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schöne Worte, wohl aber durch eine von der göttlichen Gnade getränkte Rede geheilt werden, denn sie durchdringt das Herz, gibt Trost, richtet auf 16). Die heilige Schrift bezeugt auch, um das Herz des Menschen zu durchdringen, genüge es nicht Wahres und Ueberzeugungstüchtiges zu sagen, wenn Gott dem Sprecher nicht Kraft verleiht, wenn die Gnade nicht das Gesagte schmückt, die dem wirksam Sprechenden von Gott zu Theil wird. In Psalm 67 heißt es: der Herr gab das Wort den Freudenbotschaftern mit großer Kraft 17). Die Apostel, die unsere Muster sind und bleiben, liefern aber den thatsächlichen Beweis davon. Die Lehrer der platonischen Weisheit und alle übrigen Philosophen vermögen nichts von dem, was die Kräfte der menschlichen Natur übersteigt, die Apostel hatten hingegen die Macht der Ueberzeugung vom Geiste und der Kraft. Darum flog eilig ihr Wort bis an die Grenzen der Erde und bekehrte jene, welche Natur und Gewohnheit an die Sünde fesselte, wendete die nach seinem Willen, welche selbst menschliche Strafe nicht gebessert hätte 18).

In unmittelbare Verbindung mit der Gnade bringt Origenes die Popularität. Einfachheit gepaart mit göttlicher Kraft bewirkt mehr als rhetorische Kunst. Sie pflanzt Glauben und ein dem Glauben entsprechendes Leben, was aller Schmuck der Rede nicht vermag 19). Die einfache Rede macht sich jedoch nicht blos, wie das demüthige Herz, in besonderem Grade der Gnade theilhaftig, sie hat auch den Vorzug, daß sie Alle fassen und verstehen können. Insofern geziemt sie besonders dem christlichen Prediger, der von dem Grundsaße ausgehen und seine Menschenliebe darin zeigen soll, so Vielen als möglich zu nüßen und Jeden zur Wahrheit zu führen, nicht nur den Gebildeten, sondern auch den Ungebildeten, nicht nur den Griechen, sondern auch den Barbaren. Zu diesem Zwecke müssen sie sich aber einer Redeweise bedienen, deren charakteristisches Merkmal Popularität ist, die sich der Fassungskraft Aller anbequemt. Diejenigen, welche sich um Sklaven und Idioten insofern nichts kümmern, als sie dem Gange ihrer Rede nicht folgen können, die nur die wissenschaftlich Gebildeten im Auge haben, schränken den öffentlichen Vortrag auf allzu enge Grenzen ein. Anders die Propheten, Jesus und seine Apostel, die nicht nur davon ausgegangen sind, Wahres zu lehren, sondern auch das Herz des Volkes zu gewinnen. Die sorgfältig ausgearbeiteten Reden des Plato und Anderer haben darum auch wenig genügt. Plato wird blos von Männern der Wissenschaft gelesen. Ich sage das nicht, um Plato wehe zu thun; denn er hat in vielen

16) Ad Rom. 1. c. p. 454.
18) C. Cels. 1. 3. c. 68. p. 422.

17) C. Cels. 1. 6. c. 2. p. 124.

19) C. Cels. 1. 3. c. 39. p. 374.

Zweigen der Wissenschaft Nügliches geleistet, sondern will damit nur zeigen, welches die Gesinnung derer war, die sagten: meine Rede und Predigt bestand nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht auf Weisheit der Menschen, sondern auf Gottes Kraft beruhe. I. Cor. 2. 4 20). Das Christenthum als Weltreligion verlangt von seinen Priestern, daß sie Weltpriester seien und dieser Forderung entsprechen sie durch Popularität. Ihnen vindicirt darum Origenes den Namen Philantropen.

