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walt sein, wenn Erfurt drei Jahre 1), Ulm vierzehn 3), Zürich zehn 3), und Frankfurt an der Oder gar acht und zwanzig Jahre hinter einander im Banne blieben), so dass in der zuletzt genannten Stadt die Wiedereröffnung des nie gesehenen katholischen Gottesdienstes der Jugend ein Gegenstand der Lust und des Spottes war: aber es musste das doch auch auf den einzelnen Excommunicirten zurückwirken, und ihn die kirchliche Verdammung leichter erträglich erscheinen lassen.

Dazu kam, dass die von der Kirche mit der Excommunication verknüpften Folgen in der Praxis kaum und nicht einmal Seitens der Geistlichen 5) beobachtet wurden. Freilich verwiesen manche Städte die Excommunicirten aus dem Kreis ihrer Ringmauern, um nicht selbst mit der geistlichen Strafe zu verfallen ), aber der in viele Stadtrechte übergegangene 7) Satz des Sachsenspiegels: „Ban scadet der sele unde ne nimt doch niemanne den lif noch ne krenket niemanne an lantrechte noch an lenrechte, dar ne volge des koniges achte na" 8), und seine Bestimmung, dass Excommunicirte wohl vom geistlichen, nicht aber weltlichen Forum auszuschliessen seien 9), hielt doch die bürgerliche Rechtssphäre wesentlich von dem kirchlichen Eingriff frei.

Vor allen Dingen aber ist darauf hinzuweisen, dass die weltliche Obrigkeit nicht jede Excommunication ohne Weiteres respectirte, sondern sich ein Urtheil über deren Rechtmässigkeit vorbehielt.

Schon die Minnesänger hatten zwischen gerechtem und ungerechtem Bann unterschieden wissen wollen.

1) v. J. 1240-43. Falckenstein, Civit. Erfurt. hist. (Erfurt 1739.) 88.

2) Felix Faber, Hist. Suev. bei Goldast, SS. rer. Suev. 238. 3) Tschudi, a. a. O. 1, 351.

) Beckmann, Gesch. v. Frankf. a/0. 10. f. c. 24. in VIto De sentent. excomm. (5, 11.)

5) Hist. Episcop. Constant, 1, 496.

6) Vgl. Münchner Stadtr. ed. Auer S. 141.; Schnell, D. ältest. Ger.Ordn. v. Basel. 10.

7) Vgl. Friedberg a. a. O. 162.

*) lib. 3. art. 63. §. 2. Auch Sächs. Weichbild art. 5.
9) lib. 2. art. 63. §. 2. Rechtsb. n. Dist. lib. 3. c. 8. dist. 3.

Ban ist ein bant der lib und sele bindet,
ban ist ein Gotes vluoch, swen man da vindet,

daz er in banne stirbet, des wird nimmer rat,
Je doch unrehter Ban nie manne wirret,

unrehter ban, den ban er selber irret,

sang der Meissner 1), und auch der Sachsenspiegel deutet diesen Gesichtspunkt ) an..

So hatten denn auch die Städte und Fürsten oft mit Gewaltmaassregeln die Aufhebung ungerechter Excommunicationen erzwungen. Als Heilbronn 1370. gebannt wurde, warf der Magistrat alle Geistlichen in das Gefängniss), die Stadt Regensburg schloss aus demselben Grunde im J. 1357. alle geistlichen Schulen ), Strassburg, das schon früher die Träger der Bannbullen gegen Ludwig den Baiern in den Rhein geworfen hatte 5), erklärte, ,,sit das sü hettent vor gesungen, so soltent sü ouch fürbas singen oder aber us der Stat gon" 6), und nicht selten wurden gar die bannenden Geistlichen in einen förmlichen Belagerungszustand versetzt, und durch Aushungern zum Nachgeben genöthigt. Mehrere Concilienschlüsse erwähnen das 7), und die Gothaer Chronik v. J. 1328. erzählt es uns mit den einfachen Worten ): die Pfaffen wollten... in drey Jaren weder leuten noch singen. Da verböth Landgraff Friderich dass man ihnen nichts zuführen und tragen musste und wolte sie im Prediger kloster verpphälen. Do sungen sie wider".

Selbst ein so frommer Fürst wie Herzog Georg von Sachsen richtete sein,,gütlich Begeren" an den ex

1, 50.

1) v. d. Hagen a. a. O. 3, 89.

2) Lib. 3. art. 54. §. 3.

