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nannten Stunden drückte nach der Anschauung Tertullians zudem den Gedanken aus, daß wir Schuldner des Vaters, Sohnes und Geistes find 5). Aehnlich sagt Clemens A. und Cyprian: es sind drei Stunden mit Rücksicht auf das Geheimniß der Trinität 6). Eine andere Motivirung lautet: Zur dritten Stunde kam der hl. Geist über die versammelten Jünger, zur sechsten begab sich Petrus in den oberen Theil des Hauses zum Gebet und zur neunten ging er mit Johannes in den Tempel 7), oder, um die sechste Stunde wusch der Gekreuzigte unsere Sünden mit seinem Blute ab 8). Die apostolischen Constitutionen halten diese Stunden besonders für das Gebet geeignet, weil in der dritten Christus von Pilatus verurtheilt wurde, zur sechsten die Kreuzigung stattfand und zur neunten, da der Herr am Kreuze hing, Alles erschüttert wurde, uns zur Aufforderung, daß wir die Verwegenheit der gottlosen Juden und die dem Herrn angethane Schmach verabscheuen 9).

Spricht schon der Umstand, daß die Apostel zu diesen Stunden in den Tempel gingen, dafür, daß die Christen, wenn es ihnen möglich war, zu dieser Zeit nicht nur zu Hause, sondern auch in der Kirche ihr Gebet verrichteten, so verlangen zudem noch die Clementinen, die Gläubigen sollen ebenso an festgesetzten Tagen, wie zu bestimmten Stunden zusammenkommen 10). Die Martyraften des h. Theodot bemerkten ferner, als der Heilige nach dem Presbyter in das nächste Dorf schickte, sei derselbe nach der sechsten Gebetsstunde aus der Kirche gekommen 11). Daraus scheint zu folgen, daß wenigstens zu Ende des dritten Jahrhunderts diese Gebete in der Kirche, unter Leitung eines Presbyter verrichtet wurden, wie denn auch die A. C. 1. 8. c. 34. dem Bischofe die Vorschrift geben, wenn er die Gebetsstunden wegen der Ungläubigen nicht in der Kirche halten könne, soll er es in einem Hause thun.

Eine geziemende Gebetszeit für die Gläubigen war ferner die Zeit vor dem Essen und Baden; denn der Geist soll vor dem Leibe Erfrischung und Nahrung durch das Gebet erhalten. Entlasse auch, fügt

tale munus extorqueat a negotiis interdum, ut quod Danieli quoque legimus observatum utique ex Israelis disciplina, ne minus ter die saltem adoremus, debitores patris, et filii et spiritus sancti. Exceptis utique legitimis orationibus, quae sine ulla admonitione debentur ingressu lucis et noctis. Sed et cibum non prius sumere, et lavacrum non prius adire, quam interposita oratione, fideles decet. Priora enim habenda sunt spiritus refrigeria et pabula, quam carnis, et priora coelestia, quam terrena. Tert. de orat. c. 25. p. 23. 5) Tert. 1. c.

6) Clem. Strom. 1. 7. c. 7. p. 854. 7) Tert. de orat. c. 25. p. 23.

9) A. C. 1. 8. c. 34.

10) Clement. hom. 3. n. 69. p. 116.

Cyp. de orat. p. 426. e.

8) Cyp. de orat. don. p. 427. a.

11) Ruinart acta Martyr. B. II. n. 11. p. 294.

