Obrazy na stronie
PDF
ePub

Und der Mond, der stille Lauscher,

Wirft sein goldnes Licht hinein."

oder Schiller (Spazierg.): „Die Sonne Homer's lächelt auch uns"; oder Göthe (Tasso): „Die Schalkheit lauscht im Grünen halb versteckt, Die Weisheit lässt von einer goldnen Wolke Von Zeit zu Zeit erhabne Sprüche tönen"; wir stehen in einem Tempel voll allegorischer Statuen, wenn wir Schiller (Solon) hören: „Um den athenischen Gesetzgeber steht die Freiheit und die Freude, der Fleiss und der Ueberfluss, stehen alle Künste und Tugenden, alle Grazien und Musen herum, sehen dankbar zu ihm auf, und nennen ihn ihren Vater und Schöpfer." - So Hor. (od. III, 1, 39):

Sed Timor et Minae

Scandunt eodem, quo dominus; neque

Decedit aerata triremi, et

Post equitem sedet atra Cura (ähnlich od. II, 21).

Es ist hier zweier Termini zu gedenken, welche bei Neueren den Tropen zugesellt worden sind. Adelung (Dtsch. Styl Bd. I, p. 427) behandelt als „, Mythologie" die „mythologischen Bilder“ der Alten und (ib. p. 439) „die Prosopopõie, Personifikation, Personendichtung"; und ihm wurde vielfach gefolgt. Gottschall (Poetik, Th. I, p. 195) nennt als Trope die Personifikation und unterscheidet dann als Arten die metaphorische, allegorische und mythologische. Personifikation ist indess keine besondere Art sprachlichen Ausdrucks, sondern bezeichnet allgemein die Art, wie unser Geist Dinge und Welt auffasst; sie durchzieht die ganze Sprache unwillkürlich und unbewusst in jeder Benennung, die dies verräth, wenn sie später auch Geistiges bezeichnet; sie drückt den Abstrakten mit dem Genus ihr Siegel auf, zeigt sich in der Satzform als die Einheit u. s. w.; sie schafft auch die Mythologie, indem sie von ihr selbst gebildete Begriffe zu Eigennamen befestigt; sie gehört als terminus in die Psychologie, in der Sprachlehre ist sie nur als Grund unzähliger Erscheinungen in Betracht zu ziehen. — Wie die Namen der Mythologie metonymisch gebraucht werden, besprachen wir schon oben (p. 69); aber ausser den legitimen Gottheiten wurden nach dem Vorgang Homers und Hesiods (cf. Hdt. II, 53) für den einzelnen Fall auch neue geschaffen. Bei den Alten ist der Uebergang zu ernst gemeinter Personifikation

[ocr errors]

oft unmerklich. Dike, Nemesis, Peitho sind Gottheiten; die virtus bei Hor. (III, 2, 17 sq.): „recludens immeritis mori coelum", oder die aperάapers" bei Aristoteles: an die Tugend" sind αμετά als Gottheiten vorgestellt; in der Komik auch die Awow (Ar. eq. 529), oder außavinei 'Araón (id. nub. 1151); bei den Neueren ist das Bewusstsein, dass man mit Produkten der Phantasie zu thun hat, und mit Wirkung erheben wir Abstrakta nur zu menschlicher Persönlichkeit, wie Schiller (Braut von Messina): „Schön ist der Friede, ein lieblicher Knabe liegt er gelagert am ruhigen Bach."

--

Was die zweite Art anlangt, so bemerkten die Alten, dass die Verhüllung des Ausdrucks in der Allegorie, durch welche sie der Dunkelheit und der Nacht gliche (τῷ σκότῳ καὶ τῇ νυκτί), Furcht erregend sei (πᾶν γὰρ τὸ ὑπονοούμενον φοβερώτερον), und so werde sie passend bei Drohungen verwandt, wie Dionys den Lokrern sagte: ὅτι οἱ τέττιγες αὐτοῖς ᾄσονται χαμόΣεν statt ὅτι τεμεῖ τὴν Λοκρίδα, ebenso bei den Mysterien. (Demetr. de eloc. § 99 sq. Sp. Vol. III, p. 284 sq.) Gregor. Cor. (1. c. p. 216) sagt, man spreche in Allegorieen aus Scham, oder Behutsamkeit ( ɛvìáßeur ĥ di aiuzúrn), Georg. Choerob. (1. c. p. 244) fügt hinzu: oder des würdig Feierlichen wegen (dia σεμνότητα).