In unseren Tagen versteht sich derartiges von selbst, man muß sich aber in jene Zeit versetzen, um das Großartige dieser Auffassung zu würdigen. Die heidnische Welt glaubte, der Sklave sei für alles Höhere unfähig und ihre besten Bürger machten es den Christen zum schweren Vorwurfe, daß sie sich derselben annahmen. Solchen Vorurtheilen ge= genüber sprach Origenes die großen Worte: Wir bekennen offen, daß wir alle Menschen durch das Wort Gottes bilden wollen, wenn Celsus auch nicht damit einverstanden ist. Demgemäß theilen wir auch den Jüngeren die ihnen angemessenen Ermahnungen mit und leiten die Sklaven an, wie sie einen edlen Sinn in sich erzeugen können, und so durch das Wort frei werden 21). Das Christenthum machte die Sklaven frei, deßwegen befreiten sie sich nicht selbst. Den modernen Sklaven soll, so will es die heutige Bildung, die Kirche nicht zur Freiheit führen, sie werden selbst die Kette brechen.

§. 67. Tertullian.

Wären Spott, Jronie, Uebertreibung Waffen, deren sich der christliche Prediger bedienen darf, es ließen sich aus Tertullians Schriften viele Beispiele glänzender Beredtsamkeit anführen.

Als Katholik besitzt er noch einige Ruhe, als Montanist verschwendet er Witz und Satyre zur Bekämpfung der Wahrheit. Wie sein Gemüth, so die Hast seiner Sprache, immer gedrängt, dunkel; zwar bilderreich und blühend; aber eben wie Blüthen der Wüste. (Möhler.)

So wenig die Art und Weise, wie er diese Waffen handhabt, empfohlen werden darf, so ist doch da und dort Spott am Plaze; denn es gibt Stoffe, die man durch lächerlich machen beseitigen kann, damit sie durch ernste Behandlung keine Wichtigkeit erlangen. „Die Wahrheit verträgt sich auch mit Lachen, weil sie sich freut, sie spottet über ihre Rivalen, weil sie sicher ist. Darauf ist jedoch zu achten, daß ihr Lachen,

20) C. Cels. 1. 6. c. 1. 2. p. 124.

21) C. Cels. 1. 1, c. 54.

weil unwürdig, nicht verlacht wird" 1). Bekanntlich machen auch die Kirchenväter in ihren Schriften heidnische Lehren und Gebräuche häufig lächerlich. Ob sie es auch in ihren Predigten thaten, läßt sich nicht sagen, da wir blos die des Origenes besitzen. Adamantius verschmäht jedoch diese schneidende Waffe auf der Kanzel.

Die Ironie spricht, wenn man blos auf den Wortlaut sieht, das Entgegengesetzte von dem aus, was sie eigentlich ausdrücken will. Man definirt sie gewöhnlich als tropus, quo contrarium pro contrario, oppositum pro oppositio ponitur. Erhaben über die gewöhnlichen Ansichten der Menschen, urtheilt sie nach höheren Grundsäßen, erfaßt das Wesen der Sache und läßt verächtlich das Schwache und Hinfällige sehen. Beispiele beider Arten finden sich im Nachfolgenden. Glatte, aber scharf geschliffene ironische Worte finden sich in der alten Predigt oft, von dem sarcastischen Wetterleuchten Tertullians wendet sie sich je= doch ab.

Weil das sehr Große und sehr Kleine das Interesse des Menschen mehr erregt als das Gewöhnliche, weil die Darstellung der unendlichen und unfaßbaren christlichen Wahrheiten hyperbolische Ausdrücke verträgt, bedienen sich die christlichen Prediger auch der Hyperbel 2) und dem afrikanischen Apologeten steht diese Redefigur im vollen Maße zu Gebote 3).

