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Wenn man sich endlich auf die allgemeine Annahme sowohl der alten als neuen Schriftsteller, mit Ausnahme von Aubespine be= ruft cf. Bingham orig. act. 1. 15. c. 7. tom. VI. p. 507., so ist zu bemerken, daß auch wir glauben, zur Zeit der Apostel sei die Eucharistie mit den Agapen verbunden am Abend gefeiert worden; eine Sitte, die an manchen Orten noch länger gewährt haben mag. Vom Ende des ersten Jahrhunderts an waren jedoch beide Akte an den meisten Orten getrennt; die Eucharistie wurde Morgens, die Liebesmahle Abends gehalten. Die Stelle aus einem Commentar zu I. Cor. 11., welcher Commentar sich unter den Werken des Hieronymus befindet, ist ohne Bedeutung; denn der Verfasser spricht nicht von der Art und Weise, wie die Agapen in der nachapostolischen Zeit gehalten wurden, sondern wie dieses zur Zeit des Apostels Paulus geschah 7). Nicht anders verhält es sich mit Chrysostomus hom. 27. in epist. I. ad Corinth. tom. 5. p. 290. Er macht sogar auf den Unterschied zwischen den in der Apostelgeschichte und den in dem citirten Briefe beschriebenen Agapen aufmerksam und bemerkt, es haben sich nur kleine Ueberreste von jenen ursprünglichen Liebesmahlen auf die Nachkommen vererbt. Von den Agapen, die in der nachapostolischen Zeit am Morgen gehalten wurden, findet sich keine Spur bei ihm.

In der christlichen Urzeit wurden die Agapen, ihrem Zwecke entsprechend, täglich gefeiert. Seit der Verfolgung, die mit dem Tode des Stephanus begann, trat die sonntägliche Feier an die Stelle, die auch Plinius kennt. Von dieser Zeit an sind wir ohne direkte Nachrichten über diesen Gegenstand. Zieht man die Almosenopfer herbei, die bei Gelegenheit dieser Mahle verabreicht werden konnten, so würde die apostolische Praxis noch zur Zeit Justins bestanden haben, während man nach Tertullian diese Opfer für gewöhnlich jeden Monat einsammelte 8). Der Apologet trennt jedoch die Agapen so von diesen Opfern, daß ein hierauf gegründeter Schluß um so mehr auf sehr schwachen Füßen stünde, als auch die apostolischen Constitutionen diese Verschiedenheit hervorheben 9).

2) So lange die Agape mit der Eucharistie verbunden war, wurde sie, wie diese in den Hauskirchen gehalten. Wie es sich aber dann verhielt, als eigene Kirchen erbaut und die Liturgie von dem Liebesmahle

7) cf. Hieron. opera tom. 9. p. 254. Frankf.

8) Tert. apolog. c. 39. p. 93.

9) Προσήκει οὖν καὶ ὑμᾶς, ἀδελφοὶ, τὰς θυσίας ὑμῶν ἤτοι προσφορὰς τῷ ἐπιστ κόπῳ προσφέρειν ὡς ἀρχιερεῖς ἢ δι ̓ ἑαυτῶν, ἢ διὰ τῶν διακόνων· οὐ μὴν δὲ, ἀλλὰ καὶ τὰς ἀπαρχάς, καὶ τὰς δεκάτας, καὶ τὰ ἑκούσια αὐτῷ προςάγετε, αὐτὸς γὰρ γινώσκει τοὺς θλιβομένους. A. C. 1. 2. c. 27.

