Obrazy na stronie
PDF
ePub

de für die Fönigliche Academie der Wissenschaften aus den vorhergehenden Charten ausarbeiten mußte und nur 3 Gr. kostet.

§. 3.

Gränzen, Größe und Einwohner.

Da die Preußischen Lande aus funfzehn vers ́ schiedenen Theilen bestehen und unter vielen andern Landen sehr zerstreut liegen, so kann hier von den Gränzen im Allgemeinen nur so viel angegeben werz den, daß sie meistentheils zwischen dem 23ften und 41ften Grade der Långe und dem 50sten bis 54sten Grade 30 Minuten Nördlicher Breite liegen. Ihre lange Ausdehnung fångt sich von Abend gegen Mors gen von der Nord- und Ostsee und von der Holländischen Grånze an, und zieht sich in eis ner Absenkung aus Süd- nach Nordwesten durch den Westphälischen, Nieder- und Oberfåch sifchen Kreis bis an die Gränzen von Pohlen, Mähren, Böhmen und Lausnih.

Der Flächeninhalt aller Preußisch-Brandenburgischen Lande beträgt nach den Angaben des königl. Staats- und Cabinetsministers, des Grafen von Herzberg 3600, oder nach andern mathematischen Berechnungen gegen 3960 geographische Quadratmeilen; und nach den Bötticherschen statistischen Uebersichtstabellen nur 3529, wovon die einzelnen Angaben weiter unten bey jedem Lande besonders qufgeführt werden sollen.

So schwer es überhaupt ist, die Volksmenge. eines Staates richtig anzugeben, so giebts vielleicht onfer Sachsen keinen Staat, als den Preußischen, wo die Bevölkerung mit weniger Schwierigkeit und

A 3

mit

[ocr errors]

mit größerer Zuverlässigkeit angegeben werden kann. Denn schon unter des großen Churfürsten Fries drich Wilhelms Regierung erging am 5. Jan. 1683 ein Befehl zur Einsendung der Verzeichnisse von Getrauten, Getauften und Gestorbenen nach den Kirs cheninspectionen in der Churmark, wovon im Jahre 1684 das erste Verzeichniß von der Churmark gedruckt wurde. In diesem Jahre famen auch die reformirten Franzosen in die Churmark, welche aber erst 1692 in diese Verzeichnisse aufgenom men wurden und damals die neuen Ehepaare um 40, die Getauften um 133 und die Gestorbenen um 43 vermehrten. Von der Neumark, von Preus ßen und von Halberstadt sind die neuesten be kanntgewordenen Verzeichnisse vom Jahre 1696; und von den Jahren 1693 und 94 ist ein allgemeines Verzeichniß der Getrauten, Gebohrnen und Gestorbenen von allen Landen des Churhaus ses Brandenburg vorhanden, welches wahrscheinlich das erste in ganz Teutschland ist, das von ganzen. Landen gemacht und gedruckt wurde.

Diese Verzeichnisse und Volkszählungslisten werden historisch von jedem Orte besonders in den Städten durch die Polizey unter Oberaufsicht der Steuerråthe, auf dem platten Lande aber unter der Oberaufsicht der Landråthe, so wie auch durch die Prediger gemacht; und aus den Dertertabellen einer steuerråthlichen Inspection sowohl, als auch eines landråthlichen Kreises wird von jeder Inspection und von jedem Kreise eine allgemeine Tabelle verfertiget, woraus endlich die Tabellen von ganzen Provinzen zusammengetragen werden, welche die Grundlage. find, auf welche man die vollständigen, dem Könige

zu übergebenden Listen der Getrauten; Getauften und Gestorbenen, so wie auch die Generaltabellen der Volkszählungen bauet. Anfänglich machte man die Verzeichnisse der Getrauten, Gebohrnen und Gestorbenen durch den Druck bekannt, aber König Fries drich Wilhelm I. verbot dies durch einen Bes fehl vom 2. Jan. 1733. Nach der Zeit geschahen diese Zählungen selten und mit weniger Genauigkeit, bis sie der König Fredrich II. wieder in den Gang brachte und vervollkommnete, da sie denn besonders seit 1767 mit der größten Sorgfalt jährlich, und zwar vom Civil- und Militairstande vorgenommen . werden. Nach diesen Zählungen haben die preußis schen Staaten, Schlesien mit dazu gerechnet, wovon dem Könige besondere Listen zugesendet werden, gegen fechs Millionen Einwohner.

