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Einleitung.

§. 1. Das Wort Gottes.

Der Mensch besitzt die Anlage zur Erkenntniß Gottes, wie er auch die Bestimmung hat, sie zu aktualisiren. Kommt er diesem nicht oder nur mangelhaft nach, so verkümmert er und verletzt er das Recht Gottes von der vernünftigen Creatur erkannt und verherrlicht zu werden. Joh. 17. 3. Zudem bedingt die Erkenntniß des lebendigen Gottes alles wahre Erkennen und Handeln.

Die Uroffenbarung verdunkelte sich durch den Sündenfall und zwar um so mehr, je weiter sich der Mensch von seiner Wiege entfernte. Gott kam dem Verirrten durch die alt testamentliche Offenbarung zu Hilfe. Weil jedoch das prophetische, vom Logos durch den heiligen Geist inspirirte Wort durch menschliche Medien, wenn auch ohne Trübung hindurchgieng, ist es nicht der vollendete Ausdruck der göttlichen Offenbarung. In Christus hingegen fällt Selbst- und Gottesbewußtsein zusammen und darum ist sein Wort der absolute Ausdruck der göttlichen Wahrheit, die einerseits Wiederherstellung der natürlichen religiösen Erkenntniß ist, andererseits Verklärung und Erweiternng derselben über ihre Grenzen hinaus.

Diese Offenbarung wird durch den Glauben angenommen, der ebenso ein Ergreifen derselben, als ein Ergriffensein von ihr ist. Seinem Princip, Beweggrunde und Inhalte nach übernatürlich, ist er doch seinem formellen Charakter nach eine natürliche Erkenntnißweise. Das geistige Auge, womit der Gläubige die übernatürlichen Wahrheiten schaut, ist zugleich das Auge seines Geistes, geschärft und neugeboren durch ein übernatürliches Licht. Die Vermittlung des Glaubens kann darum ebensowenig eine rein übernatürliche sein, als die Bewegung zum Glauben ein rein innerlicher Vorgang ist. Der Glaube bedarf, um zu Stande zu kommen, einer äußeren sinnlichen Vermittlung und diese ist durch die

Probst, Lehre und Gebet.

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Natur der Sache, wie durch positiv göttliche Anordnung, in dem Lebendigen Worte gegeben.

Der Herr selbst hat sich dieses Mittels ausschließlich bedient und die Apostel mit der mündlichen Verkündigung der Heilsbotschaft beauftragt. Selbstverständlich beschränkte sich dieser Auftrag nicht auf die Apostel; deßwegen betrauten sie andere Männer mit diesem Amte und der Vollmacht, Lehrer des göttlichen Wortes aufzustellen.

§. 2. Inhalt und Eintheilung unserer Schrift.

Nicht die Menschheit hat in fortschreitendem Entwicklungsproceß die Gottheit aus sich geboren, sondern der Sohn Gottes hat die menschliche Natur angenommen; nicht die innere Kirche hat die äußere, sondern diese hat die innere ins Leben gerufen; nicht die Gemeinden haben die Apostel und Bischöfe, sondern die Apostel und Bischöfe haben die Gemeinden gezeugt; nicht der Glaube der Gemeinde hat die Prediger, sondern die Prediger haben den Glauben der Gemeinde gebildet; denn wie können sie glauben, wenn sie nicht hören, wie hören, wenn nicht geprediget wird, wie kann geprediget werden, wenn keine Prediger gesen= det sind. Röm. 10. 14. 15.

Wer diese Worte erwägt, sollte es weder für unhistorisch, noch für unwissenschaftlich halten, wenn mit der Darstellung des kirchlichen Lehramtes und seiner Organe begonnen wird. Damit will nicht geläugnet werden, daß das Innere auch wieder fördernd auf das Aeußere wirkt; denn es handelt sich blos darum, welches war das Erste, der Meister oder das Werk, das Organ oder das Organisirte.