3) Jäger, a. a. O. 1, 145.

4) Oefele, SS. rer. Boic. 2, 508.

5) Oberbaier. Arch. f. vaterl. Gesch. (München 1889.)

6) Königshoven, Els. Chron. ed. Schilter (Strassb. 1698.) 280. So auch in Augsburg i. J. 1416., Burkard Zink in Chroniken a. a. O. 5, 76.

7) v. Cöln i. J. 1423. bei Hartzheim a. a. O. 5, 218. Von Würzburg i. J. 1446. ebendas. 5, 342.

) Tentzel, Hist. Goth. 93. v. J. 1328.

communicirenden Geistlichen, „ir wollet denselben aus dem Banne thun" 1), und Kaiser Friedrich IV. (III.) beauftragte den Herzog von Cleve gegen Geistliche, welche einem seiner Bediensteten irrung und verhindrung bereiteten, unverzüglich einzuschreiten, „Ine... all ir Rennt, zynns, nutz und guett, so si in deinem Lannde ligen haben in arrest, hafft und verbot legest und solanng darinn haltest, bis sy solich irrung abgethan haben“ 2).

Zuweilen wurde aber die staatliche Controle über die kirchlichen Urtheilssprüche gesetzlich geregelt. Theils präventiv, indem die staatlichen Behörden sich geradezu ein Placet vorbehielten. So in der Clevischen Landesordnung v. J. 1486.:,,ut nulla mandata seu precepta quorumcunque judicum Apostolicorum vel Ordinariorum ad se reciperent acceptarent, sigillarent, publicarent aut exsequerentur quovis modo, in causis secularibus vel prophanis, exceptis dumtaxat in quatuor, spiritualibus et ecclesiasticis, videlicet de testamentis et legatis de matrimoniis, synodalibus et reditibus spiritualibus et ecclesiasticis" 3), Brandenburg), in Baiern 5) und selbst in den geistlichen Staaten ").

so in

Andererseits aber waren die Behörden angewiesen, die ausgesprochenen geistlichen Strafurtheile zu prüfen, und die

1) Bei Reinhard, a. a. O. 367.

*) Chmel, Mon. Habsburg. I, 3, 592.

3) Bei Scotti, Samml. d. Ges. u. Verordn. die in d. Herzogth. Cleve u. d. Grafsch. Mark ergangen (Düsseldorff 1826.) 1, 13.

‘) Vgl. die Urkk. v. J. 1372. u. 1382. bei Riedel, a. a. O. I, 8, 234. 340.

5) Siehe unten im Abschnitt: Baiern.

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*) Vgl. Kopp, a. a. O. I., 1, 160. Vgl. auch den Brief, welchen der Pfarrer von Bussbach i. J. 1406. an den Dechanten in Mainz richtet bei Guden a. a. O. 3, 941: »Ich lassen Uch wissen so als ich by uch was zu leste. und Ir zu mir sprachet wurde mir icht verboden, daz sulde ich Uch lassen wissen. So sagen ich, daz mir der Edel, min Here von Falckenstein verboten hat... daz ich keine Process solle nemen uff yn oder . . . die Sinen, anders, dann uff der Canzeln und daz auch mit sinen Amptluden so bestellt hat. Und wers, daz ich darwider tede, er wurde sie mir so abe nemen, daz mir nicht gudes davon gecheen sulde; . . . . . Und soliche Gebode als ich verstanden han, sint auch undersessenen Priestern gescheen.<<

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für ungerecht befundenen nicht zur Vollziehung kommen zu lassen. Geschee es aber", so rescribirte Landgraf Ludwig von Hessen im J. 1444 1),,,das unser Schultheiss und der Rath zu Cassel erkennten, das einer mit unrechte zu Banne kommen were, dem adder den sollten sie zu seinen Rechten beystendig sein gen den Jhenen der In also mit unrecht zu Banne bracht hette."

So war in dieser Weise, wenn auch indirect ein Mittel gegeben, geistlicher Competenzüberschreitung und deren Folgen entgegen zu treten, und dass die Anwendung desselben eine in Deutschland ziemlich allgemeine war, ergeben zur Genüge die Beschwerden der Geistlichkeit, wie sie in dem Concordats-Entwurfe Carls V. auftreten 9), „dass Ihnen von den weltlichen mannigfache Verhinderung und Eintrag in ihre geistliche Jurisdiction geschehe, nämlich dass sie den Pfarherrn die geistlichen Processe und Mandate anzunehmen oder zu verkünden, dessgleichen dem Gerichtsboten dieselben zu tragen, auch ihren Unterthanen auf die ausgegangenen geistl. Citationen zu erscheinen verbieten, und diejenigen, so aus freiem guten Willen sich der geistlichen Jurisdiction unterwerfen, davon dringen, item,

dass si auch die Verbanten rechtlicher Weise nicht vermeiden, sondern dieselben in ihrem Ungehorsam handhaben, die Pfarrer dringen, den Bännischen die Sacramente zu reichen.

