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ebenso sendet er die Jünger. Wer darum sie hört, hört ihn, und wer fie verachtet, verachtet ihn und das gilt nicht blos den Aposteln für ihre Lebenszeit, sondern auch ihren Nachfolgern bis an das Ende der Welt.

2) Von Bedeutung ist die weitere Frage, wie sprechen sich die Apostel über diesen Gegenstand aus? Wenn Christus einen Lehrstand einsetzte, muß er sich in der apostolischen Kirche finden. Hören wir zuerst den heiligen Paulus.

Wer den Namen des Herrn anruft wird gerettet. Wie können sie den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben, wie können sie aber an den glauben, von dem sie nicht gehört haben? wie können sie von ihm hören ohne einen Verkündiger, wie können sie aber verkündigen, wenn sie nicht gesandt sind? so wie geschrieben steht: wie schön sind die Füße derer, die da Frieden verkündigen, die da gute Botschaft bringen. Röm. 10. 13-16. So sicher, das ist die Argumentation des Apostels, der Glauben vom Hören abhängt, so nothwendig das Hören ein Sprechen voraussetzt: so nothwendig gehört zur Verkündigung des Evangeliums die Sendung. Man entgegne nicht, „senden" stehe hier in der Bedeutung von gegenwärtig sein. Wie das Citat zeigt, gebraucht der Apostel das Wort in der Bedeutung, die es im alten Bunde hatte. So soll der christliche Prediger gesendet sein, wie es Moses und die wahren Propheten waren; denn die nicht gesendeten Verkündiger des göttlichen Wortes wurden verworfen. Menschensohn prophezeie wider die Propheten, welche aus eigenem Herzen prophezeien, die da sagen: Spruch Jehovas, da sie doch Jehova nicht gesendet 5). Das war die alt testamentliche Anschauung, und sie müssen wir bei dem Apostel voraussetzen; denn er bestreitet sie nirgends, sondern bestätigt sie vielmehr. Wenn schon das Amt des verurtheilenden Gesetzes glanzvoll war, wie viel mehr muß das Amt der Gerechtigkeit, das christliche Lehramt, in Herrlichkeit strahlen 6). War doch jenes levitische Priesterthum nur ein Schattenriß des neuen 7). Von dem jüdischen ist gesagt: Niemand darf sich diese Würde eigenmächtig anmaßen, sondern Gott muß ihn dazu berufen wie auch den Aaron 8). „Das christliche Amt durfte also dem jüdischen mit seiner ununterbrochenen Succession, seiner von allem Volkswillen unabhängigen, höheren Autorität nicht nachstehen. Die Erfüllung durfte nicht ärmer sein als das Vorbild.“

Deßgleichen schreiben die auf dem Concil versammelten Apostel, die Unruhestifter in Antiochien seien solche, die von ihnen keinen Auftrag zum Lehren erhalten haben 9). Aber auch mit den Worten Jesu

5) Ezech. 13. 1. 6.
8) Hebr. 5. 4.

6) II. Cor. 3. 9. 7) Hebr. 10. 1. 9) act. 15. 24.

hängt die Stelle im Römerbriefe zusammen. Er ist vom Vater gesen, det, und bevollmächtigt, allem Fleische das ewige Leben zu geben, und in derselben Weise sendet er seine Jünger. Der Apostel aber schreibt, um gerettet zu werden, sollen sie die hören, welche gesendet sind. Die Worte find andere, der Gedanke ist beidemal derselbe. Bei solcher Bewandtniß kann es nicht mehr zweifelhaft sein, ob der Prediger von Gott gesendet sein müsse, sondern blos darnach kann man fragen, wer sind die Gesendeten? Die Antwort hierauf enthält das Vorausgehende, demgemäß blos die siebzig Jünger und die Apostel, und nicht alle Gläubigen unterschiedslos gesendet waren. Jesus betraut bestimmte Personen mit der Verkündigung des Evangeliums; der Apostel sagt, blos die Ge= sendeten dürfen dieses Amt ausüben, also sind die benannten Jünger und Apostel die Verwalter des Lehramtes.

