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tolinus setzte dieses Denkmal seinem wohlverdienten Sohne, welcher sieben Jahre lebte. Möge dein Geist wohl ruhen in Gott; bitte für deine Schwester." Das sind meistens Inschriften auf den Gräbern der Martyrer, die von den Zeugen ihres Leidens geschrieben wurden, von Männern, die vielleicht bald selbst ihr Leben hingaben. Sie fürchteten jedoch nicht durch Anrufung ihrer Fürbitte das Mittleramt Christi zu schmälern, so wenig als sie durch Beobachtung des vierten Gebotes die Ehre Gottes zu beeinträchtigen glaubten 12).

In den ältesten Liturgien findet sich hingegen eine eigentliche Anrufung ihrer Fürbitte nicht. Es wird ihrer jedoch gedacht und die Gemeinschaft mit ihnen erneuert. Daß sich diese Gemeinschaft aber vorzüglich in ihrer Fürbitte für die Gläubigen offenbarte, sagt das römische Missale in den Worten: quorum (sanctorum) meritis precibusque concedas, ut in omnibus protectionis tuae muniamur auxilio 13).

Eine weitere Quelle für die Verehrung der Heiligen enthalten die Akten und Berichte über die Martyrer. Unsere Zeit verweist freilich derartige Erscheinungen in das Gebiet des Aberglaubens. Allein gesetzt es wäre dem so, das Zeugniß, das solche Erzählungen von dem Glauben der damaligen Christen ablegen, wird damit nicht entkräftet. Und dieser „Aberglaube“ geht bis auf den Anfang des zweiten Jahrhunderts hinauf; denn nach den Martyrakten des h. Ignatius (c. 7). sahen die hinterbliebenen Freunde den verstorbenen Martyrer in einer Vision, wie er für sie betete. Sodann sind es nicht nur die „kritiklosen“ Schreiber der Martyrakten, die solches berichten, sondern auch der Vater der Kirchengeschichte erwähnt derartiges. Zur Zeit des Origenes erlitt die Jungfrau Potamiäna den Martertod. Am dritten Tage nach ihrem Leiden erschien sie in der Nacht dem Basilides, sette ihm einen Kranz auf das Haupt und sagte, daß sie um seinetwillen Gott gebeten und das Erbetene auch erlangt habe, nicht lange mehr und er werde in den Himmel eingehen. Basilides, ein Heide, ließ sich auf dieses hin taufen, bekannte Christus und wurde den folgenden Tag enthauptet. Auch mehrere andere Bürger von Alexandrien bekehrten sich, durch die ihnen im Traume er

12) Man vergleiche hierüber P. Maurus Wolter, Benediktiner, die römischen Katakomben. (Broschüren: Verein) Frankfurt 1866 u. Wiseman, die vornehmsten Lehren und Gebräuche der katholischen Kirche. Regensburg 1867.

13) Den Commentar zu diesen Worten gibt Origenes. Quis enim dubitat, quod sancti quique patrum et orationibus nos juvent et gestorum suorum Confirment atque hortentur exemplis ? . . . . Pugnant ergo pro nobis et ipsi, et incedunt primi ante nos armati. Ipsos enim nos habentes ad exemplum, armamur, ad praelium spiritale. In Ñum. hom. 26. n. 6. p. 537.

schienene Potamiana dazu aufgemuntert, plößlich zum Glauben 14). Die Jungfrau Theodosia trat zu Christen hin, die wegen ihres Glaubens vor dem Richterstuhle standen und bat sie, sie möchten ihrer eingedenk sein, wenn sie zu Gott gekommen wären 15). Der Martyrer Theodot verspricht sterbend den weinenden Gläubigen, er werde im Himmel für fie Gott anrufen 16) und der römischen Matrone Aglais verkündigte ein Engel, durch die Fürsprache des h. Martyrer Bonifacius † 290 werden ihr alle Sünden nachgelassen werden. Viele wandten sich an seine Fürsprache und „die Wohlthaten, welche durch die Gebete des h. Martyrer bis auf den heutigen Tag erlangt werden, sind überreich“ 17). In den Aften des in der decischen Verfolgung gestorbenen Trypho und Respicius kommen die Worte vor, die Gläubigen haben ihre Seelen empfohlen sanctis beatorum martyrum patrociniis 18).