Tertullian bei, den Bruder, der dich besucht, nicht ohne Gebet 19). Die Art und Weise, wie von dem Gebete während der Nacht gesprochen wird, zeigt deutlich, daß es unter den Christen jener Zeit allgemein übDie, welche den Agapen beiwohnten, genossen weniger, um tüchtig zu sein auch während der Nacht zu beten 13); solche, welche sich verehlichen wollten, machte man darauf aufmerksam, was wohl der heidnische Mann sagen werde, wenn seine Frau in der Nacht zum Gebete aufstehe 14). Ein Vorbild für dieses Gebet sah man in Paulus und Silas 15) und in Christus selbst 16). Der Bischof von Karthago widerlegt auch die Gründe jener, welche diese Zeit nicht für passend hielten 17). Noch stärker sprachen die inneren Gründe für dasselbe. Clemens A. nennt den Schlaf einen Zöllner, der uns die halbe Lebenszeit wegnimmt. Der Schlafende ist nämlich so wenig nüze als der Todte. Darum soll der Christ bei Nacht aufstehen und Gott loben, dann ist er ein Erleuchteter, ein Lebender; darum soll er die Zeit des Schlafes, so weit es die Gesundheit gestattet, beschränkeu, dann anticipirt er, ununterbrochen mit Gött umgehend, das jenseitige, ewige Leben und macht sich den Engeln gleich 18). Ferner empfahl sich diese Gebetszeit durch die Sammlung des Geistes, welche die Nacht mit sich bringt 19). Origenes redet darum von einer Vorschrift, dergemäß die Christen auch während der Nacht zu beten hatten 20).

Den Tag fastend, die Nacht im Gebete wachend, traten die Christen dem Feinde gegenüber 21). Wenn es aber in den Martyraften des H. Cyprian heißt, die Güte Gottes gestattete ihm, als einem wahrhaft Würdigen, daß das Volk auch am Leidenstage des Priesters wachte 22), so liegt diesen Worten der Gedanke zu Grunde, nicht nur seinen Todestag feierte das Volk mit Vigilien, wie das bei den Martyrern gewöhnlich war, sondern selbst die Zeit, da er gefangen lag. Die Feier der Anniversarien mit einer Vigil, war also damals schon eingeführt. Nach den Marthrakten des Bischofes Saturnius, der in der decischen

12) Tert. de orat. c. 26. p. 24. cf. c. 25. u. 23., de jejun. c. 10. p. 408. 13) Tert. apol. c. 39. 14) Tert. ad uxor. 1. 2. c. 5. p. 96. 15) Orig. de orat. c. 12. p. 454. 16) Cyp. de orat. p. 425. a. 17) Quando enim sine lumine est cui lumen in corde est? Aut quando sol ei et dies non est, cui sol et dies Christus est? Qui autem in Christo, hoc est in lumine, semper sumus, nec noctibus ab oratione cessemus..: Per Dei indulgentiam recreati spiritaliter et renati imitamur quod futuri sumus. Habituri in regno sine interventu noctis solum diem sic nocti quasi in lumine vigilemus. 1. c. p. 428. a.

18) Clemens paedagog. 1. 2. c. 9. p. 218-220.
19) Orig. in Thren. select. p. 51.

21) Tert. de orat. c. 29. p. 26.

20) C. Cels. 1. 6. c. 41. p. 197.

22) Ruinart II., n. 15. p. 39. Concessit ei tunc divina bonitas, vere digno, ut Dei populus etiam in sacerdotis passione vigilaret.

Verfolgung starb, wurde der Todestag der Martyrer bereits durch Vigilien gefeiert 23). Dasselbe fand auch an Ostern statt. Abgesehen von diesen Vigilien war jedoch das Gebet während der Nacht ein privates.

Im dritten Jahrhunderte bildete sich demnach das schon längst ge= übte nächtliche Gebet zum Vigiliengebete und damit zum gemeinschaftlichen und an den benannten Tagen wohl auch vorgeschriebenen Gebete aus. Aehnlich verhält es sich mit dem Morgen- und Abendgebet. Niemand wird daran zweifeln, daß die Christen des zweiten Jahrhunderts den Tag mit Gebet anfingen und schlossen, aber es war ein privates Gebet. Erst zu Ende des zweiten oder Anfang des dritten Jahrhunderts kam das gemeinschaftliche Morgen- und Abendgebet zu den drei apostolischen Gebetsstunden als vierte und fünfte hinzu. Wenn nämlich Cyprian schreibt: uns sind zu den von Alters her (antiquitus) beobachteten Gebetsstunden sowohl Zeiträume als Geheimnisse hinzugewachsen 24), so bezieht sich das antiquitus auf die drei apostolischen Stunden, von welchen er unmittelbar vorher spricht. Als die neu hinzugekommenen Gebetsstunden bezeichnet er den Morgen und Abend, an dem der Christ nothwendig (necessario) zu beten hat. Wurden diese beiden Gebetsstunden erst später eingeführt, so war mit der Einführung von selbst gegeben, daß das Gebet in denselben ein gemeinschaftliches und somit auch ein vorgeschriebenes war, weil das private Gebet zu diesen Stunden schon längst bestand. Tertullian nennt sie darum legitimae orationes, zu deren Verrichtung es keiner Aufmunterung bedürfe 25) und erklärt so das necessario des Cyprian. Die apostolischen Constitutionen sehen ebenso den Charakter dieser Gebete als gemeinschaftlicher außer Zweifel, da sie dem Bischofe auftragen: Befiehl und ermahne das Volk, daß es jeden Tag Morgens und Abends die Kirche besuche, pfallirend und betend 26). Dieser Befehl wird zugleich mit dem Gebote, den Gottesdienst am Sonntage und Samstage zu besuchen, gegeben.