1

Mit den Preußischen Landen hatte es eine gleiche Beschaffenheit, wie mit dem ganzen übrigen Teutschlande, in Ansehung der Zahl der Einwohner, für welche der dreyßigjährige Krieg ebenfalls ein merk würdiger Zeitraum ist. Das von 1618 bis 1648 můs thende Schwerdt nebst der 1681 und 1682 mordens den Pest verminderten die Zahl der lebenden Men=" schen, Städte und Dörfer so außerordentlich, daßder Ersatz und die Vermehrung der Einwohner sehr nothwendig ward und von den Fürsten Teutschlands \ beherziget werden mußte, wenn ihre Staaten wieder blühend und mächtig werden sollten. Denn nach dem Westphälischen Frieden war der größte Theil der Dörfer in der Mark Brandenburg, Pommern und Schlesien unbewohnt; und noch jezt fehlen mehr als hundert Dörfer, welche zur Zeit Kaisers Karl IV., Churfürsten von Brandenburg, im Jahre 1375 nach

[blocks in formation]

dem, von Sr. Excellenz, dem Staatsminister, Gra= fen von Herzberg, herausgegebenen authen= tischen Landbuche dagewesen sind, obschon König Friedrich II. vom Antritte seiner Regie: rung an, bis zum Antange des Jahres 1785 in feinen Staaten 539 Dörfer und Vorwerke hat ers bauen lassen, in welchen 42,609 neue Familien angesezt worden sind, der einzelnen bey alten Dörfern angesetzten Colonistenfamilien nicht einmal zu gedenken.

So waren z. B. im sechzehnten Jahrhunderte um 1540 in allen Städten der Churmark nur 15,137 Feuerstellen und im siebenzehnten Jahrhunderte uns mittelbar vor dem dreyßigjährigen Kriege nur ohn gefähr 120 mehr. Rechnet man nun auf eine Feuerstelle fünf Menschen, und auf dem platten Lande zweymal soviel, so kommen 228,000 Menschen für die Chutmark. Diese Anzahl war zu des Churfürften Friedrich Wilhelms Tode nicht größer, als vor dem dreyßigjährigen Kriege, aber zehn Jahre spåter konnte sie 242,000 gewesen seyn, und funfzig Jahre nachher, beym Tode Königs Friedrich Wilhelm I. war sie viel stårker bewohnt. Unter der Regierung des Churfürsten Friedrich II. oder Königs Friedrich I. stieg in den legten Jahren des 17. Jahrhunderts die jährliche Mittelzahl aller Ge= tauften auf 61,206 in allen seinen Landen, hingegen von 1714 bis 1720, oder in den ersten sieben Regierungsjahren des Königs Friedrich Wilhelm I. schon auf 77,331, und bey Friedrichs II. Regierungsantritte 71,169, ohne Schlesien', Tecks lenburg, Lingen und Mörs. Im ersten Zeitabschnitte war die Mittelzahl der Gestorbenen 48,083, im

zwey

zweyten 57,518 und im legten 69,057. Nimmt man hier den Sükmilchischen Sah an, daß in ganzen Provinzen die Gestorbenen den 36sten Theil ausmachen, fo kommt heraus, daß damals die Zahl aller Mens schen 1,730,988,- im zweyten Falle 1,970,648 und im dritten 2,485,752 gewesen sey. Es ist daher als eine etwas zu große runde Summe anzunehmen, wenn Friedrich II. in seinen nachgelassenen Werken schreibt, er habe 3 Millionen Menschen von sei nem Vater geerbet, weil nur die lettere Summe nach der Berechnung der Gestorbenen in dem Jahre 1740 herauskommt, wo noch dazu fast in allen Provinzen epidemische Krankheiten herrschten, auch die Ostfriesen, Schlesier und Westpreußen noch nicht das zu gehörten. ́ Ueberhaupt konnte er die Volkszahl bey seinem Regierungsantritte wegen unterbliebener Zahlung nicht richtig wissen. Aus den weiter unten folgenden Angaben erhellet, daß Friedrich II. noch lange nicht drittehalb Millionen Unterthanen von seinem Vater erbte, und hingegen dem Könige Friedrich Wilz helm II., seinem Neffen, gegen sechs Millionen hinterließ.

Den Anrang zur Bergrößerung der Volksmenge in den Preußischen Staaten machte vorzüglich der große Churfürst, Friedrich Wilhelm, in den lezten dreyßig Jahren seiner Regierung auf die empfehlenswertheste und nachahmungswürdigste Weise. Er empfahl durch Edicte und eignes Beys spiel ungeheuchelte und vernünftige Gottesverehrung, Keuschheit, Arbeitsamkeit und Vaterlandsliebe. Er ermunterte seine Unterthanen zur thätigern Betreibung des Ackerbaues; machte Anlagen zu Manu-' factu

A 5

« PoprzedniaDalej »