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Das verbum abbreviatum war demnach ein kurzer Inbegriff dessen, was der Laie zu glauben (Symbolum), zu verlangen und zu hoffen (Vater unser) und zu thun oder zu lieben hatte (die beiden Gebote der Gottes- und Nächstenliebe).

2) Eine weitere Bezeichnung für das Glaubensbekenntniß war das Wort Symbolum. Aus ovμßáλλsw gebildet, bedeutet es sowohl etwas zusammentragen, oder zusammenfügen, als auch zur Vergleichung zusammenstellen und vergleichen, wie nach angestellter Vergleichung urtheilen, schließen. Darum hieß man Dinge, durch die man auf etwas schließen, etwas erkennen konnte, Symbolum. Das klassische Heidenthum gebrauchte diese Bezeichnung besonders für jene Worte und äußere Zeichen, welche in der Gottesverehrung als Wahrzeichen dienten. Die Annahme Meyers 7), die christlichen Schriftsteller haben dieses Wort den heidnischen Mysterien entlehnt, hat darum viel für sich. Wie nämlich in den Mysterien sowohl Formeln als äußere Zeichen diesen Namen trugen, so erhielten ihn im Christenthum das Glaubensbekenntniß und die heiligen Handlungen 8); obwohl der Name sacramentum, Mysterium, geläufiger war. An dieser Uebertragung des Wortes Symbolum in den christlichen Sprachgebrauch darf man sich um so weniger stoßen, als die Christen auch für die Eucharistie und ihre Feier den Namen Mysterium adop= tirten 9). Selbst die traditio sacramenti oder symboli hat ihr Gegenstück an der лagadools der Mysterien.

Rufin überseßt Symbolum mit signum, indicium, collatio und erklärt das lezte Wort durch den Sag: collatio, hoc est, quod plures in unum conferunt 10). Im Allgemeinen war dieser Erklärung nach das Symbolum ein Inbegriff, eine Zusammenfassung des ge= jammten christlichen Glaubens. Im Abendlande deutete man jedoch seit dem vierten Jahrhundert das Wort collatio in einer anderen Weise. Die Apostel sollten das Symbolum dadurch gebildet haben, daß Jeder einen Artikel zu demselben beitrug. In einem unter den Predigten des heiligen Augustinus befindlichen Sermon wird die Entstehung des Symbolum auf folgende Weise dargestellt: Petrus sagte : ich glaube an Gott Vater, allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde. Andreas sagte: Und an Jesum Christum, seinen einzigen Sohn unsern Herrn. Jacobus sagte: der empfangen ist vom h. Geiste, geboren aus Maria der Jungfrau. Johannes sagte 2c. 2c.

7) Meyers de symboli apostolici titulo, origine etc. Treviris 1849. §. 5. p. 30. 8) Tertullian nennt die Taufe symbolum mortis. De poenit. c. 6. p. 53. 9) cf. Probst, Liturgie §. 27.

10) Rufin, expositio in symb. apost. c. 2. Unter dem Zusammengebrachten verstand man Geld, Lebensmittel zu einem Gastmahle 2c. So geschah es, daß man symbolum collatio = comessalia convivía de confertis faßte.

