Obrazy na stronie
PDF
ePub

Diese Citate sprechen allerdings nur im Allgemeinen vom Gebete der Büßer, bringt man sie aber in Verbindung mit den oben angeführten Stellen und den Orationen, welche die Liturgie der apostolischen Constitutionen enthält (man vergleiche die vorausgehenden Paragraphen) : so darf man nicht zweifeln, daß in der Katechumenenmesse solche Gebete stattfanden.

2) In nächster Verbindung mit dem Ausschluffe der Büßer von der Eucharistie steht der der Energumenen. Einerseits hat die Besessenheit regelmäßig ihren Grund in persönlicher Verschuldung; andererseits war der Energumene zwar nicht durch apostolische Entscheidung, wohl aber durch Gottes Verhängung oder Zulassung der Macht des Teufels überantwortet. Wenn jedoch der Excommunicirte der Macht des Teufels übergeben wurde und wenn der Macht des Teufels Uebergeben und Excommuniciren dasselbe war, konnte der, welcher und so lange er unter dieser Macht stand, kein volles Glied der Kirche sein.

Der 79. (78.) apostolische Kanon, welchen Drey den ersten drei Jahrhunderten vindicirt 16), verordnet darum: „ein Besessener könne nicht Cleriker sein und dürfe nicht mit den Gläubigen beten. Gereinigt nehme man ihn aber auf und, wenn er würdig sei, könne er auch Cle= riker werden." Wie das Beten mit den Gläubigen zu verstehen sei, erklärt die Synode von Elvira 17). Die Energumenen durften keine Oblaten darbringen, ihr Name wurde nicht aus den Diptychen abgelesen und sie konnten keinen Kirchendienst versehen. Dieses erstreckte sich nach Kanon 37. auf die allergeringsten Dienste, das Anzünden der Lampen 18). Hefele glaubt, es sei vielleicht Sitte gewesen, daß die zu Taufenden oder wohl eher noch die Communicirenden bei der Feierlichkeit ihrer Communion die Kirchenlampen selbst anzündeten, was jetzt den Energumenen, falls sie es auch in ihrer Krankheit noch hätten thun können, ausdrücklich untersagt wird. In der Todesstunde wurden sie hingegen zur Taufe und Eucharistie zugelassen.

Die ausdrückliche Bemerkung des apostolischen Kanon, sie dürfen nicht mit den Gräubigen beten (μηδὲ τοῖς πιστοῖς συνευχέσθω), indicirt bereits, daß sie zu den „Bitten“ zugelassen wurden. Justin erwähnt zwar die Christen haben fortwährend gebetet, Gott möge sie durch

16) Drey, Neue Untersuchungen 2c. S. 264.

17) Energumenus qui ab erratico spiritu exagitatur, hujus nomen neque ad altare cum oblatione esse ricitandum, nec permittendum ut sua manu in ecclesia ministret. can. 29.

18) Eos qui ab immundis spiritibus vexantur, si in fine mortis fuerint constituti, baptizare placet; si fideles fuerint, dandam esse communionem. Prohibendum etiam ne lucernas hi publice accendant; si facere contra interdictum voluerint, abstineantur a communione. can. 37. cf. A. C. 1, 8. c. 32,

