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Von einem Katechumenate zu Lebzeiten des Apostels Johannes be= richtet Clemens A. in der bekannten Erzählung von jenem Jünglinge. Der Apostel übergab ihn dem Bischofe, damit er für ihn Sorge trage. Dieser nahm ihn in sein Haus auf, gab sich mit ihm ab, erwärmte und taufte ihn 4). Offenbar nimmt hier der Bischof, gegenüber dem Apostel, die Stelle eines Katecheten ein. Frenäus 1. c. gebraucht das Wort catechizare und catechizatus so, daß selbst Jene, welche die Entstehung des Katechumenates, als Unterrichtsanstalt, in das dritte Jahrhundert verlegen, gestehen, er habe dasselbe der Katechumenatsdisciplin entlehnt. Man darf aber nicht übersehen, Frenäus wendet dieses Wort auf den von Philippus getauften Eunuchen an. Der h. Bischof von Lyon entschuldigt den Diacon gleichsam, daß er so eilig taufte, mit dem Saße, der Eunuche habe der Katechese als ein von dem Propheten Präkatechesirter nicht bedurft. Nach der Ansicht des Frenäus, und er war ein Schüler des Polycarp, wurde demnach schon zu den Zeiten der Apostel vor der Taufe fatechesirt. Nicht anders Tertullian, der die schnelle Taufe des Eunuchen durch Philippus der offenbaren göttlichen Dazwischenkunft zuschreibt 5).

§. 26. Brief an Diognet.

Daß und in welcher Weise dieser Brief den Inhalt der ersten Katechese angibt, ist in §. 20. erörtert.

Wenn du diesen Glauben annimmst, fährt der Verfasser fort, dann fängst du an die Mysterien Gottes zu lallen c. 10. Die vollständige Erkenntniß der Mysterien des Vaters erlangen nämlich blos die Gläubigen durch die Kirche. „An sie wende dich darum, die Einsicht ge= währt, Geheimnisse offenbart, die Zeiten ankündigt, sich über die Gläubigen freut, den Suchenden gibt, von denen die Grenzen des Glaubens nicht durchbrochen, die Grenzen der Väter nicht überschritten werden.“ c. 11.

Der Apostelschüler spricht zwar auch von „Heiligen“, in welchen die Gnade vermehrt wird, mit größerem Nachdruck gebraucht er aber das Wort „Gläubige", und zwar da, wo von der Erkenntniß der Mysterien die Rede ist, so daß sich der Gedanke aufdrängt, zur Zeit Diognets habe man blos den Gläubigen die Geheimnisse bekannt gemacht. Deutlich geht dieses aus den Worten hervor: die Kirche offenbart die Geheimnisse und wenn du in dieselbe eintrittst, wirst auch du sie erkennen, denn gern theilen wir sie in diesem Falle mit c. 11. Das

4) Clem. Quis dives. c. 42. p. 959. Probst, Lehre und Gebet.

5) Tert. de bapt. c. 18. p. 205.

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selbe geschieht durch die beiden neben einander gestellten Säße: die Kirche freut sich über die Gläubigen und gibt den Suchenden.

Man kann erwidern, die Suchenden sind die Nichtchristen überhaupt, zu welchen auch Diognet gehört. Diognet suchte allerdings die Wahrheit, das geht aus den Fragen hervor, die er an den Apostelschüler stellt, und auf die ihm dieser antwortet. Von dem christlichen Glauben weiß er aber nichts, darum gibt ihm der Verfasser die Anfangsgründe desselben, die Glaubensregel, durch die er den allmächtigen unsichtbaren Gott kennen lernt, der die Welt erschaffen hat und regiert, der die Menschen mit Wohlthaten überhäuft, die Sünder aber zum ewigen Feuer verdammt c. 10. Von solchen Suchenden unterscheidet der Verfasser jene Sucheuden, welche die Glaubensregel bereits angenommen haben. Diognet erkundigte sich nach dem Christenthume, der Apostelschüler weist ihn an die Glaubensregel. Nahm Diognet sie nicht an, so war damit die Sache abgethan. Nahm er sie aber an, dann gehörte er zu jenen Suchenden, welche die Grenzen der Väter nicht überschreiten, zu jenen Suchenden, welchen die Kirche gibt 1). Die Suchenden sind darum keine Gläubigen; denn die sind Besißende, sie können aber auch keine Ungläubigen sein, denn ihnen theilt die Kirche nichts mit. Sie müssen darum solche sein, welche das Heil noch nicht besißen, die es aber wünschen und zu diesem Zwecke bereits mit der ihnen hilfreichen Kirche in Verbindung getreten sind. Das sind die Katechumenen sei es, daß sie aus den Reihen der Heiden, oder Juden, oder Häretiker hervorgingen.

Was gibt die Kirche den Suchenden? Zuerst die Glaubensregel. Nehmen sie diese unverändert an, so „wird hierauf (ɛita) die Furcht des Gesetzes besungen, die Gnadengabe der Propheten erkannt, der Glaube der Evangelien aufrecht erhalten, die Ueberlieferung der Apostel bewahrt und der Dank (Gnade, yáo̟ı) der Kirche frohlockt.“ c. 11.