Aber auch sonst, um darauf jetzt überzugehen, wurde das Placet, freilich ohne juristische Ausbildung des Institutes, nicht ohne Bewusstsein und Betonung seiner Grundprincipien angewendet.

Als der Papst im J. 1367. den deutschen Clerus hart besteuerte, befahlen Herzog Stephan der Aeltere von Baiern und seine Söhne ): „kein Steuer oder gült

1) Bei Kopp, a. a. O. 1, 197. Vgl. auch Frankfurt a. M. bei Senkenberg, Selecta iur. et hist. (Francof. 1734. ff.) 1, 72.

2) Bei Buchholz, Gesch. Ferdinand I. (Wien 1832.) 3, 646. 3) Freyberg, Gesch. d. baier. Landstände (Sulzbach 1828.) 1, 265. Vgl. auch die von Hert, De superioritate territoriali in Opuscul. (Francof. 1716.) 2, 210 mitgetheilte Stelle des Nicolaus. von Clemange: >In Alemannia in certis Dioecesibus et provinciis percipit aliquid (der Papst) in aliis vero nihil: imo nec admittuntur

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zu geben, da ihre Land ein freyes Land sey und die Fürsten nicht gesinnt jemanden zu gestatten, solche gewohnheit in das Land zu ziehen bey Besserung an Leib und gut, da der Pabst nichts in ihrem Lande zu gebieten habe —“ also aus demselben Motive, dem auch der Sachsenspiegel seine mustergültige, der römischen Curie so verdammenswerth erscheinende Form gab 1).

Als Gregor XII. ein Subsidium charitativum vom deutschen Clerus eingefordert hatte, verbot Herzog Friedrich von Oesterreich-Tirol im J. 1407. jede Zahlung bei Strafe vierfacher Busse und des weiteren herzoglichen Unwillens 2). Und als der Provinzial der Barfüsser ein Ordenskapitel nach Aachen ausgeschrieben hatte, untersagte ihm das Friedrich IV. im J. 1475., befahl, es in seiner Gegenwart in Köln abzuhalten und gebot dem Aachener Magistrat, den Zusammentritt desselben auf keinen Fall zu dulden 3).

In gleicher Weise wurde die Zulassung der geistlichen Provisionsbullen oft genug beanstandet), und in Baiern

literae Apostolicae, nisi quantum placet episcopis, qui recusant in denegando Vidimus,

.

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1) Lib. I. art. 3.: . . . »wende de paves ne mach nen recht setten, dar he unse lantrecht oder lenrecht mede ergere.<

2) Brandis, Tirol unt. Friedr. v. Oesterr. (Wien 1823.) Urk. 30. 3) Chmel, Mon. Habsburg. I., S. 548.

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4) Vgl. auch Cless, Vers. einer kirchl. polit. Landes- u. Culturgesch. v. Württemb. (Tüb. 1806.) II, 2, 345. Schon i. J. 1486. erliess Erzbischof Berthold von Mainz eine Verordnung: ». . . Pastoralis sollicitudo officii nos admonet, ne cuiquam aliunde quam per ostium in Domum Domini concedatur ingressus, ne etiam nobis subjecti per falsos aut excogitatos processus literasque sive mandata molestentur, vexentur vel graventur . . . nonnulli etiam alii et plurimum penitus incogniti varios falsos processus penales atque mandata etiam per nudas copias, originalibus non ostensis, neque affixis, nisi forte nocturnis et inconsuetis temporibus et illis etiam tunc mox sublatis in diversis dictarum nostrarum civitatis et Dioecesis locis affigere et publicare vel se affixisse et publicasse asserentes non formidant, . . . . id circo volumus et ordinamus vobisque omnibus et singulis sub excommunicationis et centum florenorum auri Rhenensis ad fiscum nostrum persolvendorum penis, quas quemlibet huic nostro mandato contravenientem incurrere volumus ipso facto districte precipiendo in

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