Jesus Christus vor den Dämonen behüten 19), ein bestimmtes Zeugniß über Bitten für die Energumenen in der Liturgie erhalten wir jedoch erst durch Origenes. Er redet zuerst davon, daß Gott das Gebet erhöre. Die unfruchtbare Anna und der kinderlose Ezechias beteten und sie erhielten Kinder. Durch die Umtriebe des Aman war das Volk dem Untergange geweiht, durch das Gebet des Mardochäus und der Esther wurde es gerettet. Jonas betete im Bauche des Fisches und wurde erhört. Wer könnte aber erzählen, wie viel Jeder von uns (Christen) von Gott erhalten hat? Die kinderlose und unfruchtbare Seele, durch eifriges Gebet vom heiligen Geiste gleichsam befruchtet, hat die Wahrheit geboren. Die bösen Geister, die ihnen entgegen traten, haben sie durch das Gebet bezwungen. Die vom Satan Verschlungenen werden durch Buže verte Die angeführten Beispiele aus dem alten Testamente sind nämner Ch * der Christ Sitzet um das Geistige, das diese Typen finnbild. Cle ollen bitten, daz wir von geistiger Unfruchtbarkeit befreit worden und wir werden extat werden, wie Anna und Ezechias: wir sollen bitten, daß wir von den nächstellenden bösen Geistern befreit werden und wir werden erhör: werden, wie Mardochäus und Esther, wir sollen bitten, daß wir, durch die Sünde vom Teufel verschlungen, ausgeworfen werden und wir werden ausgeworfen werden, wie Jonas 20). Diese Gebete um Geistiges versteht der Apostel unter den vier Gebetsarten, die er im ersten Briefe an Timotheus anführt 21). Jm Verlaufe zeigt nun Origenes noch weiter, daß die genannten Typen die Gebete für die Katechumenen (Anna und Ezechias), Energumenen (Mardochäus und Esther) und Büßer (Jonas) symbolisiren, daß sie der Apostel unter den derfoɛis verstehe und daß ihr Gebet den Anfang der Liturgie bilde. Ohne uns hierauf einzulassen 22), ist blos zu bemerken, daß Origenes ausdrücklich sagt, die bekannten vier Gebetsarten des Apostels verrichten die Gläubigen nach der Predigt im öffentlichen Gottesdienste 23) und daß die Liturgie der apostolischen Constitutionen diese Gebete in der Katechumenenmessse wörtlich anführt 24). Unter den „Bitten" der Liturgie, oder in der Katechumenmesse, kamen demnach Gebete für die Energumenen vor. Welcher Art sie waren, zeigt die genannte apostolische Liturgie.

19) Probst 1. c. S. 96.

20) Orig. de orat. c. 13.
21) 1. c. c. 14.

22) cf. Probst, Liturgie §. 45.

[ocr errors]

23) Orig, in Num. hom. 11. n. 9. p. 361.
24) cf. Probst 1. c. S. 260.

II. Gebete.

§. 88. Gebete zu Gott und ihre Form.

Unter Proseuchä versteht Origenes ein Gebet, das Jemand mit Lobpreisung (Dorologie) für große Güter erhobenen Herzens emporsendet 1). Das einemal identificirt er mit demselben die Euchä, das anderemal unterscheidet er von ihm die Enchä und faßt die letzte gleich Votum, d. h. als ein Versprechen, dieses oder jenes zu thun, wenn man das Erwünschte von Gott erlange 2). Er bemerkt jedoch ausdrücklich, dieses sei nur Eine Seite der Euchä, die andere enthalte „den gewöhnlichen Begriff des Gebetes", d. h. Euchä ist theils gleich Votum, theils gleich Gebet überhaupt, oder gleich Proseuchä.

Proserche und Euch sind demnach bei Origenes bald Wechselbegriffs, bald ift ihm Brescucä der Hauptbegriff, der die Doxologie und Ende als Momente in sich schließt. Das Gemeinschaftliche aller Drei ist, daß sie an Gott gerichtet werden 3). Anbetung, Lobpreisung und die ihr entsprechende Hingabe und Aufopferung des Menschen (votum) gebühren ausschließlich Gott. Die übrigen Gebete, Bitten (denoeis) Fürbitten (Evrenseɩs) und Danksagung (evyɑqıoria) können hingegen wie an Gott, so auch an Heilige gerichtet werden und die beiden leßten nicht nur an Heilige, sondern an Menschen überhaupt 4).