Doch mag im dritten Jahrhundert ein Unterschied zwischen dem Occident und Orient obgewaltet haben. Origenes spricht zwar von den drei Gebetsstunden 27), faßt jedoch die erste und letzte als Morgen- und Abendgebet, ohne eine andere Andacht in der Frühe oder Abends zu erwähnen. Das siebente Buch der apostolischen Constitutionen, das wohl nach den sechs ersten entstand, läßt es zweifelhaft, ob die drei Stunden auch zugleich das Morgen- und Abendgebet begreifen 28). Im achten

24) Cyp. de orat. p. 427. a.

23) Ruinart I. p. 301.
25) Tert. de orat. c. 25. p. 23.
27) Orig. de orat. c. 12. p. 454.

26) A. C. I. 2. c. 59. p. 743.

28) Nach A. C. 1. 7. c. 24. soll der Gläubige dreimal des Tages das Vater unser beten. Die Capitel 47. und 48. enthalten Morgen- und Abendgebete.

Buche werden hingegen die apostolischen Horen nicht mehr auf das Morgen- und Abendgebet bezogen, sondern diese als eigene Horen aufge= führt 29). Es scheint darum, daß im Orient erst zu Ende des dritten Jahrhunderts eine vierte und fünfte gemeinschaftliche Gebetszeit hinzukam, während dieses im Occident schon zu Anfang desselben geschah 3o).

Sonach hatte die Kirche in den ersten zwei Jahrhunderten drei öffentliche Gebetsstunden, zu welchen im dritten Jahrhundert das gemeinschaftliche Morgen- und Abendgebet als vierte und fünfte hinzukam. Ferner wurden während dieser Zeit einige Feste mit Vigilien gefeiert und dadurch das Gebet in der Nacht zu einem gemeinschaftlichen erhoben.

§. 97. Oeffentliches Morgen- und Abendgebet.

Der Bischof hatte in seinen Vorträgen darauf hinzuwirken, daß das Volk jeden Tag Morgens und Abends die Kirche besuchte, Keiner sollte zurückbleiben, sondern Alle sich fleißig einfinden. Wer wegblieb wurde für einen solchen angesehen, der die Kirche, den Leib Christi, verstümmelte. Denn nicht nur den Priestern, sondern auch jedem Laien gilt das Wort: wer nicht mit mir ist, ist wider mich und wer nicht mit mir sammelt, zerstreut. Deßwegen zerstreuet nicht, ihr, die ihr Glieder Christi seid, indem ihr die Versammlung der Brüder meidet. Vernachlässiget euer Heil nicht, deren Haupt Christus ist, der seiner Verheißung gemäß den Gläubigen gegenwärtig und nahe bleibt, beraubet den Erlöser seiner Glieder nicht, theilet seinen Leib nicht, gebet der Nothdurft des Lebens nicht den Vorzug vor dem göttlichen Worte, sondern früh und spät versammelt euch jeden Tag in den Kirchen, pfallirend und betend 1). War der Zutritt zu der Kirche wegen der Ungläubigen unmöglich 2), so sollte der Bischof die Versammlung in einem Wohnhause veranstalten. Im Falle auch dieses

29) A. C. 1. 8. c. 34.