geschieden wurde, läßt sich mit Sicherheit nicht sagen, da unseres Wissens die Quellen der ersten drei Jahrhunderte keine Aufschlüsse geben. Erwägt man jedoch, daß nach Zeugnissen des 4. Jahrhunderts die Agapen in den Basiliken stattfanden, so wird dasselbe auch im 2. und 3. Jahrhunderte der Fall gewesen sein. Das Heiligthum der Gotteshäuser trat nicht hindernd entgegen, da die religiöse Weihe, welche diese Mahle umkleidete, ihnen alles Profane benahm. Dieses wird durch die Gläser, die man in den Coemeterien findet, bestätigt. Die Archäologen glauben durchweg, man habe sich ihrer bei den Agapen bedient und so feien sie in die Katakomben gekommen. Denn die Abbildungen auf denselben beziehen sich auf Mahle; z. B. die Worte: trinke, lebe, genieße, die in griechischer Sprache mit lateinischen Buchstaben geschrieben sind. Weil sich auf einem dieser Gläser das Bildniß des Caracalla (211—217) befindet, muß man sich ihrer jedenfalls zu Anfang des dritten Jahrhunderts bedient haben. Nach dem Tode eines solchen Menschen, der schon bei Lebzeiten allgemein gehaßt war, fiel es Niemand ein, sein Bildniß darzustellen und da er zudem ein Verfolger der Christen war, wird ihn sicher kein Christ nach seinem Tode abgebildet haben. In der Zeit des Kaiser Caracalla waren darum solche Gefässe nicht nur vorhanden, sondern, da sie auf einem christlichen Grabe gefunden wurden, bedienten sich ihrer die Christen auch in den Cömeterien. Wahrscheinlich genossen die Gläubigen nicht nur an Gedächtnißtagen der Verstorbenen Speisen, oder vertheilten sie an Arme, sondern gingen auch von dem Grabe des einen Heiligen zu dem eines anderen, um bei jedem etwas Nahrung zu sich zu nehmen als Symbol der Gemeinschaft, welche nicht nur zwischen den Lebenden, sondern auch zwischen den Lebenden und den in Christus Ver= storbenen besteht 10).

Endlich mögen auch jene Gastmahle, die im eigenen Hause aus Veranlassung einer Vermählung, der Geburt eines Sohnes 2c. gehalten wurden und die als solche einen religiösen Charakter an sich trugen, in der Weise der Agapen gefeiert und den Namen derselben geführt haben.

Von ihnen spricht wohl Clemens A., wenn er sagt: die Christen betheiligen sich blos bei solchen Mahlen, welche um der Freundschaft und Eintracht willen veranstaltet sind 11). Bei ihnen mögen auch jene Ausschreitungen vorgekommen sein, welche die Schriftsteller rügen.

§. 101. Aeußere Einrichtung und Zweck der Agapen. Durch den Unterhalt der Apostel veranlaßt, heiligte die gemeinschaftlichen Mahle von ihren ersten Anfängen an eine religiöse Weihe. 10) Nach Wiseman.

11) Clem. strom. 1. 7. c. 7.
p. 852.

Sie wurden zur Manifestation der christlichen Gemeinschaft und Liebe und erhielten als solche noch in dem apostolischen Zeitalter den Namen Agapen oder Liebesmahle 1). Daher die Klage, wenn Manche diese Liebe außer Acht ließen und die Sättigung als Zweck derselben faßten 2). Ueber ihre uranfängliche Beschaffenheit gibt die Katechumenenmesse des zweiten Jahrhunderts Aufschluß. Nach unserer Ansicht blieben nämlich die religiösen Gebräuche, welche sie begleiteten, bestehen, als die Feier der Eucharistie von dem Mahle getrennt auf den Morgen verlegt wurde. Diese Gebräuche waren Lesung und Predigt, Psalmengesang, Gebete, Friedenskuß und Darbringung von Opfergaben 3).