2) Die Proseuchä wurden durch den Sohn an den Vater gerichtet; denn Christus sagt weder bittet mich, noch bittet den Vater, sondern bittet den Vater in meinem Namen 5). Dieses war überall und in allen Kirchen der Fall, so daß es als Spaltung erschienen wäre, wenn die Einen den Vater, die Andern den Sohn gebeten hätten 6). Beson= ders fand dieses bei der Danksagung statt 7). Durch den Namen des Sohnes und heiligen Geistes wurde sie zum Vater gesendet 3). Die Danksagung gehörte nämlich zu den Opfergebeten 9). Weil aber Jesus der Hohepriester ist, durch den wir die Opfer dem Vater darbringen 1o), der Führer beim mystischen Culte 11): so muß vorzüglich die Danksagung durch ihn verrichtet werden, weßwegen auch der Apostel sagt „durch Jesum Christum“, was so viel heißt, als durch den Hohenpriester 12).

1) Orig. de orat. c. 14. p. 464.
3) 1. c. c. 15. p. 470.

2) 1. c. c. 4. p. 423.

4) 1. c. c. 14. p. 468.

5) 1. c. c. 15. p. 471. cf. C. Cels. 1. 5. c. 4. p. 9.

6) 1. c. c. 15. u: 16. p. 472. 7) 1. c. p. 471. 8) Just. apolog. c. 65. 9) cf. Probst, Liturgie S. 102.

10) Orig. in Isai. hom. 1. n. 5. p. 294. De orat. c. 10. p. 446.

11) Orig. in Joan. tom. 13. n. 24. p. 50.

12) Orig. ad Rom. 1. 1. c. 9. p. 21.

Häufig endigten die Gebete mit der Formel: „von Ewigkeit zu Ewigkeit." Die Valentinianer stüßten sich nämlich für ihre Aeonenlehre auch auf die in der Liturgie vorkommenden Worte: els rous alovas tuv aiarov 13). Folglich war in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts diese Formel im Gebrauche; wie sie denn auch, abgesehen von den heiligen Schriften, in dem Briefe des Clemens von Rom oft vorkommt. In ihrer Vollständigkeit lautet sie meistens: Gott sei durch Jesus Christus Ehre und Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Das Wort Amen kommt im A. B. als Gottes-Name vor 14) und heißt soviel als Gott der Wahrheit oder Wahrhaftigkeit. In dieser Bedeutung steht es Apocalyse 3. 14. Gewöhnlich dient es aber als Bestätigungsformel: so ist es, so soll es geschehen, am Schlusse der Gebete. Und zwar wurde es in seiner ursprünglichen hebräischen Gestalt gebraucht; denn weder Griechen noch Lateiner übersetzten es in ihre Sprache. Gerade so verhält es sich mit Alleluja, lobet den Herrn, das man auch nicht übersehte. Fromme Personen fügten es nach Tertullian ihren Gebeten bei 15); eine Notiz, die zeigt, daß es zu Ende des zweiten Jahrhunderts als Privatgebet gebraucht, allmählig in das liturgische Gebet überging. In den n. t. Schriften kommt es nur Apocal. 19. 1. 3. 4. 6. vor.

Die an Gott gerichteten Bittgebete schlossen zum Theil mit der Formel: Kyrie eleison. Obgleich, bemerkt Augusti, dieser um Hilfe flehende Ausdruck bei den Profan-schriftstellern 16) vorkommt, so würde es doch ein Umweg sein, wenn man den kirchlichen Gebrauch desselben daher ableiten wollte, indem der Sprachgebrauch des A. und N. T. weit näher zum Ziele führt. Im A. T. kommt diese Bitt-formel sehr häufig vor, besonders in den Psalmen, theils in Beziehung auf Sündenvergebung, theils um Abwendung allgemeiner Noth. cf. Psl. 51. 1. 123. 3. Auch im N. T. ist dasselbe der gewöhnliche Zuruf, womit sich Leidende an Jesus wenden 17). Dieser Sprachgebrauch ging um so mehr in die christliche Kirche über, da ja die vorzüglichste Absicht des Kultus dahin ging, dem Menschen Vergebung der Sünden und Cottes Gnade zu erflehen 18).

