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wir uns und die Anderen dem lebendigen Gott durch seinen eingeborenen Sohn $).

Hierauf spricht der Bischof betend: Gott der Geister und alles Fleisches, Unvergleichlicher und Nichtsbedürfender, der du die Sonne zur Beherrscherin des Tages gemacht hast, Mond und Sterne aber, daß sie der Nacht vorstehen, du selbst sich nun auf uns mit wohlwollenden Augen, nimm unsere Morgendanksagung und erbarme dich unser, denn nicht strecken wir unsere Hände zu einem fremden Gott aus, denn nicht ist unter uns ein neuer Gott, sondern du der Ewige und Endlose. Der du uns das Sein durch Christus gegeben hast, gib uns durch denfelben auch das Wohlsein, würdige uns durch ihn auch des ewigen Lebens. Mit ihm sei dir Lob, Ehre und Anbetung in dem heiligen Geiste in Ewigkeit. Amen 9).

Der Diacon spreche hierauf: Neiget euch zur Handauflegung, und der Bischof bete, sprechend: treuer und wahrhafter Gott, der du Erbarmen hast gegen Taufende und Myriaden, die dich lieben, Freund der Demüthigen, Schüßer der Armen, ohne den nichts bestehen kann, weil Alles von dir abhängt; siehe auf dieses dein Volk, das dir sein Haupt neigt, segne sie mit geistigem Segen, bewahre sie wie deinen Augapfel, beschütze sie in Gottesfurcht und Gerechtigkeit und würdige fie des ewigen Lebens in Christus Jesus, deinem geliebten Sohne, mit welchem dir Lob, Ehre und Anbetung und dem heiligen Geiste, jetzt und immer und in alle Ewigkeiten. Amen. Und der Diacon spreche: Gehet in Frieden 10).

Das dem 7. Buche entnommene Gebet gehört jedenfalls den drei ersten Jahrhunderten an. Bezüglich des im 8. Buche enthaltenen ist es zweifelhaft, ob es nicht im 4. Jahrhundert verfaßt wurde. Da dieses Buch aber eine Sammlung von Gebeten aus verschiedenen Zeiten enthält, kann das betreffende Gebet auch einem früheren Jahrhundert angehören. Nach unserer Ansicht ist es jenem Cyclus von Gebeten ents lehnt, welchem die Liturgie dieses Buches gehört. Den Grund dafür nehmen wir besonders aus den Worten: der du uns nicht nur das Sein, sondern das Wohlfein gegeben; eine Formel, welche in der Liturgie, wie auch 1. 7. c. 9. 31. und bei Clemens Al. cohort. c. 1. vorkommt. Der Sat: Der Sat: wir erheben unsere Hände zu keinem fremden Gott, ist gegen den Gnosticismus gerichtet. Sodann ist in ihm, ,,wie in den meisten alten christlichen Schriften, die consequente biblische Ansicht durchgeführt, alle Verhältnisse der Menschheit zu Gott seien durch alle Zeiten als vermittelt durch den Sohn zu denken“ 11).

8) A. C. l. 8. c. 37. Schluß.

9) A. C. 1. 8. c. 38.

10) A. C. 1. 8. c. 39. 11) Drey, Neue Untersuchungen S. 125.

2) Das gemeinschaftliche A bend gebet wurde auf ähnliche Weise, wie das Morgengebet gehalten. Nach dem 140. Psalm verrichtete man ein Gebet, dankte in ihm für die erhaltene Gnade und Güte und ging von Gott erfüllt zur Ruhe 12). Galt dieses im zweiten Jahrhundert vom privaten Abendgebet, so ist der Schluß auf das gemeinsame Abendgebet im dritten Jahrhundert berechtigt. Uebrigens enthält das 7. Buch der A. C. gleichfalls ein kurzes Gebet, welches das 8. weiter ausführt. Wir lassen beide folgen: „Lobet den Herrn, Kinder, Lobet den Namen des Herrn. Wir loben dich, wir preisen dich, ehren dich, wegen deiner großen Herrlichkeit, Herr, König, Vater Christi, des unbefleckten Lammes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt; dir ge= bührt Lob, dir gebührt Preis, dir gebührt Herrlichkeit, Gott dem Vater durch den Sohn in dem allheiligen Geiste, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Nun entläßt du deinen Diener, Herr, nach deinem Worte im Frieden, weil meine Augen dein Heil gesehen, welches du bereitet hast, vor dem Angesichte aller Völker, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur Verherrlichung deines Volkes Israel" 13).

