρὸς τὸν καρ πόν, διὸ εἴρηται

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Es ist deutlich, dass die vier von Aristoteles aufgestellten Arten in zwei Gruppen zerfallen: I. Uebertragung a. von Gattung auf Art, b. von Art auf Gattung, c. von Art auf Art; II. nach der Analogie. Bei den drei Arten der ersten Gruppe gründet sich nämlich die Berechtigung zum Uebertragen auf einen derartigen Zusammenhang der Begriffe, dass diese, dem Inhalt nach derselben Sphäre angehörig, eine Differenz nur im Umfange zeigen; bei der zweiten Gruppe findet sich das Analoge in einer ganz fremden Sphäre und zeigt nur in dieser eine Gleichartigkeit der Beziehung mit einer Beziehung, welche innerhalb der Sphäre des eigentlichen Ausdrucks vor Augen steht.

Ferner zeigt sich die erste Gruppe bei genauerer Betrachtung als nur zweitheilig, da die Uebertragung von Gattung auf Art und von Art auf Gattung durch denselben Schritt zu Stande kommt, durch eine Bewegung zweier Begriffe, welche durch Subordination zusammengehalten werden, während die Uebertragung von Art auf Art eine Coordination der Begriffe voraussetzt, deren Zusammenhang also durch Setzung des einen noch nicht gegeben ist, sondern durch Reflexion gesucht werden muss.

Hiernach finden wir in der ersten und zweiten Art der Eintheilung des Aristoteles, was wir Synecdoche nennen, in der dritten die Metonymie, in der vierten die Metapher. Sage ich: er durchbohrt den Feind mit seiner Waffe" statt: mit dem Bajonnet, so ist dies Gattung für Art; sage ich:,,Der Tyrann stützt sich auf die Bajonnette", statt: auf die Waffen, so ist es Art für Gattung; Beides aber ist Synecdoche, bei welcher das Verständniss durch das Subordinationsverhältniss der Begriffe gesichert wird, vermöge dessen der eine sich unmittelbar der Anschauung mit den anderen zugleich darbietet. Hört man ferner: „Wer nie sein Brot mit Thränen ass" so steht hier Thränen“ für „Kummer". Beide Begriffe geben Arten an, wie das Unglück auf die Menschen wirkt: äusserlich und innerlich. Diese

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gemeinsame Sphäre erkennt die Reflexion und findet an dem Namen der einen Art sich hin zu der coordinirten anderen. Der Name uɛrvuía, Umnamung, für solche Vertauschung beigeordneter Arten derselben Sphäre ist wohl bezeichnend, wie ouvexdox gut ein Mitaufnehmen auf Grund des Subordinationsverhältnisses ausdrückt.

Sehr gut erkennt endlich Aristoteles in seiner vierten Art, der eigentlichen μɛraqogά, d. i. in dem Hinübertragen aus einem durch seine Beziehung bestimmten Ort in einer Sphäre an den entsprechenden Ort innerhalb einer anderen, die zu Grunde liegende Proportion. Es bedeutet ihm nämlich das xarά тò aváMoyov die Proportion (vid. Bd. I, p. 355), und er erklärt (Rhet. III, 10), dass unter den vier Arten des uneigentlichen Ausdrucks diese auf der Proportion beruhende die schönste sei (Twv de lɛtaφορῶν τεττάρων οὐσῶν εὐδοκιμοῦσι μάλιστα αἱ κατ' αναλογίαν), wie Perikles gesagt hat: die im Kriege verlorene athenische Jugend sei der Stadt so genommen, wie wenn man den Frühling aus dem Jahre wegnähme. Aristoteles giebt in diesem Beispiel die zum Gleichniss entfaltete Metapher, aus welcher sich nach seiner Anweisung die Metaphern: Der Frühling der Stadt, die Jugend des Jahres ergeben würden. Keine Brücke der Anschauung oder der Reflexion führt hier von dem Begriff des Frühlings zu dem der Stadt, oder von dem der Jugend zu dem des Jahres. Woher nun die Möglichkeit des Verständnisses, welches doch sofort vorhanden ist? Darin liegt sie, dass „Frühling" zu „Jahr" in einer gewissen Beziehung steht, da beide derselben Begriffssphäre angehören, und dass nun innerhalb einer anderen Begriffssphäre der Begriff Jugend" (junge Männer) zu dem Begriffe der Stadt" (Bürgerschaft) in derselben Beziehung steht, denn „Frühling“ und „Jugend" sind das der Zeit nach Frühe im Jahr" und in der „Stadt". Diese Gleichheit der Beziehungen innerhalb verschiedener Sphären erschaut aber die Phantasie und gestaltet sich die Welt um nach dem Schema der Proportion; die Differenz der Sphären beunruhigt dabei nur die Wissenschaft, nicht die Kunst.

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Dass Aristoteles die Tropen nicht auf die einzelnen Wörter beschränkt dachte, geht z. B. aus Rhet. III, 11 hervor: xai ai παροιμίαι μεταφοραὶ ἀπ' εἴδους ἐπ ̓ εἶδός εἰσιν· οἷον ἄν τις ὡς ἀγαθὸν πεισόμενος αὐτὸς ἐπαγάγηται, εἶτα βλαβῇ, ὡς ὁ

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