2) Nachdem Christus die Boten auserwählt und ihnen seine Lehre mitgetheilt hatte, sandte er sie aus, sie allen Völkern zu verkünden. Seine Lehre, oder sein Wort, hatte aber die doppelte Aufgabe: Gott zu verherrlichen und die Menschen zu heiligen. Das ist der allgemeinste Inhalt des Depositum des Glaubens, der sich in seine Hauptmomente zerlegte, sobald er zum Behufe der praktischen Verwendung concreter gestaltet wurde. Das Wort Gottes vorherrschend zur Verherrlichung Gottes verwendet, diente dem liturgischen Gebete und Kultus, zur Heiligung der Menschen gebraucht, wurde es zur Predigt. Die letzte differentiirte sich weiter, je nach der Beschaffenheit des Zuhörerkreises, zu deren Heiligung sie die eine oder andere Seite ihres Stoffes hervorkehren mußte. Diese sind entweder Ungläubige oder Gläubige, oder solche, welche vom Unglauben zum Glauben (oder vom Glauben zum Unglauben) überzugehen im Begriffe sind. Ihnen gegenüber

wurde die Verkündigung des Evangeliums entweder zur Missionspredigt, oder Katechese, oder Homilie.

Gott soll von den Menschen verherrlichet werden; dieses vermögen sie aber blos, sofern sie geheiliget sind, darum sezt die Verherrlichung Gottes die Heiligung der Menschen voraus. Der Missionspredigt, Katechese und Homilie folgt die Lehre vom liturgischen Gebete als letzter Theil.

Das von den Aposteln verkündigte Wort Gottes vererbte sich je= doch nicht in der Gestalt und dem Umfange wortgetreu fort, den es von ihnen zum Behufe der Ausübung ihrer verschiedenen Thätigkeiten erhalten hatte. Andererseits ist die ursprüngliche und principielle Formirung eines Stoffes für die weitere Entwicklung an sich maßgebend und da= rum um so mehr die von den Aposteln herrührende Gestaltung der christlichen Wahrheit. Sie ging nicht verloren, sondern blieb, ihrem Wesen nach, Norm für alle Zeiten.

Die Missionspredigt der Apostel wurde zur Glaubensregel. Die Summe und Grundlage des katechetischen Unterrichtes lebte im apostolischen Symbolum fort, der Stoff, den sie in der Predigt vor den Gläubigen vortrugen, ist in den Evangelien aufbewahrt, die im Kult verwendete apostolische Predigt wurde zum liturgischen Kanon, an den sich als Krystallisationskern die übrigen Gebete anreihten. Von dieser ersten, den folgenden Jahrhunderten zur Richtschnur dienenden, Gestaltung des Lehrstoffes, wird daher nach dem Lehramt und seinen Organen gehandelt, so daß der Inhalt der vorliegenden Schrift in folgende Abschnitte zerfällt: Lehramt und seine Organe, Lehrstoff und seine erste Gestaltung, Missionspredigt, Katechese, Homilie, Lehre vom Gebet. Obwohl dieses die durch die Beschaffenheit des Stoffes bedingte und darum im Wesen der Sache begründete Eintheilung ist, bleiben wir ihr doch nicht ganz treu. Aus später anzugebenden Gründen fiel in der nach apostolischen Zeit die Missonspredigt so mit der Katechese zusammen, daß sie sich ohne Willkür nicht von ihr trennen läßt. Um sie auch dem Namen nach von der eigentlichen Katechese zu trennen, nennen wir sie Vorbereitungskatechese, handeln sie aber unter der allgemeinen Lehre vom Katechumate und der Katechese ab.

Erster Theil.

Verkündigung des Wortes Gottes.

Erstes Capitel.

Das Lehramt.

§. 3. Das Lehramt nach der h. Schrift.

Die Behauptung, in den ersten Jahrhunderten sei ein eigentliches Lehramt unbekannt gewesen, weil jedem, der im Besitze der nothwendigen Kenntnisse war, die Verkündigung des Wortes Gottes zustand, ist mehr keck als wahr. Zweifellos sandte nämlich Jesus nicht Alle, sondern blos die siebzig Jünger, besonders aber die zwölf Apostel zur Verkündigung des Evangeliums aus.

In die Welt gekommen, den allein wahren Gott bekannt zu machen, hat er seinen Namen geoffenbart und das Werk vollbracht, das ihm der Vater aufgetragen. Die Apostel haben diese Lehre erkannt und bewahrt und die Worte, welche er ihnen mitgetheilt, angenommen. Damit man aber nicht glaube, Jesus spreche von den Gläubigen überhaupt, fügt er bei, er habe sie, da er bei ihnen war, behütet, so daß Keiner verloren ging, als der Sohn des Verderbens. Wie du, fährt der Herr fort, mich gesandt hast, so habe ich sie in die Welt gesendet; ich bitte jedoch nicht allein für sie, sondern auch für Jene, welche durch ihr Wort an mich glauben werden. Joh. 17. 3-20.