Wie bemerkt, man mag über diese Erzählungen denken wie man will, das Zeugniß, das sie für die Fürbitte der verstor benen Heiligen enthalten, wird dadurch nicht alterirt. Stand dieser Glaube an ihre fürbittende Thätigkeit aber fest, so ergibt sich die Vers ehrung, die sich besonders in der Anrufung dieser Fürbitte manifestirt, von selbst. Zudem erwäge man die Grabinschrift: Hier ruhe ich Mandrosa, treu in Christus beobachtete ich dessen Gebote, fromm ergeben dem Dienste der Martyrer (martyrum obsequiis devota). Ferner: Prektatus ruht im Frieden; er lebte 9 Jahre ein Pflegsohn Gottes, Christi, der Martyrer (nutricatus Deo, Christo, Martyribus).

3) Einer besondern Erwähnung verdient noch die Marienvers ehrung in dieser Zeit. Daß sie als Jungfrau den Sohn Gottes geboren, ist einstimmige Lehre aller Jahrhunderte. Ebenso erscheint sie aber in den ältesten Katakomben abgebildet, entweder sigend auf einem Thronseffel, das göttliche Kind in den Armen, oder stehend und betend mit erhobenen Händen, d. h. entweder vorzugsweise als glorreiche Mutter Gottes, oder als gnadenreiche Mutter der Menschen 19). In ihrer leztern Eigenschaft intressirt sie uns hier. Als Fürbitterin erscheint sie in der Katakombe des h. Petrus und Marcellinus, von zwei Männern begleitet, die ihre zum Gebet erhobenen Arme, wie einst Aaron und Hur die Arme des Moses, stützen. Maria, das ist der Sinn der schönen Parallele, erhebt auf dem heiligen Berge Gottes unermüdet ihre

14) Euseb. h. e. l. 6. c. 5. p. 398.

15) Θεοδοσία δεσμίοις τισὶ καὶ αὐτοῖς τὴν χριστοῦ βασιλείαν ὁμολογοῦσι, πρὸ τε τοῦ δικαστηρίου καθεζομένοις, πρόσεισιν ὁμοῦ φιλοφρονουμένη, καὶ οἷα εἰκὸς ὑπὲρ τοῦ μνημονεύειν αὐτῆς πρὸς τὸν κύριον γενομένους, παρακαλοῦσα. Euseb. 1. c. de mar tyr. Palaest. 1. 8. c. 7. p. 634. 16) Ruinart II. n. 31. p. 311. 17) Ruinart II. n. 16. p. 188. 18) Ruinart I. p. 375. 19) Wolter 1. c. S. 15.

Gebetsarme für das hienieden kämpfende Israel und da sie fürbittet, fann der Sieg über Amalek, das verfolgende Heidenthum, nicht ausbleiben 20).

Das ist keine willkürliche Deutung. Man höre Frenäus. Wie Eva gegen Gott ungehorsam war, so ließ sich Maria zum Gehorsam gegen Gott rathen, damit die Jungfrau Maria die Fürsprecherin der Jungfrau Eva würde. Und wie das Menschenge= schlecht durch eine Jungfrau an den Tod gefesselt wurde, so wird es durch eine Jungfrau erlöst 21), indem die Wagschaalen gleich gestellt sind, nämlich der Ungehorsam der Jungfrau durch den Gehorsam der Jungfrau 22). Wem die Fürbitte Mariens in diesen Worten nicht ausgeprägt genug hervortritt, den verweisen wir auf die sibyllinischen Weissagungen. In dem zweiten Buche derselben, dessen Abfassungszeit Friedlieb in das Ende des zweiten Jahrhunderts (also Frenäus gleichzeitig) seßt, heißt es: Zur Buße hat er gegeben den irrenden Menschen sieben Zeitalter, durch der hehren Jungfrau Vermittlung 23). Auch das wollen wir nicht schweigend übergehen, daß nach Origenes Maria deßwegen Elisabeth besuchte, damit sie den noch im Mutterleibe befindlichen Johannes jener Kraft theilhaftig mache, die sie von dem hatte, den sie empfangen 24). In dieser Darstellung erscheint Maria gleichfalls als Vermittlerin höherer Gnaden, denn sie ist voll der Gnaden, ein Wort, das sonst in der Schrift nicht vorkommt 25) und darum ihren höheren Rang ausdrückt. Wenn daher Häretiker behaupten, Christus habe sie verläugnet, so ist zu fragen, wie soll sie der Erlöser verläugnet haben, wenn sie vom heiligen Geiste gesegnet gepriesen wird? Wenn sie aber ferner behaupten,

20) Wolter 1. c. S. 17.