Früher fand man die ersten Spuren dieser Sage in dem apokryphen Briefe des Petrus an Jacobus, da aber Caspari nachgewiesen hat, die betreffende Stelle sei von Pseudoisidor interpolirt 11), ist ihre Entstehung in das vierte Jahrhundert zu verlegen. Die apostolischen Constitutionen theilen nämlich die Notiz mit: die versammelten Apostel schrieben diese katholische Lehre 12). Von da an war der Schritt, bis zu der Art und Weise, wie sich die Sage im Abendlande gebildet hatte, nicht groß. Als Mittelglied diente vielleicht das achte Buch der aposto= lischen Constitutionen, das die verschiedenen liturgischen Gebete auf ein Diktat der einzelnen Apostel zurückführt. Nach der zweiten Erklärung Rufins ist symbolum so viel als indicium, tessara, signum, Marke, Wahrzeichen, Losungswort, an dem sich die Christen erkannten. Zur Zeit der Apostel, berichtet Rufin, haben sich nämlich Biele fälschlich für Christen ausgegeben. Deßwegen verfaßten die Apostel dieses Zeichen (indicium), an dem die Gläubigen wahre Prediger von Frrlehrern unterscheiden konnten. Aehnlich wie der Führer seinen Soldaten Losungsworte (symbola) gibt, lateinisch signa vel indicia ge= nannt, damit er beim Zusammentreffen mit Jemand, von dem er nicht sicher weiß, ob er Freund oder Feind ist, gefragt, das Losungswort spreche 18). Doch gab es nicht nur eine tessara militaris in der Bedeutung von Losungswort, sondern auch eine tessara contractuum. Indem man den letztern Begriff auf die tessara militaris übertrug, verstand man unter ihr den Fahneneid (sacramentum). Die Christen konnten das Wort nach all diesen Seiten verwerthen, als Losungswort, als Fahneneid und als tessara des Bundes, den sie in der Taufe mit Gott geschlossen hatten.

In der Bedeutung von Wahrzeichen gebraucht Tertullian dieses Wort. Marcion anredend, fragt er ihn: Pontischer Schiffer, wenn du, wahrlich sehr vorsichtig und redlich in göttlichen Dingen, nie falsche und verbotene Waare in deine Schiffe aufnimmst, wenn du niemals eine Ladung unterschlägst oder verfälschst, möchtest du uns doch angeben, nach welchem Symbolum du den Apostel Paulus aufgenommen hast? 14) Symbolum steht hier in der Bedeutung von Wahrzeichen, Glaubensregel. Die Evangelien verwarf Marcion theilweise, obwohl sie nach der Glaubensregel ächt sind, nach welcher Glaubensregel will nun der Häretiker die Aechtheit der paulinischen Briefe beweisen? Mit welchem Rechte wirft er die Evangelien aus seinem Nachen und den Apostel Paulus nimmt er auf? In der folgenden Stelle kommt das Wort Symbolum

11) Zezschwiz, der Katechumnat II. p. 89.
13) Rufin. 1. c. c. 3. 14) Tert. adv.

12) A. C. 1. 6. c. 14. p. 946. Marc. 1. 5. c. 1. p. 369.

nicht vor, wohl aber spielt derselbe Auktor deutlich auf tessara an und bezeichnet damit die Glaubensregel oder das Glaubensbekenntniß. Lasset uns sehen, sagt er, was die römische Kirche, die auch für uns die Quelle der Auktorität ist, als Glaubensparole den afrikanischen Kirchen mitgetheilt hat (contesserarit). Einen Gott kennt sie, den Schöpfer des Universum und Jesus Christus, den aus der Jungfrau geborenen Sohn Gottes, des Schöpfers und die Auferstehung des Fleisches 15). Als Wahrzeichen galt sonach damals Glaubensregel und Glaubensbekenntniß, den Namen Symbolum hatte das lettere aber noch nicht erhalten. Der Apologet nennt es vielmehr sacramentum. 3ur militia des lebendigen Gottes wurden wir berufen, als wir in sacramenti verba antworteten 16); d. h. als wir bei der Taufe auf die an uns gestellte Frage: glaubst du 2c. antworteten. Mit Cyprian tritt die Wendung ein. Er bedient sich zwar auch noch des Wortes sacramentum 17), bei ihm kommt aber der Name symbolum, als technischer Terminus für das Taufbekenntniß, vor. Wenn Jemand entgegnet, Novatianus halte an demselben Geseze fest, welches die katholische Kirche festhält, er taufe auf dasselbe Symbolum hin wie wir, der möge wissen, daß wir nicht das (dasselbe) Gesetz des Symbolum, nicht dieselbe Frage haben. Denn wenn sie sagen: glaubst du an einen Ablaß der Sünden und das ewige Leben durch die heilige Kirche, so lügen sie bei der Frage, weil sie die Kirche nicht haben 18). Da sich die Schismatiker, nach der ausdrücklichen Versicherung des Bischofes von Karthago, derselben Taufformel wie die Katholiken bedienten, ist die lex symboli die interrogatio oder das abgefragte Glaubensbekenntniß. Von Cyprian an steht der Sprachgebrauch, der mit Symbolum das Glaubens- oder Taufbekenntniß bezeich net, für die folgenden Zeiten im Abendlande fest.