Nach der Entlassung der Katechumenen, dem Gebete für die Gläubigen und den Worten: Rette und richte uns auf, Herr, durch deinen Christus (wie im Morgengebete), fährt der Diacon fort: Aufgerichtet erbitten wir die Barmherzigkeit des Herrn und seine Erbarmungen, den Engel des Friedens, das Gute und Zuträgliche und ein christliches Ende. Wir bitten, daß der Abend und die Nacht friedlich und fündelos und

die ganze Zeit unseres Lebens untadelhaft sei. Wir empfehlen uns selbst und die Uebrigen dem lebendigen Gott durch seinen Christus 14). Der Bischof sagt sofort betend: Gott ohne Anfang und ohne Ende, Schöpfer und Lenker des All durch Christus, dessen Gott und Vater du vor Allem (bist), Herr des Geistes, König der Geister und Seelen, der du den Tag erschaffen zu Werken des Lichtes und die Nacht zur Ruhe für unsere Schwäche denn dein ist der Tag und dein ist die Nacht, du bereitest Licht und Sonne du selbst nun, Herr, Liebhaber der Menschen und Allguter, nimm gnädig an dieses unser Abendgebet. Der du uns geführt hast die Länge des Tages und geführt zu dem Beginn der Nacht, bewahre uns durch deinen Christus, verleihe uns einen friedlichen Abend und eine fündenlose Nacht und würdige uns des ewigen Lebens durch deinen Christus, durch den dir Lob, Ehre und Anbetung in dem Hl. Geiste in Ewigkeit. Amen 15).

Der Diacon spreche: Neiget euch zur Handauflegung. Hierauf

12) Clem. paedag. 1. 2. c. 4. p. 194.
14) A. C. I. 8. c. 36.

13) A. C. 1. 7. c. 48.

15) A. C. 1. 8. c. 37.

der Bischof: Gott der Väter, Herr der Barmherzigkeit, der du durch deine Weisheit den Menschen als vernünftiges Wesen erschaffen hast, den Gottgeliebten vor Allem auf der Erde, und ihm die Herrschaft über das Frdische verliehen, der du nach deinem Rathschlusse Fürsten und Priester aufgestellt, jene zur Sicherheit des Lebens, diese zum gesetzlichen Gottesdienste, wende du dich nun, allmächtiger Herr, zu uns, und lasse dein Angesicht erscheinen über deinem Volke, das den Nacken seines Herzens vor dir beugt und segne es durch deinen Christus, durch welchen du uns erleuchtet hast mit dem Lichte der Erkenntniß und uns dich selbst geoffenbart, mit welchem dir die würdige Anbetung gebührt von der ganzen vernünftigen und heiligen Creatur und dem Geiste, dem Tröster, in Ewigkeit. Amen. Hierauf spreche der Diacon: Gehet in Frieden 16).

Wie verhielt es sich mit dem gemeinschaftlichen Abendgebet, wenn denselben Abend Agapen gehalten wurden? Die einzige uns bekannte Andeutung findet sich im Pädagogen des Clemens A., der= zufolge am Schlusse des Mahles Gott gedankt wurde für das Genossene, das er uns gegeben, wie auch dafür, daß wir den Tag glücklich durchlebten 17). Weil er unmittelbar hieran die Vorschriften über den Schlaf knüpft, war dieses Gebet zugleich das Abendgebet, wie auch aus den Worten hervorgeht: „den Tag glücklich durchlebten“. Wüßten wir nun sicher, daß er unter dem Mahl die Agapen versteht, so wäre die Sache entschieden. Die Agapen hätten mit dem Nachtgebet geschlossen. Nach unserer Ansicht liegt es auch ganz im Wesen des Clemens, daß er das Mahl nicht Agape nennt, obwohl es eine solche Zweifellos ist die Sache jedoch nicht, deßhalb beschränken wir uns auf die Worte: wurde im zweiten Jahrhundert ein Abendgebet mit dem Mahle verbunden, so wird wohl auch im dritten Jahrhundert das gemeinschaftliche Abendgebet mit den Agapen in derselben Weise verknüpft gewesen sein.

§. 98. Tischgebet.

Nach allgemein christlicher Sitte begann das Essen mit Gebet; denn man hielt es für geziemend, zuerst den Geist durch himmlische Speise zu erfrischen und dann erst dem Leibe irdische Nahrung zu reichen 1). Während des Essens wurde theils vorgelesen, theils sang man Psal men und Hymnen. Der Freund des Origenes, Ambrosius, hat nie im Beisein des erstern gespeist, ohne aus der Schrift vorlesen zu lassen.

16) A. C. 1. 8. c. 37.

1) Tert. de orat. c. 25. p. 23.

17) Clem. paedag. 1. 2. c. 9. p. 216.

Er eig=

Cyprian schließt den Brief an Donatus mit der Aufforderung, das Abendessen nicht ohne Gebet vorübergehen zu lassen. Beim einfachen Mahle höre man Psalmen und während des Essens soll geistliche Lesung das Ohr erfreuen 2). In Alexandrien wurde vor dem Essen aus der Schrift gelesen, während desselben sang man Psalmen und Hymnen 3). Da auch Tertullian den Psalmengesang erwähnt 4), kam er überall vor. nete sich nicht nur, den Schöpfer für die Nahrung zu preisen, sondern als harmonisches, züchtiges Lob, als geistiges Lied, wie ihn der Apostel nennt 5), paßte er auch zur Erweckung und Erhöhung der Heiterkeit und Fröhlichkeit. Nach dem Mahle dankte man Gott für das Genossene und den glücklichen Verlauf des Tages 6).

