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deren Lehren aus dem katholischen Glauben beibehalten. Wäre sie ihm eigenthümlich gewesen, so würden die Katholiken sie, gleich seinen Frrthümern, die alle angegeben werden, an ihm gerügt haben 5).

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Diesen Thatsachen, die auch die scharfsinnigste Exegese stehen lassen muß, mögen die Juschriften in den Cömeterien folgen. Sie enthalten theils Wünsche, z. B. Regina, mögest du leben im Herrn Jesus, oder, Ulpia mögest du des Lebens theilhaftig sein mit deinen Brüdern 2c., theils förmliche Fürbitten. „Demetrius und Leontia der Syrika, ihrer wohlverdienten Tochter; gedenke Herr Jesu unseres Kindes. Gott, der du zur Rechten des Vaters sizest, stelle an den Ort deiner Heiligen die Seele des Nektarius. Hier, o süßester Sohn, war des Lebens Ziel dir vollendet; doch allmächtiger Vater, ich flehe, erbarme dich der Leiden, unseres Lieblings erbarme dich ... durch Jesum Christum. Der Luzifera... wer immer von den Brüdern dieses liest, bitte Gott, daß ihr heiliger und unschuldiger Geist zu Gott aufgenommen werde. Alexander und Pompeja möget ihr Linderung empfangen 2c. zc. 6). Das Einzige, was sich gegen diese Grabschriften einwenden läßt, besteht darin, daß ihre Abfassung in den ersten drei Jahrhunderten nicht constatirt ist; sie können auch dem vierten angehören. Da aber nach dem Vorausgehenden das Gebet für die Verstorbenen feststeht, da Tertullian von einer Wittwe, die es unterläßt, für die Seele ihres verstorbenen Mannes zu beten, für ihn um Erquickung und Theilnahme an der ersten Auferstehung zu flehen, sagt, sie habe sich, so viel an ihr sei, von ihm geschieden 7): so hat man durchaus keinen Grund, sie den ersten drei Jahrhunderten abzusprechen.

2) Ihre Ergänzung und Bestätigung erlangt die Lehre von der Fürbitte für die Verstorbenen durch die Lehre von einem Reinigungsorte. Gehen nämlich die verstorbenen Gläubigen nicht unmittelbar in den Himmel ein, sondern bedürfen sie einer Reinigung und stehen, zufolge der Lehre von der Gemeinschaft der Heiligen, die Gläubigen dieser und jener Welt mit einander in Verbindung: so ist ebenso sicher, daß, wie die Heiligen im Himmel für die Glieder der streitenden Kirche beten, diese auch für ihre leidenden Brüder fürbitten werden und sollen.

Seinem Grundsage treu, philosophische Wahrheiten mit den Dogmen zu einem Teppiche zu verweben, behandelt Clemens A. in den folgenden

6) Wolter 1. c. S. 26. u. 27.

5) Stoberg, K.-G. VIII. S. 397. 7) Enimvero et pro anima ejus orat, et refrigerium interim adpostulat enim et in prima resurrectione consortium et offert annuis diebus dormitionis ejus. Nam haec nisi fecerit, vere repudiavit, quantum in ipsa est, et quidem hoc iniquius, quanto quomodo potuit, quia non potuit, et hoc indignius, quanto jam indignius, si quia non meruit; aut numquid nihil erimus post mortem, secundum aliquem Epicurum et non secundum Christum? Tert. de monog. c. 10. p. 154.

Stellen zwei Gegenstände mit einander, den Fortschritt des Christen in der Welt vom Glauben zur Gnosis und den Fortschritt des Christen in der anderen Welt, von der Reinigung aller seiner Mängel, bis zur vollkommenen Vereinigung mit Gott im Himmel. Weil er aber zugleich den Grundsay befolgt, die Dogmen zu verbergen, so ergab es sich von selbst, daß er den Fortschritt vom Glauben zur Gnosis in Vordergrund stellt und blos durch eingestreute Bemerkungen den Fortschritt vom Reinigungsorte zum Himmel berührt. Von diesem Gesichtspunkte aus müssen die nachfolgenden Citate gefaßt werden. Dafür, daß wir nicht befangen urtheilen, bürgt Potter, der, ein Gegner der Lehre vom Purgatorium, dennoch gesteht, Clemens rede in diesen Stellen von Strafen, die jene, welche nach der Taufe gesündigt haben, nach dem Tode büßen müssen. Das sei aber nicht zu verwundern, denn Clemens habe sich jüdischen und philosophischen Traditionen, besonders pythagoräischen und platonischen Lehren accommodirt 3). Nach dem Vorausgehenden scheint er sich jedoch auch an christliche Traditionen angelehnt zu haben.