§. 22. Verhältniß des Glaubensbekenntnisses zur Glaubensregel und zum Kanon.

Als verbum abbreviatum war das Glaubensbekenntniß ein kurzer, leicht zu memorirender und leicht zu fassender Inbegriff dessen, was der Laie zu glauben hatte. Kanon und Glaubensregel war hingegen das

16) Tert. ad Martys. c. 3.

15) Tert. de praesc. c. 16. p. 47. 17) Auf der unter Cyprian in Karthago gehaltenen Synode sprach der Bischof Cäcilius von Bilta die Worte: sacramentum interrogat sacrilegus. Cyp. opera p. 597. Ferner, da eine Frau consecrirte und_taμste, fragt der Bischof Firmilian von Cäsarea, ob der Papst Stephanus auch diese Taufe für gültig erkläre, maxime cui nec symbolum trinitatis, nec interrogatio legitima et ecclesiastica defuit. Inter epist. cyprian. 75. p. 306. c. Das Symbolum ist hier die Taufformel, die interrogatio das kirchliche Glaubensbekenntniß.

18) Cyp. epist. 76. p. 319. b. u. c.

den Bischöfen anvertraute Depositum, welches sie in seiner Integrität bewahren und ihren Nachfolgern überliefern sollten. „Auf die Bischöfe muß man merken, auf die, welche die Nachfolge haben von den Aposteln her, welche mit der Succession im bischöflichen Amte das sichere Geschenk der Wahrheit nach dem Wohlgefallen des Vaters empfangen haben... und mit dem Priesteramte das gesunde Wort und tadellosen Wandel bewähren zur Stärkung und Besserung der Uebrigen“ 1).

Die nothwendige Folge dessen war, daß das Symbolum, im Unterschiede von der Glaubensregel, das streng theologische, gegen die häretische Angriffe gerichtete, darum mit der Zeitlage mehr oder weniger wechselnde Moment, nicht enthielt. Aehnlich wie der liturgische Kanon befaßte es sich mit den drei göttlichen Personen und den Thatsachen der Schöpfung, Erlösung und Heiligung, unterscheidet sich aber vom Kanon dadurch, daß dieser dieselben Gegenstände rhetorisch und hymnenartig behandelt, während sie das Symbolum zum Behufe des Memorirens kurz und trocken zusammenstellt.

2) Nicht nur ein verbum abbreviatum war jedoch das Glaubensbekenntniß, sondern auch ein Wahrzeichen der Gläubigen (tessara, symbolum). Als solches erhielt es das Gepräge eines liturgischen und nicht blos eines doktrinellen Bestandtheiles. Es war ein sacramentum und gehörte, in Verbindung mit der Taufe, zum Initiationsritus in das Christenthum. Daraus folgt, blos jenes Glaubensbekenntniß, das den Competenten bei der Taufe gegeben wurde, ist als Symbolum zu betrachten. Als liturgische Formel und Erkennungszeichen der Gläubigen wurde es ferner geheim gehalten, während die Glaubensregel als kirchliche Predigt offen bekannt gemacht wurde. Species vero eorum quae per praedicationem apostolicam manifeste traduntur, istae sunt; mit diesem Saße leitet Origenes die Darstellung der Glaubensregel ein. Was aber die Geheimhaltung betrifft, so fiel das Symbolum schon als liturgische Formel und sacramentum in den Bereich der Arcandisciplin, wie wir denn auch keine reine und vollständige Formel des Taufbekenntnisses aus den ersten Jahrhunderten besigen. Frenäus bringt allerdings seine Formel mit der Taufe in Verbindung, Jeder erkennt aber, daß er sie nicht nackt und vollständig wiedergibt. Die zu dem zweiten Glaubensartikel gehörenden Thatsachen führt er nach dem Artikel vom heiligen Geiste an. Sodann mischt er nicht nur ihm eigenthümliche Worte (ad recapitulanda) ein, sondern umschreibt auch die letzten Artikel durch Säße, die nicht dem Symbolum angehörten, und läßt die Lehre von der Kirche ganz weg. Daß nämlich diese Lehre, als