3. Für die allgemeine Lehrfreiheit beruft man sich hingegen auf die Vorgänge in Korinth 10). Allein fürs Erste fann neben der ordentlichen Sendung immer noch ausnahmsweise eine außerordentliche stattfinden, die sich durch eine besondere Begnadigung documentirte. Die Regel wurde durch die charismatische Begabung und die in ihr involvirte Berufung zum Lehramte so wenig aufgehoben, als die nachträgliche außerordentliche Berufung des h. Paulus zum Apostolate die ordentliche Berufung alterirt. Sodann übersicht man, daß der Apostel von solchen redet, die Jesus als Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer bestellte 11).

Die weitere Entgegnung, diese Stelle aus dem Briefe an die Epheser bezeuge keine unmittelbare Einsetzung des Lehramtes durch Christus, sondern das Amt erscheine vielmehr als Folge der Charismen, ist nicht begründet. Erstens widerspricht dem der Wortlaut, welcher die Einsetzung auf Jesus zurückführt, und zweitens bringt der Apostel die verschiedenen Aemter mit der Gliederung der Kirche, als Leib Christi, in Verbindung. Die Glieder der Kirche sind aber eine ursprünglich von Gott geordnete und darum zum Wesen der Kirche gehörende und blei= bende Einrichtung, die Charismen hingegen eine vorübergehende Erscheinung. Sie machen nicht die Glieder, sondern seßen sie voraus, die ihnen eigenthümliche Wirkungsweise unterstüßend, erleichternd und erhöhend. Darum unterscheidet er auch die Gaben von den Dienstverrichtungen. Es sind Verschiedenheiten von Gaben, jedoch derselbe Geist und es sind Verschiedenheiten von Dienst verrichtungen, jedoch derselbe Herr 12). Die Gaben führt er auf den Geist, die Dienstverrichtungen

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aber auf den Herrn d. h. Christus zurück, von dem er im Ephesserbriefe 1. c. sagt, er habe sie als Apostel 2c. gesetzt.

Wenn man sodann mit Grund auch nicht behaupten kann, die Charismen seien eine Eigenthümlichkeit der korinthischen Kirche gewesen, so hat man doch kein Recht, diesen Zustand so zu verallgemeinern, daß man ihn als den normalen aller apostolischen Kirchen erklärt. Der Hebräerbrief redet von Führern, welche das Wort Gottes verkündigt haben 18), was eigens aufgestellte Lehrer voraussetzt. Ihnen gegenüber sind die Gläubigen Hörer des Wortes 14), welche derselbe Apostel ermahnt, es sollen nicht Viele Lehrer werden wollen, da die Verantwortung groß sei 15). Titus soll an dem vermöge der Lehre glaubwürdigen Worte festhalten, damit er im Stande sei, sowohl zu erbauen in der gefunden Lehre, als die Widersprechenden zu überführen 16). Seinem Schüler Timotheus trägt der Apostel nicht nur auf, selbst das Wort Gottes zu verkündigen 17), sondern auch jene Presbyter zu ehren, welche sich in Wort und Lehre abmühen 18) und nur solche zu erwählen, welche im Stande seien, auch Andere zu lehren 19). Diese Stellen stehen in offenbarem Widerspruche mit der genannten Auslegung von I. Cor. 12. und Ephef. 4. 11, sofern in ihnen blos von Charismen die Rede sein soll. Ehe man einen solchen statuirt, ist es doch naturgemäßer, den Zustand der forinthischen Gemeinde als Ausnahme zu fassen, während in dem Hebräerbriefe und den Pastoralbriefen die allgemeine Regel zum Vorschein kommt. Man sucht jedoch jenem Widerspruche und dieser Annahme dadurch auszuweichen, daß man behauptet, etwa bis zum Jahre 60 gab es noch kein eigenes Lehramt, dieses bildete sich erst im 6ten Decennium aus, dem der Hebräerbrief und die Pastoralbriefe angehören. Wenige wird diese Annahme befriedigen. Wir wissen ebenso sicher, daß es Diaconen gab, ehe Saulus berufen wurde, als daß sie lehrten. Jesus selbst hatte außer den Aposteln 70 Jünger auserwählt und ausgesendet. Unmöglich kann diese Einrichtung des Herrn spurlos untergegangen sein. Er hatte Jene allerdings nicht zu Priestern geweiht, wohl aber zu Gehilfen der Apostel designirt und von dieser Institution der Gehilfenschaft behaupten wir, sie sei mit dem Tode des Herrn nicht verschwunden. Jedenfalls und nachweisbar sind im sechsten Decennium von dem Bischofe verschiedene und unter ihm stehende Presbyter vorhanden. Ja zu allen Zeiten setten die Apostel an den neu gestifteten Kirchen Presbyter als Gehilfen ein. Da liegt denn doch die Annahme zunächst, diese Presbyter vertreten die Stelle der von Jesus ausgesendeten siebzig Jünger.