An die Stelle anknüpfend, es gibt noch andere Schafe, die nicht aus diesem Schafstalle sind, bemerkt Clemens, der Wohnort oder Schafstall für diese Schafe entspreche ihrem Glauben. Der Glaube allein, ohne Werke, sei nicht der genügende und wahre. Wer einen solchen Glauben besize, gehöre darum zu jenen Schafen, die einen anderen Wohnort haben. Wenn deßhalb ein unenthaltsamer Christ sterbe, müsse er diese Sünde ablegen, um zu dem ihm eigenen Wohnorte zu gelangen. Er nehme die der Sünde entsprechende Buße mit sich, die in sühnenden und reinigenden Strafen und der sehr großen Trauer bestehe, an einem anderen Wohnorte zu sein als die, welche wegen der Gerechtigkeit verherrlicht wurden 9). Wenn sie nämlich von aller Strafe und Pein be= freit sind, die sie für die Sünden als heilsame Buße leiden, wird den Vollendeten Lohn und Herrlichkeit zu Theil; reinen Herzens werden sie in die Nähe Gottes erhoben 10). Dieser Armen, die nach dem Tode

8) Clem. strom. 1. 6. c. 14. p. 794. nota 4.

9) Clem A. strom. 1. 6. c. 14. p. 795. Der Schluß der Stelle lautet wörtlich: hat also ein Christ durch lange Bußübung von seinen Fehlern sich losgerungen, so geht er von da hinüber zu einer sehr schweren Züchtigung, wiewohl doch besser, als sein früherer Ort, im Zustande eines Büßenden für jene Sünden, welche er nach der Taufe begangen hat. Da wird er nun noch mehr gepeinigt, weil er noch nicht, oder nicht vollends das besißt, was er Andere genießen sieht. Dazu kommt noch das marternde Schamgefühl über seine Sünden; das sind schwere Strafen für den Gläubigen. Denn gut ist Gottes Gerechtigkeit und gerecht ist seine Güte. Und wenn auch einmal die Strafen nach erfüllter Sühne und Reinigung des Einzelnen ihr Ende erreicht haben, so bleibt ihnen dennoch die sehr große Trauer darüber, daß sie nicht bei jenen sind, welche um der Gerechtigkeit willen verherrlicht wurden. strom. 1. 6. c. 14. p. 795. 10) Clem. strom. 1. 7. c. 10. p. 865.

Probst, Lehre und Gebet.

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noch gezüchtigt werden und durch Strafen gezwungen bekennen, erbarmt sich auch der Gnostiker; denn ein Fremdling auf dieser Welt, gedenkt er allein der Heimath 11).

In die Fußstapfen seines Lehrers tritt Origenes. Auf die Frage, wenn wir mit Gutem und Bösem in die andere Welt kommen, sollen wir da für das Gute belohnt werden, ohne Rücksicht auf das Böse, oder sollen wir für das Böse gestraft werden, ohne daß das Gute in Betracht kommt, antwortet er: weder das Eine noch das Andere; denn wir werden für unsere Sünden leiden und für unsere guten Handlungen belohnt werden. Wenn du auf das Fundament Christi nicht blos Gold, Silber und Edelsteine, sondern auch Holz, Heu und Stoppeln gebaut hast, was erwartest du, wenn die Seele vom Leibe getrennt wird? Wirst du mit deinem Holze, Heu und Stoppeln in den Himmel eingehen, um das Reich Gottes zu verunreinigen, oder wegen dieser Hindernisse draußen bleiben und keinen Lohn für dein Gold und Silber und für deine Edelsteine empfangen? Auch das wäre ungerecht. Daraus folgt, daß du zuerst wegen des Holzes das Feuer empfangest, welches Holz, Heu und Stoppeln verzehrt... dann werden wir Gutes empfangen, so daß nach Austilgung der Sünden die Tugenden ewig bleiben 12).