[ocr errors]

"

Dahin gehören z. B. die Abschiedsworte des Catilina bei Sall. (c. 31): incendium meum ruina restinguam; Voss (Luise, Id. I.): „Schnippisches Kuckindiewelt! Nur gut, dass der Dirne Geburtstag Einmal im Jahre nur kömmt, sonst wüchsen die Bäum' in den Himmel"; Sprichwörter, wie: „der Apfel fällt nicht weit vom Stamme“; „der Zopf, der ihm anhängt“; „der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht"; "avaleur de charrettes ferrées (Renommist)"; manger son blé en herbe (sein Vermögen vorausverzehren)"; mit Würde gedenkt Wallenstein bei Schiller (Tod Wallenst.) seiner Person im Unglück: „Den Schmuck der Zweige habt ihr abgehauen: Da steh' ich, ein entlaubter Stamm; doch innen im Marke lebt die schaffende Gewalt, die sprossend eine Welt aus sich geboren." Ebenso im Unglück sagt Wolsey bei Shakesp. (Henry VIII, 3, 2): The King has cur'd me, I humbly thank his grace; and from these shoulders, These ruin'd pillars, out of pity, taken a load would sink a navy.

Shakespeare hüllt oft den Ausdruck höchster Leidenschaft in Allegorie, wie z. B. (Oth. IV, 1): Ay, let her rot, and perish, and be damned to-night; for she shall not live: No, my heart is turned to stone; I strike it, and it hurts my hand; oder (King Rich. I, 2): Be Mowbray's sins so heavy in his bosom, that they may break his foaming courser's back, and throw the rider headlong in the lists!

[ocr errors]

Da ein Bild anschaulicher ist, als eine abstrakte Darstellung, so kann wohl auch die Allegorie zur Verdeutlichung angewandt werden. Lessing (Anti-Goeze, 2) sagt von seinem Styl, dass er seine Erbsünde" sei: „er verweilt sich bei seinen Metaphern, spinnt sie häufig zu Gleichnissen, und malt gar zu gern mitunter eine in Allegorie aus"; und dass er allerdings, durch die Phantasie, mit auf den Verstand seiner Leser zu wirken suche, und es nicht allein für nützlich, sondern auch für nothwendig halte, Gründe in Bilder zu kleiden" (Anti-G. 8). Die Allegorieen dienen allerdings nur dem Affekt, wenn Lessing z. B. sich gegen Klotz richtet (Briefe antiq. Inh. 54): „Mein werthester Herr, ein anderes ist, einem Weihrauch streuen; und ein anderes, einem

[ocr errors]

das Rauchfass um den Kopf schmeissen. Ich will glauben, dass es Ihre blosse Ungeschicklichkeit im Schwenken des Rauchfasses ist aber ich hahe dem obngeachtet die Beulen, und fühle sie." Es kitzelt mich freilich, mich von Ihnen unter die Zierden Deutschlands gezählt zu sehen aber nun genug mit dem Kitzeln: denn sehen Sie, ich muss mich schon mehr krümmen, als ich lachen kann. Oder denken Sie, dass meine Haut Elephantenleder ist? Sie werden mich todt kitzeln." Sie preisen die Felsenkluft wohl nur des Wiederhalles wegen." „Sie schneiden den Bissen nicht für meine, sondern für Ihre Kehle; was mir Würgen verursacht, geht bei Ihnen glatt herunter." Wenn das ist, mein werthester Herr, so bedauere ich Sie, dass sie an den unrechten gekommen. „Den Ball, den ich nicht fangen mag, mag ich auch nicht zurückwerfen." Aber als Grund steht z. B. die Allegorie (A. G. 1): Wie, weil ich der christlichen Religion mehr zutraue, als Sie, soll ich ein Feind der christlichen Religion. sein? Weil ich das Gift, das im Finstern schleichet, dem Gesundheitsrathe anzeige, soll ich die Pest in das Land gebracht haben?" wozu (A.-G. 6) Hieronymus citirt wird, der, in ähnlicher

"

-

Lage wie Lessing, ähnlich sagte: O impudentiam singularem! Accusant medicum, quod venena prodiderit! Dass Allegorieen formelhaft werden können, bemerkte schon Quintilian. Er sagt (VIII, 6, 51): ceterum allegoria parvis quoque ingeniis et cotidiano sermoni frequentissime servit. nam illa in agendis caussis jam detrita partem conferre" et "jugulum petere" et „sanguinem mittere" inde sunt, nec offendunt tamen; so bei uns vom Zahn der Zeit verzehrt ", „Etwas an die grosse Glocke hängen“, „Etwas aus der Luft greifen ", „die Suppe nicht so heiss essen, als sie gekocht ist", cet.