Das richtige Verständniß dieser Worte ist schwierig. Nach dem Zusammenhange beziehen sie sich auf die Suchenden". Das ist das erste Merkzeichen, das für ihre Deutung maßgebend ist. Der Verfasser fordert den Diognet auf, er soll sich an die Kirche wenden, die werde ihm die Geheimnisse enthüllen; denn sie theile sie den Gläubigen mit und gebe den Suchenden. Sofort folgt der citirte Satz und unmittelbar an die letzten Worte desselben anknüpfend, sagt er, wenn du diese Gnade (Dank) nicht verschmähst, wirst du das erkennen, was der Logos redet. Es liegt auch in der Natur der Sache, daß sich der

1) Ἡ μήτηρ προσάγεται τὰ παιδία, καὶ ἡμεῖς ζητοῦμεν τὴν μητέρα τὴν ̓Εκxλnolav. Clem, A. paedag. 1. 1. c. 5. p. 110.

Apostelschüler vorzüglich mit den Suchenden beschäftigt, da Diognet, wie er hofft, auf dem Wege ist, ein solcher zu werden. Er sieht im Geiste gleichsam seine Bekehrung und deutet in schwachen und dunkeln Umrissen die Gaben an, welche die Kirche den Suchenden verleiht. Eine den Suchenden gewährte Gabe oder Gnade müssen demnach diese Worte enthalten; das ist das zweite Merkzeichen.

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Im Allgemeinen sagt der Wortlaut der Stelle: hierauf wird das Gesetz vorgelesen, wie auch die Propheten und Evangelien und eine der Predigt der Apostel conforme Predigt gehalten. Die Ueberlieferung der Apostel wird bewahrt", läßt sich nämlich viel weniger von der Lesung der apostolischen Briefe, als von der Wiederholung ihrer Predigt verstehen. Da dem obigen zufolge die genannten Worte eine den Suchenden von der Kirche verliehene Gabe enthalten, so wissen wir, Zusammenhang und Wortlaut zugleich im Auge behaltend, die Stelle nicht anders zu erklären, als die Kirche ließ die Suchenden, welche die Glaubensregel angenommen haben, zur Lesung und Predigt zu. Bestätigt wird dieses durch die Partikel eira (hierauf), welche die Zeitfolge angibt und ausdrückt nach der Annahme der Glaubensregel läßt sie die Kirche zum Gottesdienste zu. Wird diese Auffassung acceptirt, dann läßt sich die Frage, wer sind die Suchenden, mit Sicherheit beantworten. Es sind die, welche die Glaubensregel annehmen und hierauf zur Lesung und Predigt zugelassen werden; es sind die Katechumenen.

2) Die weiteren Worte des Briefes lauten: wenn du diese Gnade nicht verschmähest, wirst du erkennen, was der Logos spricht, durch die, welche er will und wenn es ihm gefällt. Was wir nämlich durch den Willen des befehlenden Logos auszusagen bewegt werden, mit Mühe theilen wir es euch mit, aus Liebe zu dem uns Geoffenbarten.

c. 11.

„wirst du erken Er hat ihm zwar die die Geheimnisse des

Wenn Diognet der Aufforderung des Verfassers Gehör schenkt und sich an die Kirche wendet, wird ihm die volle christliche Wahrheit zu Theil werden. Auf diese Weise sind die Worte: nen, was der Logos spricht“, zu erklären. Glaubensregel theilweise mitgetheilt, nicht aber Vaters, die nur die Gläubigen erkennen, nicht die Geheimnisse des christlichen Kultus, die er ihm nicht enthüllen kann. der Kirche aufgeschlossen.

Sie werden ihm von

ertheilen, sondern die vom

Nicht Jeder konnte aber diesen Unterricht Logos geleitete Kirche stellte die Lehrer auf. Privaten Unterricht konnte und durfte jeder Gläubige ertheilen. Wurden aber für den genannten Unterricht eigene Lehrer aufgestellt, so verwalteten sie im Auftrage und als Organe der Kirche dieses Amt, d. h. das Katechumenat war zur Zeit, als der Brief an Diognet geschrieben wurde, ein kirchliches

Institut. Allerdings folgt daraus, daß die Katecheten erst zur Ausübung ihres Berufes aufgestellt wurden, es habe keinen eigenen Stand der Katecheten gegeben, sondern Laien oder Cleriker seien zeitweilig zu diesem Unterrichte designirt worden. Der Unterricht war, wie der Apostelschüler ausdrücklich bemerkt, mit Mühe“ verbunden d. h. er nahm Zeit und Kräfte in Anspruch, weil er sorgfältig ertheilt wurde.