1) Iren. adv. haeres. 1. 4. c. 26. n. 2. u. 4.

Artikel des Glaubensbekenntnisses, ihm bekannt war, wird später gezeigt werden. Die wortreiche Umschreibung der letzten Artikel paßt aber in fein verbum abbreviatum.

Noch unzweideutiger führt das siebente Buch der apostolischen Constitutionen das Glaubensbekenntniß an, indem es dasselbe dem Täuflinge in den Mund legt. Dieses Symbol veranlaßt uns auf einen Unterschied einzugehen, der zwischen dem Morgenlande und Abendlande obwaltete. Als kurzer, leicht zu memorirender Inbegriff des christlichen Glaubens, der den Laien geboten wurde, enthielt das Symbolum die gegen die Häresi en gerichteten Säße nicht; eine Folgerung, deren Richtigkeit man an sich nicht bestreiten wird. Dabei darf aber nicht übersehen werden, daß sich die genannten Prämissen blos bei Abendländern finden. Im Abendlande, wenigstens in Nom, war dieses also der Fall. Das Faktum anerkennt auch Rufinus, obwohl er es aus anderen, offenbar unrichtigen, Prämissen ableitet. Er glaubt nämlich der Grund liege darin, daß in Rom keine Häresie ihren Ursprung genommen habe. In anderen Kirchen verhielt es sich jedoch nach seiner Angabe nicht so 2). Das waren besonders morgenländische, wie das Symbolum der aposto= lischen Constitutionen zeigt. Es nimmt auf die Gnostiker, wie auf Marcellus von Anchra Rücksicht. Daß es aber die Gnostiker so kurz, andere Häresien z. B. Sabellianer gar nicht und hingegen den an sich nicht so folgenschweren Irrthum des Marcellus berücksichtigt, dient zum Beweise, dieses Verfahren sei erst im vierten Jahrhunderte in Uebung gekommen. Auch in diesem Jahrhundert blieb jedoch das Morgenland, wie das Abendland seiner Praxis treu. Rom nahm die durch die nicänische und constantinopolitanische Synode bewirkten Zusäge in sein Symbolum nicht auf, wohl aber die griechische Kirche. Wir Abendländer besißen neben dem nicänisch-constantinopolitanischen Symbolum noch das apostolische in seiner uralten Form intakt, in der griechischen Kirche ist das lettere in dem erstern unter- und aufgegangen. Selbstverständlich participirte dadurch das griechische Symbolum mehr an der Natur der Glaubensregel, als das römisch apostolische.

2) Verum priusquam incipiam de ipsis sermonum virtutibus disputare, illud non importune commonendum puto, quod in diversis ecclesiis aliqua in his verbis inveniuntur adjecta. In ecclesia tamen urbis Romae hoc non deprehenditur factum, quod ego pro eo esse arbitor, quod neque haeresis ulla illic sumsit exordium; et mos ibi servatur antiquus, eos qui gratiam baptismi suscepturi sunt, publice, id est fidelium populo audiente, symbolum reddere, et utique adjectionem unius saltem sermonis, eorum qui praecesse runt in fide non admittit auditus. In ceteris autem locis quantum intelligi datur, propter nonnullos haereticos addita quaedam videntur, per quae novellae doctrinae sensus crederetur excludi. Ruf. expos. in symb. apostolorum. c. 3. p. 181. (inter opera Cypr.)

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