Nachdem sie aufgehört hatten, als gemeinschaftliche Mahle die Stelle der gewöhnlichen Mahlzeiten zu vertreten, d. h. mit dem Aufhören der Gütergemeinschaft, erhielten sie den Charakter von Mahlen, die zur Unterstüßung der Armen dienten. Tertullian nennt diese Unterstützung der Armen geradezu die causa derselben 4), nach der man den übrigen Theil derselben beurtheilen soll. Die causa ist offenbar die Hauptsache, zu der sich das Uebrige accidentell verhält. Er konnte um so mehr so sprechen, als die eigentlich religiösen Gebräuche, Lesung, Gebet, Friedenskuß 2c. zum Theil in die Liturgie hinüber genommen wurden. Da sich die Liebe und Gemeinschaft jedoch nicht blos in Speifung der Armen offenbart, sollten die Agapen auch nicht blos diesen Charakter an sich tragen, sondern Freundschaft, Eintracht 5) und brüderliche Liebe ®) überhaupt beurkunden. Die Agape (Liebe) ist in der That eine himmlische Nahrung, ein vernünftiges Mahl. Wenn ich darum auch mein Vermögen den Armen gebe, aber die Liebe nicht habe, bin ich nichts. Von dieser Liebe hängt das ganze Gesetz und der Logos ab und wenn du den Herrn deinen Gott und den Nächsten liebst, ist dieses himmlische Mahl (evwxía) im Himmel. Denn dieses Mahl geschieht wegen der Liebe, obwohl es die Liebe selbst nicht ist, sondern blos Erweis des gemeinschaftlichen Wohlwollens und Wohlthuns 7). Die brüderliche Liebe, die Gleichheit Aller, die Eine christliche Familie, die so nothwendige christliche Heiterkeit und christliche Freude fand in ihm ebensó Ausdruck, als Kräftigung und Nahrung. Zugleich bot es Gelegenheit, sich über allgemeine kirchliche Angelegenheiten zu besprechen.

2) So lange die Agapen mit der Eucharistie verbunden waren,

1) Judae 12. II. Petr. 2. 13. Später nannte man sie auch Dochä.
2) I. Cor. 11. 34. 3) cf. Probst, Liturgie S. 24.

4) Tert. apolog. c. 39. p. 96. 5) Clem. strom. 1. 7. c. 7. p. 852. 6) Cyp. de testim. 1. 3. c. 3. p. 568. f. Weil Cyprian das Wort agape gebraucht, glaube ich, daß er zugleich auf die Liebesmahle anspielt.

7) Clem. paedag. 1. 2. c. 1. p. 166.

wohnte ihnen der Klerus unter dem Vorsize des Bischofes bei. Nach der Trennung nahmen die Geistlichen nicht immer in ihrer Gesammtheit an ihnen Theil. Damit will jedoch nicht gesagt werden, der Bischof sei zu dieser Zeit nicht der Leiter der Versammlungen gewesen, und am wenigsten will das von den am Sonntage in den Kirchen veranstalteten Agapen behauptet werden. Hingegen scheint bei Liebesmahlen, die unter der Woche zu Hause oder in den Cömeterien abgehalten wurden, häufig ein Presbyter oder auch Diacon die Aufsicht geführt zu haben. Der letztere nahm das in Empfang, was dem Klerus gebührte und vermittelte die hierauf bezüglichen Wünsche desselben an die Theilnehmer. Die dem Mahle präsidirenden Geistlichen (Tertullian spricht in der Mehrzahl) erhielten nämlich doppelte Portionen, worüber sich der Montanist in seiner bekannten bitteren Weise äußert. „Es ge= hört zu euerer Schlemmerei, daß den Vorsitzenden durch doppelte Portionen doppelte Ehre erwiesen wird, da sie der Apostel (I. Tim. 5. 17.) als Brüder und Vorsteher doppelter Ehre werth hält 3).

Was Tertullian Schlemmerei nennt, klären die apostolischen Constitutionen in angemessener Weise auf, wenn sie verordnen, man soll dem nicht anwesenden Hirten den ihm gebührenden Theil geben und den Priestern und Diaconen das Doppelte von dem, was eine alte Frau erhalte. Die Lektoren, Sänger und Ostiarier erhielten nur einen Theil. Auf diese Weise sollte der Clerus ebenso geehrt, als für seinen Lebensunterhalt Sorge getragen werden. Um den Bischöfen, durch Nachfrage nach ihren Bedürfnissen nicht lästig zu fallen, hatten die Diaconen die gegenseitigen Wünsche des Bischofes und der Laien zu vermitteln 9).

Nach Analogie der gewöhnlichen Mahlzeiten begann die Agape mit Gebet. Hierauf sezte man sich zu einem frugalen Mahle, während dessen vorgelesen wurde. Mit eintretender Dunkelheit zündete der Diacon die Lichter an und nun hielt Einer einen Vortrag, dem Psa lmengesang folgte 10). Ehe die Nacht einbrach, mußte die Versammlung entlassen werden, die mit einem Gebete schloß, das ebenso Abend-gebet als Gebet nach dem Tische war.