13) Hebr. 13. 7. 14) Jacob. 1. 23. I. Tim. 3. 2. 17) II. Tim. 4. 2.

15) Jacob. 3. 1. 18) 1. Tim. 5. 17.

16) Tit. 1. 9. cf. 19) II. Tim. 2. 2.

4) Kehren wir, dieses im Auge behaltend, abermal zu I. Cor. 12. 28 zurück, so ist es nicht zufällig, wenn der Apostel schreibt: Gott sette in der Kirche erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, sodann Wunderkräfte, Heilungsgaben 2c. Die drei ersten sind Personen, die folgenden Gaben. Das ist ein Unterschied, der ins Gewicht fällt. Ferner warum bedient sich der hl. Paulus bei der Aufzählung der drei ersten der Zahlen, die er bei den Geistesgaben wegläßt? Das ist doch eine unverkennbare Andeutung: zu der Zeit, als der Apostel diesen Brief schrieb, waren drei Aemter vorhanden. Ueber die Apostel sind nicht viel Worte zu verlieren. So wurden die Zwölfe, und nach Theodoret ihre Nachfolger genannt. Die Lehrer, welche den dritten Platz einnehmen, sind die Diaconen, die auch den Namen Evangelisten führten 20). Sollte es nun zu gewagt oder irrig sein, wenn wir unter den Propheten die siebzig Jünger und ihre Nachfolger erkennen? Mit dieser Annahme steht die Aeußerung im Einklange, die Gläubigen seien erbaut auf dem Fundamente der Apostel und Propheten, Christus sei aber der Schlußstein 21); denn die Bischöfe (Apostel) und Priester (Propheten) oder das Priesterthum bilden die Grundlage der Kirche. Wenn man hingegen unter Propheten nicht einen bestimmten Stand, sondern blos Charismen verstand, die wechselnd bald auf diesem, bald auf jenem ruhten, ist es schwer zu begreifen, wie Johannes dazu kam, von den Heiligen, den Aposteln und Propheten zu reden 22). Auf die alttestamentlichen Propheten läßt sich aber an dieser Stelle das Wort „Propheten" nicht bes ziehen; denn es wird von der Verfolgung der christlichen Kirche gehandelt.