Man hält diesem entgegen, da Origenes die Ewigkeit der Höllenstrafen läugne, verstehe sich die Annahme eines Fegefeuers von selbst; er mache jene zu diesem. Allein Adamantius unterscheidet trot dessen zwischen Hölle und Fegfeuer 18). Jene ist immer eine harte, schmerzliche Strafe; diefes für Manche blos ein kurzer läuternder Durchgang zum Himmel. Vor dem Eintritt in den Himmel muß nämlich jeder Getaufte, selbst Petrus oder Paulus, durch ein Feuer. Den beiden Aposteln und Jenen, die ihnen gleichen, ist dieses Feuer jedoch nur ein Durch und Uebergang, das ihnen weder Schaden noch Schmerz bringt. Wie die Juden unverlegt das rothe Meer durchschritten, dessen Wasser rechts und links wie eine Mauer stand, so auch die Gläubigen, die Gottes Gebote beobachten. Das Feuer wird ihnen zur Feuersäule, die sie zum Himmel führt 14). Ganz ohne reinigende Wirkung ist jedoch dieses Feuer nicht. Wenn Petrus auch nicht viel von dem Blei der Sünde an sich hatte, einiges war ihm doch beigemischt, weßwegen er auf dem See untersank, während Jesus, der Sündelose, auf ihm wandelte. Wer viel Gutes, wenig Böses gethan hat, dem wird das Feuer wenig

11) 1. c. 1. 7. c. 12. p. 879.

12) Orig. in Jerem hom. 16. n. 5. ú. 6. p. 605.

13) Omnes purificatione indigemus, imo purificationibus. Multae enim et diversae nos manent purificationes. Orig. in Num. hom. 25. n. 6. p. 524, 14) Orig. in psl. 36. hom. 3. n. 1. p. 29.

Schmerz verursachen. Das Gold bleibt von ihm ungefährdet, das Blei löst es hingegen ab. Wer daher von Blei d. h. von bösen Werken beschwert ist, wird lange gereinigt, bis das Gold, wenn es auch noch so wenig wäre, allein übrig bleibt. Ist aber Jemand ganz bleiern, so erfüllen sich an ihm die Schriftworte: er wird in die Tiefe versenkt, wie Blei in mächtiges Wasser. 2. Moses 15. 5. 10. 15) Der Weg in die andere Welt führt durch Feuer, das den völlig Gerechten zur leuch tenden Feuersäule dient. Jene, die nicht ganz rein sind, läutert es ohne großen Schmerz von ihren Gebrechen. Die welche größere Schuld und Befleckung auf sich haben, leiden viel an diesem Orte; für sie ist es das eigentliche Fegefeuer. Schweren Sündern aber wird es zur Hölle, obwohl sie nicht ewig daselbst gefangen gehalten werden. Im lezten Punkte weicht Origenes von der Kirchenlehre ab, hingegen ist die erste Annahme, wenn auch praeter, so doch nicht contra regulam veritatis 16). Deutlich erkennt man, wie die Lehre von der Lage der Verstorbenen zum Gebete für sie aufforderte, so hatte das Gebet für sie eine solche Lehre zur Vorausseßung 17).

§. 95. Fürbitte der Gläubigen für einander.

Am häufigsten legten die Glieder der streitenden Kirche Fürbitten für einander ein. Wie Christus für seine damaligen Jünger und, auf die künftigen Jahrhunderte hinblickend, für Alle betete, die an ihn glauben werden, so munterten die Apostel ohne Unterlaß zur gegenseitigen Fürbitte auf. Nachzuweisen, daß ihre Nachfolger in ihre Fußstapfen traten, wäre Raumverschwendung.