21) cf. Tert. de carne Christi c. 17. p. 382. Orig. in Luc. hom. 8. n. 1. p. 315. 22) Iren. 1. 5. c. 19. n. 1. Quemadmodum enim illa per angeli sermonem seducta est, ut effugeret Deum, praevaricata verbum ejus, ita et haec per angelicum sermonem evangelizata est, ut portaret Deum, obediens ejus verbo. Et si ea inobedierat Deo, sed haec suasa est obedire Deo, ut virginis Evae Virgo Maria fieret advocata. Et quemadmodum astrictum est morti genus humanum per virginem, salvatur per virginem: aequa lance disposita, virginalis inobedientia, per virginalem obedientiam.

23) Sibyllinische Weissagungen Buch II. Vers 313. cf. Buch 8. V. 357.

24) Orig. in Joan. t. 6. n. 30. p. 372. Denique antequam veniret Maria et salutaret Elizabet, non exultavit infans in utero, sed statim ut Maria loquuta est verbum, quod filius Dei in ventre matris suggesserat, exultavit infans in gaudio. Orig. in Luc. hom. 7. p. 312.

25) Orig. in Luc. hom. 6. p. 310. Quia vero angelus novo sermone Mariam salutavit, quem in omni scriptura invenire non potui, et de hoc pauca dicenda sunt. Id enim quod ait: Ave gratia plena, quod graece dicitur nexαqiτwμévn, ubi in scripturis alibi legerim non recordor; sed neque ad virum istiusmodi sermo est, salve gratia plena. Soli Mariae haec salutatio servatur. 1. c.

daß sie nach der Geburt (Christi) sich verehelicht habe, so können sie das nicht beweisen 26).

§. 94. Fürbitte für die Verstorbenen.

Die Stellen der alt und neutestamentlichen Schriften über das Fegfeuer und Gebet für die Verstorbenen übergehend, da sie jeder Katechismus enthält, wenden wir uns sogleich zu dem Glauben und der Uebung der ältesten Christen.

Auf dem Wege zum Martyrium schrieb der h. Ignatius den Christen in Rom, sie sollen nicht um seine Befreiung beten, wohl aber nach seinem Tode dem Vater in Christo Jesu Lob singen (c. 2.). Wie in der Schrift über die Liturgie ausgeführt, spielt Ignatius damit auf die Feier der Eucharistie nach seinem Tode an. Schon vor dem Jahre 200 war es nämlich eine alte Gewohnheit, nicht nur am Todes-, sondern auch am Jahrtage der Verstorbenen das Opfer der Eucharistie darzubringen 1). Es wurde nicht nur für die sog. armen Seelen, sondern für alle Verstorbenen, auch die heiligen Martyrer gefeiert, weßwegen hier nicht näher darauf einzugehen, sondern blos zu erwähnen ist, daß die Liturgien Gebete enthalten, in welchen Gott angerufen wird, er möge allen in Christus Ruhenden locum refrigerii, lucis et pacis verleihen.

Wohl das älteste Document dafür, daß durch das Gebet der Gläubigen die im Reinigungsorte befindlichen Seelen erquickt und von ihren Leiden befreit wurden, sind die acta Pauli et Theclae aus dem Anfange des zweiten Jahrhunderts. Die verstorbene Tochter der Tryphäna erschien dieser ihrer Mutter im Traume und sagte: Thekla möge für sie bitten, daß sie an den Ort der Gerechten versetzt werde 2). Thekla, die Heilige noch auf Erden Wandelnde, soll für eine verstorbene, noch nicht im Himmel befindliche Seele bei Gott fürbitten, denn der Gerechte erbarmt sich derer, welche nach dem Tode gezüchtigt werden 3). Der ewige Gott hört auf dieses Gebet der Frommen und gewährt, daß aus dem brennenden Feuer und aus lange währenden Qualen die Menschen gerettet werden. Die Abfassungszeit des zweiten Buches der sibyllinischen Weissagung, in dem diese Worte vorkommen (Vers 330), verlegt Friedlieb gegen Ende des zweiten Jahrhunderts. Selbst ein Beispiel einer solchen 26) 1. c. hom. 7. p. 313.