13) Iren. 1. 1. c. 3. n, 1.

14) Isai. 65. 16.

15) Tert. de orat. c. 21.

16) Nach Epicteti Enchirid. 1. 2. c. 7. sagte schon Arrianus, der Priester ser Ceres uno βroferpina: Τὸν Θεὸν ἐπικαλούμενοι δεόμεθα αὐτοῦ· κύριε ἐλέησον, Orgεór μo 29eiv. Auch Virgil. Aen. XII. 177. heißt es: Faune, precor, miserere mei! wo dieses miserere mei völlig im christlich kirchlichen Sinne ge= nommen ist. 17) Math. 9. 27; 15. 22; 20. 30. 18) Augusti, Denkwürdigkeiten V. p. 219.

[ocr errors]

§. 89. Glaubensbekenntniß und Vater unser.

Ueber die Entstehung und Ausbildung des Symbolum oder apostolischen Glaubensbekenntnisses wurde gehandelt 1). In unserer Periode war es weder in die Liturgie aufgenommen, noch von den Gläubigen im Gottesdienste gemeinschaftlich gebetet, sondern von den Täuflingen, vor dem Empfange des Sakramentes, abgelegt. Es war der Ausdruck des Glaubens, sofern er in dem Bekenntnisse, der Anerkennung, des Einen, lebendigen und wahren Gottes einerseits, und in der Hingabe an ihn, in dem sich ihm Weihen andererseits, besteht. Das letzte Moment betonen die ältesten Lehrer besonders; denn die Ablegung des Glaubensbekenntnisses bildete den Mittelpunkt des Taufgelübdes. Nicht nur sachlich, sondern auch zeitlich war es der Anfang und die Grundlage der eigentlich christlichen Gebetsthätigkeit; denn erst nach seiner Ablegung durfte der Täufling das Vater unser beten und der Liturgie beiwohnen.

2) Das Bittgebet an Gott im höchsten, ja einzigen Sinne enthält das Vater unser. Der neue Bund und das neue Gesetz forderte auch ein neues Gebet, deßwegen gab Jesus Christus den neuen Schülern des neuen Testamentes eine neue Form des Gebetes 2). Zuerst lehrte er seine Schüler das Vater unser, Luc. 11. 1. das er später in der Bergpredigt dem Volke verkündigte Math. 6. 9. 3).

Vieles wurde zwar durch die Propheten und Diener Gottes verkündigt, da aber das Wort Gottes selbst kam, um die in den Finsternissen des Todes Frrenden zu erleuchten und zu führen, gab er auch die Form des Gebetes an; der das Leben lehrte, lehrte auch das Gebet. Gott sollte von nun an im Geiste und in der Wahrheit angebetet werden. Kein Gebet kann aber geistiger sein, als das uns Christus gab, der uns den heiligen Geist sendete; kein Gebet wahrer sein, als das vom Sohne gelehrte, der die Wahrheit ist. Wenn wir dieses Gebet daher verrichten, dann mag der Vater die Worte seines Sohnes erkennen, der unser Fürsprecher beim Vater ist. Wenn wir nämlich das erlangen, um was wir in seinem Namen bitten, so geschieht das am meisten dann, wenn wir durch die Worte seines Gebetes bitten 4). Sodann ist das neue christliche Princip das der Einheit Aller unter sich und mit Gott. Darum wollte der Lehrer des Friedens und Meister der Einheit nicht, daß man vereinzelt und getrennt nur für sich bete. Wir sagen nicht: Mein Vater, der du im Himmel bist, wir beten nicht für

1) cf. §. 21-24.

2) Tert. de orat. c. 1. p. 1. Die älteste Erklärung des Vater unser steht §. 47. 3) Orig. de orat. c. 18. p. 483. 4) Cyp. de orat. dom. p. 414. u. 415.

« PoprzedniaDalej »