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Die Worte wenn es ihm gefällt“ können nicht auf den Eintritt in das Katechumenat bezogen werden; denn die Zulassung zu demselben war von keiner bestimmten Zeit abhängig. Der Sinn des genannten Saßes ist darum nicht, wenn es dir beliebt, sondern wenn es der Kirche, welche die Zeit festsetzt, gefällt. Zudem bezieht sich die Gnade (Charis) auf das unmittelbar Vorhergehende, die Gnade der Kirche frohlockt". Der Sinn ist demnach, diese Gnade der frohlockenden Kirche wirst du erkennen, wenn es dem Logos gefällt d. h. du wirst zur Eucharistie zugelassen und in die Kirche aufgenommen, wenn es ihm gefällt. Die Uebung, die zu den Zeiten der Apostel herrschte, hatte sich insofern geändert, als nicht Jeder jeden beliebigen Tag zur Taufe und Eucharistie zugelassen wurde.

§. 27. Hermas.

Hermas schaut einen in das Wasser gebauten Thurm, in welchen theils Steine eingefügt wurden, theils lagen sie mehr oder weniger ferne von ihm. Auf die Frage, was der Thurm und die Steine bedeuten, wurde ihm die Antwort: der Thurm ist die Kirche. Die Steine, die ihm eingefügt werden, sind die novelli in fide et fideles. Jene aber, die neben dem Wasser liegen und nicht in dasselbe gewälzt werden können, das sind die, welche das Wort hörten, um sich im Namen des Herrn taufen zu lassen, da ihnen aber die Heiligkeit der Wahrheit ins Gedächtniß kommt, ziehen sie sich zurück und wandeln wieder nach ihren bösen Gelüsten" 1).

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Der Taufe ging ein Unterricht vorher, und manche Katechumenen fielen wieder ab, das sind die zwei sicheren Aussagen. Ferner muß das Wort, das sie vernahmen, strenge Forderungen an ihren sittlichen Wandel gestellt und darum vorherrschend in moralischen Unterweisungen bestanden haben. Verbindet man dieses mit dem Briefe an Diognet, so hat man den Katechumenen zuerst die Glaubensregel mitgetheilt und dann ihnen Unterricht über Sittenlehren gegeben. Diesem entsprechend führt Hermas im ersten Mandatum den Anfang der Glaubens

1) Pastor Herm. Vis. III. c. 5. u. 7. p. 254.

regel an, der er in dem Folgenden Vorschriften über das Almosengeben, Wahrhaftigkeit, Keuschheit, Langmuth und Geduld anreiht 2). In dem sechsten Mandatum handelt er von den guten Einsprechungen und den Versuchungen. Der Teufel ist jedoch nicht zu fürchten, wohl aber Gott (m. 7.). Darum meide das Böse und thue das Gute (m. 8.). Nachdem er noch vom Gebete (m. 9.) und der Trauer (m. 10.), wie von der Unterscheidung des guten und bösen Geistes gesprochen (m. 11.), schließt er mit der Lehre, es sei nicht unmöglich, die Gebote Gottes zu beobachten und die Gläubigen dürfen den Teufel nicht fürchten (m. 12.).

Da Hermas nicht auf den Unterricht der Katechumenen hinweist, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, die Mandata enthalten ihn. Jedenfalls umschließen sie aber Sittenlehren, welche die Katechumenen zu beobachten hatten, und auf welche die Worte sanctitas veritatis passen 3), weßwegen man von ihnen auf den Stoff des katechetischen Unterrichtes schließen kann. Eusebius bezeugt auch, die Schrift des Hermas werde von Vielen zum Behufe des ersten christlichen Unterrichtes für sehr nothwendig gehalten 4). Gilt dieses vom vierten Jahrhundert, so läßt sich daraus auf die frühere Zeit schließen. Der Umstand, daß Clemens, der Vorsteher der alexandrinischen Katechetenschule, den Hirten des Hermas so genau kennt, empfiehlt diese Ansicht gleichfalls.

Sodann ist noch der Unterschied zwischen novelli in fide und fideles ins Auge zu fassen. Die erstern sind entweder Katechumenen oder Täuflinge. Weil man durch die Taufe ein Gläubiger mit allen Rechten und Pflichten desselben wurde, kann der Umstand allein, daß die Einen erst neulich, die Anderen schon länger getauft waren, keinen Unterschied begründen. Gesezt die Neulinge im Glauben seien die kürzlich Getauften, so müssen sie sich noch in Anderem von den Gläubigen unterschieden haben und wir werden damit auf die Candidaten der Osteroktav geführt. Oder die Neulinge im Glauben sind solche, welchen der Glaube vor kurzem mitgetheilt wurde, die sog. Competenten, das ist unsere Ansicht. Der Beisat in fide eignet sich für die Katechumenen überhaupt nicht, da ihnen Milch, aber keine feste Speise gereicht wurde. Zudem zeigt die Verbindung novelli et fideles ihre nahe Verwandtschaft mit den Gläubigen. Die Trennung beider statuirt aber doch einen Un-terschied. Bekanntlich war das das Verhältniß, in dem die Competenten zu den Gläubigen standen.

2) Mand. 2-5. p. 264-273.

3) Si sunt, qui verbum audierunt, volentes baptizari in nomine Domini; quibus quum venit in memoriam sanctitas veritatis, retrahunt se, ambulantque rursus post desideria sua scelesta. Herm. vis. 3. n. 7. p. 255.

4) Euseb. h. e. 1. 3. c. 3. p. 135.

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