Die apostolischen Constitutionen haben ein altes Tisch gebet aufbewahrt, das also lautet: Gepriesen seist du Herr, der du mich von meiner Jugend an ernährtest, der du allem Fleische Speise gibst. Erfülle mit Freude und Lust unsere Herzen, damit wir immer die volle Genüge habend, reich seien an jedem guten Werke, in Christus Jesus unserem Herrn, durch den dir Ruhm, Ehre und Herrschaft in Ewigkeit. Amen 7).

§. 99. Die Agapen und ihre Entwicklung.

Da sich die Apostel, von ihrem früheren Berufe getrennt, nach der Himmelfahrt in Jerusalem nicht selbst ernähren konnten, lebten sie von den Opfern der Gläubigen. Dieses hatte, wenigstens ihnen gegenüber, eine völlige vita communis zur Folge und dem Vorgange Christi gemäß dürfen wir annehmen, sie haben nach dem gemeinschaftlichen Abendessen die Eucharistie gefeiert. Der Ort, wo dieses Mahl mit der Eucharistie gehalten wurde, war das Obergemach 1), oder Cönaculum, in dem Jesus das Abendmahl einsette.

Das Wachsthum der Kirche forderte außer dem Cönaculum die Errichtung von Hauskirchen, in welchen einzelne Theile der Gemeinde Gottesdienst und Mahl hielten, wie dieses in der Hauptkirche (dem Obergemache) geschah. Täglich verharrten sie einmüthig im Tempel, und das Brod brechend in den Häusern, nahmen sie Speise in Freude und Einfalt des Herzens 2). Wie von selbst einleuchtet, erschwerte die Ausbreitung der christlichen Religion die täglichen gemeinschaftlichen Mahle in hohem Grade. Weil zudem Jesus selbst den Sonntag, der an die

2) Cyp. epist. 1. p. 8. d. 3) Clem. strom. 1. 7. c. 7. p. 861.
4) Tert. adv. Psychic. c. 13. p. 417. 5) Clem. paedag. 1. 2. c. 4. p. 194.
6) Clem. A. paedag. 1. 2. c. 9. p. 216. 7) A. C. 1. 7. c. 49.
2) act. 2. 46.

1) Act. 1. 13.

Stelle des Sabbathes trat, auszeichnete, fanden sich die Gläubigen, welche an dem täglichen Mahle und Gottesdienste nicht Theil nehmen konnten, am Sonntage ein. An die Stelle der täglichen Feier der Liturgie trat deßwegen die sonntägliche und das tägliche gemeinschaftliche Mahl verwandelte sich in die sonntägliche Agape. Sie war jetzt nicht mehr das gewöhnliche Mahl zur Erhaltung des leiblichen Lebens, dieses nahm Jeder im Kreise der Seinigen im eigenen Hause ein, sondern ein Mahl, das die christliche Gemeinschaft und Liebe offenbarte und zugleich die Aufgabe hatte, Arme zu speisen. Das war die Sachlage, als der Apostel den ersten Brief an die Korinther schrieb 3).

Wann diese Aenderung eintrat, läßt sich nicht genau bestimmen. Im Vorausgegangenen sind einige Gründe für sie angegeben, die jedoch eine Vervollständigung verlangen. Aus der Wahl der Diaconen erkennt man, die täglichen, gemeinschaftlichen Mahlzeiten so Vieler hatten manche Mißstände im Gefolge 4) und das Hervortreten derselben indicirt das Ausleben dieser Institution. Als aber mit dem Tode des Stephanus eine Verfolgung eintrat, als Saulus durch Eindringen in die Hauskirchen diese Versammlungen sprengte 5), die Gläubigen sich zerstreuten und damit tägliche, gemeinschaftliche Mahle unmöglich wurden, mag dieses der Zeitpunkt gewesen sein, in welchem an die Stelle derselben die sonntägliche Agape und an die Stelle der täglichen Communion die sonntägliche trat 6).

2) Lange währte diese Art und Weise die Agapen zu feiern, nicht, denn im Jahre 104, als Plinius seinen Brief an Trajan richtete, fanden sie bereits Sonntag - Abends und von der Liturgie getrennt statt, die am frühen Morgen begangen wurde. Er schreibt, die Christen kommen an einem festgesetzten Tage vor Sonnenaufgang zusam men, um Christus ein Loblied zu singen. Nachdem dieses geschehen, gehen sie auseinander, kommen jedoch wieder zusammen, um gewöhnliche und unschuldige Speise zu genießen. Das gemeinschaftliche Mahl fand demnach, von dem Loblied auf Christus getrennt und später, bei einer zweiten Zusammenkunft statt. Ein Auseinandergehen, um sich etwa nach einer Stunde wieder zu versammeln, ist so unglaublich, daß diese zweite Zusammenkunft auf die gewöhnliche Essenszeit, Abends, verlegt werden muß.

Aus welchen Ursachen und zu welcher Zeit fand diese zweite Aenderung statt? Etwas Sicheres ist nicht bekannt, vielleicht findet folgende Vermuthung Beifall. Wie der Apostel Paulus klagt, kamen

3) cf. I. Cor. 11. 20. 2c.
5) act. 8. 3.

4) act. 6. 1.

6) cf. act. 23. 7. I. Cor. 16. 2.

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