Von keinem Gebete wissen wir so sicher, daß es von den Zeiten der Apostel an einen Bestandtheil der Liturgie bildete, wie von diesem. Um Wiederholungen zu vermeiden, verweisen wir auf die Liturgie in den ersten drei Jahrhunderten, besonders auf §. 98. und 108.

15) In Exod. hom. 6. n. 4. p. 397.

16) Jm Abendlande schreibt Cyprian: aliud est ad veniam stare, aliud ad gloriam pervenire; aliud missum in carcerem non exire inde, donec solvat novissimum quadrantem, aliud statim fidei et virtutis mercedem accipere; aliud pro peccatis longo dolore cruciatum emundari et purgari diu igne, aliud peccata omnia passione purgasse; aliud denique pendere in diem judicii ad sententiam Domini, aliud statim a Domino coronari. Cyp. epist. 52. p. 154 f.

17) Ueber derartige Gebete vergleiche man §. 103.

Zweiter Artikel.

Gebete bei verschiedenen Anlässen und zu bestimmten Beiten.

§. 96. Stundengebet.

Das an gewisse Stunden des Tages geknüpfte Gebet treibt seine Wurzeln bis in den A. B. hinein. Nicht nur verkündigt der Psalmist das Lob Gottes siebenmal des Tages, sondern das jüdische Ritual gliederte sich auch im Verlaufe der Zeiten in einer Weise, welche den Haupttagzeiten des kirchlichen Officiums entspricht, und es unterliegt kaum einem Zweifel, daß das alte Synagogenritual das Vorbild sei, wonach sich, freilich mit wesentlichen Veränderungen, die Tagzeiten des allgemeinen Kirchengebetes gestaltet haben 1). Um die dritte Stunde waren die Apostel im Gebete versammelt, als der hl. Geist über sie herabkam; zur sechsten Stunde betete Petrus zu Joppe; zur neunten ging er mit Johannes in den Tempel hinauf. Das Gebet während der Nacht finden wir von Christus selbst geübt, wie auch Paulus und Silas in der Nacht laut das Lob Gottes verkündigten.

Obwohl es im Wesen des Gebetes liegt und durch die h. Schrift erhärtet ist, daß man an allen Orten und zu allen Zeiten beten soll 2), hielt man es dennoch weder für gleichgültig noch unerlaubt, dasselbe zu gewissen Zeiten zu verrichten, besonders da es Stunden gibt, die den Tag in bestimmte Abschnitte zerlegen, nach welchen auch die weltlichen Geschäfte eingetheilt werden. Zu diesen Stunden, welche die Schrift auszeichnet und die die apostolischen sind, gehören die dritte, sechste und neunte 3). Bestimmte Stunden zum Gebet sich selbst festzusetzen, galt aber auch darum für gut, weil wir dadurch mehr an dasselbe erinnert werden und, durch einen solchen Vorsatz gleichsam gebunden, uns leichter von den Geschäften losreißen 4). Die Beobachtung der drei ge=

1) Haneberg im Freib. Kirchenlerion: Art. Thephilla.

2) Tert de orat. c. 23. p. 22. cf. Clem. Strom. 1. 7. c. 7. p. 854.

3) Tert. de jejun. c. 10. p. 408. Die Worte „apostolische Stunden“ enthalten unverkennbar den Gedanken, Tertullian führe dieses Gebet auf die Apostel zurück.

4) De tempore vero non erit otiosa extrinsecus observatio etiam horarum quarumdam. Istarum dico communium, quae diei interspatia signant, tertia, sexta, nona, quas solemniores in scripturis invenire est. Primus spiritus sanctus congregatis discipulis hora tertia infusus est. Petrus, qua die visionem communitatis omnis in illo vesculo expertus est, sexta hora ascenderat orandi gratia in superiora. Idem cum Johanne ad nonam in templum adibat, ubi paralyticum sanitati reformavit suae. Etsi simpliciter se habeant sine ullius observationis praecepto, bonum tamen sit aliquam constituere praesumtionem, qua et orandi admonitionem constringet, et quasi lege ad

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