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1) Tert. adv. Valent. c. 6. p. 151. Der Scherz spricht eine Geringschäßung aus und kleidet das überlegene Bewußtsein, daß man etwas gering achte, in eine scherzhafte Gestalt. Hebt dieses überlegene Bewußtsein die gänzliche Unfähigkeit des Unterliegenden hervor, so wird es zum Hohn. So Tatian. Was wir glauben, ist kein Unsinn; was ihr aber sprechet, find leere Possen. Wenn ihr der Geburt der Götter erwähnt, so stellt ihr sie als sterblich hin. Warum wird jezt Juno nicht mehr schwanger? Ist sie gealtert, oder fehlt euch die Nachricht davon ?" Der Spott macht sich hingegen über die Unbedeutsamkeit und Schwächen Anderer lustig. Was, fragt Tatian, thun euere Philosophen Großes und Wunderbares? Sie lassen eine Schulter bloß, langes Haar und langen Bart wachsen und mit Nägeln_reißender Thiere gehen sie herum. O Mensch, der du mit dem Hunde wetteiferst, Gott nicht kennst und den Bestien es nachmachest!" Mit dem lezten Saße geht er zum Hohn über. Beachtenswerth ist, daß besonders Apostaten sich dieser Redeweise bedienen. Solche Bitterkeit kennt das katholische Herz nicht.

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2) Wörtlich überfeßt: über die Grenze hinauswerfen, und zwar nach beiden Seiten; die Grenze überschreiten im Vergrößern und Verkleinern, daher die Auresis und Meiosis, Theile der Hyperbel. Virtus ejus ex diverso par augendi atque minuendi, sagt Quintilian.

3) Als Probe Folgendes: Seit gestern sind wir und alles Eurige haben wir angefüllt: Städte, Inseln, Schlösser, Lager, Palast, Senat, Forum; nur die Tempel allein haben wir euch überlassen. Für welchen Krieg wären wir nicht stark, nicht gerüstet, sogar an Streitkräften ungleich gewesen, die wir frei uns hinschlachten lassen: wäre durch unsere Religion nicht eher gestattet zu sterben, als zu tödten? Ja wir brauchen keine Waffen, keine Empörung, schon durch Entzweiung, durch den Troß einer Lostrennung allein hätten wir euch bekriegen können. Würden wir in solcher Masse von euch weg nach einer fernen Gegend uns gezogen haben: gewiß ihr hättet erbebt ob euerer Verödung, ob des Stillstandes im Verkehr, vor Entseßen über den wie ausgestorbenen Erdkreis.“

2) Um einerseits eine Probe seiner Darstellungsweise zu geben, andererseits die Lehrweise der damaligen Häretiker zu charakterisiren und endlich die bereits berührte Regel der Schriftauslegung zu ergänzen, heben wir folgende Stellen aus der Verjährung“ aus.

Das ist mein Hauptgrundsay: Ein Eines, und zwar Gewisses, ist von Christus angeordnet worden, was die Völker zu glauben und darum zu suchen haben, damit, wenn sie es gefunden, glauben können. Was aber als ein Einiges und an sich Gewisses festgesetzt ist, kann nicht Gegenstand endloser Untersuchung sein. Man muß suchen, bis man findet, und glauben, sobald man gefunden hat. Dieses Eine und Ee= wisse ist das, was Christus die Apostel gelehrt und diese in den Kirchen niedergelegt haben, weßwegen es auch durch die nämlichen Kirchen erprobt wird, welche die Apostel selbst stifteten, indem sie in ihnen sowohl mündlich, als auch hernach durch Briefe gepredigt haben. Verhält sich dieses so, so ist entschieden, daß mithin jede Lehre, welche mit den apostolischen Mutter und Stammkirchen des Glaubens im Einklange steht, als Wahrheit angesehen werden müsse, als solche, die festhält, was die Kirchen von den Aposteln, die Apostel von Christus, Christus von Gott empfangen hat; und umgekehrt, daß jede Lehre von vorneherein als aus der Lüge entsprungen zu betrachten sei, welche wider der Kirchen, der Apostel, Christi und Gottes Wahrheit lautet. Wir brauchen also nur zu beweisen, ob unsere Glaubensregel auf apostolische Ueberlieferung sich gründe, und eben daraus, ob die übrigen aus der Lüge kommen. Wir stehen in Gemeinschaft mit den apostolischen Kirchen, darum weil keine eine abweichende Lehre hat, das ist das Zeugniß der Wahrheit 4).