Die Jünger, von Jesus gesandt, wie er vom Vater, sollten das Wort verkündigen, die Anderen es gläubig annehmen. Wer will läugnen, Jesus habe in diesem Gebete seine Blicke nicht zugleich auf die künftigen Jahrhunderte gewendet und für die Gläubigen, die heute leben, ebenso gebetet, wie für alle Nachfolger der Apostel bis an das Ende der Zeiten? Dieses zugegeben, sieht Christus in seiner Kirche Solche, die, wie er gesendet, das Wort Gottes verkündigen und Solche, die es glänbig annehmen, oder der Unterschied zwischen lehrender und hören der Kirche ist von ihm vorausgesehen und vorausbestimmt.

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Begleiten wir Jesus bei seiner Himmelfahrt auf den Delberg. Was er vor seinem Tode, mit seinem Vater sprechend, erwähnt, erscheint hier als klarer und unzweideutiger Auftrag an die Apostel. Mir ist alle Gewalt verliehen im Himmel und auf Erden. Gehet nun hin, lehret alle Völker, taufet sie... und lehret sie alles halten, was ich euch geboten. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der

Welt." Math. 28. 18. Es war das eine Aufgabe, welche die Kräfte armer Fischer und ungelehrter Männer weit mehr überstieg, als der Auftrag, welchen Moses 1) und Jeremias (1. 17-19) erhielten, weßwegen Jesus, ähnlich wie Gott zu diesen beiden Männern, sagt: ich bin bei euch. Dadurch verspricht er, mit besonderer Sorgfalt über ihnen zu wachen, und dieser Schuß soll sich nicht nur bis an das Lebensende der Apostel, sondern bis an das Ende der Welt erstrecken; er soll nicht nur den Jüngern, sondern auch ihren Nachfolgern zu Theil werden. Aus solchen Aeußerungen ersieht man klar, die an die Apostel zunächst gerich= teten Worte beziehen sich auf alle Zeiten, oder, das Apostolat währt nach dem Tode der Apostel bis an das Ende der Tage fort. Welcher Art dieser Schutz und diese Fürsorge sei, war den Aposteln bekannt; denn Jesus hatte ihnen ausdrücklich den Geist der Wahrheit verheißen, der sie Alles lehren und bei ihnen in Ewigkeit bleiben werde 2). Zur Verkündigung des Evangeliums war ihnen ebenso der Geist der Wahrheit verliehen, als Jesus bei ihnen zu bleiben versprach; beides steht im nächsten Zusammenhange mit einander.

Wie genau entspricht ferner das hohepriesterliche Gebet dem Auftrage vor der Himmelfahrt! Dort sagt Jesus: du hast mir Macht gegeben über alles Fleisch, um allen das ewige Leben zu geben. Deinen Namen habe ich den Menschen geoffenbart und sie haben dein Wort ge= halten 3). Hier heißt es: mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden, lehret alle Völker und lehret sie Alles halten. Dort sagt er: wie du mich gesendet hast, sende ich sie, hier heißt es: gehet hin und lehret. Dort sagt er: ich habe sie behütet und bete für sie, Joh. 17. 12. 20., hier: ich bin bei euch, dort: der heilige Geist wird bei euch bleiben in Ewigkeit, hier: ich bin bei euch bis an das Ende der Welt.

Dazu nehme man noch die bekannten Worte Christi an Petrus: weide meine Lämmer, weide meine Schafe, in welchen geradezu ein Unterschied zwischen Hirt und Heerde gemacht wird, und der Unbefangene sollte doch erkennen, daß Jesus selbst ein Lehramt einsette *). Selbstverständlich bezicht sich das Weiden der Lämmer nicht blos auf die Leitung, sondern auch auf das Lehren. Jesus war vom Vater die Macht gegeben, die Welt zu retten und er giebt diese Macht seinen Jüngern, um alles Fleisch zu beseligen; Jesus war vom Vater gesendet,

1) Erod. 3. 11. 12. 2) Joh. 14. 16. 26; 16. 13. 3) Joh. 17. 2. 6. 4) Wäre das nicht der Fall, wie ließe es sich erklären, daß er zum Volke und seinen Jüngern von den Schriftgelehrten und Pharisäern sagte, sie sißen auf der Kathedra des Moses, darum beobachtet was sie euch sagen. Math. 23. 2. Wer rechtmäßig lehren will, muß autorisirt sein, das liegt in diesen Worten.

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