30) Die arabischen Kanonen Hippolyts verordnen über die Gebetszeiten: Omnes, qui ad ordinem Christianorum pertinent, primum eo tempore orent, quo a somno surgent matutino. Quando autem orare volunt, manus suas lavent. Idem faciant ante singula quaeque opera. Orent etiam tertia hora, quia illo tempore salvator voluntarie crucifixus est ad salvandos nos. Deinde etiam hora sexta orent, quia illa hora universa creatura perturbata est propter facinus scelestum a Judaeis perpetratum. Hora nona iterum orent, quia illa hora Christus oravit et tradidit spiritum suum in manus patris sui. Etiam hora, qua sol occidit, orent, quia est completio diei. Deinde etiam vespere orent, quia David dicit; Nocte meditor (Psl. 76. 7. ?). Deinde etiam media nocte orent, quia David idem fecit. (Psl. 118. 62.) Paulus autem et Silas oraverunt media nocte et laudaverunt Deum. act. 16. 28. Canon. 25. p. 81. 1) A. C. 1. 2. c. 59. p. 743.

2) Diese Bemerkung weist auf die vorconstantinische Zeit hin.

nicht thunlich war, so pfallirte, las, betete jeder für sich 3). In der Frühe betete man den Psalm 62, Abends den 140. 4)

Man sieht, dieses Morgen- und Abendgebet hatte nicht den Charakter einer privaten Zusammenkunft, sondern bildete einen Theil des öffentlichen Gottesdienstes, den die Priester leiteten. Auch bestand er nicht blos in dem Gebet der betreffenden Psalmen, wie die Worte „pfallirend und betend" beweisen. Das achte Buch fügt die= sem in den Worten „psallire, lese, bete", noch einen weiteren Bestandtheil bei. Laut c. 35. und 36. wurden nach dem Psalm vom Diacon die Gebete für die Katechumenen, Energumenen, Competenten und Büßer gesprochen. Da nicht einmal zu Hause, und darum um so weniger bei diesem Gottesdienste, der Gläubige mit dem Katechumenen beten sollte 5), wurden die letzteren nebst den übrigen Genannten ent= lassen. Dann hieß es, die wir Gläubige sind, laßt uns den Herrn bitten", worauf die Orationen folgten. Die Gebete waren selbstverständlich Morgen- und Abendgebete.

Als Zweck dieser Andacht wird angegeben: in der Früh vor aller Arbeit und Abends eile zur Kirche, um Gott zu danken, daß er dir das Leben verliehen hat 6). Die Art und Weise dieser Gebete zeigen die Formularien im 7. und 8. Buche der apostolischen Constitutionen.

Morgengebet. Ehre sei Gott in der Höhe und auf der Erde Frieden, in den Menschen guter Wille. Wir loben dich, verherrlichen dich, rühmen dich, preisen dich, beten dich an durch den großen Hohenpriester, dich, den wahrhaften Gott, den Einen Ungezeugten, den allein Unnahbaren, wegen deiner großen Herrlichkeit. Herr, himmlischer König, Gott allmächtiger Vater, Herr Gott, Vater Christi, des unbefleckten Lammes, das wegnimmt die Sünde der Welt, nimm an unser Flehen, der du thronst über den Cherubim. Weil du allein heilig, du allein der Herr Jesus, der Gesalbte des Gottes der ganzen geschaffenen Natur, unseres Königes; durch ihn sei dir Ehre, Lob und Anbetung 7).

Das achte Buch der A. C. enthält folgende Morgen danksagung (εvxaqiria op9qwn). Nach Entfernung der Katechumenen (εὐχαριστία ὀρθρινή). und nach dem Gebete für die Gläubigen sprach der Diacon: Rette uns Herr und richte uns auf in deiner Gnade. Lasset uns vom Herrn seine Erbarmungen und Barmherzigkeit erbitten, diesen Morgen und diesen Tag und die ganze Zeit unserer Wanderschaft, friedlich und sündenlos (zu leben. Lasset uns erbitten) den Engel des Friedens, ein christliches Ende, die Gnade und das Wohlgefallen Gottes. Empfehlen

3) A. C. 1. 8. c. 24.
5) 1. c. c 34.

4) A. C. 1. 2. c. 59. p. 743. 6) A. C. 1. 2. c. 36.

7) A. C. 1. 7. c. 47.

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