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Mögen auch die Häretiker mit den Anfängen ihrer Kirchen auftreten, die Reihenfolge ihrer Bischöfe entwickeln, die sich so durch ihre Aufeinanderfolge abwindet, daß der erste Bischof einen von den Aposteln oder Apostelschülern, der jedoch in der Gemeinschaft der Apostel verblie= ben ist, an der Spize oder zum Vorgänger habe. In dieser Form weisen nämlich die apostolischen Kirchen ihre Abstammung nach; wie die Kirche der Smyrnäer die Einsetzung des Polycarp auf Johannes, ebenso die römische die Ordination des Clemens auf Petrus zurückführt, wie auch die übrigen ihre Bischöfe aufzählen, welche sie von den Aposteln eingesetzt, als Ableger des apostolischen Samens haben. So etwas sollen die Häretiker sich zusammendichten! 5) Durchwandere die apostolischen Kirchen, in welchen die Lehrstühle der Apostel selbst noch an ihren Orten vorstehen, bei welchen ihre authentischen Briefe gelesen werden, wie sie eines Jeden Stimme wiederklingen, eines Jeden Bild wieder darstellen.

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Liegt dir Achaja zunächst, so hast du Korinth; bist du nicht weit von Macedonien, so hast du Philippi, kannst du nach Asien gehen, hast du Ephesus. Wohnest du nahe an Italien, so hast du Rom, wo auch wir unsere Auktorität haben. Glückliche Kirche, in welche die Apostel ihre gesammte Lehre mit ihrem Blute hingegossen haben, wo Petrus dem Leiden des Herrn ähnlich wurde, wo Paulus mit der Todesart Johannes (des Täufers) gekrönt wird. Laßt uns sehen, was sie gesagt, was sie gelehrt haben 6).

Muß mithin die Wahrheit denen zuerkannt werden, welche in der Regel wandeln, welche die Kirche von den Aposteln, die Apostel von Christus, Christus von Gott überliefert hat, so ist damit auch der Saß begründet, daß die Häretiker zur Berufung auf die Schrift nicht zuzulassen seien, welchen wir ohne Schrift beweisen, daß sie auf die Schriften keinen Anspruch haben. Denn sind sie Häretiker, so können sie nicht Christen sein, insofern sie das nicht von Christus haben, was sie aus eigener Wahl sich aneignen, und damit den Namen Häretiker annehmen. Sind sie somit Nichtchristen, so haben sie kein Recht auf die Schriften der Christen. Mit Recht muß man ihnen sagen: Wer seid ihr, wann oder woher seid ihr gekommen? Was treibt ihr, mir nicht Gehörige, in dem Meinigen? Mit welchem Rechte, Marcion, haust du meinen Wald? Mit welchem Fug verleitest du, Valentin, meine Quellen? Mit welcher Vollmacht, Apelles, verrückst du meine Marken? Mein ist der Besitz, was säet und weidet ihr Anderen da nach euerem Gefallen ? Mein ist der Besitz; ich besitze seit Urzeit, besize früher, habe feste Grundbücher von denen, welchen die Sache gehörte; ich bin der Erbe der Apostel. Wie sie es in ihrem Testamente verordnet, wie sie es auf Treue vermacht, wie sie darauf vereidet haben, so besitze ich es. Euch sicher haben sie auf immer enterbt und verstoßen, als Fremde und Feinde. Woher sind aber die Häretiker den Aposteln fremd und feind, als durch die Verschiedenheit der Lehre, die jeder nach seinem Gefallen gegen die Apostel entweder aufgebracht oder angenommen hat 7). Sie knüpfen auch mit Allen ohne Unterschied Gemeinschaft. Es kümmert sie nicht, ob diese es auch verschieden halten mögen, wenn sie sich nur zur Bekämpfung der Einen Wahrheit mit ihnen verstehen 3).

Was soll ich von ihrer Verwaltung des Lehramtes sagen, da sie das zu ihrem Geschäfte machen, nicht die Heiden zu bekehren, sondern die Unsrigen zu verkehren. Nach dem Ruhme haschen sie, wenn sie Stehenden den Sturz, nicht aber Liegenden Erhebung bereiten können; begreiflich, es kommt ja auch ihr Werk nicht vom Aufbauen, sondern 8) 1. c. 41.

6) 1. c. c. 36.

7) 1. c. c. 37.

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