Die siebzig Jünger, gleichen Alters wie die Apostel, wirkten neben diesen fort. Daraus erklärt es sich, warum die Einsetzung der Presbyter nicht erwähnt wird, wie die der Diaconen. Vom Herrn selbst erwählt, waren sie in Judäa bereits vorhanden. Auswärts hingegen, z. B. in Pisidien, setzten Paulus und Barnabas Presbyter ein 28). In Antiochien standen hingegen Propheten und Lehrer der daselbst neugegründeten Kirche vor, unter welchen Barnabas die erste Stelle einnahm 24), der von Jerusalem dahin kam. Als sich diese Kirche sehr ausbreitete, folg= ten ihm andere nach. Zu ihnen gehörte Agapus, der eine Hungersnoth voraussagte, worauf die gläubigen Antiochener Beiträge an die Presbyter von Jerusalem schickten 25). Man darf wohl sagen, es verstand sich von selbst, daß wenn Einer aus der Mitte der hierosolymitanischen Propheten in Antiochien um Almosen bat, die Antiochener ihre Gaben den Propheten in Jerusalem einhändigten, aus deren Gremium

20) act. 21. 8.

24) act. 13. 1.

21) Ephef. 2. 20. 25) act. 11. 27. 30.

22) Apocl. 18. 20. 23) act. 14. 22.

die Bittsteller abgesandt waren. Ist das aber richtig, so waren die Propheten in Jerusalem Presbyter; denn die Antiochener schickten ihre Almosen den Presbytern von Jerusalem 26). Zudem spricht die Analogie dafür, Antiochia werde ebenso Presbyter besessen haben, wie die neugegründete Kirche in Pisidien solche erhielt. In Jerusalem war also die Wiege der Propheten, die aber auch den Namen Presbyter führten. Wären zudem die Propheten blos charismatisch Begabte gewesen und war das Charisma der Prophezie überall in der Kirche heimisch, wozu dann die ausdrückliche Erwähnung, in Antiochien seien Propheten gewesen? Ueber der gemachten Voraussetzung verstand es sich von selbst, daß wo Christen waren, auch Propheten existirten, und wo Gläubige lebten, auch Lehrer wirkten. Anders verhielt es sich, wenn die Propheten Presbyter und die Lehrer Diaconen waren. Sie waren als Gehilfen der Apostel, blos in Jerusalem, und der Verfasser der Apostelgeschichte will mit der obigen Notiz anzeigen, daß Antiochien eine eigene Gemeinde, mit eigenen Vorstehern unter Petrus als Bischof, hatte 27).

Weil den ersten Presbytern und Diaconen jedoch das Charisma der Prophezie und Lehre in besonderer Weise ertheilt wurde, erhielten sie von ihm auch diesen Namen. Selbst die Annahme, daß sie gerade das Charisma erhielten, läßt sich begründen. Die siebzig Jünger genoßen den täglichen Umgang und Unterricht Jesu nicht, wie die Apostel, und doch lagen ihnen, als ihren Gehilfen, ähnliche Geschäfte ob. Die charismatische Begabung ersetzte das Mangelnde; denn, wie allgemein zugestanden, sind Propheten nicht blos solche, die Künftiges vorhersagen, sondern Lehrer überhaupt. In dem Grade, in welchem sich die Gnadengabe verlor, verschwand auch der Name Prophet und blieb nur noch der des Presbyter. Damit will nicht gesagt sein, die Presbyter haben dieses Charisma allein inne gehabt. Auch Andere mochten es erhalten, und solchen war es nicht verwehrt, unter Aufsicht des Bischofes, das Wort Gottes zu verkündigen. Bei dem Bischofe war nämlich die Wahrheit hinterlegt 28), er hatte sie zu bewahren und über ihr zu wachen.

26) Dasselbe folgt aus act. 15. 22. 32. Die Apostel und Presbyter von Jeru salem fchickten den Beschluß des Apostelconcils durch Paulus, Barnabas, Judas und Silas nach Antiochien." Barnabas war früher Prophet in Jerusalem, dann in Antiochien. Daraus erkennt man, die Apostel betrauten nicht den nächsten Gläubigen mit diesem Auftrage. Sie wählten Presbyter dazu. Judas und Silas waren demnach Presbyter. Vers 32 werden sie aber Propheten genannt.

27) Gal. 2. 11.

28) II. Tim. 1. 14.

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