"

--

"

Die Natur der Allegorie bringt es mit sich, dass sie nicht leicht ohne Hülfe eingemischter Ausdrücke von „eigentlicher" Bedeutung die schnelle, sinngemässe Auffassung ihres Bildes zu sichern vermag (cf. oben p. 25 Anm.). Quintilian (VIII, 6, 47) bemerkt: habet usum talis allegoriae frequenter oratio, sed raro totius: plerumque apertis permixta est.*) Tota apud Ciceronem talis est: hoc miror enim, querorque, quenquam hominem ita pessundare alterum verbis velle, ut etiam navem perforet, in qua Illud commixtum frequentissimum (pro Mil. 21): ipse naviget. Equidem ceteras tempestates et procellas in illis duntaxat fluctibus concionum semper Miloni putavi esse subeundas. Nisi adjecisset duntaxat fluctibus concionum, esset allegoria. Quo in genere et species ex arcessitis verbis venit, et intellectus venit ex propriis.

-

So ist es z. B. eine reine Allegorie, wenn Bossuet eine junge Fürstin rühmt: „Cette jeune plante, ainsi arrosée des eaux du ciel, ne fut pas longtemps sans porter des fruits." Dagegen giebt Göthe (Egm.) die gemischte Allegorie: „Wie von unsichtbaren Geistern gepeitscht, gehen die Sonnenpferde der Zeit mit unseres Schicksals leichtem Wagen durch; und uns bleibt nichts als, muthig gefasst, die Zügel festzuhalten, und bald rechts, bald links vom Steine hier, vom Sturze da, die Räder wegzulenken." In der Allegorie des Psalm 80 (79), in welcher Israel (vs. 9-17) unter dem Bilde eines Weinstocks erscheint, wird das Verständniss theils durch den Zusammenhang (vs. 5-8 und

*) Vossius (Inst. or. P, II, IV p. 197) theilt darum ein in alleg. pura, quae mere allegorica est, et mixta, quae proprium adjungit ad majorem claritatem,"

1820), aber auch durch Hindeutungen zu Anfang der Allegorie gesichert.

2. Das Gleichniss. (lxv, simile.)

Wie oben bemerkt (p. 43 sq.; p. 79 sq.), fassen Aristot. und Quintilian das Gleichniss als Nebenstellung der Metapher neben den eigentlichen Ausdruck, womit deren weitere Ausführung verbunden. sein kann. Aristoteles fügt richtig hinzu (Rhet. III, 10), dass das Gleichniss weniger angenehm sei, als die Metapher, weil es gedehnter sei, und die Phantasie schwächer errege, da es ihr nichts zu suchen überlasse.*) Caesar bei Shakesp. (J. C. III, 1) bedient sich, um die Festigkeit seines Willens zu bezeichnen, Cassius gegenüber, eines Gleichnisses: "I am constant as the northern star Of whose true-fix'd and resting quality There is no fellow in the firmament"; mit wachsender Stärke sagt er Dasselbe dem weiter bittenden Cinna in der Metapher: Hence! Wilt thou lift up Olympus? - Man findet so nicht selten bei Dickens kühnere Metaphern durch vorangeschickte Gleichnisse eingeführt. So heisst es (Our Mutual Friend I, ch. 3): The figure looked like a bird of prey nachher weiter in der Erzählung: the bird of prey statt des Namens; (A Tale of Two Cities, II, ch. 24): Like the mariner in the old story, the winds and streams had driven him within the influence of the Loadstone Rock nach Paris) bald heisst es dann: He must go to Paris. Yes. The Loadstone - Rock was drawing him, and he must sail on, until he struck. Dies finden wir auch bei Homer z. B. Ilias. VIII, 163. Dem fliehenden Diomed ruft hier Hector das Gleichniss zu: γυναικὸς ἄρ ̓ ἀντὶ τέτυξο – und führt mit der Metapher fort: 998, xaxǹ yλývŋ —; andererseits erweitern sich auch wohl Metaphern zu Gleichnissen, wie Ilias IV, 274 sq. aus der Metapher: ἅμα δὲ νέφος εἴπετο πεζών sich das Gleichniss entwickelt: ὡς δ' ὅτ' ἀπὸ σκοπιῆς εἶδεν νέφος αἰπόλος ἀνὴρ ἐρχόμενον κατὰ πόντον ὑπὸ Ζεφύροιο ἰωῆς.

--

(d. h.

Die Nebenstellung des Bildes durch das Gleichniss ist na

*) Da das Gleichniss das Bild als solches hinstellt, schien es den Alten mehr für den Gebrauch der Poesie geeignet. Ar. (Rhet. III, 4): xonoμov dè ἢ εἰκὼν καὶ ἐν λόγῳ· ὀλιγάκις δέ· ποιητικὸν γὰρ Ebenso urtheilt Demetrius (de eloc. § 90. Sp. Vol. III, p. 283.)

« PoprzedniaDalej »