1) Tert. de coron. c. 3. p. 341.

2) Tischendorf acta apost. apocr. n. 28. p. 53.

3) Οἰκτείρων τοὺς μετὰ θάνατον παιδευομένους διὰ τῆς κολάσεως ἀκουσίως ἐξομoloyovμévous. Clem. strom. 1. 7. c. 12. p. 879. cf. 1. 6. c. 14. p. 794; die Meinigung fpridt er ferner in ben 23orten aus: Οὐκ ἂν οὖν μετὰ ἀκρασίας πιστὸς εἴη, ἀλλὰ κἂν ἐξέλθῃ τὴν σάρκα, ἀποθέσθαι τὰ πάθη ἀνάγκη τοῦτον, ὡς εἰς τὴν μονὴν τὴν οἰκείαν χωρῆσαι δυνηθῆναι. 1. 7. c. 10. p. 865.

Gebetserhörung ist uns hinterlassen. Perpetua hatte einen Bruder gehabt, mit Namen Dinokrates, der sieben Jahre alt, an einem Krebs im Gesichte gestorben war, welcher allen, die ihn gesehen, Grauen erregte. Nun geschah es ihr einige Tage nach der Verurtheilung, daß sie auf einmal mitten im gemeinschaftlichen Gebete dieser heiligen Bekenner den Dinofrates laut nannte, ohne doch an ihn gedacht zu haben. Das hielt sie für einen Wink, für ihn zu beten, und sie flehte viel zu Gott für ihn mit vielen Seufzern. In nächstfolgender Nacht hatte sie eine Erscheinung. Sie sah den Dinokrates hervorgehen aus einem düsteren Orte, wo viele andere waren. Er schien sehr zu leiden von Hize und von Durst, sah unfauber aus und bleich, hatte auch im Gesicht die Wunde, an der er gestorben war. Sie betete für ihn; es war ein großer Zwischenraum, der sie von ihm trennte, und sie konnten nicht zu einander kommen. Bei ihm war ein großes volles Wasserbehältniß, dessen Rand ihm über den Kopf ging, und er streckte sich umsonst, um daraus zn trinken. Das machte ihr Kummer. Da erwachte sie und erkannte, daß ihr Bruder leide, war aber voll Vertrauen, Gott werde ihr brünstiges Gebet für ihn erhören, mit welchem sie täglich anhielt, bis sie mit ihren Bandegenossen in den Kerker des Lagers geführt war, weil sie den Soldaten zur Ergötzung mit den wilden Thieren kämpfen sollten am Jahrestage des Cäsar Geta (wahrscheinlich der 7. März 203). Perpetua betete Tag und Nacht mit Thränen für ihren Bruder.

Eines Tages, da sie in harten Banden des Stockes saßen, ward ihr in einem Gesichte derselbe Ort, den sie düster gesehen hatte, als hell gezeigt, und in ihm sah sie den Dinokrates, der sauber und wohlgekleidet sich erfrischte. Wo die Wunde gewesen, war eine Narbe. Der Rand des Wasserbehälters war jetzt so niedrig, daß es dem Knaben nur an die Mitte des Leibes reichte, und auf dem Rande lag eine Trinkschale, aus welcher er trank, ohne daß das Wasser in ihr abnahm. Dann ging er davon, um nach Weise der Kinder zu spielen. Und Perpetua erkannte, daß er von seiner Strafe befreit worden 4).

Selbst diejenigen, bemerkt hiezu Stoberg, dessen Referat wir wiedergeben, welche dieses Gesicht für einen bloßen Traum halten wollen, mögen doch aus ihm ersehen, daß der Glaube an einen Läuterungsort der Seelen nach dem Tode, deren Leiden durch Gebete der Lebenden können verkürzt werden, von der Kirche geglaubt ward. Zwar haben einige Protestanten aus dem Traumbilde schließen wollen, Perpetua sei eine Montanistin gewesen. Es ist wahr, die Montanisten glaubten an das sogenannte Fegfeuer; aber diese Lehre hatte Montan mit so vielen an

4) Ruinart. I. n. 7-8. p. 209 seq.

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