3) Schließlich machen wir auf die Bestimmungen der arabischen Kanones des Hippolyt aufmerksam. Nach unserer Auffassung handelt Kanon 32. von den feierlichen Agapen am Sonntage in der

8) Tert. de jejun. c. 17. p. 423. Diesem geht ein Saß vorher, der seine Stimmung kennzeichnet. Apud te agape in cacabis fervet, fides in culinis calet, spes in ferculis jacet. Sed major his est agape, quia per hanc adolescentes tui cum sororibus dormiunt; appendices scilicet gulae lascivia atque luxuria est. Ad elogium tuae pertinet, quod duplex apud te praesidentibus honor binis partibus deputatur. 10) Tert. de jejun. c. 13. p. 417.

9) A. C. 1. 2. c. 28.

Kirche, Kanon 33. von den Liebesmahlen an den Gräbern (Cömeterien) an den Jahrtagen der Verstorbenen, Kanon 34. von den Agapen, die aus gewissen Veranlassungen zu Hause gehalten wurden, während Kanon 35. einen Nachtrag zu ihm gibt. Dieselben scheinen nichts zu enthalten, was nicht in die drei ersten Jahrhunderte passen würde.

„Wenn eine Agape gehalten, oder 11) von Jemand den Armen ein Mahl bereitet wird, am Sonntage, zur Zeit, da man die Lichter anzündet und in Gegenwart des Bischofes, erhebe sich der Diacon, um das Licht anzuzünden, der Bischof aber bete über sie (die Geladenen) und den, welcher geladen hat. Die Armen seien aber zugegen, wenn beim Beginn der Messe die Eucharistie gefeiert wird 12). Vor die Dunkelheit eintritt, haben sie sich einzeln zu entfernen, zuvor sollen sie aber Psalmen beten 18).

Das Anzünden der Lichter weist auf den Abend hin und noch mehr die Worte, bei eintretender Dunkelheit sollen sie sich entfernen. Zudem heißt es im folgenden Kanon, der Bischof theile die Brode vor Sonnen Untergang aus. Damit steht scheinbar der Satz im Widerspruch: die Armen sollen bei Beginn der eucharistischen Feier zugegen sein. Da nämlich die Eucharistie am Morgen gefeiert wurde, könnte man glauben, es sei dieses auch mit den Agapen der Fall gewesen. Allein nach unse rer Ansicht sind diese Worte dahin zu erklären, die Armen, welchen auf den Abend eine Mahlzeit bereitet wurde, sollen in der Früh die Eucharistie besuchen, um in ihr für den Geber zu beten. Für Solche, welche größeres Almosen gaben, wurde in der Oration über die Gläubigen gebetet. Bei diesem Gebete, das in initio missae vorkam, sollten sie zugegen sein.

Von den in den Kirchen gefeierten Agapen geht Hippolyt auf die an den Gedächtnißtagen der Verstorbenen über. Sie durften nicht am Sonntage gehalten werden; von der Gegenwart des Bischofes ist nichts erwähnt, und die Bemerkung, die Katechumenen dürfen an ihnen nicht Theil nehmen, zeigt, daß sie auch nicht in der Kirche gehal ten wurden. Wären sie in ihr, und darum in Gegenwart des Klerus, gefeiert worden, dann wäre diese Bemerkung überflüssig gewesen. In diesem Falle sorgte die Geistlichkeit für Aufrechthaltung der Disciplin. Sodann fand das pariter adeunt nur bei den Marcioniten statt. In

11) Vel kann disjunktiv und conjunktiv gefaßt werden. Im lezten Falle wird Agape für ein den Armen bereitetes Mahl erklärt. Ob das arabische Wort diese Deutung zuläßt, weiß ich nicht.

12) Quando in initio missae Eucharistia agitur. Kamen vielleicht Einige erst später in den Gottesdienst, wie Manche nach Tertullian das Opfer vor dem Friedenskuffe verließen? Ist die Ueberseßung zulässig: beim Beginn der Messe, wenn die Danksagung gesprochen wird? 13) Hippol. Can. 32. p. 91.

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